Deutschland wehrt sich heftig gegen Missionsbestrebungen radikaler Sekten. Das zeigt sich vor allem am Beispiel von Scientology. Die Kolonnen von Gründer Hubbard werden in verschiedenen Bundesländern vom Verfassungsschutz beobachtet, und wenn Scientologen Infostände betreiben, organisieren Bürger auch schon mal Gegendemonstrationen.
In der Schweiz geniessen die Scientologen dagegen viel mehr Freiräume. Dies zeigt sich am Beispiel der ZIEL-Schulen, die von Scientologen betrieben werden. Ein aktueller Fall demonstriert es: Die Suche nach einer Tagesschule ist für viele Eltern ein Albtraum. Für eine italienische Familie endete das Abenteuer mit einer bösen Überraschung. Diese hatte ihren Sohn Luici (Name geändert) zuerst in eine italienische Schule geschickt. Nach ein paar Monaten suchten sie eine deutschsprachige Tagesschule, damit sich Luici, ein sehr lebendiges Kind, besser integrieren konnte. Im Verzeichnis der Zürcher Privatschulen stach ihnen die Ziel-Schule in die Augen, weil sich diese speziell mit überaktiven Kindern befasst. Das Etikett «staatlich bewilligt» erleichterte den Entscheid.
Anfänglich waren Luici und seine Eltern mit der Schule einigermassen zufrieden, doch schon bald stellten die Eltern fest, dass ihr Sohn wenig Fortschritte in Deutsch und Mathematik machte. Nach einem halben Jahr wurden Luicis Eltern zum Schulfest eingeladen. Der Vater entdeckte eine Mitarbeiterin, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Plötzlich dämmerte es ihm. «Kennst du die Frau?», flüsterte er seiner Ehefrau zu. Als er ihr fragendes Gesicht sah, ergänzte er: «Das ist doch die Person, die oft in Oerlikon Flugblätter von Scientology verteilt.»
Sektennähe nicht gekannt
«Ich war geschockt», erzählt die Mutter. Sie recherchierte im Internet und fand nach wenigen Klicks heraus, dass die Ziel-Schule zum Scientology-Umfeld gehört. Und nach kurzer Zeit wusste sie auch, dass Schulleitung und Lehrpersonen aktive Scientologen sind.
Luicis Eltern fühlen sich betrogen. Sie verstehen nicht, weshalb die Privatschule nicht verpflichtet ist, die Eltern auf die Nähe der Schule zu Scientology aufmerksam zu machen. «Wenn ich dies gewusst hätte, hätte ich meinen Sohn nie in diese Schule geschickt», sagt die Mutter. Sie ärgert sich ausserdem, dass ihr Sohn auf Fotos der Schul-Website zu sehen ist. Weiter fühlen sich die Eltern getäuscht, bezeichnet sich doch die Ziel-Schule als überkonfessionell und religiös neutral. Als die Eltern Luici aus der Ziel-Schule nahmen, stellten die Lehrer an der neuen Schule erhebliche Wissenslücken fest, weshalb er die Klasse wiederholen muss.
Kehrtwende des Regierungsrats
Die Nähe der Ziel-Schule zu Scientology ist offensichtlich. Die Schulleiterin ist seit über 20 Jahren Mitglied der Sekte und hat die höchste Ausbildungsstufe erreicht, was bisher nur wenige Schweizer Scientologen geschafft haben. Auf der Internet-Propagandaseite «Mein Erfolg mit Scientology» schrieb sie: «Ich war vor allem unsicher im Umgang mit Kindern und heranwachsenden Jugendlichen. Ich lernte mithilfe der Daten von L. Ron Hubbard ihre Reaktionen und Verhalten zu verstehen und wusste, wo deren Ursachen lagen.»
Warum muss die Ziel-Schule ihre Nähe zu Scientology nicht deklarieren? Ursprünglich hatte die Zürcher Bildungsdirektion eine klare Haltung: «Ziel muss es sein, jede Schulung durch Scientology mit allen rechtlich vorhandenen Mitteln zu verhindern oder zu unterbinden», schrieb sie 1995. Doch fünf Jahre später erteilte sie den Scientologen trotzdem die Bewilligung.
Der damalige Regierungsrat Alfred Gilgen hatte sich erfolgreich dagegen gewehrt und vom Bundesgericht recht bekommen. Scientologen seien nicht vertrauenswürdig, eine Schule zu führen, entschieden die höchsten Richter. Gilgens Nachfolger Ernst Buschor zeigte nicht den gleichen Kampfgeist, weshalb die Ziel-Schule doch noch eine Bewilligung erhielt. Anders in Luzern: Dort verweigerte die Regierung einer Ziel-Schule die Bewilligung und wurde vom Bundesgericht gestützt.
