Überwindung hats schon gebraucht, gestern Abend bei strömendem Regen den Weg ins ziemlich öV-unerschlossene Kino Lichtspiel auf sich zu nehmen. Und wieder mal bin ich froh, dass ich mich aufgerafft habe. Ausgesprochen anregend wars und gemütlich wie immer.
Gezeigt wurde gestern der Film Café Odéon von Kurt Früh aus dem Jahr 1958, und dies im Rahmen der Ausstellung Sexarbeit im Kornhausforum.
Interessantes Zeitdokument, finde ich, besonders in der Darstellung der Frauen: Sie sind entweder naive, unschuldige, ewig-kindliche, schwache Mädchen, oder aber verruchte, trinkende, luxusbesessene und wunderschöne Huren. Wobei letztere die Protagonistinnen der einzigen starken Szenen im Film sind, wie mein Begleiter – nennen wir ihn doch Ulrich – trefflich anmerkt.
Dass der Film in Drehbuch und szenischer Umsetzung hapert, ist nicht unbedingt Herrn Früh anzulasten: Da redete die prüde Produktionsfirma ihm dermassen rein, dass von seinem Werk nicht mehr viel übrig blieb und er frustriert den Film nur noch beendete, weil er ihn beenden musste.
Zum Glück liegen die 50-er weit, weit zurück, sagt Ulrich. Nicht weit genug von Prüderie entfernt sind wir anscheinend aber immer noch: Auf die Ausstellungsobjekte im Kornhausforum warf ein unbekannter Attentäter letzten Freitag vier Pakete Mehl.
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Sind Sie da ganz sicher, Frau Götti, dass es sich um einen Attentäter und nicht um eine Attentäterin handelt?
Stimmt, Herr Gaberell. Ertappt. Aber seien Sie ehrlich: Sind Sie immer politisch korrekt, auch bei statistischen Unwahrscheinlichkeiten – schreiben Sie z.B. “Kindergärtner und Kindergärtnerinnen?”
ziemlich öV-unerschlossene Kino
540 Meter, Frau Götti. Ist das denn wirklich zuviel?
deutlich, ja!