Logo

Auch Jesus war ein Flüchtlingskind

Hugo Stamm am Samstag den 19. Dezember 2015
Hugo Stamm

Überwiegt das Misstrauen oder die Barmherzigkeit? Muslimische Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos am 9. Dezember 2015. Foto: Santi Palacios (Keystone)

Für viele strenggläubige Christen sind die Flüchtlinge aus islamischen Ländern eine doppelte Bedrohung. Einerseits haben sie Ressentiments, weil in einigen islamischen Ländern die Christen verfolgt und teilweise brutal ermordet werden. Auf der andern Seite befürchten sie, dass zugewanderte Muslime die christliche Kultur bedrängen und die Christen in die Minderheit versetzen könnten. Zwar beteuern freikirchliche Verbände und Organisationen unermüdlich, sie würden muslimischen Flüchtlingen mit christlicher Barmherzigkeit begegnen, doch viele Gläubige an der Basis sind mehr als nur skeptisch und haben Angst vor den Folgen der muslimischen Flüchtlingsströme. So neigen nicht wenige dazu, die Terrorakte in Verbindung mit dem Koran zu bringen und Muslime pauschal zu verdächtigen.

Dabei vergessen die frommen Christen gern, dass die Bibel – vor allem das Alte Testament – eine Ansammlung von Geschichten über Verfolgung, Flucht, Migration und Integration in fremden Kulturen ist. Betroffen waren damals die Israeliten, die teilweise ihres Glaubens wegen verfolgt wurden. Und es gab damals schon Wirtschaftsflüchtlinge, denn zu urchristlichen Zeiten mussten Gläubige schon aus wirtschaftlicher Not flüchten, um nicht an Hunger zu sterben.

Der bekannteste Flüchtling aller Zeiten wird in diesen Tagen gefeiert, wir zelebrieren Weihnachten zu seinen Ehren: Auch das Leben von Jesus war geprägt von Verfolgung und Flucht. Maria und Josef mussten flüchten, weil Herodes alle Neugeborenen in Bethlehem töten liess. Sein Tod am Kreuz war der letzte Akt einer religiösen Verfolgung. Auch Israel, das Volk Gottes, war getrieben von der Angst vor Verfolgung. Es floh vor der Unterdrückung nach Ägypten, wo es mehrere Hundert Jahre Asyl bekam. Diese Erfahrung fand unter anderem im Buch Mose ihren Niederschlag. Darin werden die Gläubigen explizit aufgefordert, Fremde zu lieben, denn sie seien selbst auch Fremde gewesen.

Die Bedrohung durch fremde Heilslehren war auch ein Urerlebnis des Volkes Gottes in Israel selbst. Immer wieder versuchten fremde Mächte, ihren Götzendienst zu kultivieren und den Gott Israels zu verdrängen. Nichts von diesem Geist der Bibel will der Baptistenprediger Franklin Graham wissen, einer der bekanntesten und einflussreichsten Prediger Amerikas. Der Sohn des berühmten Kirchenführers Billy Graham hat in diesen Tagen verkündet, Amerika solle einen Einreisestopp für alle Muslime erlassen. Damit eilt er dem polternden Haudegen und Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu Hilfe, der diese radikale Massnahme im Wahlkampf vertritt.

Graham beruft sich auf eine Umfrage, wonach acht Prozent der in den USA lebenden Muslime erklärt hätten, Selbstmordattentate und andere Gewaltakte im Namen des Islam seien manchmal oder oft gerechtfertigt. Graham und viele fromme Christen demonstrieren mit ihrem Generalverdacht gegenüber Muslimen, dass christliche Barmherzigkeit ausserhalb der Kirchenmauern ihre Bedeutung rasch verliert.

« Zur Übersicht

758 Kommentare zu “Auch Jesus war ein Flüchtlingskind”

  1. Rodolfo sagt:

    Korrektur:
    So knete Sie denn kräftig weiter.

  2. Alienus sagt:

    @Pizpot ……..

