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Lo-Fi-Kummer-Modus

Gisela Feuz am Dienstag den 7. Juli 2015

Ein bisschen zu weinerlich sei ihm die ganze Angelegenheit, liess der Herr Kollege beim nachmittäglichen Aare-Schwumm verlauten. Die Rede war von den Lo-Fi-Rockern Two Gallants. Hätte er bloss nichts gesagt. Denn wenn man sich beim gestrigen Konzert des kalifornischen Duos im Bad Bonn in Düdingen auf den Gesang von Adam Stephens fokussierte, dann dünkte einen dieser tatsächlich ordentlich bekümmert. Und dass sich Two Gallants auf ihrem letzten Erzeugnis «We Are Undone» noch mehr vom Punk-Blues-Modus der früheren Alben entfernt haben und nun vermehrt den Weg der amerikanischen Folkmusik beschreiten, ist dem Elegischen und Kummervollen natürlich noch zuträglich.

twogallants

Benannt nach einer Story von James Joyce: Two Gallants (Bild Patrick Principe)

Es spricht definitiv für eine Musik-Combo, wenn diese es schafft, bei schönstem Badewetter eine Hütte propevoll zu kriegen – auch wenn besagte Hütte im Fall des Bad Bonn eher klein bemessen ist. Entsprechend heiss war es denn im Bonn und Adam Stephens sprach wohl vielen aus dem Herzen, als er erklärte: «I sweat like a pig». Der Lo-Fi Folk-Rock von Two Gallants kam gut an, viele hielten trotz subtropischen Sauna-Temperaturen bis zum Schluss durch, Stephens sang, raunzte, miaute und krächzte, während sich Tyson Vogel am Schlagzeug wohl kurz vor dem Kreislaufkollaps wähnte.

Two Gallants demonstrierten gestern melodische Intelligenz und einwandfreies Handwerk. Sympathisch sind auch die textlichen Anliegen der Herren, werden doch zeitgenössische Probleme wie Gentrifizierung («There’s So Much I Don’t Know») ebenso ausgeleuchtet wie die Abgründe der menschlichen Psyche. Ein bisschen arg viel musikalischer Heartbreak-Modus vielleicht. Und vielleicht phasenweise auch ein bisschen belanglos. Vielleicht war’s aber einfach auch nur zu heiss für Frau Feuz’ Aufnahmefähigkeit.

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