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Bern gepresst: Hot Jam & Luana Records

Till Hillbrecht am Donnerstag den 6. Juni 2013

Es ist immer wieder eine Freude, wenn Bern einen Teil zum konstant wachsenden Vinylmarkt beiträgt – es geschieht selten genug. Umso schöner, wenn man gleich von zwei Fällen berichten kann. In diesem Sinne geht’s hier auch weniger um eine Plattenrezension als vielmehr um einen guten Moment, die Labels in Szene zu rücken.

Im ersten Fall handelt es sich sogar um das Stell-Dich-Ein des neuen Berner Labels HOT JAM. Es hat sich klar den Gefilden um die in Chicago und Detroit geborenen Deep House-Music verschrieben. Auf der ersten EP geben Matto & Matsuki vor, wie die erklärte Musikidentität des Imprints zu klingen hat: Puristische, analoge, reduzierte Grooves bei maximaler Discoattitüde. Oder wie vor kurzem Matsuki spätnachts gesagt hat: «Hot Jam muss einfach nach Jack-Sound klingen.» Wichtig zu wissen: Mit «Jack» ist nicht etwa Whiskey-Musik zum Mitlallen gemeint. Der Begriff weist auf den epochalen Bezug zur amerikanischen, elektronischen Clubmusik der späten Achtziger hin.

Luana Records hat hingegen schon einen eindrucksvollen Katalog vorzuweisen: Zwischen 2010 und heute hat der Inhaber Le Copain Pale beachtliche zehn 7″-Singles (davon 3x in Grau, 1x in Orange, 1x in Weiss, 1x in Blau und 4x in Schwarz), drei 10″-Platten und geschlagene drei Alben (1x Vinyl und 2x Kassetten) herausgebracht. Die Künstler darauf sind kaum Berner (vielleicht sogar nie – man weiss es nicht genau), selten Schweizer, sondern fast immer von Welt. Gerade erschienen auf Luana Records: «Wisdom Comes Through Struggle» von Valance Drakes. Ob mit Struggle, dem englischen Wort für Kampf, das harte Business eines Plattenlabels gemeint ist? Schwierig herauszufinden, denn es handelt sich dabei um drei rein instrumentale Cuts – was nicht weiter verwunderlich ist, den Luana bringt ausschliesslich Instrumentals raus – oder zumindest zu 99.9% (Zitat Le Copain Pale: «Auf einem Tape hat es irgendwo Raps drauf»). Die EP des jungen Engländers ist eine verspielte Downbeat-Angelegenheit, deren Struktur zwischen klaren Grooves und abstrakten Knisterei-Geflechten pendelt. Dem ersten Track hört man den britischen Club-Ursprung noch rudimentär an, die zwei weiteren entziehen sich jeglicher vernünftigen Genre-Beschreibung. Es bleibt zu sagen: Verspielt, aber nicht verschnörkelt – im positiven Sinne.

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2 Kommentare zu “Bern gepresst: Hot Jam & Luana Records”

  1. Rudolf Steiner sagt:

    Konstant wachsender Vinylmarkt *langsamsprech*

  2. Sarah sagt:

    apropos Neues und Musik aus Bern: Das eindrückliche Lied von Kutti MC & Stephan Eicher, dazu ein schönes Video mit Müslüm, Biru (Round Table Knights), Eicher, Pamela Mendez und mehr: