Bitte raven Sie hart – oder spitzen Sie die Ohren! Der Technotüftler Olan beschenkt uns mit verkabelter Experimentalmucke, die sich für die schweissnasse Ekstase ebenso eignet wie fürs stille Eintauchen. Mit tausend Potiknöpfen und einem Puls improvisiert er sich durch abgründige Elektronikwelten und arbeitet dabei ausschliesslich mit dingfesten Geräten. Von Zeit zu Zeit lässt er sich einen Satz lang über die Schultern schauen.
Olan ist die Mensch-Maschine des Pianisten und Schlüsselbretters Keyboarders Olivier Zurkirchen aus dem Longvalley BE. Der Schreibende hat den Chnübler im Internet getroffen und ihm ein paar Fragen zugespielt:
Der schönste Moment im Set ist, wenn …
Es gibt zwei davon, die ich nicht gegeneinander abwägen möchte. Der erste Moment ist dann, wenn ich bemerke, dass die Leute mich und meine Musik spüren. Dann denke ich: Jetzt kanns losgehen! Und der zweite Moment dann, wenn das Publikum und ich zusammen in Ekstase geraten. Wenn ich mich verliere und mit meinem Instrument verschmelze.
In welchem Club würdest du nie spielen?
Für mich kommt es nicht wirklich auf den Club, sondern auf den Promoter an. Mir ist wichtig, dass meine Musik bei den richtigen Leuten ist. Ich improvisiere zwar meine Livesets vollständig, lande aber meist bei Electronica oder dunklem, schnellem Techno. Mit beidem wäre ich bei einer Deep-House Party am falschen Ort. Was nicht heissen soll, dass ich nicht nach einem Deep House Act spielen würde. Kommt halt darauf an, wie aufgeschlossen das Publikum gegenüber anderen Musikstilen ist.
Eine kleine Gedankenreise: Du könntest die Afterparty schmeissen für einen Act deiner Wahl. Wer ist das und wie fühlt sichs an?
Da gibts viele. Wenn wir beim Techno bleiben: Surgeon. Das würde sich bestimmt gut anfühlen und wäre eine tolle Herausforderung. Ich würde versuchen, noch einen obendrauf zu setzen.
Was hat ein Pianist im Techno zu suchen und was findet er da?
Die Liebe zu Techno und zu Maschinen war schon immer da. Schon als ich Teenager war hat mich mein älterer Bruder in Plattenläden mitgenommen und ich durfte an seinen Synths herumschrauben. Auch Musik produziert habe ich schon immer nebenbei (angefangen hat alles mit dem Playstation-Game music). Vor zwei Jahren habe ich dann bei einer Tour mit einer Jazz-Band bemerkt, dass mir ein sitzendes Publikum gegen den Strich geht. Deshalb habe ich mit den Livesets angefangen: Ich will die Leute zum tanzen zu bringen! Ausserdem mag ich das Konzept des Spannungsbogens über ein paar Stunden. Heute ist alles so kurzatmig. Da tut es gut, mal ein Drei-Stunden-Set zu spielen und sich zusammen mit dem tanzenden Publikum in Ekstase zu begeben.
Welchen Film hättest du gerne musikalisch begleitet?
2001: A Space Odyssey. Es wäre zwar schade um den bestehenden Soundtrack. Grossartig, wie die Musik von Ligeti, Strauss und Khachaturian mit Kubricks Bildern verschmilzt.
Zu welchem Gerät in deinem Setup hast du die intimste Beziehung – wie kams dazu?
Mein zentrales Gerät (also eigentlich mein Instrument) ist ein selber zusammengestelltes Eurorack-Modularsystem. Einen grossen Teil der Module habe ich selber zusammengelötet und zwei davon selber entwickelt. Der emotionale Wert meines Modularsystems ist nicht in Worte zu fassen!
Solo zum nächsten mal am 15. Oktober an der Create Label Night in Mulhouse (F): 9 Stunden Liveacts und Livebroadcast. Und hoffentlich bald mal wieder in Bern. Dazwischen ist Olivier Zurkirchen mit anderen Projekten auf Achse, etwa mit Evelinn Trouble oder den Siegfrieds & Toys.