Die USA sind eine tiefreligiöse, christlich geprägte Nation. Nirgends sonst leben so viele Christen. Und wohl in keinem andern Land wird die Religionsfreiheit so sehr beachtet und geschützt. Dies ist mit ein Grund, weshalb selbst die Sekte Scientology jahrzehntelang als seriöse Glaubensgemeinschaft betrachtet wurde.
Die Dichte an Freikirchen ist eines der besonderen Merkmale der USA. Im Wahlkampf kommt kein Präsidentschaftskandidat darum herum, um die Gunst der frommen Christen zu buhlen. Doch nun erreicht der Zeitgeist auch Amerika: Die christlichen Kirchen verlieren zunehmend Mitglieder, die Zahl der Nichtgläubigen wächst rasch. In den USA verstärkt sich der Trend, der in Europa schon länger zu beobachten ist: Glauben und Religion verlieren an Bedeutung, die Tendenz zur Säkularisierung nimmt zu.
Dies bestätigt eine Studie des amerikanischen Pew Research Centers, das 35’000 Amerikaner befragt hat. Bekannten sich 2007 noch 78,4 Prozent zum christlichen Glauben, sind es heute nur noch 70,6 Prozent. Dies ist zwar immer noch ein hoher Wert, doch der Einbruch ist dramatisch. Vor allem auch, weil die meisten Abtrünnigen religiös erzogen wurden und sich als Erwachsene in einem bewussten Prozess vom Glauben abwandten, also agnostisch oder atheistisch wurden. (In Europa werden viele Kinder nicht mehr religiös erzogen, weshalb die Zahl der Ungläubigen besonders rasch wächst.)
Die christliche Tradition und die besondere Stellung der Religionen in den USA sind historisch bedingt. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch die Schweiz. Die Mennoniten, Täufer oder Wiedertäufer, wurden im 16. Jahrhundert in Europa und speziell auch in der Schweiz verfolgt. Viele wurden ertränkt, geköpft oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Andere flüchteten ins Ausland oder ins entlegene Emmental, das heute noch eine Hochburg von Freikirchen ist. Ein Teil der Verfolgten pflegte den Glauben im Versteckten.
Ein Scharfmacher gegen die Mennoniten war auch der Zürcher Reformator Huldrych Zwingli. Er verlangte vom Rat der Stadt Zürich, die Wiedertäufer seien mittels kaiserlicher Rechte auszurotten. Es wurden Kopfgelder ausgesetzt, und Hunderte Schweizer Täufer starben den Märtyrertod.
Europa war für Mennoniten, Amische und Hutterer verbrannte Erde. Ab 1720 flüchteten viele nach Amerika, vorwiegend nach Pennsylvania. Um vor weiterer Verfolgung geschützt zu sein, massen sie der Religionsfreiheit hohe Bedeutung zu.
Der freikirchliche Geist ist heute noch stark in der amerikanischen Gesellschaft verankert. Die konservative Grundhaltung, die prüde Einstellung in sexuellen Fragen, Waffenfetisch und die Ablehnung der Evolutionstheorie sind nur ein paar Beispiele.
Die Säkularisierung ist aber nicht aufzuhalten. Das fromme und konservative Gedankengut bleibt hingegen tief im Bewusstsein der breiten Bevölkerung verankert und prägt die Mentalität, weshalb die Modernisierung der Gesellschaft nur schleppend vorankommt.
Ich habe mehrere Gesichter, je nach Laune!
Schäuble hat nur ein Gesicht, ein griesgrämiges…
h ttp://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-07/griechenland-krise-alltag/seite-2
noch eine Nachlieferung zu “Freikirchen” und “evangelisch”
h ttp://www.sueddeutsche.de/bayern/evangelische-freikirchen-wenn-moralvorstellungen-probleme-bereiten-1.1508370-2
Vorseite
h ttp://www.sueddeutsche.de/bayern/evangelische-freikirchen-wenn-moralvorstellungen-probleme-bereiten-1.1508370
h ttp://www.sueddeutsche.de/muenchen/boom-der-freikirchen-glaube-liebe-discokugel-1.1518965-3