leider hat mein Handy den Geist aufgegeben, sonst wäre hier jetzt ein schönes Crowd-Selfie des Vortrags in der Kunsthalle gestern. die art world war ganz schön present, ich würde sagen, grob 1.5 mal so viele Gäste wie ursprünglich gestuhlt. die Luft zum schneiden dick. der Vortragende quasi eine Ikone unter den deutschsprachigen Relevanzzuweisenden: Diedrich Diederichsen. (womit klar ist, dass hier ein Bild von ihm hinmuss, dass ich aus dem Internet gelesen habe)
es ging, laut Titel, um (über)Produktion und Wert. es ging ziemlich viel um Wert, Arbeit, Dialektik, Material, Lebenszeit und Geschichte einer Künstlerin, wie diese quasi unberechenbare Lebenszeit in den Wert des Kunstwerks einfliesst. um die Materialität von Kunstwerken, ihre Objekthaftigkeit, die heutzutage nicht mehr einfach so gegeben ist, sondern durch Verträge oder Zertifikate erst entsteht, Kunst, die vielleicht aus reinen Verträgen besteht. mehr zu diesem Thema von DD lesen Sie zB. hier.
war das ein guter Vortrag? also, über die Vortragskunst von DD lässt sich wenig reklamieren. ein gewinnender Mensch, leicht verschmitzt, der auch längste Schachtelsätze ohne sprachwirrwarr auszusprechen vermag. es hat sich gut angefühlt, zuzuhören, ich fühlte mich wieder ein bisschen wie an der Uni, ein zwei Dinge aufschnappen, assoziativ weiterdenken, umherschweifen. aber es irgendwie nicht der Vortrag, den diese Stadt gerade braucht. Zeitgeist kann nicht immer getroffen werden.
“es könnte ja sein, dass der Kunstmarkt untergeht und die Kunst blüht” – halb hoffnungsvoll, dieses Lieblingszitat des Abends, und hierzu mein Lieblingsgedanke des Abends (obwohl ich nicht sicher bin, dass ich ihn wahr finde): es gibt in der Kunst diese Relevanzzuweiser_innen, also Menschen, die darüber entscheiden, ob sie etwas Wert ist, und was, und diesen Wert backen mit Fachwissen, Papers, Zertifikaten, Vorträgen etc. aber das ist nur der offizielle Teil. viel mehr wird Relevanz auch zugewiesen durch die blosse Präsenz von Zuweisenden, eben die art world. die art world, diese “begehrenswerten, interessenten, anderen” Menschen, die sich durch ihr Verhalten, Stil, Aussehen quasi die Kunst zum Leben gemacht haben. die art world, die dann an bestimmten Events auftaucht und an anderen nicht – und dadurch bestimmt, welcher jetzt relevant war, die an Aperos über bestimmte Dinge spricht und andere nicht.
diese art world verkauft sich unter ihrem Wert, leistet Gratisarbeit durch Partyanwesenheit. auch gestern war sie billig zu haben, wie so oft, für ein bisschen Rotwein und Bier stand sie nach dem Vortrag draussen vor der Kunsthalle auf dem Trottoir bis zum Einbruch der Dunkelheit. und es wurde tatsächlich auch über Kunst gesprochen.
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