Heute, 17.00 Uhr, Redaktion «Der Bund»: Die Tagesverantwortlichen der Ressorts versammeln sich um den Sitzungstisch, um ein letztes Mal gemeinsam die Zeitung von morgen zu besprechen. Je später der Abend, desto schneller drehen sich die Räder einer Redaktion, so wirklich Zeit hat eigentlich niemand.
Genau der richtige Moment für Sarah Vanhee und ihre Biennale-Performance «Lecture for Every One». Keine Vergnügungsveranstaltung, sondern eine politische Aktion sei ihr Eindringen in institutionalisierte Situationen, wo Menschen zusammenkommen um etwas zu erschaffen oder besprechen (also eben: Sitzungen), sagt sie. Und so trägt sie ungerührt von skeptischen Blicken ihren Text vor, ihren Versuch «to address people collectively in ways other than laws and regulations, simplistic political messages, mainstream media and advertisements».
Von Begegnungen mit Taxifahrern erzählt sie, von sinnentlerten Konnotationen zum Wort «together», von ihren inneren Widersprüchen, dem Leben im System und vom System selbst: «We don’t need a catastrophe we are the catastrophe».
Zuvor hatte sie schon Sitzungen bei der Kantonalbank, im Inselspital, bei der Erziehungsdirektion oder eine Tanzstunde geentert. Viele Leute hätten positiv auf sie reagiert, sagt die Künstlerin nach der Aktion auf dem Gang – auch beim Bund liess man die Intervention mindestens über sich ergehen, war verblüfft oder angenehm überrascht über den unerwarteten Bruch.
Heute um 20.00 Uhr berichten die beiden Performerinnen im Theater vis-a-vis von ihren Erfahrungen mit dem Projekt in Bern.
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