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Rechtsnationales Theater für ein Theater

Christian Zellweger am Mittwoch den 30. März 2016

ksb

Ein ansehliches Grüppchen Journalisten versammelte sich heute Nachmittag im Käfigturm. Eine rechts-nationale Gruppierung, die analog zur Operation Libero funktionieren wolle, hatte eingeladen. Es kam ein bisschen anders. Wir bedanken uns bei unserem Korrespondenten und «Bund»-Redaktor Simon Wälti:

Eine neue Organisation der extremen Rechte wollte heute im Käfigturm den Schleier über das Geheimnis ihrer Geburt lüften, die JNVP, die Junge Neue Volkspartei. Das jedenfalls ging aus einer Medieneinladung hervor. Als Koordinator der Gründungsgruppe trat im Politforum Käfigturm in Bern ein gewisser Dario Käser auf. Versprochen wurden auch «prominente Köpfe». Diese blieben jedoch aus, ebenso fiel die Gründung der rechtsradikalen Partei ins Wasser. Die Einladung entpuppte sich schon nach wenigen Sätzen als Jux, Dario Käser als Schauspieler der Berner Theatertruppe Projekt210.

Vorgestellt wurde in rund sieben Minuten nicht eine Jungpartei, sondern das neuste Stück von Projekt210 und der Compagnie Majaac mit dem Titel «Ich mehte putzen», in dem es um Migrationsströme und die katastrophale wirtschaftliche Situation in den Ländern auf dem Balkan geht. Es handle sich um ein «provokatives Gedankenexperiment», hiess es.

In der Schweiz lebe man im Paradies. In Bosnien dagegen gebe es keine Perspektiven. Eine bosnische Sans-Papier-Frau, die dem schwierigen Alltag in ihrer Heimat in einer Kiste verpackt entflieht, gerät in der Schweiz in das radikalisierte Milieu einer rechtsgerichteten Jungpartei, die schwarze Schafe ausweisen will. Versprochen wird in dem Stück, das morgen in der Aula im Progr Bern Premiere feiert, ein Zusammenprall der Kulturen in tragikomischen Szenen.

Warum der ganze Zauber mit der Jungpartei im Geiste von AfD, Fidesz und Front National? Politik sei heute von einer satirischen Kunstaktion kaum noch zu unterscheiden, sagte der fiktive Koordinator Dario Käser in seinem Statement.

Aufführungen vom 31. März bis zum 9. April in der Progr-Aula.

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