Die Welt der Musikgenres ist eine vielfältige, bunte und manchmal unfreiwillig komische. In dieser Serie sollen Genres zum Zuge kommen, von denen Sie bis anhin vielleicht (zu recht) noch nie gehört haben. Heute: Digital Hardcore.
Als Digital Hardcore wird eine brettharte Mischung aus Techno, Hardcore-Punk, Hip-Hop, Noise, Metal und Breakbeats bezeichnet, wobei bei der Klang-Fabrikation ausschliesslich mit digitaler Musiktechnologie gearbeitet wird. Als Erfinder des Digital Hardcores werden Atari Teenage Riot gehandelt, welche seit 1992 im Musik-Zirkus unterwegs sind und ihre Wurzeln in Berlin haben. Im Zentrum stehen die beiden Programmierer Alec Empire und Nic Endo, seit 2010 bzw. 2012 sind auch CX Kidtronik und Rowdy Superstar mit an Bord, welche anarchistische Botschaften und Cyperpunk-Themen in maschinenpistolenschnelle Reime verpacken.
Atari Teenage Riot bedienen sich bei ihrer Klangproduktion ausschliesslich einem vorsintflutlichen Gerät des digitalen Zeitalters: dem Atari-ST-Computer, der in den 1980er-Jahren der neuste Shit war und über ganze zwei Megabyte verfügt. Die klangliche Imperfektion, die aufgrund der Verwendung dieser Urtechnologie entsteht, ist dabei durchaus beabsichtigt, wie Frontmann Alec Empire erklärt: «Von Musik bis zu nuklearer Energie, Menschen verstehen Technologie als eine Religion und sagen, das werde alle unsere Probleme lösen. Ich bin sehr skeptisch, was das anbelangt.»
Selber bezeichnen Atari Teenage Riot ihr Mucke oft als «Riot Sounds», wobei auf William S. Burroughs Aufsatz «Riotsounds produce Riots» angespielt wird, in welchem der amerikanische Beat-Schriftsteller die Theorie aufstellt, dass durch lautes Abspielen von Klängen eines Aufstandes in der Öffentlichkeit auch ein Aufstand erzeugt werden könne, da sich Hörer Gehörtem anpassen würden.
Wie es um die Aufstand-Bereitschaft der lokalen Digital-Hardcorer steht, kann am 4. November beim Konzert von Atari Teenager Riot im ISC überprüft werden.
« Zur Übersicht