Die Diskussionsbeitraege und Antworten auf meinen Text ueber die Mythen fordern mich zu einer Replik heraus. Da ich fern meines PCs bin, faellt er vergleichsweise kurz aus.
Funktion und Wirkung von Mythen sind mir durchaus bewusst. Ich weiss also, dass es Metaphern und Gleichnisse sind, die Unerklaerliches und Geheimnisvolles in Bilder packen und begreifbar machen wollen. Trotzdem schein es mir wichtig, Mythen zu hinterfragen und ihre Wirkung zu untersuchen. Nicht alle sind nuetzlich oder kulturell bereichernd. Viele Mythen verklaeren die Realitaet oder schuetten sie sogar zu.
Ein kurzer Exkurs: Von Mythen und Maerchen gehen eine enorme Kraft aus, ja eine starke Suggestion, wie viele Beitraege richtig erklaeren. Die Bilder und Symbole brennen sich auf geheimnisvolle Art in unseren Erfahrungsschatz ein und praegen unser Empfinden und unser Weltbild. Ja, sie umschiffen offenbar den Filter des Bewusstseins und schmuggeln sich direkt ins Unbewusste. Und praegen somit wieder unser Bewusstsein. Deshalb sollten wir genau pruefen, welche Mythen bereichernd sind und welche uns unheilvoll beeinflussen.
Nehmen wir als Beispiel unseren guten, alten Willhelm Tell. Er praegt vor allem bei patriotischen und konservativen Menschen das Bild vom mutigen, unbeugsamen Mann (natuerlich nicht von einer Frau – in den Mythen sind fast immer die Maenner die Helden, was die Kinder schon in den Maerchen eingeimpft bekommen. Und wenn beispielsweise ein Maedchen wie die Goldmarie zur Heldin wird, dann hoechstens als fleissiges Hausmuetterchen.)
Bei vielen Eidgenossen praegt Tell wohl unser Bild der Schweiz staerker als die historischen Fakten oder der aktuelle politische, gesellschaftliche oder kulturelle Zustand unseres Landes. Deshalb auch der Aufschrei nach der Veroeffentlichung des Bergier-Berichtes. Fuer viele Patrioten ist denn auch Christoph Blocher ein aktuelles Sinnbild fuer Tell. Auch Blocher wehrt sich angeblich gegen unsinnige Vorschriften (Hut gruessen zu Tells Zeiten) und gegen die Classe politique. Es ist aber absurd, wenn ein Milliardaer zum modernen Tell hochstilisiert wird. Der Mythos Tell wird zur Perversion.
Tell ist allgemein ein verhaegnisvoller Mythos geworden. Er suggeriert, dass ein einzelner Held das Schicksal einer ganzen Gemeinschaft mit einer Heldentat zum Guten wenden kann. Helden aber sind mir suspekt – in allen Schattierungen. Und da wir Eidgenossen in den Augen vieler Patrioten auch ein bisschen Tell sind, betrachten wir uns als mutiger als andere Europaeer. Und schon kultivieren wir Feindbilder. Sollen uns die boesen (europaeischen) Voegte ja nicht auf die Pelle ruecken, sonst werden wir den Tell in uns wecken und heldenhaft zurueckschlagen. So praegt Tell unser Bewusstsein und Selbstwertgefuehl als Individueen und “Willensnation” weiterhin stark.
Die Realitaet der Tellensoehne sieht aber anders aus. Wir sind uebergewichtig, wohlstandsverweichlicht, materialistisch, egoistisch duckmaeuserisch usw. Zivilcourage ist nicht des Schweizers Staerke. Wir machen lieber die Faust im Sack, als dass wir zum Pfeil greifen. Ein bisschen Tell sind wir hoechstens am Stammtisch.
Tell fuehrt uns also auf eine falsche Faehrte. Sein Mythos suggeriert Heldentum, wo viel Durchschnittlichkeit und Feigheit den Alltag bestimmen. Deshalb sollten wir den Tell-Mythos hinterfragen und rasch relativieren. Wie auch viele andere Mythen.
Tell füht uns auf eine falsche Fährte. Wie viele andere Mythen auch.
Ich hoffe jetzt inständig, dass dies jetzt nicht wieder auf Jesus bezogen wird und die Diskussion aus dem Kreis ausbrechen kann. Menschen sind Herdentiere und folgen gewissen Idealen, die ihnen vorgelebt oder suggestiert werden. Bitte Bitte Bitte keine Vergleiche mehr mit Jesus- Er ist keine Suggestion und kein Mythos, sondern Realität, die für die Menschen, die wollen, fassbar und greifbar ist.
und für alle anderen, die lieber träumen und sich wunschbildern hingeben, hat doch jetzt der überaus zuvorkommende herr stamm einen neuen diskussionspunkt eröffnet.
und was könnte den lieben schweizern besser gefallen als über tell zu diskutieren? 🙂
tell ein mythos? nein, ist ja nicht wahr… als nächstes will uns herr stamm dann sicher noch erklären, dass der weihnachtsmann nicht existiert.
nein, ernsthaft: im mythos geht es doch oft eben gerade um ein gegenbild, um ein erstrebenswertes ideal; mit einer falschen fährte hat dies nur wenig zu tun. es kommt viel eher darauf an, was man daraus macht.
mfg
studi
Wilhelm Tell hatte einen Sohn, der hiess auch Walter und war sehr tapfer. Er stand hin und liess sich den Apfel vom Kopf schiessen. Das soll mal einer nachmachen.
Angeblich soll Tell wirklich eine Legende gewesen sein, an einem heroischen Tod gestorben. Irgendwie eindrücklich. Er hat für die Freiheit der Bürger gekämpft.
Da wissen Historiker und Märchenerzähler besser Bescheid.
Ob Tell gläubig war, ob er Jesus auch gekannt hat? Es mag naheliegen, sonst hätte er nicht so einen Heldentod auf sich genommen.
Es gibt wirklich nur ein paar spärliche Eckdaten von Tell. Am besen ist, man liest wieder einmal den Wilhelm Tell von Johann Wolfgang Schiller. Dieser liess sich übrigens die entsprechenden Unterlagen von einem Historiker in der Schweiz zukommen lassen.
Aber irgendwie war Tell sympathisch, weil er für eine reale Sache gekämpft. Es muss wohl grausam gewesen sein, unter diesen Vögten zu leiden. Die haben ja das Volk bis aufs Blut gequält.
Jedenfalls bin ich vom Denkmal in Altdorf immer fasziniert gewesen. Ich bin halt ein echter Schweizer.
solche mythen oder geschichten wurden doch zum grössten teil geschaffen, um einer vermeintlichen nation zusammengehörigkeit und ein gemeinsames erbe zu sugerieren um so eine staatenbildung voranzutreiben.
falls es nun doch eine historische person, welche der von schiller erzählten geschichte nahe kommen sollte gegeben hat, wer braucht schon vorbilder, welche probleme mit einer armbrust und einem pfeil löst?
