2000 Jahre lang hatten die christlichen Kirchen die Deutungshoheit zu zentralen Fragen des Lebens. Das Credo: Gott hat es gegeben, Gott wird es nehmen. Eine biologische Sichtweise war tabu, dass nämlich das Leben von der Zeugung abhängt und wohl eher von Trieben als von Gott gesteuert wird. Man denke nur an die vielen zufälligen Aspekte, die den Geschlechtsverkehr begleiten können.
Aufklärung und Menschenrechte haben die Gewichte in der jüngeren Zeit verschoben und dem Individuum die geistige Autonomie und Selbstbestimmung zugesprochen. Damit geriet das christliche Fundament bedrohlich ins Wanken. Verfassungen und Gesetze kümmern sich nämlich nicht um die metaphysische Frage, ob Gott bei Geburt und Tod seine Finger im Spiel hat.
Für strenggläubige Christen ist dies ein Bedeutungsverlust, für manche gar eine narzisstische Kränkung. Sie interpretieren den Suizid als schwere Sünde. Die katholische Kirche verbannte Selbst«mörder» bis in die 1980er-Jahre von den Friedhöfen, weil sie angeblich Gott ins Handwerk pfuschten.
Der Zeitgeist zwang selbst die katholische Kirche, auch menschliche Aspekte eines Suizids zu berücksichtigen. Davon sind Gläubige aus dem traditionalistisch-katholischen und freikirchlichen Umfeld noch weit entfernt. In ihrer fundamentalistischen Sichtweise ist die Aufweichung von religiösen Grundsätzen und Dogmen des Teufels.
Dieser scheint in ihren Augen die christliche Welt immer mehr zu verführen, was sie als klassisches Anzeichen für die bevorstehende Apokalypse interpretieren. Dazu gehört auch der Zulauf zu den Sterbehilfeorganisationen. Dass beispielsweise Exit im letzten Jahr 13’413 Neueintritte verzeichnete, werten viele Gläubige als religiöse Dekadenz. Insgesamt zählt Exit heute 86’000 Mitglieder. In ein paar Jahren wird die Organisation voraussichtlich mehr Mitglieder haben als alle Freikirchen zusammen.
Heute wagen es strenggläubige Christen kaum mehr, religiöse Argumente gegen Sterbehilfeorganisationen vorzubringen, und schieben ethische Gründe vor: Es sei unwürdig, sich von Sterbebegleitern ins Jenseits befördern zu lassen. Ausserdem gebe es keinen Grund mehr für einen Suizid, könne doch die Palliativmedizin alle Schmerzen lindern.
Das sind Scheinargumente. Es ist wohl würdiger, im Beisein von Angehörigen den Giftbecher zu trinken, statt sich eine Kugel in den Kopf zu schiessen und möglicherweise als Krüppel weiterzuleben. Ausserdem kann die Palliativmedizin nicht alle Schmerzen lindern. Es sei denn, Krebspatienten bekommen so hohe Dosen an Morphinpräparaten, dass sie sediert «hinübergleiten». So übernehmen Ärzte zwangsläufig die Funktion von Sterbebegleitern. Auch dies ist für christliche Hardliner verwerflich, ethisch aber sinnvoll.
@ olive
“Es gibt ebenso viele “Informationen” wie Wiedergeburten, aber ob die alle stimmen?”
Jeder pflückt dann einfach die heraus, die seiner vorangegangenen Entwicklung entsprechen. Das macht ja gerade die unterschiedlichen persönlichkeiten der Menschen aus. (Und nein, die Gene sind nicht der Ursprung, sondern nur der Speicher der mitgebrachten Informationen).
@ So banal
Das Prinzip der Gerechtigkeit wird mit der Schöpfung schon verletzt.
Wir werden ohne dass wir gefragt werden unilateral geschöpft. Gibt es uns dann, werden wir dem Prinzip der Gerechtigkeit unterworfen. Das soll gerecht sein? Ein Spiel das wir spielen müssen mit Spielregeln zu denen wir nichts zu sagen hatten?
Nun, ich habe weder einen Vertrag mit dem Karma noch mit Gott unterschrieben. Beide können mich also am Allerwertesten lecken, wenn sie nicht anständig zu mir sind.
😉
@ Albert Baer
Ich unterstütze nicht die Schöpfungsgeschichte der Religionen, in dem Sinne, dass ein Gott uns mit der Materie geschaffen hat.
