Eitelkeit ist keine besonders schöne Tugend. Insofern steht eigentlich das ganze Genre, dem sich die sechste Ausgabe der Worst Case Scenarios im Kairo-Keller gestern abend gewidmet hat, unter Generalverdacht. Verunglückte Autobiografien stellten die launigen Kunstexperten Storm und Störmer in ihrer Reihe zu schlechter Kunst vor. Wer das Gefühl hat, dass die Welt ein Buch über den eigenen Werdegang oder das eigene Lebenswerk braucht, der muss sich nicht wundern, wenn er dann zur Lachnummer wird, weil sich das alles weniger beeindruckend oder überzeugend liest, als es vielleicht gedacht war.
Und eitel sein kann man auf sehr vielfältige Weise, das hat der gestrige Abend sehr beispielhaft gezeigt. Sei es möchtegern-bescheiden und dabei furchtbar überheblich wie Paolo Coelho, sei es abgehoben-realitätsfern wie Boris Becker, sei es abscheulich-ehrlich wie Bushido oder sei es ewig-nörgelnd-klagend wie Martina Waser (der Höhepunkt des Abends, nebenbei bemerkt). Es war nicht nur lustig, was man da zu hören bekam, aber es war in jedem Fall sehr entlarvend. Man darf das durchaus als Warnung verstehen: Wenn man sich mit dem Gedanken trägt, der Welt sein eigenes Leben und seine Weisheiten zu erzählen, sollte man immer daran denken, dass man nicht nur wohlwollende Leser findet. Sondern auch begnadet böse Entertainer. Nur damit dann keine Klagen kommen.
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oh, diese frau heisst ja tatsächlich martina waser! ja gut, mit dem namen zu schreiben, ist natürlich nicht ganz einfach – zwei buchstaben entfernt vom alten mann vom bodensee.