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Mission mit allen Mitteln

Hugo Stamm am Samstag den 3. Oktober 2015
An edition of the Bible of the Russian Orthodox Church, pictured on October 17, 2009 in the Russian Orthodox Resurrection Church in Zurich, Switzerland. (KEYSTONE/Alessandro Della Bella) Eine Ausgabe der Bibel der russisch-orthodoxen Kirche, aufgenommen am 17. Oktober 2009 in der russisch-orthodoxen Auferstehungskirche in Zuerich. (KEYSTONE/Alessandro Della Bella)

Eine Ausgabe der Bibel der russisch-orthodoxen Kirche. Foto: Alessandro Della Bella, Keystone.

Religionsgemeinschaften halten ihren Glauben für den einzig wahren, er verkörpert also die unvergängliche und nicht relativierbare Wahrheit. Schliesslich reklamieren sie für sich, im Bund mit dem wahren Gott oder den wahren Göttern zu sein und von ihnen geleitet zu werden. Der Absolutheitsanspruch gehört unabdingbar zum Wesen eines Glaubens, der sich auf ein übersinnliches oder göttliches Wesen beruft.

Dabei tappen die Gläubigen in eine sprachliche Falle. Denn Glaube bleibt Glaube. Er kann nie den Anspruch auf Wahrheit erheben. Glaube bedeutet, etwas für wahr zu halten. Gewissheit gibt es im Glauben nicht, einen Gottesbeweis konnte noch niemand erbringen. Diese Tatsache sollten Glaubensgemeinschaften im Auge behalten, die missionarisch unterwegs sind – was auf die meisten zutrifft. Den Auftrag dazu leiten sie aus den Jenseitsbotschaften oder heiligen Schriften ab. Er entspricht aber auch einem individuellen, psychologisch erklärbarem Bedürfnis: Wer glaubt, die Wahrheit und das Heil gefunden zu haben, will es verständlicherweise verkünden und in  die Welt hinaustragen. Auf dass alle Menschen an der göttlichen Wahrheit teilhaben können.

In ihrem Eifer oder ihrer Euphorie vergessen sie aber gern, dass ihr Missionsdrang auch problematische Seiten hat. Das Missionieren von Un- oder Andersgläubigen brachte immer wieder viel Leid und Elend in die Welt. Urvölkern das Christentum aufzuzwingen, destabilisierte die sozialen Strukturen dieser Gemeinschaften. Ganz zu schweigen von der Unterdrückung der «Heiden» und den vielen Religionskriegen in der Vergangenheit. Aktuell erleben wir, wie unheilvoll die Macht- und Expansionsansprüche der Islamisten sind.

Auch die christlichen Glaubensgemeinschaften leben dem Missionsgedanken heute noch nach und betreiben weltweit Missionsstationen. Besonders aktiv sind Freikirchen, die selbst an gefährlichen Brennpunkten der islamischen Welt missionarisch unterwegs sind. Sie verhalten sich zwar meist zivilisiert und missionieren mit sanften Mitteln, konfliktfrei sind ihre Bestrebungen aber nicht immer.

Die Bibelübersetzer von Wycliff und SIL – vorwiegend unterstützt von freikirchlichen Gemeinschaften – dringen in die entlegensten Weltgegenden vor, lernen jahrelang die Minderheitssprachen und übersetzen die Bibel. Getreu des Auftrages von Jesus: «Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.» (Markus 16:15)

Eine besondere Form der Verbreitung des Evangeliums betreibt die freikirchlich orientierte Gideon-Bewegung. Sie verteilt seit 116 Jahren die Bibel. In vielen Hotels und Gefängnissen liegen sie weltweit auf. Aktuell können die Gideons ein Jubiläum feiern: Sie haben zwei Milliarden Bibeln unter die Leute gebracht. Ebenfalls ein Jubiläum feiert die Agentur C. Das C steht für Christus. Sie wurde vor 30 Jahren vom Erfinder des Abflussreinigers Sipuro, Heinrich Rohrer, gegründet und verbreitet seither in Inseraten und auf grossen Plakaten Bibelsprüche wie «Werft alle Sorgen auf Gott! Er sorgt für Euch» oder «Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt». In den drei Jahrzehnten brachte die christliche Agentur, die primär von Gläubigen aus Freikirchen finanziert wird, mehr als 90’000 Plakate an.

