Nein, das Postkartenbüchlein zur Ausstellung sei leider noch nicht da, erklärte die charmante Dame an der Museums-Kasse etwas verlegen. Es sei eben zu Verzögerungen gekommen, weil der Zuständige ob der Rot- und Blaustiche der Vorlagen irritiert gewesen sei und erst noch einmal Rücksprache habe nehmen wollen, ob man denn wirklich diese Farben drucken wolle. Ja, will man. Denn schliesslich handelt es sich bei den Aufnahmen um originale Auftragsfotos aus den 70er-Jahren der Kunstanstalt Brügger in Meiringen. Vor zwei Jahren ging deren gesamter Fotografienachlass – also rund 100’000 Bilder – in die Sammlung des Alpinen Museums über. Dieses zeigt nun zum ersten Mal einen Teil dieses Nachlasses und zwar einen richtig vergnüglichen: Bikinis in den Bergen bzw. die Poolanlagen von Schweizer (Berg-)Hotels vor rund 50 Jahren.
«Bikini in den Bergen» dokumentiert eine Ära, in welcher Hotels ihr Angebot erweiterten und Poolanlagen zu bauen begannen, weil in der Nachkriegszeit das Bedürfnis der Bevölkerung nach Genuss und Konsum gestiegen war. Anstatt Sport und Leibesertüchtigung wurde nun Müssiggang grossgeschrieben, wobei die Hotelpools einen Hauch von Hollywood-Glamour versprühen sollten. So wird auf den Werbefotos eine fröhliche Wasserwelt dargestellt, in welcher Badenixen hübsch drapiert am Poolrand sitzen und Badeanzüge und -kappen mit unglaublichen Mustern und Schnitten tragen. Die Herren haben Goldkettchen umgehängt und tragen anständige Schnäuze zur Schau, wobei die ganz verwegenen auch mal eine Flasche Sekt im Wasser kreisen lassen.
Die grossformatigen Bilder kann sich der Besucher im Alpinen Museum selber von Stangen pflücken, um diese vergnügliche Mischung aus Künstlichkeit und Natur, Chlorwasser und Alpenblick auf einem grossen Leuchtpult genauer zu inspizieren. Der Klang von plätscherndem Wasser und Kinderstimmengewirr lässt dabei richtige Ferienstimmung aufkommen. Fehlt nur noch der Hauch von Chlor in der Luft.
«Bikini in den Bergen» ist noch bis am 4. Oktober im Alpinen Museum Bern zu sehen.
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