Exakt vor fünf Jahren schreckten uns Horrorbilder auf. Flugzeuge rasten ins WTC, die Türme fielen wie Kartenhäuser in sich zusammen. Wir haben zwar schon vor einem Monat über Verschwörungstheorien diskutiert, doch ich möchte aus aktuellem Anlass noch einmal darauf zurück kommen. Denn die Diskussion nimmt ein ungeahntes Ausmass an. Ich schalte deshalb einen Artikel meines Kollegen und Amerika-Korrespondenten Peter Haffner auf, der heute im Tages-Anzeiger erschienen ist.
“Amerika ist das Land, wo die Dämonen blühn: Elvis Presley lebt, John F. Kennedy wurde von der CIA ermordet, die Mondlandung war fingiert. Verschwörungstheorien sind Teil der amerikanischen Populärkultur seit je. Die Staubschwaden des Trümmerfeldes vom World Trade Center waren noch nicht verzogen, da wollten manche schon wissen, dass das Weisse Haus hinter der Attacke stand. Dessen Ziel war es, meinen sie nun, das amerikanische Volk zum Feldzug im Nahen Osten zu mobilisieren und es gleichzeitig seiner Bürgerrechte zu berauben.
Fünf Jahre nach dem Terroranschlag vom 11. September hat die Bewegung «9/11 Truth», wie sich die Verschwörungstheoretiker nennen, an Boden gewonnen und selbst in der akademischen Welt Fuss gefasst. Die «Scholars for 9/11 Truth», eine Gruppe von rund fünfzig Professoren verschiedener Universitäten, stellen die offizielle Version der Ereignisse in Frage, die dokumentiert ist im akribischen Bericht der Untersuchungskommission. Im Zentrum der Debatte steht die Frage, weshalb die Türme wirklich kollabiert sind. Die Zweifler meinen, die Feuersbrunst nach dem Einschlag der Flugzeuge sei nicht Ursache genug gewesen; erst im Innern der Gebäude deponierte Sprengsätze hätten das bewirkt.
Steven E. Jones, Physikprofessor an der Brigham Young University, hat die These der «kontrollierten Sprengung» wissenschaftlich zu untermauern versucht. Der 57-Jährige gilt als Spezialist auf dem umstrittenen Gebiet der kalten Fusion. Dass er ein strenggläubiger Mormone und früherer Anhänger von Präsident Bush ist, trägt in der Bewegung nur zu seinem Ruf bei. Es ist auch auffallend, dass die Akademiker, die der von ihm geführten Gruppe angehören, mehrheitlich aus den Geisteswissenschaften stammen, vor allem aus theologischen und philosophischen Fakultäten.
Es gehört zur Paradoxie von Verschwörungstheorien, dass sie ihren Anhängern umso glaubhafter erscheinen, je mehr sie von offizieller Seite widerlegt werden. Wer zum Gegenbeweis antritt, macht sich verdächtig, selber Teil der Verschwörung zu sein. Und jede Lüge oder Halbwahrheit, die Politiker in die Welt setzen, festigt die Überzeugung, dass sie niemals die Wahrheit sagen. Die Generation junger Amerikaner, die in der Bush-Ära aufwächst, kann sich über einen Mangel an solch frustrierenden Erfahrungen nicht beklagen.
Dass sie für Verschwörungstheorien besonders empfänglich ist, zeigt die erstaunliche Erfolgsgeschichte des Films «Loose Change»; eine Dokumentation über die Ereignisse des 11. September 2001, die nahe legt, dass der Terroranschlag ein «inside job» war. Regisseur ist der 22-jährige Dylan Avery. Er hat den 80-minütigen Film im April letzten Jahres auf seinem Laptop produziert – für 2000 Dollar. Im MTV-Stil geschnitten, besteht «Loose Change» grösstenteils aus Schnipseln aktueller Berichte verschiedener Fernsehstationen an jenem denkwürdigen Tag. Millionen haben sich das Werk im Internet angesehen, Zehntausende die DVD gekauft, und derzeit wird an der dritten Fassung des Streifens gearbeitet, um sie einem der grossen Studios zu verkaufen.
Gemäss einer Meinungsumfrage vom vergangenen Mai glauben 42 Prozent aller Amerikaner, dass die Untersuchungskommission kritisches Beweismaterial unterdrückt oder nicht gewürdigt hat. Ganze 36 Prozent glauben, die Regierung habe den Anschlag gewollt, um im Nahen Osten intervenieren zu können.
Zu den Merkwürdigkeiten der amerikanischen Vorliebe für Verschwörungstheorien gehört die Tatsache, dass Regierungsangelegenheiten wohl nirgendwo in der Welt so transparent sind wie in den USA. Selbst über die Interna der Bush-Regierung, die es in der Geheimniskrämerei für amerikanische Verhältnisse zu einem Rekord gebracht hat, wissen wir mehr als etwa über die des Schweizer Bundesrates. Wie kommt es, dass selbst das Intimleben eines Inhabers des Oval Office en détail publik wird, doch nie jemand der wohl mehreren Hundert Personen, die in einer gross angelegten Verschwörungsaktion mitbeteiligt sein müssten, etwas ausplaudert? Die Frage wird von Verschwörungstheoretikern übergangen. Sie sind geblendet von der Logik ihrer Fiktion, die einfach, einleuchtend und nicht so verwirrend ist wie die Realität selber.”
www.seeloosechange.com
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