Es ist angebracht, so denke ich, dass auch KSB etwas zur erfolgreichsten Schweizer Publikation der letzten Wochen sagt. Nein, werte Leser_innen, ich meine nicht die 50er-Note. Ich meine das Begleitbüchlein zur 50er-Note, das vor Lyrik nur so trieft.
Falls Sie es noch nicht besitzen: Es liegt an unzähligen Bankschaltern auf und erleichtert die Angestellten ungemein, so wurde mir berichtet, denn am Monolog aus dem Stegreif zu diesem Thema haben die Banker_Innen schnell die Lust verloren. Schade, ein gutes Gesprächsthema war’s immer. So habe ich mich in den letzten Wochen ein paar mal einfach in ein Lokal gesetzt und den neuen Schein vor mir liegen lassen. unglaublich, wie sogar in dieser sonst eher fremdenscheuen Stadt die Menschen das Gespräch gesucht haben. wenn es nur immer so einfach wäre. Item.
Also dieses Büchli. “Hier erleben sie die neue Note”, steht da, und weiter: “Die 50er-Note zeigt die Schweiz von ihrer erlebnisreichen Seite”. Klar, denn es handelt sich hier ja auch um das “jüngste Schweizer Original”. Auf den ersten Blick überrascht das nicht weiter, so ein Informationsblatt. Aber wann hat sich der Staat, oder genauer gesagt, ein Arm des Staatsapparates, zuletzt so direkt an die Bevölkerung gewandt? äbä, wahrscheinlich war’s wegen den Iodtabletten. Völlig unreflektiert und fast schön völkisch anmutend wird uns hier das neue Geld angepriesen, das unsere swissness noch viel besser zum Ausdruck bringen könne. irgendwas dreht sich mir dabei im Magen um. Ob es die Unverblümtheit ist, mit der Geld zum täglichen Propagandamaterial gemacht wird (denn es ist sowieso schon überall) oder dieser werbende Tonfall, als ob Geld selbst das Erlebnis wäre und nicht das, womit wir es uns (leider) kaufen müssen oder etwas drittes, ist mir noch nicht ganz klar.
Abschliessend lässt sich also sagen: Holen Sie sich dieses Büchli. Bewahren Sie es auf, sammeln Sie auch die Kommenden (denn sie werden kommen). Mindestens für die Nachwelt, oder für Sie selbst in einem Jahrzehnt, wenn etwas mehr Distanz zu den aktuellen politischen Strömungen uns diese Dinge doch noch belächeln lässt.
PS der Beatles: “you never give me your money / you only give me your funny paper / and in the middle of negotiations / you break down”
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gute strategie: belächeln und farblich passenden nagellack auftragen.
die plakatkampagne ist auch sehr schön. schau mal diese wunderbare neue banknote, die willst du doch auch, hol sie dir jetzt, für nur 50 franken! (ich finde, sie hätten auch einen einführungspreis machen können, 49.- oder so)