Der Aufwand solcher Missionsbestrebungen ist gross, Effekt und Nutzen eher bescheiden. Jesus würde der Agentur C vermutlich raten, die Hunderttausenden von Franken besser den Flüchtlingen zu spenden, die in Lagern zusammengepfercht sind und hungern. Schliesslich war ihr Idol einst auch auf der Flucht.

Die Mission gilt bei Gläubigen als besonders wertvolle, altruistische Tätigkeit. Psychologisch gesehen, trifft dies nur bedingt zu, denn der Missionar lebt mit der Genugtuung, seine ganze Schaffenskraft für Gott einzusetzen, für ihn allenfalls Gefahren in Kauf zu nehmen und sich somit fit für das Jüngste Gericht zu machen. Kurz: Wir Menschen brauchen stets Aussicht auf Erfolg, selbst auch in Glaubensfragen und beim Missionieren.​

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312 Kommentare zu “Mission mit allen Mitteln”

  1. Häfliger sagt:

    @ Olive

    Die Mütze der Bischöfin besteht sicher aus Seemannsgarn!
    Hat sie ihre Bischofsmütze selber gehäckelt oder gelismet oder hat sie diese Mütze geerbt ?
    Wenn diese hochwürdige Dame ( Bischöfe nennen sich : hochwürdig ) ihre Kirche ausgeräumt hat, was ist jetzt noch drin?
    Ein Trampolin? Das wäre noch cool ….
    – es spinnen die Römer – meint Asterix , aber nicht nur die Römer…..

  2. olive sagt:

    Die Pastorin ist nicht allein:

    Dem „Guten“ dient auch eine Maklerin aus Rheinland-Pfalz, die als CDU-Stadträtin sozusagen von Natur aus zu den „Engagierten“ zählt. Daher wollte sie eine freie Wohnung unbedingt an eine Flüchtlingsfamilie vermitteln. Als sie sich mit den Häuptern der Sippe vor der Wohnung versammelt hatte, geschah jedoch etwas Denkwürdiges. Ohne ihr die Hand zu geben, brach unter den drei syrischen Männern eine „offenbar hitzige Debatte“ aus, berichtet die 33-Jährige der „Welt“.
    „Dann teilte mir derjenige, der ein bisschen Deutsch konnte, mit, dass kein Interesse an einer Besichtigung bestehe, weil ich eine Frau und blond sei und weil ich den Männern in die Augen geschaut hätte. Das gehöre sich nicht. Meine Firma solle einen Mann vorbeischicken.“ Das Erlebnis habe sie „konsterniert, ja geschockt“ zurückgelassen, erzählt die Kommunalpolitikerin. „Man möchte helfen und wird dann im eigenen Land als unerwünscht weggeschickt.“
    Dafür, dass sie das Erlebnis in ihrer Facebookgruppe veröffentlicht habe, sei sie als „Nazi­schlampe“ beschimpft worden – von Deutschen. Zwei Anrufer hätten ihr sogar mit Mord gedroht.
    Man müsste meinen, die gute Frau sei nun bedient und hätte etwas gelernt.

    Müsste man? Sie werde weiterhin Wohnungen an Flüchtlinge vermitteln, aber nicht im direkten Kontakt, sondern nur über Behörden. Mit anderen Worten: Sie tut diesen radikalislamischen Fusselbärten tatsächlich den Gefallen und „belästigt“ sie nicht mehr mit ihrer „ungehörigen“ Anwesenheit, arbeitet aber fleißig weiter für die Gestalten, ab jetzt eben nur im Verborgenen. Die Deutsche als rühriges Helferlein, dessen emsige Hilfsbereitschaft von keiner noch so dreisten Zumutung herrisch-arroganter Fundamentalisten aus dem Morgenland getrübt werden kann. Wie lautet das Sprichwort? Wer dumm ist wie Brot, der wird wie Brot verschlungen. Oder so ähnlich.

    Preussische Allgemeine

  3. andersen sagt:

    Olive
    Je mehr die Menschen aus Arabien integriert wird, je mehr empfinde sie das Anderssein.
    Sie meinen, dass nichts auf dieser Welt ändert sich ohne den Willen Allahs.

    Wenn ein Salafist eine westliche Frau heiratet und er entdeckt, dass sie selber denken kann.
    Dann fragt er sich:
    Was muss ich jetzt tun?