Ich finde, wir Schweizer sollten jedes Jahr einen neuen Tell küren. Wer sich mit Zivilcourage für die Gerechtigkeit eingesetzt und dabei noch viel erreicht hat, der soll den Tell bekommen. Für dieses Jahr wäre es nun der Tell-06.
Wer würde das wohl dieses Jahr werden? Bundesrat Blocher muss wohl ausfallen, er kann im Gremium nicht mehr für die Gerechtigkeit einstehen, Kompromisse machen keinen Tell, oder Tell macht keine Kompromisse.
Ja wenn man so richtig überlegt kommt kein Bundesrat zu dieser Ehrung. Es sind ja alles Vögte, und bis jetzt gibt es die Chimäre ‘Vögte-Tell’ noch nicht. Ausserdem widerspricht sie dem Mythos Tell, welcher selber unterdrückt wird und sich erfolgreich dagegen auflehnt.
Ja, und Jesus…..(entschuldigung!)
Guten Abend miteinander, ich moechte nur kurz etwas zu Herrn Rohrbachs Bemerkung zu Tells Sohn machen (siehe oben): Ich befuerchte, der arme Bub hatte doch gar keine Wahl und musste tun, was der Vater befahl. Tapferkeit wuerde ich das nicht nennen. Wahrscheinlich hat der kleine Walter vor Angst in die Hosen gemacht. Als ich die Tellgeschichte zum ersten Mal hoerte, war ich entsetzt, dass ein Vater seinem Sohn so etwas antun konnte. Auch fragte ich mich noch jahrelang, was daran vorbildlich oder heldenhaft sein sollte, das Leben seines Sohnes aufs Spiel zu setzen.
Im uebrigen sehe ich nichts schlechtes im Tellmythos, wenn er uns inspiriert zu mehr Mut, Zivilcourage und Beherzheit. Genauso wie die Evangelien unser Verhalten inspirieren koennen, oder die Erzaehlung von Jakob und Isaak, mit der ich aehnliche “Probleme” hatte wie mit der Tellstory.
Studi hat recht, wenn wir alle mutig waeren, gaebe und braeuchte es keinen Tell. Und jeder kann mit dem Tellmythos machen, was er will – dass gewisse Politiker ihn fuer ihre Zwecke hijacken, ist eine andere Frage, und wir sind selber schuld, wenn wir ihnen das so abkaufen. Beste Gruesse an alle.
so, nun soll sich mal jemand von uns duckmäuserischen, sattgefressenen materialisten wehren! unglaublich, uns verallgemeinernd mangelnde zivilcourage vorzuwerfen! heldentum benötigt auch ein bischen notstand, und vielleicht haben wir von dem einfach ein bischen zu wenig, um uns in einer heroisierenden welt profilieren zu können. vielleicht würde sich mein rasenmähender, mit bierranzen durch die gegend wackelnder nachbar zu einem prachtvollen held entwickeln, wenn er in die situation käme, sein weib, kinder, seine freunde oder gar sein land zu verteidigen? vielleicht fehlt mangels not auch genügend patriotismus, um einer nationalen heldentat fähig zu sein?
@walter rohrbach: tell’s walterlein war nicht mutig, sondern zu feige, sich gegen seinen ollen papi und seine ewige rumballerei aufzulehnen…
es stimmt, das sich heute die wenigsten leute, egal ob in der ch oder sonstwo auf der welt, in situationen hinstellen wuerden wie “ein tell”.
und für alle anderen, die lieber träumen stimmt es auch, ob sie jetzt jesus geil finden oder nix anderes. (tnx 2 GBU)
was man daraus macht! ..das trifft’s, studi.TNX!!
was man persoenlich daraus zu machen im stande ist, darauf kommts eh das ganze leben an. und je mehr man sich des augenblickes bewusst ist und mit allen sinnen leben kann, desto mehr freiheit entdeckt man.
let’s go 😉
rjk
Ich bin zum ersten Mal auf Stamms Blog.
Was macht Jesus als erster Kommentar? Es geht hier um Mythen und Tell. Such dir lieber die Religions- und Glaubensrubriken um deine Standpunkte zu vertreten.
….
Ich finde beide Ansichten spannend.
1. Mythen zu hinterfragen, vor allem bezüglich der Wirkung ihres unterbewussten Einfluss im Alltag und Gesellschaft wie in Herr Stamm beschrieben hat.
2. Mythen als Vorzeigegeschichten für gewisse Handlungen im Alltag und Gesellschaft.
Ich sehe aber durchaus den Kompromiss dieser beiden. Was mich zum absolut fragwürdigen Statement «Tell macht keine Kompromisse» führt. Wovon kommt diese Sicherheit, dass Tell ein Idiot war? Eine klare Haltung und ein starker Wille heisst noch lange nicht Kompromisslosigkeit. Das letztere hat meiner Meinung nach mit fehlender Intelligenz zu tun.
Ich für meinen Teil mag Märchen. Ich träume gerne aber setze diese wenn möglich auch in Tat um. Ich mag bis zu einem gewissen Grad auch Helden. Doch Helden sind ja bekanntlich spärlich gesät, deshalb verwundert mich es nicht das in der winzig kleinen, reichen, Wohlstands übersättigten Schweiz vor allem oder wenn überhaupt die Faust im Sack gemacht wird. Ich denke der Tell von heute ist eher im Ausland zu finden.
Der Wilhelm Tell ist sicher kein Mythos. Wir alle in der Schule wurden mit diesen Geschichten konfrontiert, und ich weiss noch, wir Schüler hörten dem Lehrer mit wachem Ohr zu. Wir waren alle beeindruckt, was diese ersten Eidgenossen zu leisten vermochten. Da standen sie zusammen auf dem Rütli, schworen einander, Treue zu halten und bei feindlichen Eingriffen zusammenzustehen. Wir Schweizer wurden zum gefürchtesten Kriegsvolk in Europa. Bei Schlacht am Morgarten haben wir die Oesterreicher mit blossen Händen und Hellebarten kalt gemacht. Das hat sich rumgesprochen, wir Schweizer waren begehrte Soldaten in fremden Diensten. Auch das Löwendenkmal in Luzern festigte das Nationalgefühl der Schweizer. Opfergeist war da noch hochgeschrieben. Das war die Geburtsstunde der Schweizer Nation und Wilhelm Tell spielte da eine überragende Rolle. Wie dem auch gewesen ist, für den Primarschüler war es ein Tatsachenbericht. Wir waren richtig stolz auf unsere Vorväter. Das hat eigentlich mich geprägt, obwohl mir heute bewusst ist, dass in der Schweiz bald einmal alle Nationen leben werden und der “Ur-Schweizer” bald der Vergangenheit angehören wird. Dennoch, es ist schön, ein Blick in die Vergangenheit zu werfen.
