Meta-Verschwörungstheorie im Weissen Haus
Steve Bannon erscheint in den Medien wie eine schlecht rasierte Verschwörungstheorie auf zwei Beinen. Er hat, so liest man, radikale Ideen. Er wirft mit Kriegsvokabular um sich. Er sagt fürchterliche Erschütterungen voraus. Andererseits erfahren wir, dass er der eifrigste Einflüsterer von Donald Trump sein soll.
Dass der Mann Macht hat, lässt sich ja kaum bestreiten: Stephen K. Bannon, 63, ist Chefstratege im Weissen Haus und verfügt über einen ständigen Sitz im Nationalen Sicherheitsrat der USA. Zugleich hegt er sehr feste Vorstellungen, wohin sich die Geschichte entwickelt, da macht er gar keinen Hehl draus. In Reden, Filmen und Gesprächen hat Bannon sein Weltbild zur Genüge ausgebreitet.
Die vierte Wendezeit
Wir wissen also glaubwürdig, dass der chinesische Kriegsphilosoph Sunzi das Weltbild von Trumps Chefstrategen beeinflusst hat. Ein besonders wichtiges Leitwerk seines Denkens ist auch «The Fourth Turning». Diese Geschichtsanalyse wurde 1997 von zwei Politberatern in Washington veröffentlicht, Neil Howe und William Strauss. Sie erklärt die Geschichte Amerikas – teils auch die Weltgeschichte – als Abfolge von Krisen und Neuanfängen, von Niedergang und Wiedergeburt.
Rund 80 bis 90 Jahre dauert solch ein Zyklus, so die Theorie. Er endet jeweils in dramatischen, auch brutalen Zeiten. Der erste Kreislauf führte in den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg nach 1765. Der zweite endete im Bürgerkrieg von 1863 bis 1865. Der dritte Zyklus versackte in der Grossen Depression und dem Zweiten Weltkrieg bis 1945.
Rechnet man also von da weiter, dann landet man – im Heute. Glaubt man «The Fourth Turning», so steht Amerika an der Schwelle zu einer weiteren fundamentalen Krise. Die vierte Wendezeit.
Dan Brown für Politiker
Reizvoll erscheint die Sache, weil die 20 Jahre alte Schrift eine verbreitete Stimmung trifft. Zudem äusserten Howe und Strauss recht konkrete Vermutungen, was denn die Krise des 21. Jahrhunderts anfeuern könnte: Finanzkrisen, Terrorismus, Revolten gegen den «grossen Staat». Das, muss man sagen, hat einiges für sich.
Natürlich kann man derartige Ideen einfach als Zahlenesoterik abkanzeln – Dan-Brown-Mystizismus fürs Politpublikum. Aber die Kurven bieten doch auch Denkstoff, vielleicht sogar Orientierung im Chaos des menschlichen Fortschritts. Jedenfalls nehmen viele Wissenschaftler solche Kreislaufmodelle durchaus ernst.

Kondratjew-Zyklen, schematische Darstellung. Grafik: Wikimedia Commons
Unter Ökonomen geniesst etwa die Theorie des Russen Nikolai Kondratjew hohe Achtung. Danach gibt es in der Wirtschaft nicht nur Konjunktur und Rezession, sondern das Auf und Ab bildet selber nochmals lange Wellen. Diese dauern jeweils rund 40 bis 60 Jahre – auf etwa 25 eher gute Wirtschaftsjahre folgen etwa 25 eher harte Wirtschaftsjahre.
Nikolai Kondratjew hatte seine Theorie 1926 niedergeschrieben und dabei errechnet, dass wohl bald ein Zyklus auslaufen dürfte: Harte Zeiten stünden an. Drei Jahre später brachen die Börsen zusammen, es begann die Grosse Depression.
Was jetzt: Untergang oder Aufstieg?
Der Fall zeigt, dass es auch rationale Erklärungen für geschichtliche Wellenbewegungen geben mag. Zum Beispiel könnten technologische Entwicklungen jeweils einen Schub auslösen, der das ganze System über zwei bis drei Jahrzehnte nach vorne treibt: So die Eisenbahnen Mitte des 19. Jahrhunderts. Chemie und Elektrizität im frühen 20. Jahrhundert. Oder das Automobil nach dem Zweiten Weltkrieg.
