Unser Selbstmord-Krieger

Aus der Sicht der Habsburger waren die Eidgenossen wohl Terroristen: Winkelried auf einem Gemälde von Konrad Grob (1828–1904). Foto: Wikimedia
Wenn wieder einmal so ein Selbstmordattentäter irgendwo in Europa seine Untat vollbracht hat, sind wir alle etwas ratlos, Laien wie Experten. Dass einer freiwillig zur Bombe wird, lässt sich irgendwie nur mit Formeln erklären, die wenig erleuchten: Fanatiker, religiös Verblendeter, hoffnungsloser Verlierer – und meistens sind die Täter ja ohnehin Muslime mit arabischen oder nordafrikanischen Namen, also Typen, die offenbar ein anderes, fremdes Verhältnis zu Tod und Leben haben.
Aber das kann wohl nicht alles sein – auch das ahnt man. Man ahnt es gerade in einem Land, das einen Selbstmordkämpfer als seinen Helden betrachtet: Arnold von Winkelried. Natürlich, die Sagenfigur der Schlacht von Sempach war kein hinterhältiger Zivilisten- und Kindermörder wie die Attentäter von Manchester, London Bridge, Nizza oder Berlin. Doch umso mehr erinnert er an jene Selbstmörder des «Islamischen Staates», die im Irak und in Syrien mit bombenvollen Fahrzeugen auf die Armeestellungen der Iraker oder der Kurden zurasen.
Sie wussten nicht, was die Schweiz ist
Als sich Arnold von Winkelried 1386 in die Lanzen der habsburgischen Ritter stürzte, um den eidgenössischen Kämpen eine Bresche zu schlagen, bildete er eine ähnlich wirkende taktische Waffe – in einer ähnlich assymetrischen Kriegsführung. Ohnehin dürfte Herzog Leopold III., der Anführer der Habsburger, die Innerschweizer Aufständischen mehr als Terroristen denn als Soldaten eines respektablen Heeres empfunden haben.
Man wirft sein Leben nicht bloss für einen grossen Gott und nebulöse Jungfrauen-Paradiese hin, sondern auch für eine sehr bodenständige Gemeinschaft: Dies wäre eine erste Lektion der Legende von Winkelried. Im helvetischen Mythos starb der Mann für die Freiheit der Eidgenossenschaft, aber das wurde ihm erst Jahrzehnte und Jahrhunderte später angedichtet: Die Haudegen auf dem Schlachtfeld von Sempach konnten mit unseren Vorstellungen einer Nation wenig anfangen; die wenigsten ahnten überhaupt, was diese Eidgenossenschaft oder gar die Schweiz überhaupt sein soll.
Es begann mit Linksextremisten
Die Schwelle für eine Suizid-Aktion kann also erstaunlich tief sein – es geht auch ohne hehre Ideale von Gott und Vaterland. Im Nahen Osten waren es nicht etwa muslimische Gläubige, die das erste Selbstmordattentat der modernen Ära ausführten; es waren japanische Linksextremisten. Darauf hat Joseph Croitoru hingewiesen, ein israelischer Kenner des Themas. Konkret handelte es sich dabei um drei Mitglieder der «Japanischen Roten Armee», die im Mai 1972 den Flughafen von Tel-Aviv angriffen, um sich am Ende mit Handgranaten in die Luft zu sprengen.
Schaut man also genauer hin, so ist die Geschichte plötzlich beunruhigend voll von politischen und militärischen Selbstmorden. Das Phänomen ist kultur- und epochenübergreifend, und es ist facettenreich. Es gab Kamikazeflieger, Tyrannenmörder, Assassinen, Sicarii, Anarchisten … – und viele von ihnen stürmten für erstaunlich banale Ziele und Gründe in den sicheren Tod. So soll auch bei den Kamikazepiloten des Zweiten Weltkriegs der Gruppendruck und plumper militärischer Befehlszwang entscheidender gewesen sein als die Anbetung von Nation und Kaiser.
Die Wahnsinnstat wird dann höchstens im Nachhinein hochgepeppt und mit Sinnsprüchen aufgewertet («Süss und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben»). Bei Arnold von Winkelried, unserer Sagenfigur, hielt sich sogar die Stilisierung zum zielbewussten Freiheitskämpfer in engen Grenzen. Der Legende nach verabschiedete sich der Nidwaldner ja nicht mit einer pompösen Erst-August-Weisheit, sondern mit der ganz praktischen Bitte: «Sorget für mein Weib und meine Kinder.»
