Hmmmja, was schreibt man, wenn eine allseits geschätzte Künstlerin in die Stadt kommt, im neuen, mit vielen Hoffnungen verbundenen Club spielt – und einem dann der Abend nicht gefällt? Wohl oder übel genau das.
Vorgängig hatte ich mich gefragt, ob mit dem Bonsoir ein Ort im Entstehen ist, der selbst mir als Clubbingbanause zusagen würde. Jedenfalls machten die Beschreibungen Lust hinzugehen. Ich war dann insgesamt aber etwas enttäuscht – weils zu viele Security-Jungs hatte, die Räume mit etwas zu viel Gestaltungswillen ausgestattet wurden, mir eine kleine Flasche Bier für sieben Franken zu teuer ist (trotz Birra Moretti im Angebot) und weil ich mich grundsätzlich nicht besonders gerne in Kellerräumen ohne Fenster aufhalte.
All das mag für Freundinnen und Freunde des gepflegten Clubbings gewohnt und erwünscht sein – mir behagt es nicht und das muss es ja auch nicht. So weit so gut, ich war ja sowieso wegen der Zürcher Rapperin Big Zis da. Die Dame habe ich in erster Linie durch ihre aktuelle, sehr liebevoll gemachte Videoreihe kennengelernt, zudem wurde sie mir von verschiedenster Seite wärmstens empfohlen.
Gefallen hats mir trotzdem nicht. Das hat nichts mit Big Zis zu tun, aber viel mit der – gelinde gesagt – dürftigen Soundqualität gestern Abend. Es war ein dumpfer Brei, der einem da zugemutet wurde. Auch Stimme und Worte der grossen Schwester waren nur schlecht herauszuhören. Trotzdem, und das spricht sehr für die Dame, nahm ich den Eindruck mit, eine der besten Bühnenkünstlerinnen der Schweiz gesehen zu haben. Die, wie sie in der ersten Zugabe zeigte, auch noch eine der besten Gesangsstimmen der Schweiz hat.
Fazit nach diesem Abend: Es erstaunt nicht, dass ein Kostverächter die Kost verachtet.
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Das Bonsoir ist für Konzerte einfach nicht gemacht. Schon bei der Plattentaufe von “Must Have Been Tokyo” fühlte ich mich von der Soundqualität her an schlechteste Wasserwerk-Zeiten erinnert. Ansonsten find ich den Laden eigentlich ganz ok und nach der Einführung des Rauchverbots wird man darin sogar mehr als eine Stunde am Stück verweilen können.
Der Laden ist superschön, ich bleibe dabei. Und das mit den Security ist nicht sehr sympathisch, aber die sind auch im Progr in grosser Zahl anzutreffen. In der Innenstadt ist das glaubs einfach etwas anderes, als zum Beispiel in einem Aussenquartier. Leider. Andererseits wollen wir ja immer, dass Bern grossstädtischer wird ;-)
…ich fänd allerdings ein bisschen mehr Licht nicht verkehrt. Bin wohl auch nicht so eine richtige Clubnudel.
also ich war an der cd-taufe in zürich und das war playback vom feinsten die gesangseinlagen…da drückt beim mischpult jeweils jemand auf den cd-player!
da drückt beim mischpult jeweils jemand auf den cd-player!
im ernst, werte frau sonja? krass. hätt ich nun wirklich nicht gedacht. aber wie herr pwei sagt, das mit den live-konzerten scheint wirklich (noch) nicht zu funktionieren in diesem raum. ich werd aber auf jeden fall mal bei einem dj-set vorbeischauen. zum beispiel diese woche beim heiss verehrten dj fett. oder natürlich auch mal bei unserer signora! und es kann ja durchaus auch sein, dass man den sound nach einer gewissen zeit besser in den griff kriegt. ist ja sicher auch erfahrungssache. (obwohl ich jetzt da überhaupt kein experte bin…)
In der Innenstadt ist das glaubs einfach etwas anderes, als zum Beispiel in einem Aussenquartier. Leider.
beim verlassen des bonsoir beobachteten wir mindestens fünf polizeiautos innerhalb einer minute. scheint wirklich ein übler flecken zu sein da. schon schade, eigentlich.
ach, und noch ein klitzekleiner wunsch an die betreiber: bei einem konzert stören die scheinwerfer, die ins publikum zünden. das blendet wie die sau. während eines konzerts führt das dazu, dass man alle fünf sekunden zusammenzuckt und sich so irgendwie nicht auf die musik einlassen kann.
Lieber Kollege Gnos
Der Club Bonsoir beschäftigt pro Abend 4 Sicherheitsleute. Auf 350 Personen (unsere Kapazität) ist das ein notwendiges Minimum, um die Sicherheit gewährleisten zu können. In den vergangenen Monaten haben unschöne Vorfälle in verschiedensten Berner Club- und Kulturlokalen gezeigt, dass Vorsicht – gerade an unserer Lage (siehe Nachbar Progr) – angebracht ist.
Zum Bierpreis: Unsere Barpreise sind knapp berechnet und liegen bewusst im Berner Schnitt (Club- und Kulturlokale in zentrumsnähe). Offenes Bier verkaufen wir für fünf Franken. Sie haben sich für eine “Spezialität” entschieden: ein italienisches Flaschenbier, welches wir teurer einkaufen müssen.
Das Konzert mit Big Zis war die zweite Live-Veranstaltung. Dass punkto Soundqualität noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist, können wir unterschreiben. Die Raumbeschaffenheit ist schwierig. Wir sind zur Zeit bemüht, die optimalen PA-Einstellungen für den Raum und die verschiedenen Massenverhältnisse zu finden. Das können wir nur im laufenden Betrieb. Wir sind zuversichtlich, die Qualität in den kommenden Wochen noch steigern zu können. Gerade das Konzert mit Big Zis hat uns gute Anhaltspunkte geliefert. Am PA selbst kann es kaum liegen; es ist neu und hochwertig. Vergessen darf man auch nicht, dass Künstler oft ihren eigenen Mischer mitbringen. Auf seine Arbeitsqualität haben wir keinen Einfluss. Aber eben: Uns ist bewusst, dass noch etwas zu machen ist und arbeiten daran.
In dem Sinne: Bis bald vielleicht.
geschenkt, liebes bonsoir! deshalb hab ich bewusst geschrieben, dass es MIR zu viel security hat und MIR das flaschenbier zu teuer ist. (letzteres habe ich übrigens gewählt, weil es für mich keine alternative ist, auf ihr offenbier auszuweichen, das überhaupt nicht mein fall ist ;-)
dass ich als nicht-clubber mein bier lieber günstiger an einem ort mit gitarrenmusik und weniger/keiner security trinke, hat einzig mit meinen vorlieben zu tun und nicht mit ihrer leistung als clubbetreiber.
dass sie in sachen soundqualität an der arbeit sind, begrüsse ich sehr und habe ich angesichts ihrer professionalität und erfahrung auch erwartet. ich freue mich schon darauf, wenn sie die lösung gefunden haben! ich hoffe, dass ich mir den stand der dinge beim auftritt von solange la frange am 17. april anhören kann. (über die qualität einer soundanlage würd ich mir übrigens nie wagen ein urteil zu bilden. da kenn ich mich überhaupt nicht aus.)
in diesem sinne: auf jeden fall bis bald!
liebe leute. ist ja alles nett. nur ist das ein kultur- und kein fachblog. kann mir denn jemand sagen, was “PA” heisst?
@KaWeDe
http://de.wikipedia.org/wiki/Beschallungsanlage
Ein P.A. ist eine Soundanlage, werteR KaWeDe. Die Abkürzung muss Ihnen aber jemand anderes erklären.
Übrigens muss ich zur Security noch präzisieren, dass ich deren Präsenz je nach Ort in gewisser Weise schätzen gelernt habe. Hätte ich nie gedacht, ist aber so. Hängt mit einigen sehr unliebsamen Erfahrungen zusammen, die ich in Läden in der Innenstadt gemacht habe, die cooles Laisser-Faire praktizieren. Funktioniert eben leider auch nicht immer, vor allem für uns Frauen.
Ist MIR schon klar, Herr Gnos. Wir möchten nur die Möglichkeit nutzen, uns allen Lesern hier zu erklären. Und: Ihr Blog wird gelesen, auch von Menschen, die uns als kritische Gäste wichtig sind.
Wir möchten nur die Möglichkeit nutzen, uns allen Lesern hier zu erklären.
was wir notabene sehr zu schätzen wissen! genau so soll es nämlich sein hier in diesem forum.
Hängt mit einigen sehr unliebsamen Erfahrungen zusammen
ich selbst bin bisher von solchen grösstenteils verschont geblieben, werte signora. was in erster linie glück ist. aber man hört immer wieder sehr üble geschichten. und dass es sehr häufig frauen trifft, ist wohl einer der gründe dafür, dass vielerorts der frauenanteil im publikum eher klein ist. insofern ist wohl die security für mich ein indikator, der mir anzeigt, dass hier nicht mein bevorzugter lebensraum ist, weil ich mich diesen situationen nicht allzu oft aussetzen mag. dass die bonsoir-betreiber dem mit einer markierten security-präsenz entgegentreten, leuchtet ein und ist zu befürworten. mir ists trotzdem nicht wohl dabei.
Kann es sein, dass Big Zis live einfach schlecht ist?
aufgrund der schilderungen im kollegen-kreis ist diese möglichkeit eigentlich auszuschliessen, werter herr mösiö. oder haben sie andere erfahrungen gemacht?
dies ist das furchtbare, eine genauer erklärung kann ich dazu nicht geben, aber…
es gibt dazu mehrere beweggründe, einerseits finde ich, dass aufgrund der leider etwas einseitigen berichterstattung über frau zis, das konzert jeweils positiv/negativ voreigenommen betrachtet wird (Zitat R. Köppel: “und wenn alles etwas gut finden, werde ich misstrauisch”.
andererseits ist ihre bühnenpräsenz/-ausstrahlung trotz langjähriger erfahrung m.M. mässig. im weiteren hat mich die “weniger-ist-mehr”-tanzerei vom wesentlichen (absichtlich?) abgelenkt. naja, über geschmackt lässt sich bekanntlich streiten…
Nun noch mein Eindruck: Big Zis ist tatsächlich live wohl nicht so der Hammer. Das Album tönt einiges besser, die Ansagen waren mässig, sympathisch war sie aber schon.
Ein grosses Problem ist, dass der Club kein Konzertlokal ist – viele unaufmerksame Zuschauer also – da kann er nix für.
Die Anlage an sich war glaub schon gut, und die Deko im Club hat mir noch gefallen.
Aber dass die ganze Crew inkl. Barpersonal Ohrstöpsel trägt, irritiert schon etwas – auch wenn Sicherheit an sich nichts schlechtes ist.
auf gebloggten wunsch antwortend: PA ist die abkürzung für “public adress”. also die an das publikum gerichtete tonanlage.
und hier meine zwei rappen betreffend big zis: ich habe sie in zürich gesehen und war auch nicht begeistert. dies liegt meiner meinung nach aber nicht an der frau selbst, sondern an der fehlenden band. man ist sich die präsenz arbeitender musiker gewohnt. auch wenn diese im hintergrund agieren, sind sie wichtiger teil eines konzerterlebnisses – dies im gegensatz zum dj-tum, wo anderer regeln gelten. big zis cd ist grossartig, und ihre bühnenpräsenz mindestens gut. ich wünsche mir deshalb etwas weniger haligali in form fragwürdiger tänze und dafür mehr sichtbare instrumentalextase.
@Lars L
Die Ohrstöpsel dienen zur Kommunikation unter den Crew-Mitgliedern in allen Fragen, nicht ausschliesslich der Sicherheit.
Ein Beispiel: Unsere sämtlichen Lagermöglichkeiten und Fassanschlüsse (für Bier) befinden sich einen Stock unter dem Club und sind am praktischsten via Lift zugänglich. Hinter und bei den Bars haben wir nur sehr wenig Platz, um Getränkenachschub zu stauen. Wir müssen also oft an zwei Enden schnell reagieren können. Und manchmal braucht es 2 oder 3 Leute, um ein Problem im laufenden Betrieb zu beheben. Und ein Problem im laufenden Betrieb muss je nach dem schnell gelöst werden, will man das Publikumserlebnis nicht unterbrechen. Die Leute müssen also schnell an Stelle sein. Deshalb u.a. der Funk bei fast allen Crew-Mitarbeitern.
Man glaube uns: Die Dinge haben ihren Zweck im Club Bonsoir und wir versuchen auf alles Unnötige zu verzichten.
ich bin bekanntlich auch kein fan von konzerten ohne live-musik, werter herr tomthemodel. unter anderem deswegen sind die auftritte der roots die einzigen hiphop-konzerte, die ich wirklich aus tiefstem herzen geniessen konnte.
und danke für das schöne wort haligali!
@Lars L zum 2.
Wir werden Konzerte künftig öfter unter der Woche zu programmieren versuchen, um so vor allem das wirklich am Konzert und Künstler interessierte Publikum anzusprechen. Einen ersten Versuch starten wir mit Telepathe am 4. Mai.
man scheint sich zu verstehen.
und bitte sehr für haligali. ich sag es gern nochmal: haligali.
Telepathe und aber vor allem ihr Zauberlied «In Your Line» olé!