«The Fourth Turning» und Kondratjews Zyklen verbindet, dass beide wunderbar schlüssig wirken. Zusammen zeigen sie aber etwas anderes: Dass eine schöne Kurve noch lange keine Prognose ergibt. Glaubt man – wie Steve Bannon – an Howe und Strauss, so drohen uns bis in die 2030er hinein schlimme Zeiten. Zieht man Kondratjews Wellen weiter, so dürfte sich die Weltwirtschaft in den nächsten 20 Jahren eher wieder erneuern und Schub gewinnen (aber auch darüber streiten sich die Gelehrten).
Wir sehen: Wer aus alten Kurven die Zukunft herauslesen will, schlittert am Ende doch aufs Glatteis.
Der Untergang des Abendlandes

Oswald Spengler, 1880-1936. Foto: Bundesarchiv/Wikimedia Commons
Vollends heikel wird die Sache, wenn so ein Denkmodell zur «idée fixe» wird. Und wenn dann einer meint, die Theorie müsse auch handfest umgesetzt werden.
Dies war das Pech von Oswald Spengler. Der deutsche Kulturhistoriker hatte kurz nach dem Ersten Weltkrieg ein Werk verfasst, das bis heute nachklingt: «Der Untergang des Abendlandes». Er beschrieb darin die Entwicklung von Zivilisationen als Aufstieg, Blütezeit und Niedergang; dann kam er zum Fazit, dass Europa gerade in der Schlussphase sei.
Das hat auch im langfristigen Rückblick allerlei Überzeugendes. In der Weimarer Republik wurde der Text aber nicht als Analyse gelesen, sondern als Aufruf. Als letzte Warnung. Viele glaubten, man müsse sich mit aller Macht gegen das beschriebene Szenario wehren. Oswald Spengler wurde damit zu einem Vordenker und geistigen Vater der Nazis (obwohl er sie verabscheute).
«Wir waren überrascht»
Die interessante Frage lautet also: Was ist «The Fourth Turning» für Steve Bannon? Ein Denkmodell – oder sein Hirngespinst? Meint Trumps Mann, er müsse selber das Rad des «Fourth Turning» antreiben?
Sicherheitshalber meldete sich Neil Howe, einer der beiden Autoren, letzte Woche in der «Washington Post» zu Wort, um Distanz zu markieren: «Wir haben nie versucht, ein politisches Manifest zu verfassen», schrieb er, «und wir waren überrascht über die Popularität unseres Buches bei gewissen Kreuzzüglern, unter Linken wie bei der Rechten.»
35 Kommentare zu «Meta-Verschwörungstheorie im Weissen Haus»
„… alles soll zerreissen, zerrissen werden, nur nicht die Leinwand“ (… auf der die Apokalypse dargestellt wird). (Aus Umbrien, um 1490)
Schon damals war bekannt, dass die Apokalypse ein Werk der Kunst und nicht der Realität ist. In diesem Fall wäre Bannon ein weiterer kreativer Darsteller in der scheinbar unendlichen Kette von Weltuntergangsphantasien.
Und deshalb bleibe ich dabei: Die Erde wird nicht so schnell untergehen, nur die Menschen, die auf ihr Leben, was dann wohl eher als Erlösung, denn als Apokalypse zu begreifen wäre.
Wenn die Theorie zum Programm der mächtigsten Nation der Erde wird, dürfte die Praxis, bzw. deren Umsetzung nicht mehr weit sein. Wie alle Weltmächte werden auch die USA die Zukunft nicht bestimmen können. Die grossen Zyklen der Weltgeschichte, angefangen von Nebukadnezars Babylon bis zum Ende der Weltgeschichte, sind im biblischen Propheten Daniel beschrieben und unumstößich für die menschliche Hand. Daran sollten wir uns orientieren.
Diese Zyklen sind hochwahrscheinlich Zufallsbefunde. Da man die Zukunft sozialer Systeme grundsätzlich nicht voraussagen kann, kann es auch keine Totalzyklen geben. Teilzyklen könnte es geben. Bei Kondratieff dauert ein Zyklus 3 Menschengenerationen (immer länger), da kann aber eigentlich nichts oszillieren. Technisch- wissenschaftliche Revolutionen geschehen immer schneller.