47 Kommentare zu «Unser Selbstmord-Krieger»
viel historisches kritisiert worden hier. Wichtiger erscheint mir, das der Bezug zur Religion völlig verkennt wird. Darum die immer gleichen Fragen von sonst gebildeten Leuten zum islamischen Terror.
Der Vergleich zur roten Armee Fraktion hinkt in dem Sinn, dass der Kommunismus nicht viel mehr als eine politische Religion war: Das exklusive Gruppendenken, der Führerkult, die unzähligen Dogmen das aufgeben individueller Freiheiten für das grosse Ganze. Diese Gesellschaft, wie auch der Nationalsozialismus, ist nicht an einem übermässigen kritischen Hinterfragen gescheitert.
Die sind viel näher an einem Gottesstaat.
Beim Vergleich mit den Kamikazepiloten ist der Fehler noch einfacher zu sehen, einfach die gottgleiche Verehrung der Japaner für Ihren Kaiser auch heute noch beobachten.
viel historisches kritisiert worden hier. Wichtiger erscheint mir, das der Bezug zur Religion völlig verkennt wird. Darum die immer gleichen Fragen von sonst gebildeten Leuten zum islamischen Terror.
Der Vergleich zur roten Armee Fraktion hinkt in dem Sinn, dass der Kommunismus nicht viel mehr als eine politische Religion war: Das exklusive Gruppendenken, der Führerkult, die unzähligen Dogmen das aufgeben individueller Freiheiten für das grosse Ganze. Diese Gesellschaft, wie auch der Nationalsozialismus, ist nicht an einem übermässigen kritischen Hinterfragen gescheitert.
Die sind viel näher an einem Gottesstaat.
Beim Vergleich mit den Japanern ist der Fehler noch einfacher zu sehen, einfach die gottgleiche Verehrung der Japaner für Ihren Kaiser auch heute noch beobachten.
So gesehen war wohl Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg auch ein Terrorist. Dabei muss man ihm zugutehalten, dass er ehrbare Absichten hatte. Andererseits ist ihm dies relativ spät in den Sinn gekommen, etwas gegen Hitler und sein Regime zu unternehmen. Die Generäle der Wehrmacht hätten dem Ganzen auch eine andere Richtung geben können. Allen voran Erwin Rommel und andere hätten dies zum Wohle des Volkes tun müssen. Die Einten wollten nur ihre eigene Haut retten. Dazu gehört für mich Herr Filbinger, der als fürchterlicher Jurist während der Nazizeit in die Geschichte einging. Der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt gehörte laut der Geschichte, offensichtlich auch den Verführten an. Aus dieser Warte waren die Helden zu dieser Zeit in Deutschland dünn gesät.
Die Schlacht von St. Jakob an der Birs passt auch zu diesem Thema. Die übermütigen Eidgenossen suchten den selbstmörderischen Heldentod und fanden ihn auch im Siechenhaus.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_St._Jakob_an_der_Birs
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Immerhin wurde die Belagerung die Armagnaken durch diese Schlacht in alle Winde zerstreut und die Belagerung von Basel gebrochen¨
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Die Niederlage wurde auch auf die Ereignisse im alten Zürcherkrieg bei Greifensee zurückgeführt. Die Zwangsverpflichteten Bauern aus der Umgebung wurden durch die Eidgenossen „niedergemetzelt“.
Wesentlich erscheint mir die Erwähnung der Kamikazeflieger. Diesen wurde der Tod befohlen. Wer das Ziel nicht treffen konnte oder wollte, der stürzte ins Meer. Eine Umkehr oder Fahnenflucht war aussichtslos. Der Tod wurde durch die Befehlskette garantiert. Das ist ähnlich wie die idiotisch-klassische Kriegsführung bei den Stellungskriegen. Eine Kolonne nach der anderen wird in den Tod geschickt. Wenn einer umkehrt, dann wird er von den Nachfolgern erschossen. Nur die letzte (fünfte?) Kolonne ist geistig dermassen deformiert, dass davon keiner fliehen würde. Der freiwillige Tod ist bei den meisten Teilnehmern so gut wie ausgeschlossen. Aber wieviele sind „die meisten“? Sind es 95 oder lediglich 80%?