Wie hiess es schön, wenn einem Schweizer eine sensationeller Sieg gelang: das war Tell`s Geschoss.
Einige Zeit lang gab es sogar den Grand-Prix-Wilhelm-Tell.
Die Franzosen haben ihre Jeanne d`Arc, die Engländer ihren Robin Hood etc. Und wir sind stolz, Wilhelm Tell in unserer Mitte zu haben.
Meine Eltern haben mir bewusst den Namen “Walter” gegeben. Später, wenn ich weinte und etwas nicht tun wollte, haben sie immer wieder gesagt: schau doch, wie der Walterli vom Tell mutig gewesen ist, er ist hingestanden und liess sich vom Vater den Apfel wegschiessen. Der hat nich geweint, der war kein “Hosenscheisser”. Ich natürlich tief beeindruckt schluckte die Tränen hinunter und lächelte wieder.
Kommentare
ich muss ehrlich sagen, das Niveau des miteinander diskutierens/austauschen sinkt. Da schreibt jemand und wird von Anderen in die Vollen angegriffen.
Ich wünschte mir mehr die Gesprächskultur: aha Du siehst das so, ich sehe das so. Das ist ja schon der Anfang des Krieges. Wenn ich die Kommentare im Moment so lese, verstehe
ich wie der Krieg beginnt. Jeder hat Recht und ich noch ein wenig mehr als
der andere…
Schade.
Für die fachlichen und sachlichen Kommentare möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken.
Jacqueline
@walter rohrbach:
na dann scheinen sie ja ein genügsames kind gewesen zu sein, dass sie sich mit solch banalen story abspeisen liessen. vielleicht flennte der walterli noch viel mehr und flehte seinen vater um gnade, der jedoch zielte kaltblütig auf das ding auf seinem kopf. mutig? der kleine hosenscheisser wäre ein mutiger held gewesen, wenn er sich als schwächerer gegen die starke übermacht papi aufgelehnt hätte, wie sich sein papi auch gegen die vögte auflehnte. aber nein, er kuschte. auf diesen namen wäre ich nicht sonderlich stolz.
Ja, das ist eben der Trick an der Sache.
Richtige Mythen sind so heroisch, dass sie die Leute zum Nachahmen verführen. Du bist das beste Beispiel.
Das ist eigentlich das Stärkste daran. Es muntert die Leute auf, sich selber für diese Ziele einzusetzen. Es ist ein moralisches Lehrstück, für jedermann anwendbar und praktizierbar.
Solche Mythen gefallen mir. Ja eigentlich ist es gar kein Mythos, es ist, wie eben gesagt, eher eine erzieherische Geschichte, mit sehr viel Sinngehalt und tiefgründiger Erkenntnis.
Übrigens auch viele Märchen sind so ausgestaltet. Dort siegt immer das Gute über das Böse. Oder habt ihr schon mal ein Märchen gehört, wo der böse Wolf das Rotkäppchen frist und die Geschichte ist fertig, oder wie die böse Hexe das Schneewittchen vergiftet und die sieben Zwerge brät?
Ich lese heute noch die Gebrüder Grimm. Sie sind ein Leuchtturm in unserer chaotischen und geistig zerfallenden Zeit.
Diese Geschichten lehren uns, weshalb es Sinn macht, sich für das Gute einzusetzen. Mit der Tell-Geschichte ebenfalls. Ob Mythos oder nicht. Tell ist Kultur und Geistesgesinnung in einem.
Lieber Tulpenstengel, liebe Jacqueline
Dann würdest Du sagen, ich soll sich gleich einer unterordnen?! Beziehungsweise wir nehmen gleich einer aus unseren Mitte und unterwerfen uns. In diesem Falle könnte das der Studi sein. Wir würden dann brav die Fragen stellen, und er würde antworten und uns belehren. Dann hätten wir das sogenannte Guru-Schüler-Verhältnis. Das wäre natürlich auch eine Lösung.
Mit dem geistigen Niveau ist es natürlich so, dass das auch Schwankungen unterliegt. Ich glaube, ich habe schon ein wenig dazu beigetragen, dass das Schiff nicht endgültig absinkt. Auch Werner hat immer tatkräftig mitgeholfen, die Segel zu setzen, damit der Kurs eingehalten werden kann.
Und im tatsächlichen Sinne, kritisieren kann man immer leicht, aber etwas Wesentliches zum Blog beitragen, das ist eine ganz andere Sache. Jeder der kritisiert, soll gleich damit beginnen, mithelfen, das Niveau ansteigen zu lassen. Einige von uns schreiben schon lange im Blog und sind manchmal auch ein bisschen ermüdet, weil wir meinen, wir müssen immer dabei sein. Am besten ist es, man schreibt mit, wenn man tatsächlich etwas zu sagen hat. Einfach etwas sagen, damit man bei den anderen in Erinnerung bleibt, finde ich nicht so ideal. Alles mit Mass wohl. Ab und zu ein Tröpfchen kann weit mehr einschlagen als tönerndes Geschwätz.
liebe wille mythell
leider läuft es nicht so: in ein forum reinschauen und rumwettern; vor allem dann nicht, wenn man die “vorgeschichte” nicht kennt… verfolg mal den thread- dann wird dir vieles klarer.0
wenn ich so an meine kindertage zurückdenke und mich an die märchen erinnere, die ich u.a. von den gebrüdern grimm vorgelesen bekam, dann muss ich sagen, dass ich immer mit gemischten gefühlen zugehört habe. die sache mit wölfen, die sprechen, und hexen und so… hat mich immer recht eingeschüchtert 🙂 aber was hat man dann als kind getan? man hat sich im kindergarten zusammengetan und die geschichten nachgespielt und keiner wollte der böse sein, sondern alle immer nur die helden. haben die märchen also doch ihren zweck erfüllt- pädagogischer lerneffekt.
für mich persönlich hat die geschichte tells was bosonderes. auch so eine vermischung von realität und fiktion. da kann man sich in küssnacht die hohle gasse ansehen, wo tell “wirklich” hindurchging; und dann gibt es ihn gar nicht ??? ;-( aber vielleicht gehört auch gerde das zum lernprozess des erwachsenwerdens: die erkenntnis, dass manche vorstellungen und träume wie eine riesen seifenblase platzen und man auf einmal in der kalten realität steht. ich denke spätestens dann wird einem klar, ob einem die märchen wirklich was fürs leben gebracht haben oder nicht…
Penelopeia – der kleine Walterli hat eben vollends begriffen, um was es da ging. Intuitiv hat er den Vater wahrgenommen und mit ihm vereint, dem Vogt die Stirne geboten. Walterli war bei den Gesprächen abends jeweils dabei und hat schon in seinem zarten Alter viel von der Erwachsenenwelt verstanden. Und der Vater flüsterte ja Walterli zu, den zweiten Pfeil im Köcher würde dem Vogt gelten, falls ich Dich mitten ins Herz treffen würde. Da kam sich Walterli wie ein Märtyrer vor und war ganz berauscht von diesem Hochgefühl. Lieber einen Heldentod sterben, als ein Leben lang sich mit Banalitäten langweilen.
