Arbeiten Katholiken weniger gern?

Dolcefarniente: Luciano Pavarotti in der Hängematte. Foto: Jean-Claude (Getty)

Sind protestantische Länder wirtschaftlich erfolgreicher als katholische? Im 500. Jahr der Reformation ist Max Webers berühmte These für viele gültig wie eh und je. Und schaut man sich die Situation in Europa seit der Finanzkrise von 2008 an, kann man sich ja auch bestätigt fühlen. Sind es nicht gerade Italien, Spanien und Portugal, die katholischen Länder des Südens, die besonders verschuldet sind? Und geht es dem protestantischen Norden nicht deutlich besser?

Der französische Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron sagte es so: «Es gibt eine Art Religionskrieg zwischen dem calvinistischen Nordeuropa, das den Sündern nicht verzeihen will, und einem katholischen Südeuropa, das dies alles hinter sich lassen will.» Macron sagte dies vor zwei Jahren; er war damals noch Wirtschaftsminister, und er sprach über den Umgang mit der Eurokrise. Seine Aussage zeigt: Webers Behauptung von der Prägung durch die Religion ist bis heute eine der meistdiskutierten der Soziologie.

Arbeit religiös überhöht

Max Weber suchte nach einer Antwort auf die Frage, woher der «Geist des Kapitalismus» kommt, das Streben nach immer mehr Wachstum, nach immer grösserer Produktivität. Die Erklärung fand er in der Reformation. Nicht in jener Luthers, sondern in jener Calvins – und in dessen Auffassung von Arbeit. Calvin, der am Seelenheil interessierter war als an Ökonomie, habe die Arbeit religiös überhöht: Wer reich werde auf Erden, der geniesse ganz offensichtlich die Gnade Gottes. Zur Bildung einer «protestantischen Arbeitsethik» habe beigetragen, dass besonders der Calvinismus die Menschen zu einer «asketischen Lebensführung» anhalte, schrieb Weber. Das heisst auch: Man verprasst sein Geld nicht, sondern spart – und bildet Kapital.

Max Weber, einflussreicher Soziologe und Ökonom, hier auf der Lauenstein-Tagung 1917. Foto: PD

Lange sprach vieles dafür, dass an Webers These etwas dran war. In Europa setzte sich die Industrialisierung zuerst in protestantischen Gebieten durch: in England, Holland oder in der reformierten Ostschweiz, einer der am frühesten industrialisierten Gegenden überhaupt. Das katholische Europa brauchte dafür einiges länger. Und noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Webers Aufsatz erstmals erschien, waren in Deutschland protestantische Gebiete reicher als die katholischen.

Und Bayern? Und Irland? Und Zug?

Heute darf man daran zweifeln, ob sich der wirtschaftliche Erfolg tatsächlich mit der Konfession erklären lässt. In Deutschland bilden die beiden grossen katholischen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg die wirtschaftliche Spitze; die protestantischen Bundesländer im Norden und Osten haben sie längst hinter sich gelassen. Auch Norditalien oder Irland, zwei ausgesprochen katholische Gebiete, weisen über lange Frist ein mindestens gleich grosses (eher grösseres) Pro-Kopf-Einkommen auf als die protestantischen Teile Europas. Und in der Schweiz gehören katholische Kantone wie Zug und Schwyz heute zu den erfolgreichsten. Alles Unsinn also?

Nicht ganz. Der deutsche Ökonom Horst Feldmann untersuchte 2007 die Arbeitsmarktdaten von 80 Staaten. Dabei stiess er auf ein klares Muster: In protestantischen Ländern gehen deutlich mehr Menschen einer bezahlten Arbeit nach. Im Schnitt lag die Erwerbsquote dort um sechs Prozent höher als in Staaten, in denen eine andere Religion prägend war – ob Katholizismus, Islam, Hinduismus oder Shinto (Japan). Betrachtet man nur die Frauen, so ist die Erwerbsquote sogar um elf Prozent höher.

Feldmanns Modell berücksichtigte auch die unterschiedliche Regulierung des Arbeitsmarkts, die Besteuerung, den Einfluss der Gewerkschaften – stets blieb der Zusammenhang zwischen Religion und Erwerbsquote statistisch signifikant.

