Frelichttheater sind in der Regel nicht gerade für Abenteuerlust bekannt, wenn es um Wahl der Stücke geht. Ganz im Gegenteil sind es meist sehr traditionelle Jeremias-Gotthelf-Stoffe, die da einem Publikum zugemutet kredenzt werden. Das Gurten Theater weicht nun aber mit löblicher Experimentierfreude von Gängigem ab und führt ein Vorzeigestück des absurden Theaters auf: «Die Nashörner» des rumänisch-französischen Dramatikers Eugène Ionesco aus dem Jahre 1957.
Der Plot von Ionescos Nashörnern ist schnell erzählt: Die Bewohner eines Städtchen verwandeln sich nach und nach alle in Nashörner, alle ausser einem, dem alkoholaffinen und hochsensiblen Behringer, der damit zum Resistance-Kämpfer wider Willen wird. Ionescos Stück habe nichts von seiner Aktualität verloren, sagt Regisseurin Livia Anne Richard im Interview. Es gebe ihr zu denken, wie viele Menschen einfach dem nachgaloppiern würden, der am lautesten brülle und genau deswegen habe sie sich «Die Nashörner» vorgeknöpft: «Um de Lüt es id Fritte ds Tätsche».

Behringer (Freddi Stettler), hochsensible Schnapsnase und als einziger resistent gegen Rhinozerositis
Körperlich versehrt oder gar komplett niedergeschlagen ist man dann aber nach einer Aufführung von «Die Nashörner» trotzdem nicht, keine Sorge. Ganz im Gegenteil fährt man in bester Stimmung im Gurten-Bähnli Richtung Talstation, denn einerseits ist Ionescos Stück über weite Strecken ja auch richtig lustig und andererseits hat man eine Aufführung gesehen, welche durch schauspielerische Einzelleistungen besticht und die dank der muskalischen Untermalung von Hank Shizzoe und Simon Baumann kurzweilig rhytmisiert ist. Nashorn will man ja dann trotzdem nicht werden. Also alles richtig gemacht.
Das Freilichttheater «Die Nashörner» wird noch bis am 18. August auf dem Güsche gezeigt. Sie möchten gerne gratis hin? Nichts einfach als das, KSB verlost Tickets! Schicken Sie uns einfach eine Mail, Teilnahmeschluss ist morgen Samstag 15 Uhr.
« Zur Übersicht