  4. andersen sagt:

    Gestern sprach ich mit ein Araber.
    Er hat ein Schweizerin geheiratet und er hat bereits zwei Kinder.
    Er sagte die ganze Zeit: Der Mohammed hat das und das gesagt.
    Nun, es kam mich wie die Scientologen vor, die auch ständig wiederholen:
    Ron hier, Ron dar und Ron hat das und das gesagt.

    Ich dachte als Frau, meinem Gedanken sind zum Glück frei.
    Dänemark feiert dieses Jahr: Hundert Jahr das Frauen Stimm-und Wahlrecht und das soll auch so bleiben und ich hoffe für die Schweiz dasselbe.

  5. solochrist sagt:

    @ Pasionaria, 5. Oktober 2015 um 21:06
    ‘…Warum interessiert es Dich – lass Dich doch von den jeweiligen Beitraegen befruchten, nicht von den dazugehoerigen Nicks.

    Punkt 3. > das frag ich mich bei den Glaubens- und Bibelanpreisern ebenso (bist Du einer?). Kannst Du mir dabei auch helfen?’

    Geschriebene Worte erhalten für mich erst durch den Verfasser einen Sinn. Ich möchte verstehen was der Autor meint. Meine ‘Brille’ verzerrt den Sinn.
    Peter Alexander sang Lieder wie ‘Hier ist ein Mensch’ oder ‘und jeden Samstag Liebe’ … aus meiner Sicht strahlt er Lebensfreude aus, motiviert mich ( auch zu mehr Liebe 😉 h ttp://www.gedankentanken.com/gesundgevoegelt/).

    Wenn ich sein Leben überfliege, so frage ich mich, war er glücklich, welchen Sinn hatte sein leben? Welchen Sinn gibt sein Leben seinen Liedern? Waren seine Lieder, seine Filme … einfach nur ein Job um möglichst viele ‘Geldgeber’ anzusprechen um Geld zu verdienen? – Dann verlieren seine Inhalte die ‘Befruchtungsfunktion’ für mein Leben.
    (“Wäge dem gaht doch d’Wält nöd under!” -> h ttps://youtu.be/iHT0DeSENRo)

    Und zu Punkt 3, Steht doch schon in der Bibel geschrieben: ‘Es gibt nichts neues unter der Sonne!’

    dä Solochrischt
    wünscht än schönä Sunntig

  6. Pasionaria sagt:

    Solochrist
    Ha scho gmeint, sigsch wieder verschwunde. Waer schad fuer Dini biblische…….. – eh, ha woelle sage, Dini bispielhafte Inputs!

    Also ueber P. Alexander zu diskutieren, ueberlasse ich anderen. Er hat u.a. ganz ‘naetti Liedli’ gesungen. Aber ganz klar, er war ein ausgezeichneter Entertainer mit hervorragenden Liederschreibern im Hintergrund, die wussten, wie den Nerv resp. das Herz des Durchschnittsbuergers zu treffen. Er und seine Entourage alles gelungene kommerzielle Vollprofis.

    Du schreibst noch: “Geschriebene Worte erhalten für mich erst durch den Verfasser einen Sinn.” – Das ueberrascht mich nun doch, Du als eifriger Bibelleser findest also keinen Sinn in derselben, weil Du, wie jedermann auch, den Verfasser NICHT kennen? Diese Aussage befremdet mich nun wirklich.

    Eigentlich haette ich lieber Deine Antwort auf meine Frage bez. der von Dir unterstuetzten Organisation in Afrika, gelesen. Diese scheint mir recht vernuenftig. Nochmals: wieviel ungefaehr wendet sie bei Spenden fuer:
    – Administration auf
    – als Bibelobolus
    – fuer Prediger > Missionare
    – wieviel bleibt unter dem Strich fuer die armen Kínder uebrig?
    Wie gesagt, da koennte ich noch etwas damit anfangen. Kannst Du mir den Link nochmals mitteilen und die Fragen moeglichst wahrheitsgerecht beantworten.

    Dankschoen und schlof guet.

