Wunder der Technik: In Turnhallen baut man heutzutage gleich noch Entrauchungsanlagen ein, sowas kennt man sonst ja nur von Tunnels. Und was ein rechter Bauingenieur ist, macht da keine halben Sachen – entsprechend kann so ein Gebläse dann schon mal mächtig Kraft entwickeln. Weshalb das vor einer Woche fotografierte neue Haus im Weissenstein-Quartier nun auch nicht mehr so aussieht:
sondern eine aparte Bretterfront bekommen hat, wo vorher glänzende Fenster waren. Die Entrauchungsanlage hat die neuen Sporthallen bei einem Testlauf offenbar so effizient ausgesaugt, dass gleich die ganze Fensterfront zu Bruch gegangen ist (die Physiklehrer im Quartier werden sich freuen: ein Bigger-than-life-Beispiel für die mächtige Kraft des uns sonst doch so stillschweigend umgebenden Luftdrucks). Jemand hätte zum Druckausgleich wohl irgendwo noch ein Fenster öffnen sollen.
Nicht so viel Freude an der Nachricht wird der Architekt des doch eigentlich gar nicht fragil wirkenden Baukörpers gehabt haben. Der junge Zürcher Christian Penzel hat in Bern bereits andernorts sehr markant (und dazu preisgekrönt) gebaut, nämlich das neue Tramdepot in der Nähe der Expo. Auch bei der Weissenstein-Halle lässt er aussen an der Fassade wieder die raffinierte Tragestruktur erahnen – im Vergleich zum Tramdepot kommt das aber einiges weniger verspielt daher. Diesmal wird der Körper mit klaren Betonkonturen gezeichnet, ein wohltuender und gelungener Kontrast zum ein bisschen beliebig wirkenden Formendurcheinander weiter hinten im Vidmar-Quartier.
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Und auch bei der “hinter der Fassade zu erahnenden Tragstruktur” hatte der Ingenieur die Hände, oder besser sein Kopf im Spiel. Allzu oft spricht man vom Ingenieur, wenn was schief läuft und vom Architekten, wenn es um die Auszeichnung geht. Oder wer kennt schon den Ingenieur, der das Dach vom KKL in Luzern berechnet und konstruiert hat? Oder das Kleemuseum?
merci für den hinweis – tatsächlich gehört christian penzel zu den architekten, die die mitarbeit des ingenieurs nicht verschweigen. frühere projekte (wie auch das tramdepot) hat er in enger partnerschaft mit dem bauingenieur martin valier realisiert. und auch bei den sporthallen war dieser wieder mit von der partie – das findet sich aber erst nach einer gründlicheren recherche.