Bannon (als ehemaliger Goldman Investmentbanker im M&A Sektor, dann ab 1990 Unternehmer als Media-Finanzboutique Investmenbanker bei Bannon & Co – verkauft 1998 an Soc General) hat doch in den letzten Jahren vor seinen Tea-Bags mehrmals angekündigt die Wall-Street Elite zu bändigen
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Nur dass jetzt mindestens 4 Ex-Goldmänner (inkl. Bannon) andauernd um Trump rumschwirren, deuted nicht wirklich auf eine Richtungsänderung hin.
Die angekündigte Ueberarbeitung des Dodd Frank Act ist ebenfalls mit vielen Fragezeichen versehen. Im Angesicht der allmächtigen Wall-Street Lobby scheint Bannnons Geist vielleicht noch willig zu sein, doch das Fleisch wird vermutlich am Ende schwach werden und so wird Bannon vermutlich seine eigenen Teebeutel schändlich verraten in Sachen Big Finance!
Dass Philosophen und Historiker im Geschichtsverlauf der Menschheit irgend welche Zyklen entdeckt haben wollen, ist ja gut möglich. Ausgeblendet wird hier halt auch, dass der Untersuchungsgegenstand immer durch die Untersuchung beeinflusst wird. Was aber bedenklich ist, dass es Politiker gibt, die meinen diesen vermeindlichen zyklischen Verlauf für die eigenen Ansprüche und für die eigene Macht benutzen zu müssen. Wenn der Zyklus sagt, dass wir auf einem „absteigenden Ast“ wären, könnte man als Politiker ja genau anti-zyklisch handeln – und nicht fatalistisch ins selbe Horn blasen.
Dass Geschichte irgendwie zyklisch verläuft, ergibt sich schon aus der unendlichen Dummheit des Menschen. Letzteres Axiom stammt übrigens von Albert Einstein. Wer nicht aus der eigenen Geschichte lernen will (oder kann), der geht als Spezies immer nach dem gleichen Denkmuster vor. Wenn allerdings jemand von der immer gleichen Vorgehensweise unterschiedliche Resultate erwartet, erfüllt er die Definition von Wahnsinn. Wieder Einstein. Eine exakte, kalendarische Zyklizität ist jedoch barer Unsinn. Der homo sapiens wird nicht durch Quarz-Zeitgeber, sondern seine Elite gesteuert. Das Zauberwort ist die Varianz (das Quadrat der Standardabweichung). Sie sorgt für stochastische Anteile in Zyklen. Allerdings häufen sich die Anzeichen, dass gerade unser westliche Zivilisationszyklus ausläuft. 🙁
Dummerweise glauben ausgerechnet die fortschrittsgläubigen Linken (bis zum Tag wo die Arbeit abgeschafft wird) daran, dass Einsteins Axiom sie nicht einschliesse. Zum Glück wissen es die Rechten besser und treten ab und zu an, den linken Unsinn rückgängig zu machen oder wenigstens zu korrigieren.
Aus gerade mal 4 (ähnlichen) Zyklen kann doch unmöglich statistisch sinnvoll eine kontinuierliche Kurve extrapoliert werden. Auch die Ereignisse die auf den vorgegangenen Wellen eingetragen sind sind eher zufällig eingesetzt. „Petrochemicals / Automobiles“ könnte ohne weiteres auch in den 30er Jahren (Du Pont, Ford) in der Grafik eingetragen sein. Andererseits wurde die Informatik die bereits in den 70er Jahren an Bedeutung gewann in die 90er Jahre verschoben, vermutlich weil sie sonst nicht in den Zyklus passt. Die Kurve wurde konstruiert um das aufzuzeigen was der Autor damit aussagen möchte.
Halter: in den dreissiger Jahren war in den USA die grosse Depression, da konnten sich nur rel. wenige ein Auto leisten und es gab noch massenweise Strassenbahnen in den grossen Städten und auch sonst viel Massen-OeV.
Der Siegeszug des Autos fand nun mal nach WK II statt mit dem massiven Ausbau des Strassennetzes und der Verschrottung von Strassenbahnen und anderem OeV!
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Auch der Siegeszug der IT fand erst mit dem PC in den 80er Jahren die wesentliche Bedeutung bei der Masse.
Es geht bei diesen Kondratjev-Konjunkturzyklen nicht um das Erfindungsdatum oder die ersten zarten Gehversuche sondern ab wann die zu echten Massenprodukten mit grosser wirtschaftlicher Bedeutung (Umsatz, Arbeitsplätze etc) wurden und da sind die Kurven schon zum richtigen Zeitpunkt richtig gesetzt!