    Es war einmal ein sehr, sehr schlaues Esoterikhäschen, welches den wissenschaftsgläubigen und uncoolscheinenden Igel zu einem Wettkampf herausforderte, aber man lese selbst………
    .

    .

    Der Igel und der Hase
    oder
    Esoterische Verse
    .

    Es kam gehoppelt ein esoterikgläubiger Hase,
    der trug sehr, sehr hoch seine einfältige Nase.

    Traf auf dem Feld der Wissenschaft einen Igel,
    meinte, dem werf ich vor die Beine nen Prügel.

    Über den Igel machte er sich doch etwas lustig,
    der Igel ist nicht alleine, den der ward arg listig.

    Das Häschen meinte zum Igel ganz versessen,
    lass uns das Rechthaben doch einmal messen.

    Und nach dem Starte liefen beide hin und her,
    der Igel ruhig, der Hase hatte kein Atem mehr.

    Der Igel, der hatte wissenschaftlich Mitstreiter,
    die waren trotzdem skeptische Wegbegleiter.

    Der atemlose Hase, der auskotzt seine Lunge,
    ist im Wissenschaftsbetrieb ein armer Junge.

    Der arme Hase, der ward nur ein Esoteriker,
    meint aber, er sei Sieger und auch Häretiker.

    Jedoch gilt: Ich bin schon da, „Ick bün al dor“,
    wer dies nicht glaubt, der ist ein großer Tor.

  3. än Mensch sagt:

    Teig kneten

    Nein, das macht man eben nicht! Wer einfach den anderen mag, knetet nicht an ihm herum!

    Ich bin jedem Menschen dankbar, der mich wertschätzt wie ich bin, ohne zu versuchen mich umzubiegen.

    DAS WÄRE DOCH DIE WAHRE NÄCHSTENLIEBE, die das Christentum propagiert. Warum bloss wollen die Gläubigen (wie Andersen) an den Menschen rumkneten?

  4. @ Alienus-Kartoffelmus sagt:

    Heulsuses Antwort im Sexblog
    wird aber als Strang total entfernt!

  5. Pizpot Gargravarr sagt:

    @A
    Guten abend, Ihre Anhaenglichkeit ehrt mich. Aber sagen Sie, was haben Sie denn nicht verstanden? Ich lese Ihre Kommentare nicht, wenn Sie mir direkt schreiben. Das hat keinen Sinn/Wert – vermutlich konnten Sie sich heuer der ueblen Beschimpfung/Beschaemung eh nochmals nicht enthalten – also reiner Zeit- und Energieverlust. Denn falls dieser Trash von jemandem ausserhalb Ihrer trolligen Truppe ueberhaupt gelesen wuerde und Sie darin tatsaechlich Weltbewegendes zu berichten haetten oder solches darin enthalten waere, wuerde mich der eine oder andere der geschaetzten Blogteilnehmer sicherlich darauf aufmerksam machen. Im Uebrigen lese ich auch keine Kommentare, die unter B-Gang-Mitgliedern geteilt werden. Schreiben Sie z.B. an Rolf Mueller oder ohne ‘@’ ueberhaupt dann wuerde es zumindest bis zur ersten Beschaemung gelesen.

    Auch Ihnen die besten Wuensche fuer ein erfolgreiches 2016.
    In christlicher Naechstenliebe,
    Ihr NettoSteuerzahlender PG

    @Rodolfo:
    😉

  6. Kristina sagt:

    @ Ueli 2. Januar 2016 um 09:53
    Die Institutionen mögen schwach sein. Die Spiritualität nicht. Wenn sich der Mensch evolutionstechnisch laufend weiterentwickelt, dann ist es möglich dass wir alle zu reinen Energiefeldern mutieren. Reisen durch die Steckdose möglich. Und glaube mir die Evolution ist schneller als wir uns vorstellen können. Das schreit nach Religiosität.
    Wer ist die dänische Köchin? Wieso schreibst du das in Anführungszeichen?