Siehste Penelopeia, es geht hier nicht um Hosenschiss, sondern um Ideale und die Freiheit. Wobei natürlich der Angstfaktor ganz normal ist. Selbst bei Jesu ist herausgefunden worden, dass er in der Endphase seines Lebens einen enormen Stressfaktor hatte. Ich würde es sogar normal ansehen, dass er bei der Brutalität der Soldaten auch in die Hose gemacht hat (oder ins Gewand). Sie haben ihn sicher nicht vorher gefragt, ob er vorher noch schnell sein Angstbrünneli auf dem WC machen müsse.
Nur so nebenbei… Schiller hiess zum Vornamen Friedrich, nicht Johann Wolfgang (das war der andere grosse Dichter jener Zeit)!
Von Wilhelm Tell und auch dem Rütli-Schwur gibt es keinerlei historische Quellen aus jener Zeit.
Beides gehört klar ins Reich der Mythen und Legenden!
Die Geschichte mit dem Apfelschuss ist sehr alt und taucht auch in skandinavischen (dort heisst der Held Toko) und englischen Geschichten auf.
Man kann zeigen dass diese Geschichte von Norden nach süden “gewandert” ist, wobei
sie sich den lokalen Gegebenheiten angepasst hat.
Dass Willi Tell als Realität verteidigt wird, ohne sich um historische Tatsachen zu bemühen, kommt wohl daher, dass er über Jahrhunderte als das Ur-Schweizer Ideal
aufgebaut wurde. Die Geschichte wurde so sehr mit realen Ereignissen und Orten
verknüpft und verwoben, dass es wohl selbst Historikern schwer fällt die Wahrheit vom Erfundenen zu unterscheiden.
Wir wollen unser Land doch lieber als das Werk freiheitsliebender Helden sehen,
und nicht als ein Konstrukt Napoleons, was es wirklich ist.
Aber jeder Mensch hat Vorbilder und Idole. Warum nicht auch ein fiktives wie Tell,
wenn die moralischen Eckdaten stimmen?
Ergänzung:
Für Hardcore Tell-Rütlianer kommt es sogar noch härter (aus Wikipedia):
Die Idee, das Jahr 1291 als Gründungsjahr der Eidgenossenschaft und den ersten August als Nationalfeiertag festzulegen, geht auf die Initiative der Berner zurück.
In Bern wollte man 1891 das 700jährige Bestehen der Stadt feiern.
Die Verbindung mit einer 600-Jahrfeier der Eidgenossenschaft kam da sehr gelegen.
Mit dem Bundesbrief von Anfang August 1291, der das Verteidigungsabkommen
zwischen den drei Urkantonen festhielt, hatte man ein Dokument gewählt,
das nicht unumstritten war.
Historiker zählten schon im 19. Jahrhundert für den Zeitraum von 1251 bis 1386 82 Dokumente, mit denen ähnliche Bünde besiegelt wurden. Namentlich der Bund zu Brunnen von 1315 galt vielen als eigentlicher Gründungsakt der Eidgenossenschaft, wenn man denn nicht überhaupt von einer schrittweisen Entstehung der Eidgenossenschaft ausging.
@walterli
nun, sprechen wir dem tellschen walter nicht so viel intellekt zu. verstanden hat er vermutlich eher wenig von der erwachsenenwelt. sein papi hat ihm sein weltbild geprägt, “lueg walterli, das sind di böse vögt, die tüend üs immer so fescht unterdrücke, mir armi hagle. etze muesch halt da füre stah, und ich schüsse das öpfeli vo dim chopf. villicht triffi, aber wenn nid, isch es au nid so schlimm, weisch, ich han na en zweite pfil, mit dem tuen ich denn mini interesse wahre und de vogt abeknalle, aber du wirsch denn futsch si, zwar en märtyrer, aber futsch.” na, wie stell ich mir den tell doch heldenhaft vor!
und jesus muss ganz betimmt angst gehabt haben. vielleicht war er sogar süchtig danach, denn in angstzuständen werden ja vom körper gewisse stoffe ausgeschüttet, die einen high-artigen zustand bewirken und einem vielleicht dem gott etwas näher bringen… ein angst-junkie sozusagen 🙂
Der Willhelm Tell von Schiller war ein Terrorist und Mörder.
Und wie es sich für einen “Helden” gebührt, verlässt er zum Schluss Frau und Kinder und flieht feige.
Und zum Mythos der “freien Eidgenossen” gegen den “Tyrannen” Gessler:
Die damaligen Patrizier der Waldstädte haben sich nicht wirklich für die Freiheit an und für sich gewehrt, sondern dagegen, dass im habsburgischen Reich die Leibeigenschaft verboten war und dieses Verbot auch in den Waldstätten hätte durchgesetzt werden sollen. Dies liessen sich die Oberen der Waldstätte nicht bieten. Es ging also nicht um die Freiheit für alle sondern darum, dass die Herrscher die Freiheit behalten konnten, über ihre Untertanen zu verfügen, wie sie wollten.
Noch etwas zur Ehrrettung von Willhelm Tell betreffend der Frage, wieso er das Leben seines Sohnes aufs Spiel setzte. Zumindest deswegen ist ihm – immer gemäss der Legende nach – kein Vorwurf zu machen. Da Tell den Gruss gegen den Hut verweigerte forderte Gessler, dass Tell einen Apfel vom Kopf von Walther schiesse. Falls er sich geweigert hätte, wäre gemäss Drohung von Gessler, sein Sohn zusammen mit Tell umgebracht worden. Zumindest in dieser Hinsicht ist also Tell nichts vorzuwerfen.
Allerdings ist es aber schon fragwürdig, sich in Begleitung seines Kindes so aufmüpfig zu verhalten. Wenn Tell schon seinen Mut beweisen wollte, hätte er gefälligst sein Kind nicht mitnehmen sollen und es dadurch in Gefahr bringen.
Und dass der Tell natürlich feige aus dem Hinterhalt jemanden erschossen hat und danach deswegen Frau und Familie (und seine Heimat auch…) im Stich lassen muss, ist auch nicht gerade vorbildlich.
Noch ein Nachtrag:
Der Kampf gegen die Habsburger, z.B. in der Schlacht von Morgarten, die ja von gewissen rechtspopulisten immer wieder als so typisch für die Schweiz hingestellt wird, war in Wirklichkeit eigentlich ein Bürgerkrieg.
Vergessen wir nicht, der Stammsitz der Habsburger ist in Habsburg/Aargau, also in der heutigen Schweiz. Wenn wir also heute bejubeln, wie die Innerschweizer hunderte von Habsburgern (natürlich wieder einmal aus dem Hinterhalt…) niedermetzelten und sogar nicht einmal davor zurückschreckten auch die Verletzten, die wehrlos waren, noch abzumurksen, dann jubeln wir eigentlich darüber, wie Innerschweizer Hooligans aargauische Ordnungshüter umbrachten.
Hallo Hans-Jürg. Sehr aufschlussreich, was du sagst. Aber jetzt hast du dem Mythos die ganze positive Kraft genommen.
Du wirst doch sicher eingestehen, dass dieser Mythos auch eine gute Funktion hat, oder?
Wir können hierdurch zum Beispiel garantieren, dass sich die Tesinner nicht zu Italien abspalten, die Graubündner und Lichtensteiner nicht zu Österreich zählen, die welchen sich nicht in den französischen Körper einverleiben und wir Deutschweizer nicht nach Bonn rennen.
Ausserdem braucht ein Land eine Identität, sonst ist der Zusammenhalt innerhalb gefährdet.
Was du sagt, mag stimmen, respektive mag geschichtliche gesehen korrekt sein, aber wenn man es genau näme, würde da eine schreckliche Konsequenz mit sich geführt.
Also mir ist recht, wenn alles so bleibt, wie es ist. Aber gegen Europa sollten wir uns endlich öffnen. Egal ob das die Unternehmer, die Bauern und die Banken nicht wollen.
Satan lässt fragen: Spielte Bruce Willis den Tell, schösse er dann seinem Sohn den Apfel vom Kopf, oder schösse ein zeitgemässer Kinoheld den Vogt zu einem Sieb?
Mythen sind doch immer völlig verklärt. Das ist genau wie bei den Katholiken, bei denen einer seine Frau und seine Kinder sitzen lässt, um in irgend einer kleinen, miesen Kapelle seiner Anorexie zu frönen, und als körniger Abschluss wird er unter dem Namen Niklaus von der Flühe als Heiliger verehrt.
Irgend jemand wird sicher eine treffende Antwort auf diese Frage finden, schliesslich leben wir in der grossen Christereikultur der Dichter und Denker.
Lieber, lieber Werner,
Die Bürger von Flaschentum Liechtenstein schreiben sich mit ie, im Gegensatz zu Lichtensteig. Sie bilden bereits einen unabhängigen Staat und ihr Territorium gehörte nie der Schweiz.
Und wir Deutschschweizer würde nicht gen Bonn ziehen sondern richtung Berlin, auch wenn es vielleicht eine Fantasie vieler Wessis ist, den Osten wieder zum Ausland zu erklären.
Das zeigt, dass es sehr wohl auch stärktere Kräfte gibt als Gründungsmythen. Diese Kräfte könnten zum Beispiel die Wirtschaft sein oder die Vernunft.
@Werner
Der Mythos Tell hat m.W. in der Westschweiz und im Tessin nie eine Rolle gespielt, nur in der Deutschschweiz (und Liechtenstein gehört NICHT zur Schweiz, sondern ist eine unabhängige Nation!).
Wenn die Schweiz eines Tages auseinandergehen sollte, dann bestimmt nicht, weil der Mythos Tell nicht mehr funktioniert, sondern weil die Schweiz von Aussen keinerlei Bedrohung mehr unterworfen ist. Die Schweiz ist als Staatenbund entstanden, um sich gegen aussen zu wehren und war als Nation dann am stärksten, als sie sich am stärksten bedroht fühlte (2. Weltkrieg). Wenn die Schweiz als Willensnation also heute mangels Bedrohung auseinanderfallen würde, wäre dies eigentlich als sehr gutes Zeichen zu deuten.
Und um beim Mythos Tell zu bleiben, hier noch, wer warum diesen Mythos damals ins Leben rief (und ich ihm deswegen nicht viel abgewinnen kann):
“Wer nicht an die geschichtliche Existenz des Freiheitskämpfers Tells glaubte, galt in der Schweiz des 19. Jahrhunderts schon fast als Vaterlandsverräter: In der Eidgenossenschaft gehörte diese Optik zum Widerstand der „Konservativen” gegen die wirtschaftsliberale Staatsauffassung, welche zumindest teilweise auf den Ideen der Französischen Revolution von 1789 fusste. Als um 1830 der liberale Luzerner Historiker Kopp es wagte, die auf Schillers Tell basierenden patriotischen Deutungen in Zweifel zu ziehen, geschah auf dem Rütli ein weiteres „Attentat”: eine Kopp darstellende Puppe wurde verbrannt.”
Darauf kann ich Dir Penelopeia nur antworten, dass in früheren Zeiten, also im Mittelalter, die Menschen mit 12 Jahren schon richtige Erwachsene waren, die ein Vollpensum an Arbeit leisten mussten. Ein Schulbesuch kam ohnehin nicht in Frage. Und die Lebenserwartung war dementsprechend niedrig. Mit 15 zogen sie schon in den Krieg, mit 20 waren sie schon recht alt. Ein 30-jähriger war wahrscheinlich eine Seltenheit, und 40 – 50-jährige fand man wohl kaum. So denke ich, Walterli war eigentlich schon ein Erwachsener im Denken. Sein Vater hat wohl auch keine Schulbildung und verstand nur mit den Händen zu funktionieren.
Wie dem auch gewesen ist, immerhin füllt Wilhelm Tell ein literarischer Unterhaltungsabend.
Na ja wie ich schon einmal erwähnte ist das Relativieren von Mythen nicht der Sinn der Sache.
Es gibt Leute die möchten alles relativieren, wo für den das hin ? Ist mir persönlich eigentlich nicht so extrem wichtig ob Tell 100 Pro wahr ist oder ob es mehr ein Idealbild war. Tatsache ist das jede Ordnung auf inspirierten Grundwerten basiert. Ich denke das die Idee Eidgenossenschaft einen gute substanziellen Faktor. Wenn wir diese Substanzen anderer Entwicklungen betrachten, werden wir feststellen das insbesondere die Substanz einer Staatsstrukur sich wirksam auch im negativen Sinn erweitern kann.
Das was war nicht immer so bleibt nennt sich Geschichte und ist aber noch kein Grund den Tell zu löschen.
Im übrigen sind die Abschaffung von myshtischen Werten welche mit der Ethik eng verknüpft sind immer ein gefährlicher Weg der Gesellschaft in Pseudo – Akzeptanz gewesen. Es waren meist die unliebsamen Dikatatoren die erst einmal die Grundregeln in Frage stellten. Ich denke das grenzt an Meinungsfreiheit, welche in sich begrenzt wird weil man Meinungen als unzeitgemäss betrachten will und sie deshalb lieber “vom Tisch” haben will. Wenn das Volk nicht mehr denken soll wird erst einmal an den Kulturgüter manipuliert und diese dann zum Eigenutz noch etwas geändert. Danach wird allen beigebracht das man sich eben ja auf diese Werte beruft – jedoch nur nach vorgeschriebenen Regeln.
Im übrigen glaube ich nicht das der erwähnte Politiker am Tell floriert, ich habe nie solche Vergleiche gesehen. Es ist wohl mehr so das im Aufmüpfen gegen viele eine immer wieder gefundenes Heroisches Gefühl im Zuschauer erwacht – wie man das auch immer verlinken will…
nun, walter, was macht den einen “richtigen” erwachsenen aus? keine schulbildung?! nun, ich habe eine schulbildung, damit bin ich wohl noch ein kind, gott sei dank!
ernsthaft, ich frage mich, waren die kinder von damals wirklich schon “reifer und erwachsener” im denken, oder mussten sie sich schon früh einem schicksal fügen, das ihr künftiger lebensweg bestimmte? waren sie erwachsener, weil sie im system schon früh eine wichtige funktion ausführten und einem erwachsenen punkto leistungsfähigkeit gleichwertig waren? mag sein. aber waren sie dann auch erwachsener im denken? ich glaube kaum, weil ihnen die erfahrung fehlte, die die jahre bringen und die man früher wie auch heute erst mit dem alter erlangt.
“Tell” ist historisch durchaus verbürgt. Vermutlich hatte er einen anderen Namen,- wobei Namen im 13. Jahrhundert ja nicht die gleiche Funktion hatten wie heute. Ich kenne keine/n ernsthaften Mittelalter-Historiker/in, die das in Frage stellen.
Nach 1972, als ich mein Geschichtsstudium aufnahmen, wurde in der Folge der Achtundsechziger Bewegung die Forschung nach den Ursprüngen der Eidgenossenschaft immer unpopulärer. Es gibt seither kaum noch relevante Arbeiten, die auf Quellen basieren.
Man verlagerte sich, – auch weil es einfacher war, – auf die Erforschung des “Mythos” in der gedruckten Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, die ja auch arrivierte Seminaristen lesen können.
Heute würden neue Methoden und Tools zur Verfügung stehen, aber die “Tell-Forschung” interessiert weder Lehrende noch Lernende. Auch in diesem Blog ergiesst man sich lieber in selbstgeszimmerte Weisheiten als in eine fundierte Diskussion über das von Hugo Stamm vielleicht zwei Monate zu früh aufgeworfene Thema.
David Meili
Ja, ich muss schon sagen, der Mythus „Tell“ ist schon ein unglaublich spannendes Thema. Hat mich glatt aus den Socken gehauen.
Als nächstes schreibt der Stamm über den Mythus „Maikäfer“. Dann gibt es eine der heissesten Diskussionen, die dieser Blog je erlebt hat. Da mache ich dann auch mit.
Das wird dann so intelligent, das kann ich mir unmöglich entgehen lassen.
Zum Kommentar von Herrn Meili.
Selber gehoere ich auch zu denjenigen (nach 1968 geborenen), die so gut wie nichts ueber die historischen Hintergruende des Tell wissen. Aber ich wuerde mich sehr gerne belehren lassen….Herr Meili hat recht, es herrscht kollektives Desinteresse. Ich vermute (und hoffe), dass sich das bald aendern wird. Denn ich finde es schade, dass Themen wie der Tell und ueberhaupt, der “Patriotismus”, den Rechtsparteien ueberlassen wird.
Wenn ich Deine Blogs lese, Penelope, bekomme ich den Eindruck, Du seist auf dem Gymnasium für Hochbegabte gewesen…..aber Spass beiseite…..
Wenn Du mich so fragst, antworte ich so aus dem Bauch heraus: im Denken in unserem Sinne waren sie sicher nicht reifer, vielleicht waren sie in Sachen Instinkten und naturerfahren weiter. Ein ganz anderer Verstand hatten sie, der sich auf die Lebensumstände bezog. Die Weisheit und Bildung war ja in Athen und Rom, da wurden die hochbegabten Intellektuellen geboren.
In der Innerschweiz waren die Naturtalente, die in Sachen Bildung und Schriftgelehrtheit überhaupt keine Ahnung hatten. Ein Leben lang beobachteten sie die Natur und ihre Abläufe, wie es heute noch die Muothaler Wetterfrösche tun. Wenn die Murmeli früh zu Tale kommen im Herbst, gibt es einen strengen Winter……wenn die Knospen im April schon aufblühen, gibt es einen heissen Sommer….
So denke ich mir das wohl. Wären die Leute mit dem heutigen System konfrontiert worden, sie hätten wohl glatt durchgedreht. Also in dem Sinne lässt es sich schwerlich vergleichen. Geschlechtsreif sind sie wohl auch um die 12 oder so geworden und haben wohl dabei gleich Kinder gezeugt. Da hat man wohl nicht nach geistiger Reife gefragt. Wars Kindlein schwach und krank, hat man es weggeworfen….
Wir Innerschweizer waren sogenannte Naturburschen, die sich im praktischen Leben durchsetzen konnten. Wie es da mi IQ stand, da bin ich glatt überfordert. Es gab damals in dieser kaum ein gebildeter Mann, höchstens mal einer, der an Weisheit gross geworden ist.
Die Frauen waren tätig auf dem Hofe und standen dem Manne mit Rat und Tat zur Seite. Ihr oblag die Kindererziehung und das Sonstige im Leben. Das Mädchen musste im Haushalt mithelfen, der Bube wurde bald aufs Feld und in den Stall beordert.
Abends erzählte man sich gegenseitig Geschichten und Märchen….
Ich kann Dich verstehen Rosenstengel, dass Dich die Themen im Blogs langweilen. Ich vermute schon, Du hast eben ein ganz anderes Niveau, das mit der Schweiz nur sehr wenig zu tun hat. Es gibt eben Leute, die sind weitaus anspruchsvoller. Aber die meisten der Blogschreiber -bzw -leser kommen aus dem Volke und schreiben bzw reden gerne, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
Ich als Schweizer schäme mich fast ein bisschen, dass wir Dir so wenig zu bieten haben. Wir haben uns zwar immer angestrengt, aber eben, man kann es nicht allen recht machen. Ich hoffe wenigstens, dass Du Dich in unserem Land wohl fühlst und ein gutes Auskommen hast. Die Infrastruktur und das Versicherungswesen ist doch nicht so übel. Also Rosenstengel, falls Du uns ungebildeten Schweizern wieder einmal etwas zu sagen, wir hören Dir jedenfalls gerne zu. Sorry, dass wir nichts Besseres liefern können.
Obwohl Tell sicherlich nur eine mythologische Figur ist, so denke ich, hat es ihn eben doch gegeben.
Es kommt nicht von ungefähr, dass Tell gerade in der Schweiz wieder ‘aufgetaucht’ ist. Er muss den Schweizern von damals schon viel gesagt haben. Und auch heute noch sagt er uns viel. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass er genau das repräsentiert, was die Leute immer sein wollten und immernoch wollen, mutig und tapfer, und sich gegen die Obrigkeit aufbäumend.
Dem Schweizer gefällt diese Geschichte so, weil er selber zu diesem Schlag Mensch gehört.
Den Tell mag es also nicht als Mensch gegeben habe, oder zumindest nicht in der Innerschweiz. Aber es hat ihn immer in den Köpfen der Menschen gegeben. Und manch einer, welcher viel auf sich und seine Meinung gehalten hat, hat eventuel sogar noch sein Handeln nach diesem Vorbild gestaltet.
Deshalb: Ob es ihn gegeben hat oder nicht ist egal. Er existiert, manchmal mitten unter uns, gestern, heute, und auch morgen noch. Tell lebt!
Ich moechte Herrn Rohrbach zustimmen. Das Thema ist ueberhaupt nicht langweilig. Langweilig sind diejenigen, die anderen die Spielregeln erklaeren, mit ihrer Schulbildung angeben, oder die anderen Blogger psychoanalysieren, dabei sich selber aber zu schade sind, um inhaltlich etwas beizutragen.
Zum Thema Bildung moechte ich nur sagen: Viel wichtiger als sogenannt “gebildet sein” ist es, emotional gesund zu sein und mit anderen gut umgehen zu koennen. Ich moechte lieber unter “ungebildeten” Menschen leben, die das Herz am rechten Fleck haben, als in einer Gesellschaft, in der alle hochgebildet, aber emotional verarmt sind. Womit ich nicht sagen will, dass alle Gebildeten emotional verarmt sind. Nur sollte der Wert der Bildung geschaetzt, aber nicht ueberschaetzt werden. Es gibt viele Kenntnisse und Faehigkeiten, die bei uns nicht als “Bildung” gelten, und die genauso wichtig sind, oder noch wichtiger. Und noch etwas zu den Kindern: Herr Rohrbach hat natuerlich recht, zu Tells Zeit hatte man einen andere Beziehung mit seinen Kindern, auch aufgrund der hohen Kindersterblichkeit war man nicht so (oder anders) mit ihnen verbunden. Deshalb meine ich, kann Tells Verhalten nicht 1:1 mit dem eines heutigen Vaters verglichen werden. Ein schoenes Wochenende allerseits.
I think that an important point has been missed in this discussion. Perhaps the legend of W.T. is really about the trust that exists amongst people of likemindness. The truth is that Walter didn´t have to be scared, and was not scared because he knew from experience that his father would never miss from that distance. That kind of trust can only come from a special kind of relationship and an extreme respect for the skills and ability of one another. This was the beginning of Swiss quality and precision. In other words, the same trust that people all over the world have when they purchase a swatch or a Swiss army knife. The result of William hitting the apple was a mere formality that had already been established in the past through his hard work and dedication. Hard work and dedication that had been observed by Walter. The taxman had lost in advance and this only William and Walter knew.
@Annas Cousine
Ich muss Ihnen widersprechen. Wilhelm Tell ist langweilig. Es handelt sich um ein Theaterstück von Schiller und ist sicher bei weitem nicht so unterhaltend wie Tartufe und Le Misanthrope von Molière, Die Mitschuldigen von Goethe oder Salomé von Wilde.
Tell geht in dieselbe Kategorie wie Bibelspiele. Nach 500 Mal ist die Luft raus.
vielen dank herr stamm endlich sagt es auch der schweizer sektenexperte…. blocher svp und das ganze sonstige patriotenpack ist eine sekte!!!!
Also nein, die SVP ist doch keine Sekte.
Aber wahrlich, sie misbraucht sehr geschickt gewisse Mechanismen für ihre Zwecke. Das ist auch in einer Sekte so. 🙂
Toni
Konflikte zwischen einzelnen Bürgern sind im Gespräch zu lösen. Dass dies mehrheitlich nicht funktioniert, beweiset
die Ueberbelastung der Gerichte. Konflikte unter den Nationen werden heute verhandelt, aber landen auch heute vor Gerichten.
Konflikte unter den Volksgruppen und Nationen im Mittelalter bis zur Neuzeit wurden meistens auf dem Schlachtfeld ausgetragen.Wie weiter ein Konflikt in der Geschichte zurückliegt, wie schwieriger wird die Unterscheidung zwischen Mythos und Geschichte. In der europäischen Geschichte galten die Urschweizer als Revoluzzer und Barbaren, weil sie die fremden Vögte nicht mehr akzeptierten und weil Volk unsäglich
litt. Ein Lob den Eidgenossen, die uns ein liebenswertes Land schafften.
Der Bergier Bericht muss nicht nur für die Untaten der Schweizer im 2. Welt-krieg hinhalten, sondern muss auch noch für die politische Bildung der Schweizer
als Leitfaden dienen.
Mein Vater musste 1914 in die Rekruten-schule und war aktiver Soldat im 1. Welt-krieg. 1941 wurde er als Korporal 1941 zum weiteren Aktivdienst aufgeboten.
Wirtschaflich war die Schweiz zwischen den Weltkriegen nach heutigen Masstäben ein Entwicklungsland. Für meinen Vater war diese unsägliche Zeit erlebte Geschichte, aber für die Bergier Kommission ein Mythos. Die Völker Europas sind in dieser Zeit den Kaisern
und den Diktatoren nachgelaufen.