Wir wissen nicht mehr über die Zukunft als zu Zeiten des Orakels von Delphi, das im Nachhinein immer Recht hatte. Zum Beispiel der König der das Orakel um Rat fragte, ob er in den Krieg ziehen solle und aufgrund der Weissagung „Du wirs ein Reich zerstören“ in den Krieg zog und sein eigenes Reich zerstörte. Wir stochern bezüglich Zukunft immer noch im Nebel und müssen situativ reagieren. Wichtig ist dabei nur, in welche Ziele wir anstreben um die Richtung zu halten. Da hilft weder ein Orakel noch ein Geschichtsmodell.
Die Ideen um einen zyklischen Verlaufes der Geschichte müssen nicht unbedingt in die pessimistische Sicht eines Oswald Spenglers münden, wie etwa das Beispiel von Arnold J. Toynbee zeigt. Der englische Historiker lässt den Ausgang der Geschichte offen. Oswald Spengler u.a. passen allerdings in die negativen Weltbilder der Rechtspopulisten.
Der Hinweis auf die antiken Vorbilder der zyklischen Geschichtsauffassungen ist wichtig. Sie stehen in den verschiedenen Kulturen allerdings im Gegensatz zu den teleologischen Auffassungen, wie sie etwa das Christentum, der Islam, aber auch der Liberalismus und Sozialismus vertreten. .
Um regemässige Zyklen in ein System zu bringen, müsste dieses entweder deterministisch sein, wie ein Uhrwerk, oder von aussen synchronisiert werden. Sowohl politische, als auch wirtschaftliche Abläufe beruhen aber zu grossen Teilen auf zufällige, nicht prognostizierbare Ereignissen, wie Naturkatastophen oder menschliche Erfindungen, Entdeckungen, Begegnungen, Unfälle… Der Glaube an regelmässige Wiederholung der Geschichte zeigt lediglich unser Bedürfnis, überall ein Muster oder eine Ordnung zu entdecken, in Wirklichkeit unterliegen wir jedoch in weiten Teilen chaotischen Prozessen.
Mir gefällt Ihr Post sehr! Sie weisen darauf hin, dass Zyklen nicht voraussetzungslos sind, sondern in einem definierten Kontext stattfinden müssen. Andernfalls ist die Formulierung von verlässlichen Aussagen des Typs „Wenn – dann“ unmöglich. Genau diese Kontext-Bedingung erfüllen keine zyklischen Gesellschafts- und Politik- bzw. Geschichtsmodelle. Sie sind samt und sonders spekulativ! Sie treten höchstens in der Form von Selffufilling prophecies auf, dies sind aber bloss Zirkelschlüsse. Solche kommen zustande, wenn die menschliche Vernunft ausser Kraft ist. Dies ist jedoch nie zwingend, höchstens probabilistisch. Unser Schicksal liegt in unseren eigenen Händen, sonst ist es sinnleer, von Freiheit und Verantwortung zu sprechen.
Die Zyklen der Vergangenheit kennt man, die der Zukunft eben noch nicht.
Oder nur die Kaffeesatzleser.
„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“, Niels Bohr, Physiker und Nobelpreisträger.
„Zudem äusserten Howe und Strauss recht konkrete Vermutungen, was denn die Krise des 21. Jahrhunderts anfeuern könnte: Finanzkrisen, Terrorismus, Revolten gegen den «grossen Staat». Das, muss man sagen, hat einiges für sich.“
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In deregulierten Finanzmärkten seit Thatcher & Reagan der 80er Jahre sind zyklische Finanzkrisen so sicher wie das Amen in der Kirche, die erste World Trade Center Attacke fand schon 1993 statt, auch Oklahoma City bombing (1995) fand bevor 1997 (Buchveröffentlichung) statt, die US Industrie hatte auch schon vorher eine Stellenverlagerung in Billigproduktionsländer erfahren, die Globablisierung war schon im Gange.
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Von dem her sind die „recht konkreten“ Vermutungen nicht wirklich so sensationell „prophetisch“, wie das den Anschein machen könnte!
Finanzkrisen haben nichts mit „Zyklen“ zu tun. Sie wurden aus reiner Geld- und Machtgier bewusst ausgelöst. Von Menschen/Banken gemacht – genau so wie alle Kriege. Selbst der Euro wurde nur dazu geschaffen, um den Ländern die finanzielle Souveränität zu nehmen. Die Leader D und F haben es in relativ kurzer Zeit geschafft, andere Staaten zu unterjochen und abhängig zu machen.
Linder: Na ja im gehäuften Auftreten von Finanzkrisen und Crashes (seit dem Big Bang 1986) mit grösseren Ereignissen 1987, 1990, 1994, 1995, 1998, 2000, 2001, 2008, 2009, 2011ff kann man durchaus eine gewisse Häufung feststellen, gut wenn auch vielleicht auch nicht gerade zyklischen Wellenbewegungen folgend – vor allem im Vergleich zur relativ ereignisarmen Zeit zwischen 1946 bis 1986, wo es nur 1973 & 1978 grössere Ereignisse gab.
PS Ob Finanzkrisen „bewusst ausgelöst“ wurden würde ich jetzt stark anzweifeln.
Sie sind zwar oft aus Geldgier entstanden, man war sich ihrer Risiken auch vorher manchmal bewusst – aber der Auslöseprozess passierte dann praktisch immer fast wie von alleine und entwickelte dann eine Eigendynamik.
„…Zieht man Kondratjews Wellen weiter, so dürfte sich die Weltwirtschaft in den nächsten 20 Jahren eher wieder erneuern und Schub gewinnen…“
Die Frage ist, ob wir schon in der Talsohle angekommen sind oder nicht. Ich glaube eher nicht, das dauert noch ca. 10 Jahre. Zudem darf man getrost davon ausgehen, dass die Wellen nicht immer exakt gleich lange dauern.
„…dann kam er zum Fazit, dass Europa gerade in der Schlussphase sei…“ und „…Rund 80 bis 90 Jahre dauert solch ein Zyklus, so die Theorie. Er endet jeweils in dramatischen, auch brutalen Zeiten…“
Und wieso soll es nicht so sein? Wenn eine Zivilisation untergeht, gibt es aus meiner Sicht 2 Möglichkeiten: Eine neue nimmt ihren Platz ein oder nicht.
Jeder Berater von Politikern muss versuchen, die Entwicklung nicht nur zu beobachten, sondern sich auch zu erspüren, so auch Bannon. Und als US-Amerikaner liebt er mit Sicherheit Zahlen und Statistiken. Doch es ist NIE der Berater, der „auslöst“ oder „vorantreibt“, sondern immer die Politik. Sie entscheidet und steuert oder reagiert. .
Die Welt nach 8 Jahren Obama sieht so aus: neben Afghanistan und dem Irak liegen heute auch Libyen, Syrien und der Jemen am Boden und ob Tunesien „die Kurve zu kratzen vermag“, ist noch nicht sicher. Die Anzahl der Kriegsflüchtlinge ist in den 8 Jahren von 25 Millionen auf 65 Millionen (laut UNO) angewachsen. Obama und seine Berater haben die Zukunft falsch eingeschätzt und darum falsch gehandelt. So viel steht zumindest fest.
Ich habe mir Spengler’s „Untergang des Abendlandes“ etwas näher angeschaut. Das Problem ist, dass das Buch vor Verallgemeinerungen nur so strotzt – wie sie heute in der Wissenschaft nie+nimmer akzeptiert würden. Spengler berücksichtigt dabei auch nicht seinen Hintergrund, jedenfalls deklariert er ihn nicht. Ohnehin betrifft sein Buch die Situation vor Hundert Jahren.
Das Gefährliche an solchen Zyklik-Theorien ist, dass sie als Selffulfilling prophecies wirken: Wenn man etwas für real hält, ist es (so das Thomas-Theorem der Soziologie) in seinen Folgen real – auch dann, wenn es solche Zyklen gar nicht gibt! Sicher gibt es in der Welt der Natur viele zyklische Phänomene, aber es war für uns Menschen, für unsere Freiheit und Verantwortung, nie ein Segen, auch unser gesellschaftlich-politisches Leben von Zyklen determiniert zu sehen: Selbst wenn sie plausibel scheinen – sie halten der Erkenntnistheorie nie Stand: Sie sind NIE allgemeingültig, d.h. nie ZWINGEND (vgl. Marx‘ Histomat, China)! Ich möchte nicht in einem 3. Weltkrieg sterben, bloss weil ein Wirrkopf in Washington an deterministische Zyklen GLAUBT, auch wenn es sie in Realität gar nicht gibt!
Die Verschwörungstheorie wird durch die selbst gemachte Verschwörung bestätigt.
