
Die apokalyptischen Glocken läuten Sturm: Weihnachten und die Endzeit sind bald da! (Flickr/alles-schlumpf)
Die Seuche Ebola vereint alle Attribute auf sich, die bei ängstlichen Menschen Horrorvisionen hervorrufen. Vor allem die Bilder aus den betroffenen Gebieten prägen sich ihnen unheilvoll ein. Entstellte Menschen, Helfer im Astronautenlook, entleerte Dörfer, geächtete Kranke, die als Monster gelten. Das ist die Matrix für einen Blockbuster über die Apokalypse. Helfer in den Krisengebieten sind geschockt und bekommen den Eindruck: So fühlt sich die Endzeit an.
Ebola ruft denn auch zwei Interessengruppen auf den Plan, denen die Seuche wie gerufen kommt. Die Apokalyptiker unter den christlichen Fundamentalisten erinnern sich an die Johannes-Offenbarung und das Buch Daniel und sehen in der Seuche die Strafe Gottes. Verschwörungstheoretiker beschwören ihre längst prophezeite globale Krise herauf.
Ken Isaacs von der christlichen Hilfsorganisation Samaritan’s Purse warnte bei einer Anhörung vor den Gesundheitsbehörden: «Liest man die täglichen Lagemeldungen des Gesundheitsministeriums über Liberia, so herrscht darin – ich möchte nicht zu dramatisch wirken – eine Atmosphäre von ‹Apocalypse Now›».
In einer Newsgroup (Narkive) versucht ein Christ, die ängstlichen Teilnehmer zu beruhigen und schreibt: «Angst vor Ebola? Glaube an Jesus, und die Angst ist fort. Gehe zur Kirche, man wird dir dort eine Bibel schenken!» Der Kommentar eines anderen Gläubigen, den das Endzeitfieber offenbar schon gepackt hat: «Das nützt auch nichts mehr! Das Ende ist nah! Niemand kann jetzt mehr helfen!»
Ein weiteres Beispiel für die Ebola-Hysterie: Der Autor Bernd Neumann nennt sein neues Buch «Ebola und andere Killerkeime». Darin behauptet er, die Bedrohung für den Menschen sei grösser denn je. Deshalb erwartet er demnächst einen «Apokalypse-Keim», der eine Mehrheit der Menschen dahinraffen werde.
In der nächsten Eskalationsstufe wird bereits von der Zombie-Apokalypse gesprochen, weil weitere Killerkeime die Opfer so entstellen würden, dass sie zu Zombies mutierten. Im Blog Zombie-apokalypse.info heisst es: «Die Bedrohung ist also ernst zu nehmen und Notfallpläne müssen geschmiedet werden … Die Zombie-Apokalypse naht!»
Was treibt christliche Fundamentalisten und Verschwörungstheoretiker an, die Apokalypse herbeizusehnen? Fromme Christen hoffen, in der Gnadenzeit zu leben, in der sich die biblischen Prophezeiungen erfüllen. In ihren Augen läuten die apokalyptischen Glocken Sturm. Sie sehen alle Anzeichen erfüllt, die die Bibel für die Endzeit vorhersagt. Sie erhoffen sich die Wiederkunft von Jesus und die Erlösung.
Bei den Verschwörungstheoretikern sind die Motivationen komplexer und individueller. Manche entwickeln eine Lust am Morbiden und Destruktiven. Andere wollen sich unbewusst an der tumben Gesellschaft rächen, die sie wegen ihrer kruden Weltbilder belächelt. Die Vorstellung, die Ignoranten würden einer brutalen Seuche zum Opfer fallen oder in einer Katastrophe umkommen, scheint ihre Fantasie zu beflügeln.
@Olive: Schön zu sehen, dass sich hier auch Hellseher aufhalten.
Schön dass du ebenfalls über dieses Talent verfügst. Aber vielleicht irrst du dich und Hypatia stufte den Artikel erst nach der Lektüre als “nicht sonderliche lesewürdig” ein.
@Amara
sicher wissen kann ich es nicht, aber ich bin davon
“Irgendwelche populistischen Artikel von Typen, die weder vom Islam im Speziellen noch von Religionswissenschaften im Allgemeinen eine Ahnung haben und über die Kulturräume, in denen der ;Islam gelebt wird, offensichtlich auch kaum etwas wissen, kann man sich sparen.”
ausgegangen.
