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Plattenkiste 35: Digable Planets

Benedikt Sartorius am Mittwoch den 10. Juli 2013

Für einmal schauen wir zurück in der Plattenkiste – dank der Neuauflage von «Blowout Comb» von den Digable Planets.

Kanye Wests «Yeezus» und Jay-Zs «Magna Carta Holy Grail» bestimmen derzeit die Berichterstattung in Sachen Hip-Hop. Unsereiner bleibt derweil noch immer im Jahr 2011 hängen, im Jahr, als Shabazz Palaces um Palaceer Lazaro ihre fantastische Platte «Black Up» veröffentlichten. Damals, ja, war mir das zu roh und minimal, doch seit ihrem palaststürmenden Auftritt in St. Gallen kratzt diese Platte immer wieder alles raus.

Zwanzig Jahre vor Shabazz Palaces war Palaceer alias Ishmael «Butterfly» Butler Teil des Hip-Hop-Trios Digable Planets. Deren zweites Album «Blowout Comb» (1994) ist nun in einer Vinyl-Nachpressung neu erschienen – und so dreht die Platte auf dem Teller des Nachgeborenen erst seit kurzer Zeit ihre beeindruckenden Runden. Geschmeidig, nie aber seicht, ist die mit diversen Jazz-Samples infizierte Rap-Spielart der Digable Planets auf dieser ausgesprochenen New-York-Platte. Die Sprechgesänge sind nie nach vorne gemischt, sondern scheinen in den Beats und Melodien mitzuschwingen, Hits wie «Rebirth of Slick (Cool Like Dat)» fehlten zum Kummer der damaligen Plattenfirma völlig, kurz: es ist ein geschlossenes Album, das nahtlos fliesst, und das Trio an Grenzen brachte, wo es schliesslich für die Band nicht mehr weiterging.

Derweil dreht Ishmael Butler als Palaceer Lazaro weiter seine ganz eigenen Kreise: Das Blackness-Konzept, das auf «Blowout Comb» noch merklich von der Black-Panther-Ästhetik geprägt war, ist bei Shabazz Palaces einem hochverschlüsselten Afrofuturismus gewichen, während in seinem neuesten Meisterwerk die Vorlage auch für Animal-Collective-Superfreunde nur schwer zu erkennen ist.

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5 Kommentare zu “Plattenkiste 35: Digable Planets”

  1. Rudolf Steiner sagt:

    Grossartiges Album, nicht zuletzt aber wegen katastrophalem Mix & Mastering kommt es niemals an das Debut der Digable Planets ran.

  2. Herr Sartorius sagt:

    Ich dachte ja zu Beginn, dass die Platte wegen meiner abgegriffenen Nadel so tönt, wie sie nun mal tönt. Doch war dieses Mixing von Butterfly genauso gewollt – zum Leidwesen der Plattenfirma, wie in den Liner Notes nachzulesen ist: «The label was just like, ‘Nobody can hear what you’re saying’– and I’m like, ‘I understand what you guys are saying’, but I felt like if the music was engaging enough, that over time, it would provide a richer listening experience. You know, I was young and idealistic. But they let me get it off.»

  3. Herr Sartorius sagt:

    Schön, Herr Palermo.

    Ich habe Ihnen bei dieser Gelegenheit auch noch ein paar Breaks – allerdings leider ein seltsamer Remix.

  4. e.c. palermo sagt:

    ja, irgendwie nicht so subtil wie das orginial und auch nicht sonderlich groovy. aber herr withe selber scheint sehr angetan. gut, wie sollte er auch anders? immerhin formuliert er dazu so schöne sätze wie «i’m a firm believer that art is never finished, it only stops in interesting places»:
    http://matthewewhite.tumblr.com/post/55104008602/hot-chip-on-the-mix