Wer sagt denn, dass ein Sänger nicht vom Gerüst hinter dem Vorhang der Dampfzentrale-Bühne herab- und hervorsingen darf, nicht mit Schellenringen und Schlagzeug-Becken um sich werfen und die Wände mit Drumsticks traktieren kann? Es verbietet einem auch niemand, sich auf dem Rücken liegend durch den Raum zu schieben und weiterzusingen. Nicht die knapp mehr als 20 Zuhörer und schon gar nicht der Dampfere-Booker Roger Ziegler, auch wenn er ab und zu die Hände verwarf.
Die ersten Ausflüge von Parenthetical-Girls-Sänger Zac Pennington in die Weiten des Raumes dienten offenbar der Soundkontrolle. Es war ihm «substantially» zu leise und nach mehreren Klagen darüber musste Ziegler dann doch noch auf das Recht verweisen: Man dürfe nun mal nicht lauter, «it’s just a legal matter».
Es war ein einigermassen zerfahrener Donnerstagabend-Auftritt beim einzigen Schweizer Konzert der Amerikaner, die sich in Gestus und Gesten queer-as-queer-can geben. Da wurde der Song unterbrochen, weil der Synthesizer die offenbar falschen Töne spuckte, kaum eine Pause kam ohne Anweisungen an den Mischer aus und die zugegebenermassen etwas sehr familiäre Atmosphäre schien die Band auch zu beschäftigen.
«Do you hate it here?» Die Frage aus dem Publikum lag wohl einigen der Besuchern auf der Zunge. Die Beschwichtigungen waren wenig überzeugend und statt der Entschuldigung for «beeing a pain in the ass» wäre etwas mehr Coolness und Spielfreude den widrigen Umständen zum Trotz besser angekommen.
Gerade wegen dem renitent-divenhaften Verhalten war es aber ein Auftritt, dem man vieles anderes vorwerfen kann, als belanglos oder langweilig gewesen zu sein. Nur die Musik trat deutlich in den Hintergrund.
Dabei hätten sie einiges zu bieten. Wenn er mal singt statt reklamiert oder sich entschuldigt, stakst Pennington mit theatralischem Vibrato und abgeknicktem Handgelenk durch die Songs zwischen Synthie-Drama und Disco-Arragement. Ein rumpeliges Schlagzeug wechselt sich ab mit Beats aus dem Drumcomputer und zwischendurch gehen, zugegeben, die Tastenklänge tatsächlich etwas unter. Aber nein, zu leise war das alles eigentlich dennoch nicht.
Nachtrag: Da haben wir wohl zu tief gestapelt. Die offizielle Besucherzahl direkt aus der Dampfzentrale liegt bei exakt 39 Eintritten.
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Der “queere Minderwertler” war schon ein Pain in the Ass am Nachbartisch während des Nachtessens. Seinem schlecht abgemischten Monolog (schnurred eifach z’lut) zu entrinnen, ein Ding der Unmöglichkeit. Nun zu lesen, dass die Musik zugunsten der Selbstinzenierung eher in den Hintergrund trat, erstaunt in keinster Weise und korrespondiert mit seiner Erscheinung!
ich finde nichts langweiliger als konzerte, die ausschliesslich auf divenhaftes verhalten aufbauen müssen, damit 2 tage später überhaupt noch jemand weiss, dass da was war.