Bibellesen heisst Lesenkönnen

Doch steckt dahinter wirklich das Arbeitsethos der Protestanten? Auch die Ökonomen Ludger Wössmann und Sascha Becker fanden vor einigen Jahren in ihrer Untersuchung des Landes Brandenburg Unterschiede: Dessen protestantische Gebiete waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts wirtschaftlich deutlich fortgeschrittener, ihre Einwohner hatten höhere Löhne als in den katholischen Gegenden. Den Grund für diese Unterschiede sehen die Forscher aber anderswo: bei der Bildung. Die Tatsache, dass die Protestanten in Brandenburg deutlich besser ausgebildet waren als die Katholiken, erklärt demnach ihren wirtschaftlichen Vorsprung – und nicht eine wie immer geartete Einstellung zur Arbeit.

Für diesen Unterschied machen Wössmann und Becker durchaus religiöse Prägungen verantwortlich. Im Verständnis der Protestanten sollte jeder Mann (und, mindestens so wichtig: jede Frau!) selber die Bibel lesen und verstehen können – und nicht auf einen Priester angewiesen sein, der das für ihn oder sie übernimmt. Es sei dieses Verständnis, das in den protestantischen Gebieten einen grossen Alphabetisierungsschub ausgelöst habe. Die wirtschaftliche Entwicklung sei die Folge davon.

Heute, 500 Jahre nach dem Beginn der Reformation, ist der wirtschaftliche Gegensatz in Europa noch immer zu sehen und zu spüren – ein reicher Norden, ein armer Süden. Es scheint ganz so, als wirke die Reformation noch immer nach.

61 Kommentare zu «Arbeiten Katholiken weniger gern?»

  • Ernst Hinnen sagt:

    Ein wesentlicher Anteil ander unterschiedlichen entwicklung zwischen katholischen und reformierten Orten haben die grossen Heere der europaeischen Koenigshaeuser, die alle dem katholischen Glauben treu waren. In diesen Heeren wurden junge katholische Kinder aus grossen Familien angestellt. nach dem das Reislaeufertum in der Eidgenossenschaft verboten wurde waren diese Leute ohne Arbeit und Beruf. Andererseits waren reformierte Staedte wie Basel offen fuer fluechtlige aus katholischen gegenden(Frankreich) so dass ein grosse Konzentration von Wissenschaftlern zuzog und war die basis fuer die Basler Chemie (Sandoz,La Roche Duranf Hugenin etc.)

    • Daniel Engeli sagt:

      Blödsinn – längst nicht alle europäischen Königshäuser waren dem katholischen Glauben treu, z. B. waren und sind die englischen, niederländischen, schwedischen, norwegischen und dänischen Könige Protestanten.

  • Lina Deva sagt:

    Nicht, dass die Katholiken weniger arbeiten. Nein, die katholische Kirche ist die Ursache an der früheren Armut in gewissen Ländern und somit auch in der Schweiz, in den katholischen Kantonen. Der Einfluss der Kirche war noch (in der CH) bis Ende der sechziger Jahre so gross, dass sie alles dransetzte und es ihr gelang, ja die Industrialisierung zu verhindern, d.h. keinen fremden Einfluss (Protestanismus) reinzulassen.
    Dank auch der kath. Kirche waren in diesen Kantonen die Kinderzulagen um zweieinhalbmal höher. Und fleissig stieg die Kinderzahl in den Familien sehr oft bis zehn, wenn nicht noch darüber.
    Fazit: keine Industrialisierung + grosse Kinderzahl = (oft) Armut

  • Yolanda Hecht sagt:

    Über die Aussage solcher Studien kann man streiten, denn die Parameter, die eingegeben werden, kommen dabei wieder heraus, diejenigen, die nicht berücksichtigt wurden, bleiben unsichtbar. Die Realität ist komplexer, als religiös oder katholisch-calvinistisch, denn auch kommunistische Länder sind gescheitert. Vielleicht sollte man die entscheidenden Faktoren „kulturelle Identität“ nennen. Diese wird nicht nur durch Religion, sondern andere ideologische, historische, landschaftliche, geografische, wirtschaftliche, klimatische und gesellschaftliche Faktoren geprägt. Wenn sie zu Beginn der Industrialisierung abseits von Verkehrswegen, Wasser, Rohstoffen, fortschrittlich denkenden Landesherren, etc., lebten, nütze es nichts calvinistisch zu sein, die kapitalistische Zukunft war andernorts.