Die Schöpfung fand auf geistiger Ebene statt, wo wir noch zufrieden waren, mit dem was wir hatten. Aber irgend einem Idioten wurde dieses Glück zu langweilig, weshalb der Gedanke aufblitzte, sich selbständig zu machen. Erst dann wurde die Materie geschaffen, auf unseren Wunsch hin.
@So banal
Es spielt keine Rolle ob es eine geistige oder körperliche Schöpfung war und ob die Geschöpfe über ihre Schöpfung glücklich oder traurig waren. Der eigenmächtige Akt des Schöpfens verletzt das Prinzip der Gerechtigkeit. Wenn aber ein “Spiel” mit einer Verletzung der Gerechtigkeit beginnt wieso soll dann im Spiel plötzlich das Gerechtigkeitsprinzip herrschen?
@Olive
Nein, nicht die Kappe waschen. Keine Strafe!
Jesus wird aber wiederkommen und zwar so, dass alle (auch die Toten) ihn sehen und erkennen, und alle werden ihre Knien vor dem König der Könige beugen. (steht so in der Bibel).
Ich glaube das so! Ob es Ihnen nun passt oder nicht; dieses Erreignis und noch ein paar Andere zuvor repräsentieren nur noch ca. 5% aller Voraussagen in der Bibel. Die restlichen 95% haben sich punktgenau erfüllt, weshalb es keinen Grund gibt an die Erfüllung der restlichen 5 % zu zweifeln. Im Gegenteil, man wäre dumm, wenn man es nicht täte. Dazu müsste man allerdings mal die Bibel lesen und sich mit ihr wertneutral auseinandersetzen.
@ Nik
17. März 2015 um 19:32
So tönt es ein wenig anders. Aber es ist so, dass ich diese Art von Belehrung und heimlicher Schadenfreude des öfteren von Gläubigen gehört habe.
Ob Jesus wiederkommt, vermag ich nicht zu sagen, das ist Glaubenssache.
²
Albert Baer
17. März 2015 um 19:27
@So banal
“Der eigenmächtige Akt des Schöpfens verletzt das Prinzip der Gerechtigkeit.”
Das könnten Sie allenfalls geltend machen, wenn es neben dem allmächtigen Schöpfer noch einen Nebengott gäbe, ich meine Sie! Aber, Ihre Meinung scheint aus dem Reinfall auf das verführerische Versprechen zu resultieren:
Ihr werdet sein wie Gott!
@HO
“Das könnten Sie allenfalls geltend machen, wenn es neben dem allmächtigen Schöpfer noch einen Nebengott gäbe, ich meine Sie!”
Warum?
Hier nochmal meine Frage:
Ich erschaffe ein Geschöpf und sage ihm, dass es nun in seiner Existenz um Gerechtigkeit geht.
Ist das gerecht?
@
Albert Baer
17. März 2015 um 21:15
“Ich erschaffe ein Geschöpf und sage ihm, dass es nun in seiner Existenz um Gerechtigkeit geht.
Ist das gerecht?”
Welche Antwort erwarten Sie von Gott?
“Wie murren denn die Leute im Leben also? Ein jeglicher murre wider seine Sünde!” Klagelieder 3.39
“Weh dem, der mit seinem Schöpfer hadert, eine Scherbe wie andere irdene Scherben. Spricht der Ton auch zu seinem Töpfer: Was machst du? Du beweisest deine Hände nicht an deinem Werke.” Jesaja 45.9
“Kann ich nicht also mit euch umgehen, ihr vom Hause Israel, wie dieser Töpfer? spricht der HERR. Siehe, wie der Ton ist in des Töpfers Hand, also seid auch ihr vom Hause Israel in meiner Hand.” Jeremia 18.6
…Energie kann sich durch eine Idee, einen Bauplan, in alles materialisieren. Ich denke, wir sehen das grosse Ganze, den Sinn dahinter nicht. Es ist alles eine Frage der Dimensionen. Evtl. muss man sogar die Galaxyen in einem Zusammenhang sehen. Als grossen, komplexen Organismus. Es ist für mich nicht eine Frage des Individuums, sondern der Menschheit , der Erde, des Sonnensystemes und der Galaxyen. So gesehen, sind wir ein kleines Abbild des grossen Ganzen. Zeitgleich Gott und Staubkorn. Wenn wir uns töten, verschwindet bloss ein Staubkorn und doch löschen wir, mit uns, ein ganzes Universum aus. Die Energie jedoch existiert weiter…
@
Albert Baer
17. März 2015 um 16:41
“Gerne dürfen sich Religiöse für die Menschenwürde und die Menschenrechte einsetzen, das würde aber bedingen, dass sie die Menschenwürde/Menschenrechte wenn nötig auch gegen ihren lieben Gott verteidigen müssten.
