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Bücherkiste: Jay-Z

Benedikt Sartorius am Freitag den 15. April 2011

In den vergangenen Wochen und grad auch gestern wieder wurden in Bern von Afrika Bambaata, Beans, Grandmaster Flash und dem Wu-Tang-Gründer GZA einige gewichtige Kapitel der Hip-Hop-Geschichte erzählt. Unsereiner hat derweil wegen eingeschränkter Konzerttauglichkeit eine andere Rap-Meistererzählung gelesen.

Jay-Z dekodiert«“DECODED” is a book like no other», prangt hinten auf dem Buch, das die Autobiografie des millionenschweren Rap-Superstars und ewigen New-Yorker-Hustlers Jay-Z enthält. Aufgewachsen in den Sozialsiedlungen in Brooklyn, lernte Jay-Z alias Shawn Carter via dem Crack-Deal in den Spätachtzigern das Hard Knock Life kennen, adaptierte die Lektionen von der Strasse für seine unwiderstehliche Hitfabrik und geizt dank diesen Erfahrungen nicht mit Ratschlägen an seine Jüngerschaft.

Die persönliche Erzählung, die auch die amerikanischen Traumas – Katrina, der Irak-Krieg und der immer noch währende Rassismus – und die aufkeimenden Hoffnungen mit der Wahl Obamas behandelt, ist dabei nur ein Teil des Buches, liegt doch das Gewicht von «Decoded» auf der grafischen Inszenierung: Diese beginnt beim Andy-Warhol-Cover und führt zu kunstvollen Abbildungen von schwarzen Ikonen wie Malcolm X, Muhammad Ali, Michael Jordan, Notorious B.I.G. oder Jean-Michel Basquiat. Die Helden säumen auch die Rap-Lyrics, die der Autor – geboren am 4. Dezember 1969 – selber mit erkärenden Fussnoten anreichert und nicht selten die trickreiche Raffinesse seines Werkes hervorstreicht.

Ob all der schönen Gestaltung fragte denn der «Guardian», ob wir «a coffee table book deconstructing the words of Jay-Z» wirklich benötigen – und stellte damit eine falsche Frage: Das Buch dekodiert natürlich kaum, sondern inszeniert den Künstler Jay-Z aus der markierten Art-Director-Perspektive von Shawn Carter, der hier seine Rap-Bildungserzählung für ein grosses Publikum ins Scheinwerferlicht rückt.

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4 Kommentare zu “Bücherkiste: Jay-Z”

  1. eddie c. palermo sagt:

    haha, herr sartorius, sie alter hip-hopper! obwohl, eigentlich hatte ich ja am heutigen tag einen anderen beitrag von ihnen erwartet…

  2. Herr Sartorius sagt:

    Ja, da haben Sie nun den Salat, Herr Palermo, vielen Dank! Über «Sebastian is standing im Regen» und seine Konsorten schreibe ich dann später, da ich das Album über Mittag erst grad entschweisst habe.

  3. Jürg Heldner sagt:

    ” tried to ignore him and talk to the Lord / Pray for him, cause some fools just love to perform / You know the type loud as a motor bike / But wouldn’t bust a grape in a fruit fight / The only thing that’s gonna happen is I’ma get to clappin” Jay-Z aka Jigga aka HOV R.O.C ist es wert, dass man sich seine Gedanken zu Gemüte führt, der Mann hat einen raubtierartigen Geschäftssinn und Humor.

  4. Herr Sartorius sagt:

    der Mann hat einen raubtierartigen Geschäftssinn und Humor.

    In der Tat, Herr Heldner.