  • Rolf Zach sagt:

    Eigentlich sollte man Max Weber noch weiter fassen, als seine Feststellung, dass die Reformierten mehr zur Industriellen Revolution beigetragen haben als die Katholiken. Ein Staat ist durch seine Eliten definiert und sein Erfolg beruht darauf wie diese Eliten ihren Staat organisieren und die ganze Bevölkerung ins allgemeine Wohl einbeziehen. Entscheidend ist auch wie ein Staat den Ausgleich zwischen den Machteliten und den Funktionseliten ausbalanciert. Die Machteliten müssen immer garantieren, dass die Funktionseliten an ihren Früchten beteiligt sind und ihnen ein Aufstieg gewährt wird. Man kann auch sagen, Eliten sollten in ihrem Nutzen sich nicht als allein selig machend betrachten. Dieses Zusammenspiel der Eliten und damit ihre Effizienz für den Staat hat im Norden besser geklappt.

    • Rolf Zach sagt:

      Italien war um 1500 das Land in Europa neben Belgien, wo der grösste Reichtum war und am meisten Fortschritt. Es war aber für die katholische Kirche zusammen mit der politischen Macht der Habsburger wichtiger die gesellschaftliche Dynamik in Bildung und Wissenschaft einzudämmen, weil sie der Überzeugung waren, nur so ihre Macht langfristig zu erhalten. Eine Krankheit, die in der Zentrale Vatikan der Katholiken nach wie vor als Gespenst herumgeistert. Das Himmelreich nach dem Tod von uns Christen ist jedem seine persönliche Sache der Erlösung, aber es mit weltlichen Angelegenheiten wie der Pillen-Enzyklika aufzuladen, ist zutiefst unmoralisch. Das Paradies im Himmel oder in der Zukunft auf Erden zu benützen, um seine machtpolitischen Privilegien durchzusetzen, führt die Völker ins Unglück.

      • Rolf Zach sagt:

        Die Thesen von Max Weber haben sich nicht überholt, aber der Gegenstand ist heute nur noch in Bruchstücken vorhanden. Es besteht nur für die hohen Würdenträger im Vatikan, die die jetzige Welt fürchten und versuchen jeden Papst zu ihrem Gefangenen zu machen, dies gilt aber nicht mehr für die weltweite Kirche.
        Heute sind die Thesen von Max Weber als soziologische Analyse viel besser geeignet für den Hinduismus und den Islam. Den Leninismus als Paradies der Zukunft auf Erden lassen wir einmal beiseite. Es wird nie ein Paradies auf dieser Erde geben, die Evolution ist immer in Bewegung und kann solche statischen Vorstellungen nicht brauchen. Der Unterschied heute zwischen katholischen und protestantischen Gebieten innerhalb eines Landes bestehen nicht mehr, die Schweiz ist ein Beispiel.

      • Rolf Zach sagt:

        Einzig in Lateinamerika besteht noch eine teilweise Verneinung der Welt der Moderne durch die Katholiken. Lateinamerika hat den Latifundien-Katholizismus der Spanier erlebt und nicht den mittelalterlichen Kloster-Katholizismus von Europa mit dem Gebot „Ora et Labora“. Ansätze davon wurden durch Spanien und Portugal mit dem vorgeschobenen Begriff der angeblichen Aufklärung verhindert. Paraguay ist ein Beispiel. Ist nicht das europäische Arbeitsethos im Mittelalter durch die Klöster entstanden?

  • Peter Müller sagt:

    Die Beispiele wirtschaftlicher Unterschiede müsste noch mit dem Gefälle Nord- zu Südamerika erweitert werden. Beide Halbkontinente wurden doch unter gleichen Voraussetzungen von Europäern besiedelt. Der Norden vorwiegend von Protestanten, der Süden vorwiegend von Katholiken.
    Ein Element der Ursache scheint mir der Verfasser nicht behandelt zu haben: Der dem Katholizismus, und anderen Religionen noch mehr, innewohnende Fatalismus: „Gott hat es so gewollt, ich kann doch nichts dagegen tun“. Demgegenüber steht das Calvinistische „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“. Und auch, ich glaube von Zwingli, „Müssiggang ist aller Laster Anfang“.

  • CS sagt:

    Die Wirtschaftsentwicklung hat wohl viel mehr mit den äusseren Lebensumständen zu tun, als mit Religion.