Wenn Religiöse dazu nicht bereit sind, sind sie einfach Opportunisten oder biblischer gesagt Heuchler.
Nur jene die bereit sind den Menschen auch gegen Gott zu verteidigen sind wahre Humanisten.”
Sie kennen den Ausdruck: Wenn ein Mensch sich päpstlicher als der Papst.verhält.
Nun aber geht es um Gott. Aber demzufolge können Sie nicht von IHM sprechen:
Und Sie meinen, vor Gott müsse ein Mensch durch einen Menschen verteidigt werden?
Haben Sie das Buch Hiob schon gelesen?
“Hat er (Mensch) Lust, mit ihm (Gott) zu hadern, so kann er ihm auf tausend nicht eins antworten.” Hiob 9.3
Vieles, das heute im Dunkeln liegt, wird erst in der Ewigkeit aufgedeckt sein. No chli warte…
Trotzdem:
HO
17. März 2015 um 23:03, muss im Kontext zu folgenden göttlichen Aufforderungen/Empfehlungen gesehen werden:
– “Suchet den HERR, alle ihr Elenden im Lande, die ihr seine Rechte haltet; suchet Gerechtigkeit, suchet Demut, auf daß ihr am Tage des Zornes des HERRN möget verborgen werden.” Zephanja 2.3
– “Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht der HERR. Ich sehe aber an den Elenden und der zerbrochenen Geistes ist und der sich fürchtet vor meinem Wort.” Jesaja 66.2
– “und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen.” Psalm 50.15
@@
Albert Baer
17. März 2015 um 16:41
“Gerne dürfen sich Religiöse für die Menschenwürde und die Menschenrechte einsetzen, das würde aber bedingen, dass sie die Menschenwürde…verteidigen”.
Tja, das mit der Menschenwürde, ist so eine Sache. Ist es nicht so, dass wir heute schon so weit pervertiert sind, dass der Begriff “Menschenwürde” wie ein Schutzschild vor einen Schwerverbrecher gehalten wird, wenn es darum geht, dass dieser gerecht bestraft wird, und das Recht seiner Opfer oder ihrer noch lebenden Angehörigen nicht mit Füssen getreten wird.
@HO
Sie sind also Ton, der – wenn nicht gerade Gott an ihm rumknetet – Kommentare schreibt.
Wenn sie also Knetmasse für Gott sind warum sollte er irgendwann aufhören an ihnen rumzukneten Denken sie, dass sie im Paradies frei (von Gott) sein werden? Wohl kaum. Gott wird ihnen auch da noch auf die Finger schauen. Wünsche ihnen noch viel Spass im ewigen göttliche Hamsterrad.
da sind sie wieder, die Gerechten!
“evangelisch, aber nicht christlich!!”
So kenne ich es.
“Was ich noch sagen wollte” kommt H.S. (Helmut Schmidt) in seinem vermutlich letzten Buch (vor Toresschluß) über die Lippen.
ER spricht von Verletzen durch die Missionierenden. (Er streift sogar Verletzungen und Leid, das er selbst durch seine Untreue …naja…wir wußten es…Gott, wie “menschlich”! 🙁 )
h ttp://www.idea.de/thema-des-tages/artikel/helmut-schmidt-haelt-mission-fuer-zunehmend-gefaehrlich-83184.html
deshalb distanziert
dito!
Auf einige extrem materialistische Ansichten in diesem Blog mal wieder Einnstein (ich weiss: abgewetzt):
“Schämen sollten sich die Menschen, die sich gedankenlos der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und nicht mehr davon geistig erfasst haben als die Kuh von der Botanik der Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frißt.”
Man kann sich als Staubkorn sehen oder als Universum – die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Solange Institutionen und Menschen bloss ihre Meinung kund tun, hilft eine gewisse Gelassenheit und Toleranz, auch um sich selbst immer wieder zu relativieren bzw. zu nivellieren. Die Meinungfreiheit ist im Sinne Gottes, solange die Meinung nicht mit Gewalt durchgesetzt wird. Gewalt beginnt im Kopf..
@ HO
17. März 2015 um 23:26
Ich denke, Sie meinen die Menschenrechte?
@
olive
18. März 2015 um 08:44
“Ich denke, Sie meinen die Menschenrechte?”
Nein, in diesem Falle nicht!
