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Bad Bonn Kilbi 2016: Schmerzende Ohren und nasse Füsse

Christian Zellweger am Samstag den 4. Juni 2016

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Und dann ist es auf einmal Samstag und die Kilbi schon fast wieder vorbei. Was hat man davon bis jetzt mitgenommen? Ausser klatschnassen Sneakers (schlechte Wahl, klar)? Zum donnerstäglichen Start den düsteren Neo-Industriellen Samuel Savenberg alias s s s s, der ein pochendes, lärmiges und umbequemes Set von der grossen Bühne über die Düdinger Felder schleuderte. Das ging naturgemäss etwas verloren, so früh am Tag. Wie andernorts berichtet wird, gab es vom Luzerner aber am Freitag aushilfsweise auch noch ein Haus-Konzert, dass sich dann eher an der Tanzfläche orientierte. Den Schluss am Donnerstag machte Ty Segall mit grossen Rock-Gesten, Baby-Masken und Stagedivern. Segall kommt aus der Garage, bringt aber den Rock mit ebenso grosser Geste wie Präzision auf die Bühne – in seiner Einfachheit eine Erleichterung.

Denn zuvor waren da noch die Boredoms. In der ersten halben Stunde war das vor allem anstrengend, mit einem zu dominierenden Schlagzeug. Danach wurde es aber toll: Klänge, deren Herkunft unbestimmt bleiben muss (eine seltsame Bassbox, ein Synthie-Modul, Heringe und andere Metalligkeiten auf Lautsprecher-Membranen), die in den Ohren schmerzten. Und natürlich Julia Holter: Erstaunlich, wie genau hier die Sounds des Albums anklangen, nur schon beim Soundcheck. Beim Konzert blieb dann eine unüberwindbare Distanz, aber auch wohliges Wiedererkennen all der Details des Albums «Have You in My Wilderness».

Und am Freitag? Cate Le Bon und Jenny Hval hab ich leider verpasst, es sei aber toll gewesen, erzählt man sich. Bei den Pissed Jeans wurden erstmals die Füsse so richtig nass, wenn man mal unter dem Zeltdach der B-Stage war, mochte man nicht mehr so richtig weg, auch wenn man sonst nicht unbedingt geblieben wäre. Ebenfalls nicht so gut, weil mit der Brechstange und schlimmer Gitarre angerührt: Die Live-Umsetzung des Albums Elaenia des sonst geschätzten Sam Shepherds alias Floating Points. Die Brechstange hatte auch die laute Chaostruppe Fat White Family im Gepäck, wobei diese den lärmig-theatralischen Songs eindeutig besser anstanden. Ein versöhnlicher Abschluss. Zu den ersten Tönen der Supergroup Minor Victories ging es dann auch schon wieder auf den Zug, um bald die Schuhe unter die Heizung zu stellen.

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