    Im Norden musste schon immer hart gearbeitet werden, um den Winter zu überleben. Im Süden wächst vieles von selbst. Ich bin sicher das hat die Menschen über die letzten paar tausend Jahre geprägt. Die Reformation hat das nur bestätigt, aber kaum verändert.

  • Holger Angst sagt:

    Ich hätte gerne noch einige Parameter untersucht erhalten wie Suizidraten, Lebenszufriedenheit, Gesundheit, Angst vor Sterben und Tod, Grösse und Qualität des Beziehungsnetzes. Und dann saldieren wir und fragen uns, wie viel (Lebens-)Wert der ökonomische „Erfolg“ in den calvinistisch beeinflussten Staaten ist! Calvins theologische Kälte entspricht der Kälte in den ökonomisch erfolgreichen Protestanten-Provinzen. Ökonomie als Religionsersatz…oder: Von der wahren Liebe zur Ware Liebe!

    • Regina Probst sagt:

      Auch wenn Sie nicht ganz unreht haben: Der zivilisatorische Fortschritt ist tatsächlich aber eben mehr von der nüchternen Rationalität gesteuert, als von Emotionen. Doch das heisst nicht, dasss diese nicht wichtig sind: Auch die Ethik ist stets fortgeschritten bei den Protestanten. Es hat wohl auch damit zu tun, dass die Selbstverantwortung vor Gott aufgrund der taten – ohne Möglichkeit der Delegierung an Gott durch Beichte – genauso wichtig war. Dass dabei Sinnlichkeit und Lebenslust öfter etwas kurz gekommen sind, probieren wir ja heute wieder wett zu machen… ohne Religion. Was gut funktioniert. Für ein gutes Leben braucht es von allem, das Individuum (mehr Emotion) muss in Balance sein mit der Gemeinschaft ( mehr Ratio).

  • Tomas Futaba sagt:

    Ein grosser Teil der Menschen glaubte seit jeher an nichts und niemanden, höchstens noch ans Geld. Heute sind ein Drittel bis gar die Hälfte Atheisten und Agnostiker (siehe Artikel Zeit Online, vom 9. 9. 2010, „Erlösung unerwünscht“). Das sollte man in Ihrem Artikel auch noch abhandeln. Und welche Rolle spielt in der wirtschaftlichen Entwicklung die Aufklärung? Vermutliche eine viel grössere als die beiden Religionen.
    Schliesslich frage ich mich, wie Calvin darauf kommen konnte, Gott gefalle der Reichtum der Menschen. Jesus hat hatte damit gar nichts am Hut. Siehe, wie er die Händler aus dem Tempel vertrieb. Und: „Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr als ein Reicher ins Himmelreich“.

  • Sandro Caflish sagt:

    Der Sinn des Lebens bei den Katholiken ist glücklich zu sein, bei den Protestanten ist es der Sinn des Lebens zu arbeiten!

  • Rita Sophia sagt:

    Eine wahrhaft koestliche Antwort….und so wahr…vor allem der letzt Satz von Herrn Rothacher…..

  • Patrick Zubin sagt:

    Religion hat zweifelsohne starken Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung. Z.B. in einer Religion wie z.B. jener Religion des Friedens wird das wirtschaftliche Leben infolge religiöser Zeremonie mehrmals am Tag zum Stillstand gebracht. In Israel gehen manche Gruppierungen auf Grund der Religion schon gar keiner wirtschaftlichen Beschäftigung mehr nach und leben von der Sozialhilfe des Staates, leisten auch keine gemeinschaftliche Dienste wie Militärdienst. Im altem buddhistischen Land China musste die Regierung in der Geschichte mehrmals die buddhistische Klosterkräfte eindämmen, weil die staatliche Steuereinnahme wegen der Expansion der Religion zum totalen Absturz drohte. Unzählige solche historische Beispiele könnte man noch ernennen.

  • Armand Schnydrig sagt:

    Ich glaube, man sollte im Zeitalter des Ekumenismus und der Globalisation nicht so sehr die Unterschiede herausstreichen zwischen katholisch und protestantisch und vor allem die Unterschiede nicht einseitig positiv oder negativ bewerten. Schon der Titel ist polemisch. Nach Reichtum streben ist nicht nur positiv. Das Gefälle Nord-Süd hat nicht nur mit Arbeitsmoral zu tun, sondern auch mit Ausbeutung des Stärkeren, gegenüber dem Schwächeren

  • mueller edwin sagt:

    ich lebe auf lipari und bin euf keinem fall neidisch auf euch:-)))

    viel glueck wuensche euch 🙂

    schweiz? nein danke !!!