Die Kamikaze-Freiwilligen wurden Samurais gleichgestellt und das Heldenhafte Verhalten der Samurais im alten Japan.
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Vergessen wurde, die Samurais unter den Shoguns gehörten zu einer Art Kaste, die dem Normalsterblichen Japaner versagt blieb (allerdings mit Geld konnte aus einem im Stand der Kaufleute zum Samurai aufsteigen).
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In den Bürgerkriegen vor dem Shogunat wechselten die Samurais, respektive die Daimos ab und zu die Seiten.
Ob ich hinterhältig und feige zivile, soweit nicht beteiligte Menschen ermorde, oder in einer Schlacht versuche eine Vorteil für die eigene Partei zu ergattern, ist sehr schwer zu vergleichen.
Aber dieser Artikel ist völlig respektlos gegenüber allen Opfern.
Und damit ein grober Fehler diesen zu veröffentlichen. Da hat auch die interne Kontrolle in der Redaktion völlig versagt.
1990, ETH Zürich Abteilung Xl Militärgeschichte: Vorne steht Oberst Sch. und sagt den Studenten: „Die Schweizer Helden Geschichten, z.B. Morgarten, Winkelried…, sind alle frei erfunden. Ich fand keinerlei Schriften, Urkunden oder andere Hinweise, die irgendeine dieser Geschichten bestätigt hätten. Sie wurden alle im Rahmen der Entstehung der Nationalstaaten im 19. Jahrhundert verfasst.“
Uns blieb der Mund offen stehen. Nicht nur was er sagte, verblüffte, noch viel mehr staunten wir, dass ein hoher Offizier uns kühl und trocken bat, dies zur Kenntnis zu nehmen.
Wo war bei Winkelried das Attentat beim Selbstmord? Und warum soll das asymmetrisch sein, wenn zwei Heere aufeinandertreffen? Verstehe nur Boulevard.
Der Unterschied vom Freiheits- bzw. Ideologiekämpfer zum Terroristen hängt halt vom Standpunkt des Beurteilenden ab.. Zweifelhafte Politiker dursten zudem nach einem Feind, um ihre wankelnde Position zu stärken.
Ganz schwache Leistung eines Historikers, da wurden noch nicht mal Äpfel mit Birnen sondern höchstens Gras mit Granit verglichen. Und auch da würde es hinken. Zudem ist eindeutig Leopold III gegen die Schweiz gezogen, also ist es absolut eine legitime Verteidigungsschlacht gewesen, nix mit Terror. Merkwürdig dünkt mich, dass er die alte, halt eben auch im Islam fussende Sache mit den Assassinen überhaupt nicht erwähnt.Dies waren ebenfalls Selbstmordattentäter, mutmasslich stammt auch der englische Ausdruck für Attentäter von ihnen ab. Die japanischen Kamikaze (für uns ganz fremdes Gedankengut) haben nur militärische Ziele ausgewählt,weshalb man die feigen, schwachsinnigen IS-Waschlappen mit ihren gegen unbewaffnete Zivilisten gerichteten Terroraktionen nicht mit ihnen vergleichen sollte.
So einen Vergleich kann man wirklich nur als einen selten dämlichen Vergleich bezeichnen! Dieser Mann will Geschichte studiert haben? Kaum zu glauben.
Mir ist ein Selbstmordattentäter lieber, der (versehentlich) nur sich selber in die Luft sprengt, als ein Attentäter wie Ander Breivik. Nicht die Selbsttötung ist das Schlimme, sondern dass er andere tötet.
Bald kommt von Ralph Pöhner noch das Willhelm Tell ein Taliban gewesen sei :-0
Auf die Sage will ich mich ja gar nicht erst einlassen. Aber (unter der Annahme, es hätte den Winkelried wirklich gegeben), türmen sich das unendlich viele Ungereimtheiten auf. Erstens beging W. keinen Selbstmord sondern er wurde von Gegnern erstochen. Zweitens waren die Gegner, wie W. selbst, Soldaten und nicht Zivilisten. Drittens starb W. zuvorderst an der Front, in einer bis zu seinem Eingreifen schlecht verlaufenden Schlacht. Die Chance wäre also gross gewesen, dass er ohnehin gestorben wäre. Viertens rettete er mit seinem Handeln das Leben vieler seiner Genossen, die bei verlorener Schlacht hätten sterben müssen. Spannend wäre die Frage, wieso W. & Genossen überhaupt in die Schlacht zogen. Sein Opfer in der Schlacht aber hatte mit einem Selbstmordattentäter überhaupt nichts zu tun.