Fällt gewiss nicht nur mir auf:
Irgendwie scheint es bei gewissen Menschen eine direkte Relation zu geben, zwischen der Unfähigkeit, sich der Bedeutung und dem Sinn der eignen Worte (oder jener Geistesverwandter) zu stellen, und der zugleich ausgesprochen ausgeprägten Fähigkeit, in andere (nicht genehme) Meinungsäusserungen Dinge hinein lesen zu wollen, die schlicht nicht da – also im über Jahre hinaus nachlesbaren Blog – stehen.
Ulkig, nicht?!
gabi
Das von dir erwähnte Buch ist heute in islamistischen* Kreisen eine immer wieder gerne gelesene Lektüre – neben den Protokollen der Weisen von Zion.
*diesmal meine ich wirklich islamistisch.
@Rabbi Jussuf: diesmal meine ich wirklich islamistisch
Ich bin etwas verwirrt, du benutzt den von dir geächteten Begriff “islamistisch” plötzlich selbst. Hat mir übrigens nie eingeleuchtet, dass man bei den Muslimen im Gegensatz zu den Christen (fundamentalistische Christen, Evangelikale) und Juden (ultraorthodoxe) fundamentalistische Gläubige nicht von den moderaten durch eine spezifische Bezeichnung abgrenzen durfte.
@Olive: sicher wissen kann ich es nicht, aber ich bin davon … ausgegangen
Den aufgeführten Textblock hat Hypatia aus einem meiner Kommentare kopiert. Und ich habe den Text von Thiel tatsächlich in voller Länge gelesen, bevor ich zu diesem Urteil kam.
Amara
kein Grund verwirrt zu sein.
Hier ging es darum, dass von besonders extremistischen Kreisen absteigend, die genannten Schriften gelesen werden.
Warum ich sonst den Begriff “islamistisch” vermeide?
Wer diese Unterteilung macht, der geht automatisch davon aus, dass es sich punkto Fundamentalismus im Islam ähnlich verhalte wie im Christentum.¨
Dem ist aber nicht so.
Im christlichen Kulturkreis ist es so, dass sich Fundamentalisten eher in geschlossenen Gruppen bilden, wie Sekten, Freikirchen. Sie sind damit leichter zu unterscheiden von sonstigen Gläubigen. Hier kann man mit Recht eine Unterscheidung machen, obwohl es natürlich auch hier sehr fliessende Übergänge gibt.
Im Islam ist diese Unterscheidung kontraproduktiv, denn es bedeutet, dass man willkürlich einen Schnitt durch die Gesellschaft macht, der einfach der Realität nicht entspricht. Die Übergänge dort sind so fliessend, dass es unmöglich ist eine einigermassen klare Trennung vorzunehmen.
Das kommt daher, dass die extremistischen Gruppen – im Gegensatz zum Christentum – eine breite Basis und ideologische Unterstützung haben, sei es aus der Bevölkerung, sei es aus den religiösen Doktrinen heraus.
Trennt man hier, dann blendet man den grössten Teil des islamischen Fundamentalismus einfach aus.
Rabbi Jussuf am 1. Dezember 2014 um 01:01
“*diesmal meine ich wirklich islamistisch.”
Na also, geht doch!
@ Rabbi
“Im christlichen Kulturkreis ist es so, dass sich Fundamentalisten eher in geschlossenen Gruppen bilden, wie Sekten, Freikirchen (…)”.
Vor 1555 gelten Ketzer generell als Devianten, d.h. als Gruppen mit bewusst abweichendem, auch provokativem und aufrührerischem sozialem Verhalten (bekanntes Beispiel sind die eidverweigernden Täufer, die aufgrund der Eidverweigerung beginnen als Staat im Staat zu gelten – was sie äusserst konsequenter Verfolgung ausetzt, insbesondere gerade im protestantischen Herrschaftsbereich).
Sektenbildung als Form devianten Verhaltens lässt sich wohl auch für heute beiziehen, sicher aber nicht für Freikirchen.
Und was den Islam anbelangt: 1432
Ich meine das nicht nur ironisch. Wenn man sich die Heterogenität des Islams mal anschaut (islamische Konfessionen und sunnitischer Rechtsschulen: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Schiiten#mediaviewer/File:Madhhab_Map2.png), so ist diese mit der Heterogenität christlicher Konfessionen vergleichbar. Nimmt man zudem Vielfalt als Voraussetzung für ein friedliches Nebeneinander an, so dürfte der Islam an sich gar nicht so schlechte Karten haben.
hm
“Nimmt man zudem Vielfalt als Voraussetzung für ein friedliches Nebeneinander an, so dürfte der Islam an sich gar nicht so schlechte Karten haben.”
Na wie wunderschön Sie sich doch die Welt ausmalen.
Was sollte das 1432 bedeuten???
Aber, aber Herrschaften. Und insbesondere Hypatia. Sie wollen sich gewiss nicht noch einmal ins Dickicht verlieren, aus dem Sie doch das letzte Mal nie heraus gefunden hatten:
Dass sich sowohl Rabbi als auch meine Wenigkeit sich etwas unter islamistisch vorstellen können, war ja nicht das, worauf Sie ständig hinaus wollten. Sondern Sie verlangten, man müsse klar zwischen Islamisten und dem Islam unterscheiden.
Ein Ding der Unmöglichkeit – wie Sie nicht müde wurden zu beweisen. Denn im Gegensatz zu anderen, quasi handlicheren -Ismen, bei denen sich die Anhänger SELBER als “-Isten” bezeichnen, findet sich ja beim besten Willen kein Islamist, der sich selber so nennt. Sondern ausschliesslich als Anhänger des – wahren – Islam. Und da sich diese beschränkten Geistern ausschliesslich auf das beziehen was den Islam begründet, also Koran und Hadithen, ändert auch alles Unterstellen nicht ein Quäntchen daran, dass dieses Wort nur verhindert, auf das Grundproblem zu sprechen kommen zu müssen.
Also gleich weit wie vor einem Jahr.
Selbst wenn uns dieses Jahr noch einmal mit allem Nachdruck unter diese Nase gerieben hat, was all denen blüht, die von jenen, die sich als die wahren Gläubigen betrachten, als Feinde ihres Gottes betrachtet werden. Nämlich genau das, was dieser Gott seinem Propheten diktiert habe.
Sollte man sich da nicht irgendwann ev. doch mal mit dieser Quelle näher beschöftigen?
Apropos: Es gibt da einen live-Stream, der tagaus tagein sämtliche Suren auf Deutsch runterbetet. Kann jeder – ernsthaft – Interessierte ganz simpel reinhören.
…Aber ich glaube, das hatte ich schon erwähnt.
@gabi
Ah ja – weil sich die Islamisten also nicht als “-isten” bezeichnen wollen (frei nach Ihnen) sind Sie nochmal eine Stufe “gefährilicher” als die anderen Bösewichter, die noch nicht einmal “probieren” ihre extreme Haltung hinter einem Deckmäntelchen zu verbergen und sich frisch und frei von der Leber als Blabla(isten) bezeichnen. Und klar – uns blüht allen was furchtbares z.B. vom IS – da die “Türken bald wieder vor Wien stehen”. Und ehrlich gesagt: Ob Bibel oder Koran runtergeleiert wird – es ist derselbe Bullshit in meinen Ohren: Ein allmächtiger Gott, der absoluten Gehorsam fordert und sonst mit Vernichtung oder Hölle droht. Whats the fucking difference? Ach ja vergessen – die grandiose Aufklärung des westlichen Menschen – Christ hin oder her. Na dann – wir sind einfach besser, selbst wenn wir “gleich bescheuert” sind.
🙂
Ich glaube, es ist eh das, was mich am Meisten fesselt an dieser Art von Blog: Man kann die Verdrehungen live mitverfolgen (und immer wieder nachlesen).
“frei nach Ihnen” – nach mir also. Aha.
Nein. Das steht da eben nicht. Und die Forderung (die offenkundig Unerfüllbare) man müsse zw. Islamisten und Islam unterscheiden stammt ebenfalls nicht von mir. Da ich mich also kaum dieses Wortes bediene, ist es umso seltsamer, was ich nun also damit meine. Überlegen Sie mal.
Mein Beispiel auf andere -Ismen bezieht sich auf die Forderung diese Islamisten klar abgrenzen zu können. Und das geht nun mal schlecht, wenn sich die selber schlicht diesem Abgrenzen verweigern.
Ich darf korrigierend ergänzen: ” man müsse zw. Islamismus und Islam unterscheiden” sollte besser da stehen.
Denn genau so lautete die, immer aggressiver und schriller, vorgebrachte Forderung, die der Fordernde aber – auch nach Wochen – selbst nie zu erfüllen vermochte. Was dafür in immer groteskere Unterstellungen mündete, was von Menschen zu halten sei, welche dies nicht zu tun vermögen (unbesehen der Tatsache, dass der Fordernde selber an dieser, fraglos schwierigen, Aufgabe scheiterte).
… Warum wohl?!