Die Platte sei immer noch etwas vom besten in Sachen Balkan-Elektronik, meinte Bee-Flat-Veranstalter Christian Krebs gestern am Norient nach dem Film über das Shukar Collective – «aber das Konzert…». Vor vier Jahren war die Combo in der Turnhalle zu Gast – es war, sagen wir mal, nicht gerade ein Highlight in der Bee-Flat-Konzerthistorie. Warum das nicht funktioniert hat – warum es nicht hat funktionieren können -, dafür lieferte das Norient gestern eine filmisch bündige Erklärung.
Zwei Welten kamen da zusammen, die herzlich wenig miteinander zu tun haben: Hier die Soundtüftler hinter den Computern, musikalische Einzelkämpfer im Wesentlichen, die Teamarbeit ganz prinzipiell eher als anstrengend empfinden. Und da die unbändige Spielfreude der Romamusiker, die sich eigentlich erst richtig in der Gruppe entzündet. Wie daran (und am Geld, natürlich) ein sehr vielversprechendes musikalisches Projekt zerbricht, das zeichnet «The Shukar Collective Project» auf ungeschminkte und oft auch herrlich komische Weise nach.
Später im Programm gab’s dann noch Einblicke in ganz andere Musikbusiness-Logiken. Der in Beirut lebende Filmer und Hip-Hop-Experte Jackson Allers brachte zwei kurze Filme mit, die, obwohl kaum zwei Jahre alt, schon ein wenig von gestern waren. Denn was Allers danach über die Hip-Hop-Kultur in den neuen arabischen Demokratien zu erzählen hatte, liess noch eine andere kulturelle Revolution erahnen: Ohne jede Business-Struktur sei der arabische Hip-Hop dabei zu explodieren, mit den neuen Medien und der Öffnung des Internets fände die zuvor nur im Untergrund agierende Musikszene nun plötzlich eine grosse Verbreitung. Der Hip-Hop verspricht also (einmal mehr) zu so etwas wie der wütend-hoffnungsvollen Stimme der Jungen zu werden.
_________________
Erfreulich: Das Norient war komplett ausverkauft gestern. Für alle Enttäuschten, die sich gern «Polyphonia – Albaniens vergessene Stimmen» angesehen hätten: Heute um 16 Uhr gibt es ein Zusatzscreening.
Ich fühl mich reichlich schlecht, da ich es nicht e i n einziges Mal ans Norient geschafft habe. Ich mache das nächstes Jahr wieder gut, versprochen.
Hier aber noch zwei Sessions der Fokn Bois, die es – gemäss diesen Videos – in Bern in den Studios von Filewile und bei Rabe ziemlich genossen haben: