Für Doris Wagner gab es schon als Jugendliche nur einen Geliebten: Jesus Christus. Die deutsche Katholikin träumte bereits mit 15 Jahren davon, eine Braut Christi zu werden. «Ich spürte wirklich eine Art Verliebtheit, es war genau genommen sogar ein Rauschzustand», sagte sie in einem Interview. Mit 19 legte sie ihr Schicksal vor die Füsse ihres «Bräutigams» und trat in ein Kloster in Bregenz ein.
Doch Doris Wagner traf hinter den heiligen Mauern nicht auf Jesus, sondern auf herrschsüchtige Nonnen und einen Rektor des gemischten Ordens, der seine sexuellen Bedürfnisse an ihr ausleben wollte. Vor drei Jahren ist die Deutsche aus dem Kloster geflohen. Ihre Erlebnisse hat sie im soeben erschienenen Buch «Nicht mehr ich» festgehalten. Ihre «Beichte» ist eine einzige Anklage an die katholische Gemeinschaft «Das Werk» und das Kloster, die direkt dem Papst unterstellt sind. Rückblickend stellt sie fest, dass die Klostergemeinschaft für sie den Charakter einer Sekte hat.
Die anfänglichen Demütigungen und Erniedrigungen interpretierte die Braut Christi als Prüfung – ein Phänomen, das bei vielen Sekten zu beobachten ist. Sie sah die Leidenszeit als Teil der totalen Hingabe an Jesus. Doch im Lauf der Jahre zerbrach Doris Wagner an den unmenschlichen Anforderungen. Sie spricht von der geforderten absoluten Jungfräulichkeit. Dabei denkt sie nicht primär an Sexualität, sondern an die Jungfräulichkeit im Denken, Handeln und Fühlen. Für sie sind es rückblickend unerfüllbare Ansprüche, die an Selbstkasteiung grenzen.
Wöchentlich wurde sie von einer vorgesetzten Schwester ins Gebet genommen und auf ihre Gesinnung geprüft. Das empfand sie mit der Zeit als Gehirnwäsche. Der Kontakt zur Aussenwelt und zur Familie wurde kontrolliert, sie musste die Briefe vorlegen, die Telefone wurden protokolliert. Bücher und Radio waren tabu. Die Freizeit wurde organisiert, individuelle Bedürfnisse hatten keinen Platz: Das Leben bestand aus Arbeit und Gebet. «Am Ende blieb nichts mehr von mir übrig», sagte Doris Wagner in dem Interview weiter.
Da sie jung war und ihre Klause ausserhalb des Schwesterntraktes lag, bekam sie eines Nachts ungebetenen Besuch vom Rektor, der sie missbrauchte. Als sich das demütigende Ritual wiederholte, hatte sie die Kraft, den Orden nach acht Jahren zu verlassen. Sie reichte eine Strafanzeige gegen ihren Peiniger ein, blitzte jedoch ab. Der Rektor des Klosters behauptete, es sei einvernehmlicher Sex gewesen. Da Doris Wagner den Übergriff nicht beweisen konnte, wurde das Verfahren eingestellt. Der fromme Mann machte sie noch einmal zum Opfer und kam auch innerkirchlich ungeschoren davon. Sektenhafte Züge sind nicht eigentlichen Sekten vorbehalten.
Doris Wagner zu Gast in der ARD-Sendung «Menschen bei Maischberger» am 11. November 2014. Video: ARD, Youtube
@Anne-Marie
Was mich hier grundsätzlich stört, ist dieser ewiger “Dankbareffekt” die man oft bei div.Sekten beobachten kann.
Ich habe nicht gesagt, dass der katholische Kirche dieser Züge hat, aber es wird oft von die Mitglieder so gesehen.
Und feiert sie oft somit der Papst als ein Popstar und weinen sogar, wenn sie ihm berühren kann.
Die Doris Wagner als ein undankbares Mensch dazustellen, weil die Kirche hat so viel für sie getan und der Rektor hat kein Möglichkeiten ein Karriere innerhalb der Kirche zu machen und bla bla bla..
So what!
1. Erstens berechtigt es kein Mensch ein sexuelle Handlung zu begehen.
2. Das Studium, die sie absolviert hat, konnte sie nicht verwenden, weil sie nur in die Küche gearbeitet hat und nicht in die Seelsorge(Krankenbesuch u.s.w.) tätig war.
3. Briefe zu lesen und überwachen, ist ein persönliche Eingriff und hier muss die “Angestellten der Werk” der Verhalten ändern.
4. Egal, wo Menschen sind, der “Direktion” ist für das Wohlbefinden zuständig und niemand muss ein aufgesetztes Lächeln nach aussen darstellen.
@andersen:
Zitat: “Ich habe nicht gesagt, dass der katholische Kirche dieser Züge hat, aber es wird oft von die Mitglieder so gesehen.”
Ich bin jetzt schon ein paar Jahrzehnte katholisch, kenne aber keine Katholiken, die das “so sehen”, dass sie permanent lächeln müssten.
Zitat: “Die Doris Wagner als ein undankbares Mensch dazustellen, weil die Kirche hat so viel für sie getan …”
Von “der Kirche” ist hier nicht die Rede, sondern von der Gemeinschaft, der Frau Wagner beigetreten ist, und die sie sich selbst ausgesucht hat. Auch ersuche ich Sie, mir nicht zu unterstellen, ich hätte sie als “undankbar” bezeichnet. Ich habe mir nur erlaubt, auf ein paar Fakten aufmerksam zu machen, die Frau Wagner nur sehr spärlich und das in zahlreichen Interviews gar nicht erwähnt hat.
Zitat: “Erstens berechtigt es kein Mensch ein sexuelle Handlung zu begehen.”
Das hat auch niemand behauptet. Oder?
Zitat: “2. Das Studium, die sie absolviert hat, konnte sie nicht verwenden, weil sie nur in die Küche gearbeitet hat und nicht in die Seelsorge(Krankenbesuch u.s.w.) tätig war.”
Das ist dummes Zeug. Sie hat eben nicht “nur” in der Küche gearbeitet, sondern während der Zeit ihrer Mitgliedschaft in der Gemeinschaft auch als Fremdenführerin am Petersdom und als Hilfskraft in der Bibliothek gearbeitet, auserdem hat studiert, alles in allem sogar 5 Jahre lang. Wenn sie Touristen durch den Petersdom geführt hat, kann sie zu gleicher Zeit schwerlich “nur in der Küche” gearbeitet und Kartofflen geschält haben, und als Hilfsbibliothekarin war sie in der Bibliothek und nicht in der Küche tätig.
Um in der Seelsorge oder in der Krankenpflege tätig zu werden, braucht man auch in kirchlichen Einrichtungen heutzutage eine solide Ausbildung. Eine solche hat Frau Wagner nicht in die Gemeinschaft mitgebracht, also konnte sie von der Gemeinschaft in diesen Bereichen auch nicht eingesetzt werden.
Der Eindruck, den Frau Wagner ab und zu vermittelt, und der von einigen Medien verstärkt wiedergegeben wurde, ist aber der, dass sie überwiegend in der Küche mit “stupiden” Arbeiten eingesetzt worden wäre. Auch Sie sind darauf hereingefallen. Darauf, dass das diese Schilderungen nicht zutreffend sind, habe ich hingewiesen, nicht mehr und nicht weniger.
Zur Erinnerung:
Hugo Stamm am 2. November 2014 um 09:02
“Übrigens: Könnte mir nachgewiesen werden, dass ich Fakten bewusst verdrehe, hätte ich meinen Job schon längst verloren.”
Hugo Stamm am 15. November 2014:
“Vor drei Jahren ist die Deutsche aus dem Kloster geflohen.”
Bei Nacht und Nebel? Frau Wagner musste ebensowenig wie andere Ordensangehörige, die aus ihrem Orden austreten: auch die “Flucht” von Frau Wagner bestand in einem ganz undramatischen, von ihr erklärten und von der Gemeinschaft bestätigten Austritt aus dem Orden zu einem Zeitpunkt, zu dem sie schon nicht mehr in der Gemeinschaft lebte. Letzteres – den geordneten Rückzug – halte ich allein schon wegen der dabei vorgenommenen Klärung der in 8 Jahren erworbenen Rentenansprüche für ratsamer als eine Hals-über-Kopf-Flucht. 🙂
Nun Anne-Marie, der Bibel braucht niemand zu verteidigen, ein Mensch oder Löwe kann sich selbst verteidigen,hier ging es ja eigentlich darum der Unterschied zu zeigen, welche Glaube, die der Mensch sich wünscht oder die der Missbrauch?
Wenn es ein Gemeinschaft war, die sie gut getan hat, hat die Doris kein innere Hürde gebraucht, das Leben draussen zu gestalten.
Mich hat eher die Entschuldigung und es Tut mich Leid-Aussage von der katholische Pfarrer in der Sendung :Maisberger gefallen.
Und zur Versöhnung: Psalm 23.
Schönen Tag.
@andersen:
Zitat: “Wenn es ein Gemeinschaft war, die sie gut getan hat, hat die Doris kein innere Hürde gebraucht, das Leben draussen zu gestalten.”
Wer hat etwas von Hürden erzählt, die sie gehabt hätte, um das Leben draussen zu gestalten?
Es war die Gemeinschaft, die sie sich ganz bewusst und selbst ausgesucht hat, weil sie von deren Leben “fasziniert” war. Dass sie trotz aller z.T. nachweislich unzutreffenden Klagen, die sie heute führt (z.B. über die angeblich “jahrelange” Verbannung zu von ihr gering geschätzter Küchenarbeit) die Gemeinschaft nicht verlassen hat, begründet sie selbst nicht damit, dass sie Befürchtungen gehegt hätte, mit dem Leben draussen nicht zurecht zu kommen, sondern damit, dass sie die Gemeinschaft nicht verlassen wollte. Im übrigen wüsste ich nicht, weswegen sich ihr “Hürden” vor dem Leben “draussen” hätten aufbauen sollen. An Aussenkontakten hat es ihr nicht gefehlt.
Sie hat auch nach den Übergriffen des Priesters die Gemeinschaft nicht verlassen wollen, weil sie immer noch an der Idealvorstellung von sich selbst festgehalten hat, mit der sie eingetreten war.
Jeder Mensch ist eine eigenständige Persönlichkeit die er auch bleiben soll, keiner wird gezwungen an Jesus, einen Guru oder an einen einen Gott zu glauben und das ist gut so.
Das wir alle miteinander verbunden sind ist eine wissenschaftliche Tatsache. Keiner ist in seinem
absoluten Sein größer oder kleiner, auch nicht Jesus oder ein Gott. Wir sollten mehr an uns selbst glauben, an das was wir im ewigen Sein selbst sind, wir sind eins mit allem, wer dies in sich erkennt im ewigen Licht der Liebe und des ewigen Friedens, denkt und handelt anders, lebt viel freier und intensiver und dazu brauche ich keine Kirche, Glaubensgemeinschaft oder Sekte die mich erziehen will.
Wo ich nicht frei bin.
Eine Kirche, Sekte oder Glaubensgemeinschaft sollte die Menschen in ihr eigenes Sein hinführen, so das der Mensch sich selbst in allem erkennt!
Aber wer macht das schon?