Habe mich erst kürzlich geärgert darüber! Wie soll man beispielsweise zum Schutz für einen Knabenschänder noch von Menschenwürde sprechen wollen?
@ schöne Leserbriefe
18. März 2015 um 06:34
“Helmut Schmidt: Dass das Heil einer Religion in ihrer möglichst umfassenden Verbreitung liegen soll, sei ihm immer fremd gewesen, so der 96-Jährige.”
Schmidts Aussage Ist natürlich Quatsch – und widerbiblisch! Ein Zerrbild des Christlichen Glaubens und der Auswirkungen des christlichen Geistes:
Das Heil, die Errettung zum ewigen Heil, liegt gemäss NT in der Person Jesu Christi, genauer in der persönlichen Glaubensverbindung des Einzelnen zu Christus.
“Er habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Theologen sich nicht durch Toleranz gegenüber anderen Religionen auszeichnen. Im Zeitalter der Globalisierung rückten Menschen verschiedener Konfessionen dichter zusammen. Daher sei religiöse Toleranz eine Grundvoraussetzung für ein friedliches Zusammenleben.”
Toleranz im Leben untereinander beruht auf Gegenrecht, sonst unterwirft sich Toleranz der Intoleranz – was dabei heraus kommt, werden wir noch drastisch erleben. Abwehr gegenüber religiösem Terror kann man ja nicht als Intoleranz anprangern.
@ HO
Aktuell tun das Versicherungsjuristen mit den Opfern. Derne Würde wird mit Füssen getreten und das massiv. Ist in meinem Umfeld nun schon ein paar Mal pasiert. Ein ganz trauriges Kapitel. Wir sparen halt, koste es was es wolle. Und da können sich solche Angesttte – eigentlich grosser renommierter Unternehmen – den Luxusm, die Würde ihrer Versicherten zu wahren nicht mehr leisten. Ob sie damit noch gut schlafen können? Wahrscheinlich schon weil das in ihrem Portemonnaie dann ja stimmt.
Schon mal geschrieben, da wird viel zu wenig hingesehen auf diese Grauzone.
@ HO
Mal abgesehen davon, dass unser “Straf”system zu wenig in der Lage ist wirkliche Veränderungen bei schwer straffälligen Menschen zu erreichen. Ein paar Monate Witzwil und dann zurück ins alte Fahrwasser weil nicht begriffen ist was der Sinn hinter so einer Massnahme ist. Ich habe kürzlich eine Sendung über straffällige Jugendliche geschaut. Da war ein erwachsener Täter der geistig höchstens auf dem Niveau eines Drittklässlers sei. Zum einen frage ich mich, wie das möglich ist und zum anderen stellt sich mir die Frage danach wer seine Eltern sind.
Aber mal abgesehen von dem allen. Wenn alle Stricke reissen nützt grade bei solchen Leuten lediglich einsperren nichts weil sie der Einsicht in ihr Verhalten gar nicht fähig sind. Ich bin mir bewusst, dass ich da einen ganz heiklen Punkt antaste, frage mich aber trotzdem ob es nicht sinnvollere Massnahmen gäbe die im Leben solcher Straftäter eine wirkliche Wende herbeiführen können. Am Ende irgendwann lebenslänglich im Thorberg schützt die Bevölkerung vor den Tätern aber die Täter nicht vor sich selbst. Sie sind dann weggesperrt.
Über die Belastung derer die sich um solche Weggesperrten kümmern hört man wenig, höchstens dann, wenn ab und zu was falsch läuft. Welch grosse Motivation die haben wird eigentlich überhaupt nicht honoriert.
@ Albert Baer
18. März 2015 um 06:29
“Sie sind also Ton, der – wenn nicht gerade Gott an ihm rumknetet – Kommentare schreibt.”
Lieber Herr Baer, lesen Sie doch mal das Neue Testament:
Es spricht von Erlösung, Befreiung und Liebe Gottes zu uns Menschen – im Anblick unserer Übertretungen gegenüber dem göttlichen Gesetz.
@alle
Und der sonst wild über “Exit-Pillen“ und Horrortrips spekulierende Stefan Reber, der sagt, man müsse nicht religiös sein, um Exit zu kritisieren, ist plötzlich still. Der Grund dafür ist simpler als man denkt. Aktuell läuft wohl die Beratung mit seinem Herrn Fischli Pastor oder der Stündeli-Gruppe. Nachdem man für mich gebetet hat und der Pastor ihm eingetrichtert hat, dass “in den Blog schreiben“ Sünde sei (Hochmut) und was er zu nun erwidern habe, erfolgt dann die Antwort. Ihr werdet es sehen.
