Für mich hätte es ihn gegeben, den Kulturmoment im 2012. Er war angekündigt, und zwar schon lange, eingetroffen ist er aber leider nicht: Der Weltuntergang.
Ich weiss, das Thema ist abgegriffen, und alle sind froh, dass es vom Tisch ist. Trotzdem hake ich noch einmal nach. Was wäre dieses Ereignis für eine Chance gewesen, Freunde! Die Welt wäre untergegangen (wo ist eigentlich unten, rein so alltechnisch gesehen?) und zwar für alle gleich unter, nicht für die Mächtigen, Reichen, Wichtigen ein bisschen weniger unter als für die Anderen, Naiveren, Wehrloseren, Ärmeren. Alle wären wir im All gleich weit unten gelandet mitsamt unserer Welt. Der Weltuntergang als egalisierendes Korrektiv sozusagen.(Phuh!)
Und oben, da wo unsere Welt war, entstünde ja sicher die neue, so stelle ich mir das jedenfalls vor. In dieser neuen Welt wäre noch kein Buch geschrieben, keine Musik komponiert, keine Höhle bemalt und kein Tütü genäht.
Alles könnte nun von Grund auf neu erfunden und kreiert werden. Alles wäre möglich. So entstünden vielleicht schöne Sachen wie Kreisel ohne Plastiken von Housi Knecht, Songs ohne Gitarrensoli, Bügeleisen ohne Kabel, selbstschmierende Fahrradketten und Frieden, Wohlergehen und Liebe für alle Menschen. Das Amen in der Kirche wäre nicht sicher.
Maya und ich hatten uns so lange gefreut. Wir haben immerfort auf ihren Kalender geschaut, die Tage gezählt, und uns auf den kulturellen Neuanfang eingestellt.
Während für dieses Blog in die Schreibmaschine getippt wurde, lief das neue Album «Matanë Malit» vom Elina Duni Quartet, das auf dem renommierten Label ECM veröffentlicht wurde. Still und berührend. Ich rufe es spontan zum Kulturmoment 2012 aus.
« Zur Übersicht