    • Rudlfo Muller sagt:

      ich lebe in Portugal seit dreissig Jahren und kann ihnen nur beipflichten!

      • Pablo Ferreiro sagt:

        Was hat das mit Neid zu tun? Einzugestehen, dass die «Nordländer» besser organisiert sind als «Südländer», ist die Wahrheit. Klar wir haben das bessere Wetter, aber viel mehr bleibt uns auch nicht mehr…
        Und das sag ich als Spanier
        Schweiz? Ja danke !!!

    • Patrik Peter sagt:

      Sie sind sooo dermassen glücklich, dass Sie das zu jeder unpassendem Moment kundtun? Sorry, ich glaub ihnen kein Wort

  • Max Melchlin sagt:

    Eines ist sicher: die Medizin hat nach der Reformation einen grossen Sprung vorwärts gemacht. Für die Katholiken war es nämlich bis dahin verboten, eine Leiche zu sezieren. Die Protestanten hatten hingegen keine Mühe damit – und waren Pioniere in der Entdeckung von Krankheiten. Man vergleiche das tolle Bild des Protestanten Rembrandt: Die Anatomie des Dr. Tulp.

    • Bernhard Strässle sagt:

      Die unterschiedlichen Schulungsziele der Katholiken und Protestanten mag in der fernen Vergangenheit eine Rolle gespielt haben. Solche Studien haben keinen wissenschaftlichen Wert, wenn nicht gleichzeitig andere Faktoren mit geprüft werden. Beispielsweise die Korrelation zwischen Klima und Arbeitseifer. Ich lebe in Thailand; da steigt das Thermometer derzeit täglich auf fast 40°. Arbeiten im Freien ist sehr eingeschränkt. Von November bis Mai fällt zudem – ausser ein halbes Dutzend Wärmegewitter – kein Tropfen Regen. Die Reisfarmer werkeln etwas an ihren Häusern und Geräten rum. Folgerichtig sind die Buddhisten signifikant noch fauler als die Katholiken. Die italienische Siesta ist kein Symbol des Faulenzertums, sondern dem Klima geschuldet.

  • Jeremie sagt:

    Ich habe mich immer gefragt ob es nicht eher das Gegenteil war. Das wirtschaftlich erfolgreiche Bürgertum hat sich NACH dessen Erfolg zum Protestantismus konvertieren lassen und sich somit von der allzu schweren und willkürlichen Bevormundung Roms und gewissen Monarchien distanzieren zu lassen. Der Katholismus war dann relativ einfach anzugreifen, mit all dessen Ekzessen und Zusammenhanglosigkeiten.

  • Hans Hegetschweiler sagt:

    Baden-Württemberg ist nicht katholisch, sondern je nach Region überwiegend evangelisch oder überwiegend katholisch. Vermutlich ist der Landeteil Württember auch heute noch mehrheitlich evangelisch.

  • Merasol Doruelo sagt:

    Interessanter Beitrag, dass ein durch die Reformation ausgelöster Alphabetisierungsschub mit ein Grund sein könnte zwischen dem wirtschaftlichen Gefälle zwischen katholischen und protestantischen Regionen. Wobei die katholische Kirche in den Anfängen bereits gegen Zinswucher vorging und sie als Todsünde einstufte (wie heute noch in islamischen Ländern üblich). Nur möchte ich den Katholizismus mit seiner reichen Tradition und seinen sinnlichen Erlebnissen schon nicht missen – Herz (Liturgie), Gehör (Musik), Geruch (Weihrauch), Berührung (Weihwasser und Kommunion) werden angesprochen. Entspricht wahrscheinlich nicht mehr ganz dem Zeitgeist. Seis drum. Das so schicke coole Vatikan-Bashing sollte man ja auch einmal hinter sich lassen. Aber das muss jedeR mit sich ausmachen.

