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«Beat Bop» für immer

Benedikt Sartorius am Mittwoch den 7. Juli 2010

Rammellzee in MonturEs mag eine zu frühe Uhrzeit für einen zehnminütigen Rap-Track sein, aber zehn Gedenkminuten scheinen mir angemessen zu sein für den Rap-Pionier Rammellzee, der, wie ich gestern Abend erfahren habe, bereits am 27. Juni im Alter von 49 Jahren diesen Planeten verlassen hat.

Zehn Minuten dauert seine klassische Single «Beat Bop», die ich zum ersten Mal in einer von einem Freund aufgezeichneten «Sounds! Surprise» hören durfte. Das Mini-Disc – auf diesem Medium war die Aufzeichnung gemäss meinen Erinnerungen verfertigt – ratterte ich immer wieder zu diesem Track zurück, der mich tief beeindruckte, so dass er in meiner eher unbeholfenen und herzigen Maturaarbeit einen prominenten Platz einnahm.

Das Cover von «Beat Bop», das mittlerweile im MOMA ausgestellt istRammellzee war mehr als ein Rapper: Der auch als Graffitikünstler tätige New Yorker war einer jener «Black Eccentrics» vom Schlage eines Sun Ra oder Lee «Scratch» Perry, die ihr Dasein als Alien mit einer eigenen Mythologie sichtbar machten: Bei seinen Performances trug er einen 74 Kilo schweren, mit allerlei Apparaturen verzierte Panzerung und lebte als Science-Fiction-Charakter, dessen komisch-nasaler Rapstil nicht ganz von dieser Welt zu stammen schien.

Ich zündete gestern Abend eine imaginäre Kerze an, schaute Richtung All – und hörte das von Rammellzees Freund Jean-Michel Basquiat produzierte, von K-Rob mitgerappte und später von den Beastie Boys gesampelte «Beat Bop» in der Schlaufe an. Ein visionäres Rap-Stück, das noch immer aus der Reserve lockt.

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