Sind es die Tramadoltröpfchen oder ist eben gerade … Grosse Persönlichkeiten der Kulturgeschichte gehen im «3 Eidgenossen» eins ziehen. Heute: Ozzy Osbourne bestellt ein Gazosa.
Ich überwinde mich gerade zum letzten abgekalteten Schluck Kaffee, als er hereinhumpelt. Die Sonnenbrille sitzt und der Stammtisch bleibt sitzen. Ich scheine der einzige zu sein, der ihn bemerkt hat – das Gespräch am Nebentisch plätschert weiter: Dass Hene Pech habe mit dem Leben, schwarzer Samstag halt, lachenhusten und jetzt noch der vom Betreibungsamt. Ozzy indes muss wohl auf Toilette. Er streift auf geradem Weg durch die Stube und fädelt rechts ein nach dem Herrenklo.
Zeit zu überlegen, wie ich mit dem Fürst der Finsternis ins Gespräch treten soll. Übungshalber forme ich mit den Fingern eine gehörnte Hand und schlage die Zunge zwischen den Zahnreihen diabolisch auf und ab. Oder ich könnte mich ein bisschen an einem Haustier vergehen und ihm einen niedlichen, blutigen Tierkopf als Opfer bereiten? Der einzige Hund im Raum ist dann doch etwas stämmig für solcherlei. Oder lieber einen ausgeben? Hey Ozz’, Bloody Mary, Thema? Und dann ansetzen zum grossen Interview, Bloggeschichte schreiben. Ich im Hoch und er lässt tief blicken. Und die Leute so: «Schon gehört, dieser Schwab, hat mit dem Sänger von Iron Maiden …»
Spülung, Ächzen. Bleich und gemütlich mischt er sich wieder in die Szenerie. Noch dreivier Schritte, Herzklopfen, Schweisstropfen … Ich nuschle «Tschou du», aber er zieht an mir vorbei und hängt sich an den Tresen. Den auffordernd-gelangweilten Blick der Bedienung erwidert er mit einem geschrienen «Lemonade!» Dann packt er die Glasflasche untern Arm und schiebt sich Richtung Ausgang. Dass er auch später zahlen könne, das hat er wohl nicht mehr gehört und ein kalter Friedhofswind weht noch durch die Bar.
« Zur Übersicht