Uebrigens, Winkelried hat nie gesagt, erhaltet mir Weib und Kind usw usf.
Seine letzten Worte waren: welle Schafseckel hät mi gschupft?
Ich glaube ich lese nicht richtig. Da getraut sich doch ein Journalist Winkelried als Vergleich zu den heutigen muslimischen Terroristen zu missbrauchen. Wenn dies nicht Blasphemie in der traurigsten Form ist weiß ich nicht mehr was sagen. Die Frage ist ja so oder so ob es den Winkelried jemals gab. Wenn es ihn gab war dies eine komplette andere Art zu kämpfen und hat nichts mit diesen heutigen menschenverachtenden Bestien zu tun. Dieser Artikel kommt fast als Plädoyer für dieser Verbrecher rüber. Traurig, dass so etwas gedruckt wird. Herr Pöhner hat Geschichte studiert ? Jetzt habe ich keine Fragen mehr was die heutigen Akademiker wert sind.
Willi Tell, ist nicht nur aus Sicht der Habsburger ein Terrorist. Laut Definition ist doch jemand ein Terrorist der sich bewaffnet gegen die herrschende Klasse auflehnt. Eigentlich ist Willi nichts anderes als ein feiger, hinterhältiger Meuchelmörder. Aus dem Hinterhalt geschossen. Macht das denn ein heldenhafter Schweizer? Ein richtiger Sennechäppeli Schwiizer geht doch mit Stolzgeschwellter Brust auf den Gegner los. Blickt dem Tod furchtlos ins Auge. Oder so. Auch Winkelried wurde durch seine „Gspänli“ geopfert: er wurde in die gegnerischen Speere geschupst. Und Morgarten war keine Schlacht, die Ritter der Oesterreicher sind schlicht kläglich ersoffen, da mit Gaul und Rüstung zu schwer für den Moorboden.
Ihre Definition verhebt überhaupt nicht. Nach dieser Definition wäre jeder Hitler-Attentäter ein Terrorist, Lenin auch und sogar ein polnischer Soldat, der nach dem Angriff von Hitler noch weiter gekämpft hätte.
Terroristen hatte es zudieser Zeit noch nicht gegeben, da es die USA noch gar nicht gegeben hat. Da gehörte das Land noch den wirklichen Besitzern – den Indianern.
Winkelried einem Selbstmordattentäter gleichzustellen finde ich schon etwas abartig, schlimmer aber halte ich dadurch Ralph Pöhner für inkompetent und bezweifle sein Wissen in diesem Bereicht. Geschichte ist auch im Studium nicht jedermann`s Sache.
Dieser Artikel vergleicht Äpfel mit Rüben und malt ein histo-uelles Bild, das wie Kraut und Birnen aussieht.
Null Ahnung von Geschichte. Einen dümmeren Vergleich wäre dem Autoren nicht in den Sinn gekommen. Empfehle nochmals mit Studienbeginn.
Das hilft nun auch nichts mehr. Da kann man nichts mehr in diesen Querkopf rein kriegen.
Immerhin hat Winkelried nicht Zivilisten behelligt sondern habsburgische Ritter welche bewaffnet auf ihn losgingen. Das ist weder ‚im Prinzip‘ noch sonstwie dasselbe.
bin auch der Meinung dass Winkelried vielleicht ne etwas eigene art von Kriegsführung hatte. aber die Opfer schlug er mit deren eigenen waffen, es waren Soldaten, es war während der Schlacht. er war kein feiger terrorist.
Wie peinlich. Der Artikel hat mehr logische Fehler als Sätze.
Und dass ein promovierter (?) Historiker nicht zwischen Sagen und Geschichte unterscheiden kann?!
Was lassen sich unsere Medien als nächstes noch einfallen, um islamistische Mörder zu relativieren und reinzuwaschen?
Real oder Fake, man weiss es nicht, aber….
er war immerhin der Erfinder der AHV! 🙂
Sagen sind keine historischen Tatsachen. Winkelried hätte maximal 8 Lanzen packen können, welche das nächste Treffen hätte schliessen können. Nein, zur damaligen Zeit kroch man unter den Lanzen durch und stach mit Dolchen in das Gemächt der Lanzenträger. Sollte man als Historiker eigentlich wissen… Historisch interessant wird allerdings mal sein, wieso man für Terroristen Entschuldigungen findet.