Seltsame Behauptungen über ADHS
Schulleiterin Elisabeth Ambühl erklärt, sie würde darauf hinweisen, dass «wir unter anderem mit Studiermethoden von L. Ron Hubbard arbeiten». Ein umstrittener Punkt ist der Umgang der Schule mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom ADHS. Für Scientology sind Psychopharmaka und auch Ritalin, das oft bei ADHS-Patienten eingesetzt wird, gefährliche Drogen, die Kinder töten können. In Broschüren wird der Eindruck erweckt, Psychiater betrieben vorsätzlichen Massenmord.
Auf der Website schreibt denn auch die Ziel-Schule, sie biete Abklärung bei einer ADHS-Diagnose an. Gegenüber dem TA präzisiert die Schulleiterin: «Wir helfen den Eltern, eine Lösung zu finden, die nicht zu einem geschädigten Kind führt.» Sie würden nicht selbst ADHS-Abklärungen durchführen. Wenn Eltern nach der Aufklärung durch die Schule das Medikament absetzen möchten, würden sie an den behandelnden Arzt verwiesen.
Recherchen von «20 Minuten» ergaben ausserdem, dass sich Scientologen bei einem Verband als Mitarbeiter bewarben, der sich mit der ADHS-Problematik beschäftigt. Dies muss als Wühlarbeit bezeichnet werden, denn Scientology betrachtet die Abgabe von Ritalin als Verbrechen. Psychiater sind sich aber weitgehend einig, dass bei schweren Fällen der Einsatz von Medikamenten unbedingt angezeigt ist. Scientologen behaupten deshalb in Broschüren, dass Ärzte für den Tod vieler Kinder verantwortlich seien. Man kann davon ausgehen, dass die Scientologen versuchen wollten, entsprechenden Einfluss auf den ADHS-Verband zu nehmen.
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Wir demostrieren regelmässig gegen Scientology ( einmal im Monat ) in Basel . Wir versuchen seid paar Wochen den Termin rauszubekommen für die Eröffnung der ideal org in Basel . Vielleicht könnten sie uns da weiter helfen .
mit freundlichen grüssen
coco
Sehr geehrten Damen und Herren,
Ich verfasse hier ein Kommentar, weil ich meinen Augen keinen Glauben schenken kann.
Ich (w, 16, und keine Scientologien! ( katholisch)) war von der meinem 1. Schultag an (2006) in der Zielschule und das bis zu meinem letztem (2013). Das heisst ich habe 1.Klasse bis zu 3.Sek die Ziel-Schule dort besucht und kann all diesen Anschuldigungen nur die Stirn bieten. Weder wurden mir oder meinen Elteren sämtliche Scientology-Dinge nähergebracht oder sonst etwas was in diese Richtung geht noch habe ich Wissenslücken. Die Art und Weise die die Schüler dem Schulstoff näher gebracht werden, gehört zwar zum Teil zu den Lernmethoden von L. Ron Hubbart aber ganz ehrlich, hätten Sie diese Schule besucht wüssten Sie, dass das rein nichts mit deren Sekte zu tun hat und diese Art zu lernen vieles einfacher macht. Ich kann sagen Froh zu sein diese Schule zu besucht zu haben.
In diesen 9 Jahren hatte ich die beste Schulzeit, die ich mir wünschen könnte und ich kann dazu nur sagen, ich würde meine Kinder ebenfalls dort in die Schule schicken!
Und zum Abschluss, an alle die die es nicht fassen können, ich habe dank dieser Schule meine Lehre als Hochbauzeichnerin bekommen und dies auch dank meinen Oberstufenlehrer dir mir immer in den Po gekniffen haben, als ich anfing aufzugeben, weil ich dachte nie eine Lehre zu bekommen!
Diese Schule wird zwar von Scientologen geleitet aber mehr als das auch nicht, in diesen 9 Jahren bin ich nie damit in Verbindung gebracht worden.
Ich hoffe ich mit meinen zarten 16 Jahren konnte mit meinem Wissen junge und alte, nichtswissende Aussenstehende an diese Schule näherbringen und hoffen, dass sie nicht so viele “Unwahrheiten” im Internet verbreiten ohne jemals diese Schule besucht zu haben!
An all die supeeeer Lehrer die mich während diesen 9 Jahren unterstützt und mir vieles beigebracht haben – Vielen herzlichen Dank!
mit freundlichen Grüsse
g.