    • Rita Sophia sagt:

      Wie dem auch sei…ich bin mit Ihnen einverstanden…wir haben die schoensten Traditionen aufgegeben…wofuer? Fuer mehr Arbeit? Wohl kaum DER Grund dafuer….und wir haben so vieles eingetauscht…wofuer? Sind die fleissigen Menschen von Heute gluecklicher? Nein…sie rennen daufer falschen Goettern nach, falschen self-help Kursen und Psychologen und Psuchiatern und Beratern die die innere Leere begleichen sollen. Man kann sich also fragen wo da der Fortschritt ist. Vor lauter „Zuvilisation“ und endlosem „Vergnuegen“ sind die Menschen unzufriedener denn je….Der Artikel reizt zum nachdenken sicher nach, jedoch eben….alles kann man mit Vatican-bashing etc. nicht wegerklaeren.

  • Nik Brunner sagt:

    Die erwähnten erfolgreichen süddeutschen (katholischen Bundesländer) werden zwar erwähnt aber deren wirtschaftliche Potenz nicht erklärt. Die sind zwar tatsächlich als wertkonservativer einzustufen, jedoch schon seit längerem einem aufgeschlossenen und fortschrittlichen Umfeld ausgesetzt (Deutschland). Anders in den Mittelmeerländer: Die sind auch heute noch konservativer im denken, bedingt durch Kirche und Familienzentriertheit, was einem höheren Verständnis für offene und moderne Gesellschaftsformen im Wege steht.

    • Dieter Meier sagt:

      Also Baden-Württemberg ist alles andere als katholisch! Insbesondere der Stuttgarter Raum, der ja wohl gemeint sein soll mit dem wirtschaftlichen Erfolg, ist klar protestantisch geprägt. Und auch in Bayern werden die wirtschaftlichen Erfolge im Grossraum München in weiten Teilen von allen möglichen Menschen erbracht, aber nicht von den urkatholischen Ur-Münchnern.

      • Astrid Dossenbach sagt:

        Baden ist der kath., Württemberg der protest. Teil Baden-Württembergs, das zusammen mit dem ausschl. kath. Bayern die wirtschaftlichen Zugpferde Deutschlands sind. Deshalb: Das Bildungsgefälle zwischen kathol. und prot. Bevölkerung ist nicht unbedingt der springende Punkt, hier hat allerdings Luther mit seiner deutschen Bibelübersetzung und der Herausarbeitung einer einheitlichen deutschen Sprache Hervorragendes zur Bildung aller Leute getan. Vergessen werden darf aber nicht, dass die ersten Universitäten in kath. Städten gegründet wurden (z.B. Bologna, Paris, Prag, Wien, Heidelberg) ebenso waren kath. Klöster Bildungsstätten. Luther war hochgebildeter Augustiner-Mönch. Den sprichtw. „Arbeitseifer“ kann man von ihm aber nicht ableiten. Wohl aber von Calvins Prädestinationslehre.

    • Rita Sophia sagt:

      Ja….ich habe bei meinem letzten Schweizerbesuch ziemlich klar gesehen wie offen und modern die Menschen sind…..muerrisch…unzufrieden…gehetzt bis zum geht-nicht-mehr…..und vor allem einsam….und leer….Die Mittelmeerlaender sind vielleicht halt doch noch besser dran mit ihrer „durch die Kirche und Familienzentriertheit“….und mit ihrem weniger hoeheren „Verstaendnis“ wie eine Gesellschaft sein sollte…..dream on!

  • Arthur Berini sagt:

    Hätte Diogenes in Norwegen im Weinfass überlebt? Nein. Das Klima macht mehr aus als man denkt. Auch die Lebensgrundlagen sind im Norden anders als im Süden. Weniger technologische Ueberlebengrundlagen erfordern weniger Produktionswirtschaft. Im Norden wird mehr gearbeitet als im Süden, die langen Winter lassen nichts anderes zu.

  • Karl Eigenmann sagt:

    Mit einem Blick auf die Automobilindustrie Kontinentaleuropas, ist es dann aber ein ganz anderes Bild.
    Katholisch: Alfa-Romeo, Audi, BMW, Bugatti, Citroen, Ferrari, Fiat, Lamborghini, Lancia, Mercedes-Benz, Peugeot, Porsche, Renault, Seat
    Protestantisch: Opel, Saab, Skoda, Volvo
    Das Ganze soll wohl einfach mal wieder ein Katholiken-Bashing der Marke Tages-Anzeiger sein.

    • Rita Sophia sagt:

      Vielen Dank! Ein sooooooo vernuenftiger Kommentar…Danke!

    • Aerne sagt:

      Honi soit qui mal y pense, das ist doch kein Katholiken-Bashing, mehr so eine Art Studie oder so.

    • Patrik Peter sagt:

      Eigenmann: Ihr Argument vergisst komischerweise den grössten Autobauer der Welt, VW. Der liegt im protestantischem Gebiet.

      Nein, Herr Eigenmann, man kann nicht wahllos ein Wirtschaftszweig rauspflücken. Das ist weder repräsentativ noch materiell korrekt

  • Othmar Riesen sagt:

    Dieses Thema ist sowas von Schnee von gestern. Genauso wie die früheren zum Untergang von Rom. Liebe Tagi-Redaktion: könnt Ihr Euch nicht etwas Neues oder zumindest Neueres einfallen lassen? Oder geht Ihr davon aus, dass Tagi-Leser/innen grundsätzlich bildungsfern sind und immer wieder komplett neu aufgeklärt werden müssen?

  • Grendelmeier sagt:

    Wie sieht die Situation interkontinental aus? Asien, Afrika, USA, Südamerika etc. ?

  • Astrid Dossenbach sagt:

    Max Weber: „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ (1902-1904 geschrieben) ist auch heute noch ein wichtiges Werk.
    Beim Calvinismus denkt er aber v.a. an die Prädestinationslehre: „Wer reich werde auf Erden, der geniesse ganz offensichtlich die Gnade Gottes.“ Dieses „schlagende“ Argument prägt sich ganz tief in den Menschen ein und wird über Generationen hinweg – wenn auch immer mehr unbewusst – stillschweigend weitergegeben. Bildung „Lesen können“ (der Bibel), das bezieht sich eher auf Luther, ist auch ein wichtiger Punkt, kommt aber m.M. nach erst an zweiter Stelle.

  • 1-800-CallGary sagt:

    Ich bin mit einem kath. Vater und einer prot. Mutter aufgewachsen und prot. erzogen worden.
    Mein Vater war beruflich erfolgreich und sein Bruder ebenfalls.
    Bei uns im Haus herrschten prot. Sitten. Butter dünn (sehr) aufs Brot. Wenig Fleisch. Sparen überall, obwohl wir genug Geld hatten.
    Bei meinem Onkel gabs von Allem mehr als genug.
    Also ob die prot. mehr chrampfen kann ich nicht sagen, sagen kann ich aber, dass das Leben bei den Kath. idR angenehmer ist.

  • Gloor Charles sagt:

    Was nützen mir das Geld und die Seriosität der Protestanten, wenn gleichzeitig bei denen es auch für die Freiheitsfeindliche rot-grüne Ideologie Platz hat? Bei den moderaten Katholiken herrscht noch den Spruch: leben und leben lassen. Was für Freiheitsliebhaber wie ich, ein immenser Vorteil ist.

  • Patrik Peter sagt:

    Der Artikel lässt sich durchaus auf die gesamte Welt übertragen. Je einschränkender die Religion, desto ärmer das Land. Die reichsten Länder sind protestantisch, die ärmsten muslimisch geprägt.

    • Rolf Rothacher sagt:

      Sie leiten von einer Moment-Aufnahme eine Regel ab, die unhaltbar ist.
      China war technisch die fortschrittlichste Nation. Die Araber haben viel von den Chinesen gelernt und verfeinert. Europa hat viel von den Arabern gelernt und weiter verbessert. Amerika wurde von Katholiken wieder entdeckt. Ebenso die Seewege nach Indien und China.
      Schauen Sie sich die Welt vor 1000 Jahren an und entscheiden Sie dann, ob Religionen tatsächlich das Bestimmende in Wirtschaftsfragen sind. Wenn Sie ehrlich sind, müssen Sie sich korrigieren.

    • loulou55 sagt:

      Ja doch, die VAE, Saudi-Arabien, Kuwait und wie sie alle heissen da unten, bettelarme muslimische Staaten.
      Kennen sie überhaupt mehr als 3 Religionen?

    • Anh Toàn sagt:

      Wenn Sie protestantisch als wenig einschränkende Religion verstehen, haben Sie Calvin nicht verstanden.