@ Klara Brunner
18. März 2015 um 10:38
Wirkliche Hilfe, glaube ich, fängt dort an, wo einem solchen Menschen zum einen schonungslos der Spiegel vorgehalten wird, damit er sein Innerstes von aussen sieht – er muss sich dabei elend,erbärmlich, verwerflich vorkommen, aber die Liebe zur Ehrllichkeit findet hier ihren Ansatz. Zum andern muss diesem Menschen die Liebe Gottes zum Sünder (heute ein Fremdwort), auch zu ihm, bekannt gemacht werden, damit er über den Glauben Hoffnung für sich schöpfen kann. Das ist der Anfang für einen nachhaltigen Ausstieg. So er sich nur mit der Welt vergleicht, findet er keine Hoffnung und auch keine Kraft, sich von seinem kriminellen Denken zu trennen – denn alle seine Taten beginnen in seinem (konditionierten) Gehirn…
@ HO
Ich habe ganz zu Anfang meiner Laufbahn ein Praktikum im “Erlenhof”, einer Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche Straftäter zwischen 14 und 18 gemacht. Nach 6 Monaten war ich kaputt. Ich habe da miterlebt wie sich ein Team intensiv um diese Leute bemüht hat und nur wenig Chancen hatte wirklich etwas zu erreichen. Man hat das mit obigen Methoden versucht: Einzelgespräche, Gruppengespräche, gemeinsame Aktivitäten usw-. Hätte man den Leuten Gott zugänglich machen wollen wäre der Teufel los gewesen. Nur durch tägliche Urinproben konnte man Abstinenz vom Drogenkonsum sicherstellen weil Lügen was völlig normales war.
Und auch da habe ich erlebt, wie kontraproduktiv Eltern Fehlverhalten selbst dann noch unterstützen wenn ihr Nachwuchs gegen Erwachsenenalter hin eben Gefängnisstrafen drohen. Das, noch ehe sie ihr Erwachsenenleben hätten beginnen können. Einem dieser jungen Männer hat man eine Sperre zur Mutter eingebaut weil nebst falschem Mitleid immer auch Geld geflossen war und das die “Kurve machen” – also abhauen – für eine kleine Gruppe erleichterte.
Sie hätten dann Recht, wenn die Schulbildung einigermassen stimmt und man im Elternhaus Erziehung ernst genommen hätte. Wenn die Erwachsenen in der Familie hätten unterscheiden können zwischen “Nachtbubenstreichen” und Straftaten. Das ist leider oft genug nicht der Fall.
Ich habe grossen Respekt für die Leute die da bleiben und nicht aufgeben. Ich hätte das damals mit Sicherheit nicht gekommt. Mir war diese Welt, in der man sich lediglich nicht erwischen lassen darf, lügen normal ist und vertuschen auch übelstes Verhaltens auch.
Wenn Sie mal so richtig durch den Kakao gezogen werden wollen, belogen, betrogen und ausgelacht weil Sie so dumm sind, dann empfehle ich Ihnen ein halbes Jährchen an so einem Ort wo Menschen sich aufhalten bei denen Erziehung versagt oder gar nicht stattgefunden hat, wo alle Stricke gerissen sind, wo nun andere flicken sollten, was oft fast 20 Jahre lang verpasst worden ist.
Das mit der Klarheit fängt eben früh an, dann lernen Kinder und Jugendliche sukkzessive die Regeln sozialen Verhaltens. Irgendwann ist da leider nicht mehr wirklich viel zu machen und grenzt an ein Wunder wenn der eine oder andere sich entschliesst eine Lehre bis zum Ende durchzuziehen oder überhaupt in einen ihm angemessenen Broterwerb einzusteigen.
Selbstmord ist abzulehnen. Wenn jedoch ein Mensch unverschuldet in die Nähe des Todes gerät, kann er evtl. eine mystische Nahtoderfahrung machen.
Das Beten ist sinnlos. Ein Mensch muss seine Willenskraft und Liebe vergrößern. Und sich in jeder Hinsicht maximal weiterentwickeln. Und sich dann mit mystischen Erfahrungen und mit Geistheilung (z. B. Traumdeutung) beschäftigen.
@ mystiker343
Gibt es eine Anleitung dafür wie man sich so derart optimieren kann, ev. nachdem man nach einem 10-Stundentag um Kinder und Familie gekümmert hat und im Stehen einschläft???
Unschuld (Mystiker, “unverschuldet”) und Reinheit (HO, “als sündlos Reiner”) als Kriterien und Garanten für ein Versprechen wie ewiges Leben zu postulieren (dessen Einhaltung eh niemand bezeugen kann), lässt mich nur zynisch werden, denn sitzen diese “unschuldigen” und “reinen” nicht etwa im Glashaus der Selbstgerechten?
Es gibt für mich wenige Stellen in der Bibel, die mich – wenn schon – ein wenig überzeugen, aber die, die es wissen wollen wissen doch, worauf der Kondukteur schaut, wenn er so ein Billet knippst: Da sind die Früchte, die sie da so tragen, aber v.a. ist das Mass, nach dem geurteilt wird, das eigene Mass (Mt 7,2).
Natürlich hat so ein Kontrolleur nichts in einem Jugendheim verloren, schon klar.
Seine Kriterien sind ja auch etwas für Erwachsene.
@ Andreas Müller
18. März 2015 um 10:59
“Ihr werdet es sehen.”
Bin gespannt, ob Sie Recht behalten und wenn ja, was er zu sagen hat.
Sie haben ja eine gute Analyse zu den Äusserungen von Herr Reber gemacht.
Ich habe mich allerdings gefragt, ob ( bei ihm ) soviel dahintersteckt.
Diese Art der Argumentation findet sich oft bei Homöopathie-Verfechtern, die, ohne viel nachzudenken, irgend etwas nach erzählen und sehr sehr böse werden, wenn man daran kratzt.
@ hm
besser:
Jeder hat so seine Schwächen,
Jeder hat so seine Art,
dieses alles wird zerbrechen
und zerbrochen aufgebahrt.
Doch werbend ruft uns zu, der EINE,
der für die Welt sein Leben gab:
für meine Schuld, so sündlos reine,
starb er am Kreuz und ging ins Grab.
Und strahlend, wie er auferstanden,
erwartet er in hellem Licht,
die Elenden aus allen Landen,
und bewahhrt sie vorm Gericht.
HO
@HO
Sie haben mit dem Vorwurf der “schnoddrigen” Lesart Recht: Was Sie unter “rein” verstehen bezieht sich auf die Sündlosigkeit Jesu Christi – und nicht auf eine postulierte eigene – Sie haben nirgends behauptet, “rein” im Sinne von sündlos zu sein. Sollte da also ein falscher Eindruck entstanden sein, entschuldige ich mich dafür.
@Mystiker343
Der Mensch hat das Geschenk des Willens und der Freiheit erhalten. Er ist geradezu verpflichtet diese Freiheit wahr zu nehmen. Vorschriften und Zwang sind gegen die Natur des freien Willens. Die Grenze ist der freie Wille selber.
Mir gings i.Ü. auch nur darum hinzuweisen, dass die Normen, die den postulierten Eintritt ins Paradies möglich machen sollen, mit Mt 7,2 die eigenen sind.
Nicht ganz ohne Brisanz, die Aussage.
@ hm
18. März 2015 um 14:18
Es gibt dazu eine Frohbotschaft – natürlich aus dem Neuen Testament:
“Liebe Brüder, so ein Mensch etwa von einem Fehler übereilt würde, so helfet ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist ihr, die ihr geistlich seid; und sieh auf dich selbst, daß du nicht auch versucht werdest.” Gal.6,1
🙂
@
Aron B.
18. März 2015 um 14:20
@Mystiker343
“Der Mensch hat das Geschenk des Willens und der Freiheit erhalten. Er ist geradezu verpflichtet diese Freiheit wahr zu nehmen. Vorschriften und Zwang sind gegen die Natur des freien Willens. Die Grenze ist der freie Wille selber.”
Ich meine, die Grenze für den freien Willen ist das Gewissen.
Dann ist die Frage, wem sich das Gewissen verpflichtet weiss, an welche Massstäbe es sich bindet.
@ Klara Brunner
18. März 2015 um 11:29
Unsere westliche Gesellschaft ist dahin degeneriert, dass sie oftmals wider besseres Wissen Verbrechern die Möglichkeit gibt mit Hilfe eines gerissenen Anwalts oder eines befangenen(?) Richters den Klienten reinzuwaschen. Pistorius lässt grüssen – und die Durst-Strecke läuft an…
@HO
Danke dafür, dass Sie meine Entschuldigung annehmen (bin vielleicht manchmal etwas voreilig). Trotzdem, Kriterien wie Sündlosigkeit (gibts gar nicht, vielleicht Sünden“armut“), oder, ganz schön, „Reinheit des Herzens“, sind letztendlich völlig subjektiv und betreffen allein das Verhältnis des Individuums zu Gott – zu seinem Gott, muss man diesbezüglich präzisieren. Zudem verführen sie ebenfalls zu Selbstgerechtigkeit, Besserseinwollen als andere, Selbstge-rechtigkeit, Eitelkeit usw. usf.