Nicht ganz unüberraschenend entpuppt sich ‚History Reloadad‘ zu Fake-News frisch in der Mikrowelle aufgewärmt. Ha ha !
Ralph Pöner hat einen ganz wesentlichen Unterschied übersehen: Nach europäischer Rechtsauffassung ist das Töten im Krieg straflos. Das gilt aber nur für offizielle Soldaten, welche offizielle Soldaten töten. Wenn Nichtsoldaten (zivil gekleidete Widerstandkämpger) im Krieg töten, dann ist das genau so strafbar wie wenn ein Soldat einen Zivilisten tötet.
@G. Engler: Wann wurde das letzte Mal jemand bestraft, der einen Drohnenangriff befahl oder ausführte, bei dem Zivilisten getötet wurden?
Es gibt eben durchaus Unterschiede, in unserer Wahrnehmung: Terror ist es dann, wenn „unsere“ Zivilisten getroffen werden. Wenn „deren“ Zivilisten getroffen werden, sind es bedauerliche Kollateralschäden eines gerechten Krieges.
Das dürfte damals bei den alten Eidgenossen nicht anders gewesen sein. Was unsere „Freiheitskämpfer“ sind, waren für die Habsburger Aufrüher und Terroristen. Ich finde, Ralph Pöner arbeitet das sehr gut heraus.
Es ist ein rechtlich bedeutsamer Unterschied, ob jemand absichtlich einen Drohnenangriff auf Zivilisten ausführt oder ob es sich um einen unabsichtlichen Fehler handelt. Ich bin auch der Meinung, dass die US-Armee (und andere) permanent Fehlentscheide macht und die Situation in Afghanistan eher verschlimmert als verbessert. Aber rechtlich ist das nicht vergleichbar. Zudem wurden US-Soldaten strafrechtlich zur Verantwortung gezogen, wenn sie bewusst auf Zivilisten geschossen haben. Leider wurden diese Soldaten aber meistens kurz darauf begnadigt, was ich nicht verstehen kann.
Herr Frey, da haben Sie sich etwas zusammengereimt, was so nicht stimmt. Das Märtyrertum war eine wichtige Praxis der ( noch reichlich heterodoxen ) frühen kath. Kirche und dies bis ins frühe Mittelalter. Erst danach haben sich die Hitzköpfe etwas abgekühlt. Oder was meinen sie, wo all die Märtyrer der Heiligenlegenden herstammen. – Zum Islam: dort ist der Jihad erst mal eine „nützliche Anstrengung“, v.a. bezüglich Selbstdisziplinierung. Der mutwillig herbeigeführte Märtyrertod dagegen ( bei dem als „Kollateralschaden“ ja zu 95 % Muslime betroffen sind ), ist im traditionellen Islam verpönt, ist in der heutigen Form eine Praxis des extremen Salafismus / Wahabismus, welcher ja erst durch die Engländer und später durch die USAmis, gefördert und gross gemacht wurde.
Herr Stoll, man muss das sicher etwas mehr differenzieren als es in 800 Zeichen möglich ist. Der Autor hätte jedoch mehr Zeichen zur Verfügung gehabt, dies nur nebenbei…
Sie erwähnen zu Recht das Märtyrertum in der insgesamt durchaus gewalttätigen christlichen Geschichte. Aber auch dort war es nie per se Inhalt und Ziel des religiösen Daseins.
Das meinerseits zugegebenermassen plakativ dargestellte unterschiedliche Verhältnis zum Märtyrertod der grossen abrahamitischen Weltreligionen lässt sich m. E. einfach nicht besser runterbrechen.
Die wichtigsten Schriften, auf die sich der Salafismus beruft, stammen aus dem 11. Jh. Die grosse Blüte des Islamismus begann im 19. Jh, und erfuhr immer mehr Zulauf im frühen 20. Jh. Die Westmächte spielten dabei höchstens eine Statistenrolle.
Es gibt noch einen Top-Terroristen nach RAF Methode! Immerhin konnte das Opfer noch folgende Aussage machen:
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„Das war Tell’s Geschoss“!