  7. Kristina sagt:

    @ Pizpot Gargravarr 2. Januar 2016 um 11:17
    Deswegen habe ich ein bisschen Mühe mit Verstehen. Metaphysische Aspekte die im Symbolischen verbleiben bedeuten doch Diffusion. Ich glaube 2016 ist Präzision gefragt.
    Ich habe in den letzten Wochen meinen Sprachfehler genauer angeschaut und dachte mir, spiel mal ein bisschen mit Buchstaben. Wenn ich jetzt Happy New Year lese, dann habe ich Happy Newer im Ohr. Und das geht dann weiter mit Happy Never. Ist das nicht lustig? Und seit Myon mein neues Hintergrundbild ziert, denke ich immer wieder wie solches vom Lernprogramm verstanden und verarbeitet wird.
    Mit Message geht das auch. Mit ein bisschen Kreativität ist es dann MessAge.

  8. Pizpot Gargravarr sagt:

    @Kristina
    Guten Tag.

    Metaphysische Aspekte die im Symbolischen verbleiben bedeuten doch Diffusion.

    Etymologisch koennte man sich jetzt ellenlang ueber ‘Diffusion’ und ‘Konfusion’ unterhalten…
    😉
    A propos 2016 und Praezision:
    Es ist wohl nicht ganz so einfach, wie Sie sich das offensichtlich gerne wuenschen wuerden. Diesbezueglich sollte man vom 2016 also besser nicht allzuviel erwarten, denn in psychologischen Aspekten ist ‘Praezision’ ein aeusserst gewagter Begriff (weshalb innerhalb dieses Schlamassels ja auch Glaubens- und Religionsfragen emergierten/aufkamen (die ja selbst anscheinend auf immerzu wiederholten ‘Handlungen’ beruhen, welche ihrerseits wiederum selbst zwischen ‘Angst’ und ‘Hoffnung’ einen Unterschied auszumachen gedachten)).

    Auf der ueberaus interessanten Wikiseite ueber A.N. Whitehead ( http://www.de.wikipedia.org/wiki/Alfred_North_Whitehead (nach Klick einfach ‘www.’ aus Adresszeile entfernen)) wird von einem Logiker, ausgewiesenen Mathematiker und spaeterem Philosophen eigentlich ziemlich klar umrissen, wieso wir innerhalb einer Prozessphilosophie notgedrungen an Grenzen stossen und in eine Metaphysik abdriften ‘muessen'(!). Die Hoffnung, ein paeziser Sicherheitsgedanke wuerde uns diesbezueglich weiterhelfen, oeffnet also nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch Tuer und Tor fuer saemtliche Glaubens-, Religions- und Esoterikfragen Dies ist meiner bescheidenen Ansicht nach eine sehr verstaendliche Annaeherung an das Thema einer unbedingt erforderlichen Metaphysik.

    D.W. Sherburne entwickelte aus dieser Prozessphilosophie dann auch eine Konzeption ohne Gott, um zu zeigen, dass dieses Element in einer vollständigen prozessphilosophischen Metaphysik nicht notwendig ist, was aber die Notwendigkeit einer logischerweise metaphysischen Erfordernis nicht schmaelert.

    Mehr weiss ich auch nicht, woraus sich aber aus meiner verdunkelten Ignoranz her noch immer nicht erschliesst und also das baffe Erstaunen verbleibt, weshalb hier Gewisse unbedingt saemtliche agnostischen Ansaetze (gem. Wikipedia http://www.de.wikipedia.org/wiki/Agnostizismus#Varianten_des_Agnostizismus – nach Klick ‘www.’ aus Adresszeile entfernen) glauben beschaemen zu muessen, indem sie angeben, dass sich ihr diesbezuegliches Wissen(!?) auf strikte Anwendung der ‘Logik’ bezieht, ohne aber diesbezueglich ueberhaupt ins Detail gehen zu wollen (z.B. Axiome, Mathematik, Analogien innerhalb der Naturgesetze, eingebettete Systeme, etc., etc.)….