An der Mittelstrasse zu Länggassen gibts ja diesen omnigeliebten Glacéladen. Zieht einer also diese lange Strasse entlang, entlang der geduldig-gelassenen Glacécrowd an der Mittelstrasse, die bald zur Bühl-, später zur Freiburgstrasse wird, landet er beim Bremgartenfriedhof.
Benjamin Noti und Greis Grégoire Vuilleumier sind Noti Wümié und tun, was hiesige Chansoniers tun müssen: Sie verneigen sich vor dem Matter. Ihr neuestes Video, Platz nehmend (wie der Engländer sagt) in eben jenem Schmelzeis-Etablissement grad neben dem Sattler-Café, ist eine Hommage an Matters «Die Strass, won i dran wohne.» Welchen Blumen- oder Nachttopf, der dem Ferdinand nicht schon tausendmal über dem Kopf zerbrochen worde, kann man denn damit noch gewinnen?
Bliebe es nämlich bei der Neuinterpretation des Originalmaterials und der halben Minute Einschunkeln, die Sache wäre wohl als Soundteppich für eine sympathisch-harmlose Werbung eines Detailhändlers zu verbuchen. Dann setzt aber Vuilleumier an zu zwei Strophen feinster Sprachrhythmik, die dem Thema der eigenen Vergänglichkeit mit einer zeitgenössischen Handschrift bestens beikommen. Die Instrumentierung wird herber, während er zitiert, ohne sich im Schatten des Matterhorns zu verstecken, die matter’schen Verse streift und doch immer der ihm eigenen versierten Leichtfüssigkeit treubleibt. Wie im Original lässt sich so die bittersüsse Geschmacksrichtung der überblickbaren Lebensspanne schmecken. Und die Moral ist wie so oft bei Matter eine einfache und schöne: Das Leben ist ein Schleck. Aber der schmilzt bestimmt.
Das Lied ist die vorab veröffentlichte Zutat einer weiteren Mani Matter-Tributkompilation, die am 2.9. im Zytglogge Verlag erscheinen wird.
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