Ich glaube, der heutige Begriff wäre „Sniper“
😉
Totale Verwirrung der Begrifflichkeiten. Der heldenhafte Tod im Schlachtfeld oder im Zivilleben um die Anderenleben zu schützen hat nichts mit den abscheulichen Selbstmordattentätern zu tun. Und der Vergleich ist moralisch verwerflich. Der feige ins Todreissen von Zivilisten die einem das Gastrecht gewährt haben, weil man sich nicht mit den Werten dieser Gesellschaft identifizieren konnte, ist aus jeglicher Perspektive zu beurteilen und nicht zu rechtfertigen. Zugegebener Weise Märtyrertod in Namen welchen auch immer Gottes macht uns Europäer nicht weniger Schuldbeladen. Aber dies sind andere nicht weniger bedenkliche Qualitäten. Gleichstellung ist aber schlichtweg schädlich.
Ist der Unterschied zwischen jemandem, der sein Leben opfert, damit anderein Freiheit leben können und jemandem, der dafür stirbt, um seinen Lebensentwurf anderen aufzudrängen, wirklich so schwer zu verstehen?
Im Mittelalter und bis weit in die Moderne, war der Lebensentwurf der meisten Schweizers auch nicht so frei wie heute. Winkelried hin oder her.
Der arme Nöldi wurde von hinten, von seinen eigenen Leuten, in die Speere gestossen. Seine letzte Worte waren:“Wele Soichaib hätt mi gschupft“. Nichts da, mit Heldentat
Selbst wenn wir tatsächlich einem ähnlichen Mythos nachhängen würden wie Islamisten, so wie das der Autor impliziert, was soll die Aussage sein? Wir haben das gut zu finden, was Islamisten tun? Oder wir haben schlecht zu finden, was Winkelried getan hat? Legenden bilden sich meist erst nach dem Tod ihrer Protagonisten und die Schlachtfelder und Mythologien sind voll von deren, die todesverachtend den Tod fanden.
Lachhaft in den Untergang. Wem dienen die Medien überhaupt noch. Den Artikel kann man einfach nicht ernst nehmen.
Interessanter Ansatz, aber zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Zu häufig sind Zivilisten die Opfer von Selbstmordattentätern, als dass man hier jetzt eine klare Abgrenzung machen könnte, ausser vielleicht in einem fachspezifischen Kolloquium. Und wenn Herzog Leopold III. die innerschweizerischen Aufständischen tatsächlich als „Terroristen“ empfunden hätte so würde das lediglich bedeuten, dass er die Definition von „Terrorist“ nicht kannte.
Der Vergleich ist plump, gesucht und hinkt auch historisch in vielerlei Hinsicht. In unzähligen gewalttätigen Konflikten wie auch in anderen Lebenslagen haben zig fach Menschen schon ihr Leben für andere gegeben, um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren. Aber abgesehen vielleicht von der japanischen Kamikazekultur gab es wohl nie eine Ideologie, deren eigentlicher Selbstzweck der eigene Tod im Kampf fürs höhere Ideal darstellt. Diese nihilistische Todessehnsucht von Jihadisten hat dafür sehr viel mit der verknorzten Sexualmoral im Islam, sowie all den Verheissungen im Jenseits zu tun, mit denen sie von klein auf hirngewascht werden. Anders formuliert, Kernelement im Christentum ist die Selbstopferung von Gott (bzw. dessen Sohn) für die Menschheit, im Islam ist es genau umgekehrt.
Das würde dann heissen, dass sich Jesus aufgrund seiner verknorzten Sexualmoral ans Kreuz nageln liess? Oder ist das wieder was ganz anderes?
Ich versteh die Religionen einfach nicht… oder sind es die Religiösen?
Ein unzulässiger Umkehrschluss.
Andererseits, die Sexualmoral war im Christentum ja weiss Gott auch lange genug verknorzt…
Vernachlässigen Sie nicht, dass es sich dabei um eine Schlacht im Zuge eines Krieges handelte? Ein Attentäter ist eben genau kein Soldat (auch wenn er sich als ein solcher bezeichnet) in einer Kriegssituation. Ich finde es etwas bedenklich, wenn ein Attentäter mit einem Soldaten gleichgestellt wird. Letzterer handelte ausserdem im Affekt, wohingegen der Attentäter seine Tat lange im voraus plant und damit Zivilisten tötet. Ich will damit die Tat Winkelrieds (fiktiv oder nicht) nicht verherrlichen, aber der jeweilige Kontext einer Tat muss doch in Betracht gezogen werden!?