Und zudem spielts mir eine Rolle, dass ein Mladic oder ein Karadzic durch das Haager Tribu-nal gerichtet wurden. Deren Seelenheil kann mir schlussendlich gestohlen bleiben, deren Un-taten aber sicher nicht. Ein Trost, wie „Aber jetzt schmoren sie sicher in der Hölle …“, oder so ähnlich, also die Projektion der Gerechtigkeit auf ein (unbestimmtes) Jenseits reicht für mich nie.
HO
Die Cinderdella und Co lauf zur Zeit ins Kino.
Es geht darum die Kinder zu inspirieren, auf der Seite von der Aussenseiter zu stehen.
Die Geschichte handelt darum- dass wir wissen- dass das Gute nicht immer belohnt wird- aber bei dieser Geschichte von diesen Mädchen -dessen Güte am Ende triumphiert.
Buddy Elias ist Tod.
Ich erinnere mich an die schöne Zeit in Riehen- wo wir der Sommernachtstraum zusammen mit seinen Sohn gespielt haben.
Danke und R.I.P.
@ andersen
18. März 2015 um 15:43
Sie lassen immer wieder erkennen, dass das Leben sehr viel mit Emotionen wie Wut, Freude, Hass, Verständnis, Wohlwollen u.a.m. zu tun hat – mehr als mit Statistik aller Art…wir sind nicht nur für rationalistisches Denken geschaffen – ich denke, beim Sterben wird dieses unbrauchbar, die Seele ruft nach mehr!
@ hm
18. März 2015 um 15:34
(bin vielleicht manchmal etwas voreilig).
Sie sprechen da aus, was sich gewiss alle schon mindestens einmal eingestehen mussten…
zunächst eine kopie aus:
h ttp://newsnetz-blog.ch/hugostamm/blog/2007/10/08/plaedoyer-fuer-die-sterbehilfe/comment-page-6/#comment-25280
In diesem Exit-Blog hat sich ein ganz schönes und breites Meinungs-Spektrum angesammelt. Vielleicht könnte es nützlich sein, auch einen Blick in die nicht allzu ferne Zukunft zu wagen.
Ob zu Hause oder im Altersheim, werden wir schon bald über einen kleinen Servicerobo verfügen. Eines schönen Abends wird uns dieser kleine Kobold, ohne dass wir wissen wann, die einschlägigen Substanzen unserem Schlummertrunk beimischen. Da der Robo Internetverknüpft ist, werden dabei neben unserem Gesundheitszustand und früheren Willenskundgebungen auch alle andern relevanten Grössen optimiert. Bei den Krematorien, Bestattungsinstituten und Altersheimen wird dabei eine möglichst gleichmässige Auslastung sichergestellt. Ebenso wird für eine ausreichende Arbeitsbeschaffung und damit zusammenhängende Verdienstmöglichkeit der jüngeren Generation in den Pflegeberufen, gesorgt.
Da bisher noch kein Mensch weiss wie man einen Robo zu Rechenschaft ziehen und bestrafen könnte, brauchen sich diese Kobolde auch keine Gewissensbisse zu machen.
Bei diesem Szenario wird wohl auch ein hartgesottener Atheist wieder gläubig und legt sein Ableben in Gotteshand. Sein Gottesbild: Internetvernetztes Computersystem.
——————————————————————————–
gegenwärtig kann man im tagi “www.tagesanzeiger.ch/digital/Nichts-Geringeres-als-die-digitale-Revolution/story/21297951” folgendes finden:
Die grösste Aufmerksamkeit zog jedoch nicht Merkel oder eine Business-Neuentwicklung auf sich, sondern der IT-Gigant IBM mit einem kleinen, grünen Spielzeug-Dinosaurier. Er ist über das Internet mit dem «Gehirn» des bekannten Supercomputers Watson verbunden und soll kleinen Kindern in echten Gesprächen Fragen beantworten können.
