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Motherbot Earth

Roland Fischer am Donnerstag den 28. April 2016

Wir sind nicht allein. Im Internet tummelt sich seit ein paar Jahren noch eine weitere Spezies, allerdings ganz unauffällig wie in manchen Alienfilmen: Die Anderen sehen aus wie wir, sie tarnen sich möglichst perfekt als Menschen. Und werden dann doch entlarvt, buchstäblich, durch eine Ungeschicklichkeit oder den Spürsinn irgendeines Besserwissers: sie verlieren ihre Maske und offenbaren ihre wahre, unheimliche Identität.

idle bot

Dass dieses Science-Fiction-Szenario in der digitalen Sphäre eben tatsächlich schon alltägliche Realität ist, lernt man auf sehr anschauliche Weise in der neuen Ausstellung der !Mediengruppe Bitnik im Kunsthaus Langenthal. Die Medienkünstler haben sich über ein geleaktes Datenpaket der Datingseite Ashley Madison hergemacht und haben dabei nicht nur Informationen über die Nutzer, sondern auch ein Heer an Fembots gefunden, künstliche Konvervationsmaschinen, die das ungleiche Geschlechterverhältnis auf dem Datingportal ausgleichen sollten (wie aufmerksam, liebe Programmierer). Und das Irre an der Geschichte: Die Daten waren so vollständig, dass die Künstler die Fembots sozusagen adoptieren konnten und nun über eine 75’000 Fembot Army verfügen – mit der sie notabene auch eine künstlerische Intervention planen, genaueres erfährt man noch nicht (nur soviel: it’s a Disaster waiting to happen, so der Titel des Werks). Dafür erfährt man in der Ausstellung sonst eine ganze Menge über das seltsame Geschäft mit den Bots und mit den Gefühlen einer einsamen Internet-Generation, die sich manchmal womöglich sogar freiwillig ein wenig von Maschinen verführen lässt. Hauptsache man kann sich selber davon überzeugen, dass man die Aufmerksamkeit verdient hat, die man von den Bots bekommt. Man hat ja schliesslich auch dafür bezahlt.

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Ausstellung zusammen mit der jungen welschen Künstlerin Lauren Huret, Artificial Fear Intelligence of Death, die sich in einer mehrteiligen neuen Videoarbeit auf eine histotische Recherche in Sachen künstliche Intelligenz macht und auf einfallsreiche Weise Handys foltert.

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