  7. solochrist sagt:

    @ Pasionaria, 11. Oktober 2015 um 23:34
    ‘…weil Du, wie jedermann auch, den Verfasser NICHT kennen? ‘

    Na, na, einiges glaubt man ja schon zu wissen über die Verfasser der Bibel 😉

    h ttp://www.baraza.ch

    Auf der Seite findest Du die Mailadresse. Wenn Du Dich interessierst erhältst Du fast jeden Monat die genaue Abrechnung. Anfangs haben einer meiner Söhne und ich die Unterstützung für eine warme Mahlzeit, die Schuldgelder der Kinder und bescheidene Löhne der Mitarbeiter garantiert. Damals haben wir auch die Kosten der Überweisung per Western Union (so kommt das Geld beim Heimleiter sicher an) übernommen. Dies ist heute nicht mehr nötig, will heissen Überweisungskosten und Bankspesen werden auch durch Spenden finanziert. Einige Geldgeber haben den Heimleiter unterstützt, dass er ein Haus für sich und seine Familie bauen konnte weil sein Mietshaus am verlottern war. Neu konnte ein Stück Land gekauft werden damit dort ein Gemüsegarten angelegt werden kann. Es gibt keine Missionare, keinen Bibelobolus und nur die Bankspesen und die Überweisungskosten.
    Mein persönlicher Wunsch ist aber, dass die finanzielle Unterstützung abnehmen und durch Aktivitäten der Menschen im Kinderheim oder in Bunia ersetzt werden kann.

    Dä Solochrischt
    än kritischä bibelläser 🙂
    mä isch halt scho mit mä Psalm uf dä windlä dur d’chindärstubä grutscht… h ttp:///www.windelzeit.ch

  8. Pasionaria sagt:

    Solochrist
    Danke fuer die Hinweise betr. baraza.ch – scheint mir in der Tat eine gute Sache.
    “Mein persönlicher Wunsch ist aber, dass die finanzielle Unterstützung abnehmen und durch Aktivitäten der Menschen im Kinderheim oder in Bunia ersetzt werden kann. ” – Dies ist ein absolut unterstuetzungswuerdiger Wunsch, jedermann weiss jedoch, dass solche Projekte eben auch etwas kosten.
    Eine Frage bleibt noch, da Du ja vor Ort warst, wieviele Stunden im Tag oder pro Woche muessen sich die Kínder christliche ‘Predigen’ anhoeren?

    “Na, na, einiges glaubt man ja schon zu wissen über die Verfasser der Bibel.”
    Da scheinst Du ja wiederum (gezwungenermassen) sehr grosszuegig zu sein.

    “mä isch halt scho mit mä Psalm uf dä windlä dur d’chindärstubä grutscht… ” – Was willsch dermit raechtfertige?
    Dein leicht ‘gekruemmter’ Gang oder dass es nicht noetig ist, ueber die Inhalte der sicher liebevoll vermittelten Kinderstubeninputs weiter nachzudenken?

    Nuet fuer unguet, Solo…..

  9. solochrist sagt:

    gute Frage. Vor Ort war der Präsident des Vereins. Letztmals diesen Sommer. Er hat diesmal seine Ferien dort verbracht, Nicht von Spenden finanziert. Werd mich mal mit ihm darüber unterhalten.
    Die Kinder werden ja möglichst zu ihren Familien zurückgeführt und um sie weiter zu unterstützen, wenn nötig, das Schulgeld bezahlt.

    Der gekrümmte Gang – kommt doch ganz klar vom Rollator 🙂
    Nachdenken ja, dies lass ich mir nicht nehmen.

    dä solochrischt

  10. Pasionaria sagt:

    Solochrist
    Jetzt erschrickst Du mich aber….: “Der gekrümmte Gang – kommt doch ganz klar vom Rollator :)” – was ist passiert? Aber hoffentlich nur voruebergehend?

    So ist das baraza (was heisst es eigentlich?) eine Schweizer Organisation, Vereinigung, Mission? Welche?
    Sicherlich werde ich sie beruecksichtigen.

  11. Pasionaria sagt:

    Solochrist
    Wo bist Du geblieben – muss man sich aber keine Sorgen machen?
    Hoffentlich bist Du weder Solo > einsam noch zu -christlich > verblendet – sondern: solo > einfach und christ > unfreiwillig getauft, und angenehm im Umgang.

  12. Solochrist sagt:

    @ Pasionaria, 20. Oktober 2015 um 19:32

    sucht: ‘Solochrist
    Wo bist Du geblieben…’

    einsam und ver(w)irrt im Tschungel des Webs… aber, ich hab Dich wieder gefunden.

    grüässli
    dä solochrischt