———————————————————————————–
bis zum “Servicerobo mit dem Schlummertrunk” ist nur noch ein ganz kleiner weg.
mit dem zunehmenden einsatz der künstlichen intelligenz wird eine riesenlawine an ethikfragen ausgelöst. wo sind all die ethikspezialisten? schlafen die alle?
nobody, ein körperloser bitstring.
würdevoll in die Armut?
h ttp://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tv-kritik/tv-kritik-anne-will-die-geschroepfte-mittelschicht-13492480.html
“wo sind all die ethikspezialisten? schlafen die alle?”
Keineswegs. Mal ein bisschen Literatur zur Auswahl:
——-
Zum Einstieg:
Stanford Encyclopedia of Philosophy (2012) Computing and Moral Responsibility. h ttp://plato.stanford.edu/entries/computing-responsibility/
Stanford Encyclopedia of Philosophy (2012) Information Technology and Moral Values. h ttp://plato.stanford.edu/entries/it-moral-values/
Veruggio G (2007) EURON Roboethics Roadmap. h ttp://www.roboethics.org/atelier2006/docs/ROBOETHICS%20ROADMAP%20Rel2.1.1.pdf
——-
Fachartikel:
Anderson Susan Leigh (2008) Asimov’s ‘three laws of robotics’ and machine metaethics. AI & Soc 22:477–493.
Borenstein J, Pearson Y (2010) Robot caregivers – harbingers of expanded freedom for all? Ethics Inf Technol 12:277–288.
Bringsjord Selmer (2008) Ethical robots: the future can heed us. AI & Soc 22:539–550.
Coeckelbergh M (2012) Can we trust robots? Ethics Inf Technol 14:53–60.
Coeckelbergh M (2010) Moral appearances: emotions, robots, and human morality. Ethics Inf Technol 12:235–241.
Coeckelbergh Mark (2009) Personal Robots, Appearance, and Human Good – A Methodological Reflection of Roboethics. Int J Soc Robot 1: 217–221.
Coleman KG (2001) Android arete: toward a virtue ethics for computational agents. Ethics Inf Technol 3:247-265.
Crnkovic Gordana Dodig & Cürüklü Baran (2012) Robots: ethical by design. Ethics Inf Technol 14:61–71.
Danielson P (2011) Engaging the public in the ethics of robots for war and peace. Philos. Technol. 24:239–249.
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Decker M et al (2011) Service robotics: do you know your new companion? Framing an interdisciplinary
technology assessment. Poiesis Prax 8:25–44.
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Geraci Robert M (2011) Martial bliss: war and peace in popular science robotics. Philos. Technol. 24:339–354.
McCauley L (2007) AI armageddon and the three laws of robotics. Ethics Inf Technol 9:153–164.
Pagallo U (2011) Killers, fridges, and slaves: a legal journey in robotics. AI & Soc 26:347–354.
Pagallo U (2010) Robotrust and legal responsibility. Know Techn Pol 23:367–379.
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Schmidt CTA & Kraemer F (2006) Robots, Dennett and the autonomous: a terminological investigation. Mind Mach 16:73–80.
Sharkey A, Sharkey N (2012) Granny and the robots: ethical issues in robot care for the elderly. Ethics Inf Technol 14:27–40.
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Sullins JP (2006) When is a robot a moral agent? IRIE 6:23-30.
van Wynsberghe A (2013) Designing robots for care: care centered value-sensitive design. Sci Eng Ethics 19:407–433.
Wallach Wendell (2010) Robot minds and human ethics: the need for a comprehensive model of moral decision
making. Ethics Inf Technol 12:243–250.
——-
Ferner werden zumindest beim BMBF(Bundesministerium für Bildung und Forschung, Deutschland) zunehmend sog. ELSI(ethical, legal and social issues)-Begleitforschungen verlangt oder wenigstens gefordert, dass solche Projekte ELSI mitaufnehmen. Hier ein Beispiel der (bereits abgeschlossenen) Ausschreibung “Vom technischen Werkzeug zum interaktiven Begleiter – sozial- und emotionssensitive Systeme für eine optimierte Mensch-Technik-Interaktion“ (InterEmotio): h ttp://www.bmbf.de/foerderungen/23211.php
Oder überblicksartig: h ttp://www.mtidw.de/ueberblick-bekanntmachungen/technik-stellt-sich-auf-den-menschen-ein
youtube.com/watch?v=H4Iw3Q8JdP4obody
@nobody
Nobody
Der König von Thailand (30 Mia. schwer) spricht, wenn SEINE Maschinen noch funzen, nur mit Robotern.