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Dominikpassion

Mirko Schwab am Freitag den 24. Juni 2016

Dominik Kesseli ist der Lord, Michael Galusser sein Trommler – macht Lord Kesseli & The Drums. Die Veröffentlichung ihres neuen Konzertfilms führt den Schreibenden auf theologische Abwege.

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Der Lord wartet auf Arnold.

Die Konzerte von Lord Kesseli & The Drums riechen nach Weihrauch. Was jetzt klingt, als hätte sich ein Büne Huber etwas fest mit der eigenen Poesie betrunken, ist so: Da räuchelts die ganze Darbietung lang aus dem Schälchen. Es muss erwähnt werden, weil auch im Jahr 2016 lediglich audiovisuelle Sinne per Stream bedient werden können (und bisweilen zum Glück, bei all den anrüchigen Blütteleien in diesem Internet.) Und das in diesem Blog bereits bei der einen oder anderen Gelegenheit mit Lobpreis gewürdigte Duo hat vor ein paar Tagen dem alten Internet mal wieder einen anmutigen Beitrag beschert – mit der Veröffentlichung ihres neuen Konzertfilms. Ein reizvolles Format: Einerseits verdichtet sich darin die ganze Grösse dieser Kleinstformation en scène, als Dreingabe rührts der konzertanten Direktheit aber auch eine Prise Cineastik unter.

Zur Gruppe ein paar Verlautbarungen eines glühenden Anhängers (etwa so, wie wenn Sie diese Tage Ihren metallenen Schlüsselbund in der Mittagssonne vergessen.) Es sind ganz zufällig zehn und Sie sollten sie befolgen.
Wir wechseln folgend ins bibelfeste Du.

  1. Du sollst keine anderen Götter neben mir dem Lord haben. Allein die heimische Szene bietet beste Musiken. Du sollst etwa beim Zürcher Plattenbau Ikarus Records vorbeischauen, dem das Debutalbum zu verdanken ist vom Kesseli und den Trommeln.
  2. Du sollst den Namen Gottes des Lords nicht verunehren. Das wäre den bescheidenen Ostschweizern nicht recht. Du sollst ihn aber rumerzählen – und dir ein Bildnis machen: den nächsten Berntermin sollst du der Fusszeile entnehmen.
  3. Du sollst den Tag Schlag des Herrn heiligen. The Drums Michael Galusser, bekannt als Gitarrist und Produzent, hat für diese Band das Schlagzeugspiel quasi gelernt. Verdammt viel Stil im Spiel hat der Herr.
  4. Du sollst Vater und Mutter Kinder und Muskelprotze ehren. Die Schauspieler im Film tun das ihrige auch sehr ansprechend. (Pastor ab 04:30, Muskelmann ab 07:16 und Unschuldsbuben ab 08:40.)
  5. Du sollst nicht töten. Ist so.
  6. Du sollst nicht ehebrechen mit deinen Vorurteilen. Lord Kesseli & The Drums machen verbotene Dinge salonfähig: Sie spielen über vorproduzierte Tonspuren und mit aus der Mode geratenen Instrumenten (Die kopflose 80er-Jahre-Plastikgitarre des Lords kommt im Video leider nicht vor, davor live umso eindrücklicher.)
  7. Du sollst nicht stehlen. Du sollst dir das Debutalbum der Band käuflich erwerben.
  8. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen (mit)singen. Du sollst der Engelsstimme des Lords lauschen.
  9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau eine Zugabe. Halb Performance, halb Konzert, wirds sicher nichts mit Mitklatschanimation, Zugaben und sonstigem Tand aus der Unterhaltungspraxis. Heldenhafte Gitarrenposen liegen drin.
  10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut des Lords Fleischhut. Der schönsten Glatze im Musikbusiness sei das letzte Gebot gewidmet. (Du sollst nicht eitel werden bei Haarausfall.)

Lord Kesseli & The Drums beweihräuchern das Rössli am 18. September 2016.

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