  • Stefan W. sagt:

    Mist, wenn ich das früher gewusst hätte, hätte ich meine Kinder nicht katholisch taufen lassen.

    • Georg sagt:

      Sie können ja immer noch konvertieren. Passen Sie aber auf, dass sie keine Muselmanen werden. Oder ultraorthodoxe (!) Juden.

  • Max Höfer sagt:

    Der Chicagoer Ökonom Jörg Spenkuch hat gezeigt, dass der Zusammenhang zwischen dem Anteil der Protestanten in einem Land und dessen ökonomischem Erfolg heute statistisch noch klarer zutage tritt als vor 100 Jahren, zu Webers Zeiten. Brasilien oder Südkorea etwa haben einen enormen ökonomischen Aufschwung erlebt – gleichzeitig nahm der Anteil protestantischer Pfingstler mit radikaler Erfolgs- und Disziplinierungsethik stark zu.

  • Georg sagt:

    „Es scheint ganz so, als wirke die Reformation noch immer nach.“ – Ja, das hoffe ich doch sehr!

  • Paolo Martinoni sagt:

    In der Tat ist (seit Jahrhunderten) der grösste parasitäre Verein der Welt der Vatikan. Daran bestehen, obwohl diese für viele eine absolut unverdauliche Wahrheit ist, etwas, was man nicht sagen, ja nicht einmal denken sollte, keine Zweifel. Der Reichtum der katholischen Kirche ist (um sich eines Euphemismus zu bedienen), geradezu unermesslich – und dazu sind die Pfaffen nicht durch ehrliche Arbeit gekommen.

    • Rolf Rothacher sagt:

      Was für ein Schwachsinn Sie zusammenschreiben:
      Der Vatikan hat ein Budget von ein paar hundert Millionen Euro pro Jahr, ein Klacks im Verhältnis z.B. des BIP der Stadt Rom. Die „Pfaffen“ haben überhaupt keine Vermögen angehäuft. Die katholischen Kirchgemeinden sind ebenso klamm wie die protestantischen.
      Tatsache ist, dass der Katholizismus die Vergebung in den Rechtsprozess hineingebracht hat und so das römische Recht in wichtigen Teilen ergänzte. Wäre unser heutiges Recht von Calvin, Luther oder Zwingli geprägt, sähe es ganz anders aus. Das Beispiel USA sollte selbst Sie nachdenklich machen, wo die Prostestanten das (fast) alleinige Sagen hatten und so auch heute noch geistig behinderte Täter von Staates wegen umgebracht werden.

      • Andreas Demeter sagt:

        Sie schreiben ebenfalls Schwachsinn. Erstens können Sie Budget und BIP nicht miteinander vergleichen. Zweitens macht das Budget in keinster Weise Aussagen zum Kontostand eines Staates bzw einer Stadt. Grosse Teile des gespendeten Geldes wurden im Vatikan für Prunkbauten verwendet oder einfach in Gold umgewandelt und eingelagert.

  • Remo Peter sagt:

    Aktuell wäre auch ein Vergleich mit dem Islam interessant.

    • Georg sagt:

      Dazu braucht man nicht mal eine Studie.

      • Rolf Rothacher sagt:

        Doch braucht man. Denn der arabische Raum war vor 1000 Jahren in Forschung und Technik der christlichen Welt weit überlegen.
        Das Christentum kam ums Jahr 350 zu weltlicher Macht (konnte die Kultur bestimmen) und behielt sie rund 1300 Jahre lang. Der Islam kam ums Jahr 1000 zu weltlicher Macht (konnte die Kultur bestimmen) und wird sie daraum auch noch rund 300 Jahre innehaben.
        Nur weil Sie in eine Zeit geboren sind, wo die Säkularisierung des Christentums längst erfolgt ist, der Islam noch 300 Jahre darauf warten muss, können Sie sich nicht aufs hohe Ross über die Religionen schwingen. Sie selbst haben dazu überhaupt nichts beigetragen, sind bloss ein Zufall der Geschichte.

      • Georg sagt:

        Wären Sie weniger verbissen, Herr Rothacher, hätten Sie sich ganz einfach auf meine Aussage konzentriert und mir nichts unterstellt und nicht angenommen, Ihre Weisheiten seien mir unbekannt. Sie gehören offenbar zu denen, die überall einen Widerspruch konstruieren und einen Streit anzetteln.

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