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Immer nicht ganz gut genug

Christian Zellweger am Samstag den 22. Juni 2013

Mit 60 Jahren ist David Thomas kein Jüngling mehr. Und wie er so in Altherrenhosen und Hosenträgern eingefallen auf seinem Stuhl sitzt und mit verschränkten Armen ins Publikum blinzelt, wirkt der Pere-Ubu-Frontmann mindestens nochmals zehn Jahre älter.

Pere Ubu

Thomas scheint das Alter zu geniessen und nimmt sich die Freiheiten, die man sich nach einem gelebten Leben nehmen darf: Er trinkt eine Flasche Wein ganz alleine, während die anderen beim Wasser bleiben, er scheucht seine Bandmitglieder auf der Bühne rum, grantelt über den für seinen Geschmack viel zu cleanen Klang der Tonanlage. Schon eine Zigarette später gibt er aber wieder gutgelaunt Ankedoten zum Besten, über entblösste Geschlechtsteile und die Tour mit Kool and the Gang. Und wie er so ins Erzählen kommt, wirkt er ein wenig wie Tom Waits ohne Hobo-Attitüde.

Musikalisch ist es vor allem die Rhythmus-Sektion, die den Abend zusammenhält. Thomas’ Begleiter scheinen sich längst an ihren launischen Chef gewöhnt zu haben und lassen sich auch durch überraschende Anpassungen der Set-List nicht aus dem Konzept bringen.

Der Alterschnitt im Publikum lag wohl nur wenig unter den 60 Jahren des Hauptakteurs. Die Zuschauer scheinen gemeinsam mit ihrem Helden gealtert zu sein. Und sie werden immer wiederkommen um die kauzigen Songs zwischen Kunst-Rock, Punk und, ja, irgendwo auch Pop, zu hören. Auch dann, wenn Thomas dann tatsächlich 70 ist und wohl wirken wird wie 80. Denn, wie er selbst sagt: «I’m never just quite good enough – and you love that.»

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