Stempel, Absagen, zerknautschter Stuhl, eine Vitrine, Bilder wie in einem Warteraum? Viel Weite, viel Weiss (papiernes) wurde jedenfalls gestern Abend im wiedergeborenen Milieu gesichtet. Vernissage: The Principle Of Failure von Darren Roshier.
Die Wände des Raumes sind mit Absagen tapeziert. Leider nur mit etwa sieben Absagen, die immer wieder kopiert worden waren – so manche Anwesende hätte da wohl mehr zu bieten gehabt, denn schliesslich ist aus dem Kunstbetrieb ein wahrer Dossier- und Formularkampf geworden in den letzten Jahren. Absagen überall und immer wieder, denn hey, it’s a competition. Der Wettbewerb durchdringt auch uns bis in die letzte Pore.
So ging es für mich beim Besuch der Ausstellung weniger um eine Auseinandersetzung mit dem sogenannten Idioten oder dem selbstbewussten Umgang mit Scheitern, viel mehr beschäftigte mich im Anschluss die Formularisierung, die Bürokratisierung, die Kunst durchlaufen hat. Wie wir unsere Vorhaben in Dossiers in 9-Facher Ausführung abgeben müssen, wie es vor allem darum geht, den Kriterien einer Förderstelle oder eines Festivals zu entsprechen (Bernbezug? aktuelle gesellschaftspolitische Relevanz? Swissness?) und das bitte noch in die entsprechenden Felder mit je 4’000 Zeichen Platz zu füllen haben. Und die Fristen einhalten, bitte schön!
Der Künstler ist im Wartezimmer derer angekommen, die seine Kunst bewerten, finanzieren, fördern. Er hängt eben nicht mehr nur dort an der Wand, sondern sitzt gleich selbst drin.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 05. September. Am 26.08 findet ein Event mit Special Guest statt.
« Zur Übersicht