Wer 1942 in der Schweiz einen Sohn “Adolf” taufte stand unter Verdacht Mir ist heute der Mythos “Walterli” genehmer als die heutigen Geschichten- Erzähler
herr stamm (und kundschaft) – ich würde ihnen vorschlagen, einmal die grundlegenden begriffe “mythos”, “legende”, “sage” und märchen” in einem seriösen wörterbuch nachzuschlagen. dies hätte zur folge, dass wenigstens etwas klarheit sowohl bei ihren einträgen, wie auch bei denen ihrer eifrigen mitschreiber, eintreten würde.
Da greift Herr Stamm, der Sektenjäger, unseren Bundesrat Blocher mit einer vollen Breitseite an. Also ehrlich, den Blocher mit Tell gleichzusetzen ist nun ein Mythos, den Herr Stamm höchst persönlich selbst erfunden hat. Wahrscheinlich um dem um vieles erfolgreicheren Blocher ans Schienbein zu pinkeln. Nun Herr Stamm, ich halte es noch immer so, dass ich die erfolgreichen als Vorbild nehmen, und nicht die Pinkler. Wie soll ich selbst jemals erfolgreich werden, wenn ich auf die Pinkler höre?
Ich finde es nichts Aussergewöhnliches, wenn man das Verhalten unseres Bundesrates Blocher mit dem Verhalten von Tell vergleicht.
Natürlich sind es absolut ungleiche Charaktere, obschon sie mit der gleichen Insbrunst ihre Sache vertreten.
Der eine voller Idealismus, und der andere ein Pragmatiker. Der eine in der Welt als Einzelkämpfer, der andere im Dienste einer Partei. Der eine mausarm und unterdrückt, der andere selber auf der Seite der Mächtigen und ein Gesetzesmacher.
Ohne jetzt unanständig zu werden. Der Vergleich darf doch erlaubt sein, oder? Ein bischen mehr Humor darf man denn auch von Vertretern der Wirtschaft erwarten.
Bei Blocher und Tell geht es doch viel mehr, darum, dass es ein paar arme Schlucker gibt, oder solche, die sich so fühlen, und die dann sagen: “Der hat’s denen da oben aber gezeigt. Das ist noch einer, der seinen Mann steht.”
Oh blessed are those who live in frienship and kindness
and whose words are gentle and wise
how an old chinese man once said: “Talk about everyone with respect, because you never know if he comes accross while you your harvest.
Nun ist es also doch passiert. Man hat mich ausgebürgert. Man hat mir meine Bürgerrechte aberkannt und zum „Chaibe Usländer“ abgestempelt. Mein schöner roter Pass liegt jetzt eingefroren und eingebunkert beim Tagi-Blog und wird streng bewacht von Walter Rohrbach.
Und das alles nur, weil ich der Tell-Story nichts abgewinnen kann. Die Geschichte kenne ich in- und auswendig. In meiner Schulzeit durfte ich in einem Theaterstück den Tell spielen und die meisten Verse kann ich heute noch herunterbeten. Auch die Proben sind mir unauslöschlich in meinem Gedächtnis verblieben. Viele Szenen mussten x-mal wiederholt werden, weil sich der Schiller das anders vorgestellt hat. Es war einfach grausam.
Nun ja, wer so etwas von sich gibt, kann natürlich nur ein vaterlandsloser Schurke sein und muss gnadenlos abgestraft werden, keine Frage.
Aber, mein lieber Rohrbach, konnten Sie den finalen Akt in Ihrem Drama nicht etwas gnädiger für mich gestalten? Mussten Sie mich zu einem staatenlosen Individuum degradieren? Musste ich wirklich diesen Krug bis nur Neige trinken?
Lassen Sie mich noch ein Wort zu meiner „Bildung“ sagen, Sie haben das ein paar Mal erwähnt. Vergessen Sie`s. Ich würde mich als einen „Fach-Idioten“ bezeichnen, mit ein bisschen Allgemeinbildung drum rum. Mehr ist da nicht. Alles klar?
Natürlich kann ich mir auch vorstellen, warum ich hier als Ausländer laufe, vielleicht sogar als Deutscher. Ich schreibe und rede anders als ein normaler Schweizer. Das kommt daher, weil ich geschäftlich sehr oft mit Deutschen zu tun habe. Das hat abgefärbt. Ich mag die Art wie die reden. Rauh aber herzlich. Bei denen weiss man immer woran man ist. Aber das ist natürlich nicht jedermanns Sache.
So, jetzt habe ich Ihnen aber zum Schluss doch noch sehr viel von mir erzählt.
Machen Sie`s gut, Rohrbach und bleiben Sie sauber. Manchmal haben Sie mich zu interessanten Denkanstössen verleitet. Winterthur kenne ich übrigens sehr gut. Habe da mal ne geraume Zeit gewohnt. Neuwiesenstrasse, Nr. weiss ich nicht mehr. Technikum, verstehen Sie? War ne schöne Zeit, meiner Seel.
Rosenstengel, ich habe mal an der Salstrasse 24 gewohnt, einer Querstrasse der Neuwiesenstrasse! Du siehste, das Schicksal hat uns wieder zusammengeführt. Wir haben noch etwas auszubaden.
Der Herr Blocher ist schon eine Art Nationalheld. Er will der Schweiz die Unabhängigkeit in Europa bewahren, uns vor Fremden Händel schützen, damit wir weiterhin in Freiheit Hornussen und Jassen können. Die alte Schweizer Kultur muss erhalten bleiben.
Wir Schweizer sind ja gerne aufmüpfig. Wenn Europa nicht pariert, machen wir den Gotthard dicht!! Wir sind klein, aber fein, haben eigentlich nichts zu sagen. So etwa wie der kleine WauWau, der immense bellt, damit man ihm überhaupt etwas Gehör schenkt. Dabei lächeln doch alle über die Schweizer, die kleinen Eidgenossen, die Emmenthaler- und Schokoladen-Fritzen. Einst haben sie die genauesten Uhren gemacht. Und dann die Wehrfähigkeit, Deutschland hätte einen sehr hohen Preis bezahlen müssen, wären sie einmarschiert!
Unser ganzer Stolz ist aber das Bankgeheimnis. Das Bankgeschäft blühte nur so auf, weil wir von überall Geld entgegennahmen und es sicher verwahrten. In Sachen Geld konnten wir eisern schweigen. Wer weiss heute schon, was der andere verdient. Das ist das Wichtigste im Schweizer Bürgerleben: der eigene Lohn bleibt absolut geheim.
@ pecunia helveticorum
Ich meinte nicht das Theaterstueck, sondern diese Diskussion. Ihre Vorliebe fuer Wilde und Moliere teile ich sogar. Die deutsche Klassik hingegen spricht mich gar nicht an. Schillers Tell habe ich weder gelesen, noch je auf der Buehne gesehen, weshalb ich ueber seine literarische Qualitaet kein Urteil abgeben kann. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass es spannenderes gibt.