Aber auch erst seit so ein Einflüsterer und Zyklusgläubiger wie Bannon so nahe am Ohr des Präsidenten ist.
Die Nazigrössen damals sollen sich ja auch von Horoskopen und astrologischen Deutungen haben inspirieren lassen.
Gut aktuell mit all diesen rechtsnationalen Radio- und TV Agitatoren wie z.B. der Brüllaffe Alex Jones, der auch schon über 30 Agitpropfilmdoks gemacht hat unter anderem mit den wildesten Menschheitsverksklavungsphantasien, 9/11, Bilderberger etc.
Auch Bannon hat sich schon mit Agitpropdoks z.B. über die Tea Party Ikone Sarah Palin versucht.
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Früher konnte man über Charaktere wie Jones (den ich schon seit Jahren kritisch verfolge) noch lachen & sie als etwas verwirrte Spinner & Sonderlinge abtun, aber mittlerweile ist mir das Lachen im Hals steckengeblieben!
Das Modell einer determinierten und zyklisch verlaufenden Geschichte gibt es seit der griechischen Antike und ist von Hegel konsistent dargestellt und in eine abschliessende Form gebracht worden. Diese hat auch Karl Marx in seine Theorie übernommen. In der Hegelschen Form, das nämlich jeder Zyklus den vorherigen auf einem höherem Niveau wiederholt ist es die überzeugendste Sicht auf Geschichte, weil u.a. daraus folgt, dass die Geschichte objektiven Gesetzen folgt und durch Menschen nicht beeinflussbar ist. Die Geschichte macht Menschen, nicht umgekehrt.
Wenn die Geschichte den Menschen macht und nicht umgekehrt, müssten Sie mir schon sagen, weshalb der Mensch Selbstbewusstsein haben sollte. Was Sie vertreten, ist kruder Materialismus. Der haut nur, wenn Sie den Menschen Geist und Selbstbewusstsein absprechen. Sollten Sie mir hier antworten, interpretiere ich dies dahingehend, dass Sie Geist und Selbstbewusstsein haben – womit Ihr historisch-materialistisches Weltbild auch schon widerlegt wäre… Bin gespannt!
Hegel war und ist ein führender Vertreter des klassisch deutschen Idealismus, ganz und gar kein Materialist.
Auch wenn Menschen Geist und Selbstbewusstsein haben. Die menschliche Intelligenz ist eben nicht die höchste. Bei Hegel ist das der Weltgeist, bei den Monotheisten heisst dieser Gott, Marx nennt ihn Objektive Realität. Die Atheisten schliesslich sagen Evolution zum Weltgeist. Auf jeden Fall ist es nicht der menschliche Geist, der irgend etwas bewegt. Der Mensch kann nur reflektieren.
Es kursiert doch die Redensart, dass sich die Geschichte ständig wiederhole. Woher diese kommt, weiss ich nicht.
Ich glaube, dass sich die Geschichte wiederholt, weil die grosse Masse der Menschen extrem manipulierbar ist, so in etwa eine Schafherde, welche vom Hirten gelenkt wird. Wäre es nicht so, hätte es weder die UdSSR mit den 80 Millionen Toten noch China mit 100 Millionen Toten gegeben, noch gäbe es die EU.
So gesehen, machen die Menschen eben doch die Geschichte.
Der Irrtum liegt darin, dass Determinismus zu Stabilität oder Zyklen führen müsste. Bei nichtlinearen Rückkopplungen, und die hat man prinzipiell wenn der Mensch eingreift, reagieren auch deterministische Systeme chaotisch. Der zwanghafte Wahn des Menschen, in chaotischen oder gar stochastischen Folgen irgendwelche Zyklen sehen zu wollen wurde schon in Ernst Wagemanns „Narrenspiegel der Statistik“ beschrieben.
“ Schrader: Von ihrem Modell-Monismus halte ich gar nichts. Man kann die Menschen immer wieder in das Prokrustes-Bett bestimmter Modelle (Ideologien) zu zwingen versuchen; schon nur aufgrund der menschlichen Unberechenbarkeit scheitern sie früher oder später an der Realität. Leben will leben, und dafür sprengt es alle Fesseln. Idem der menschliche Geist, Hegel – oder wer auch immer – hin oder her.
Der Kontradjew-Zyklus (um die 50 jahre) und der ihm innewohnende Schweinezyklus (um die 7 jahre) sind keine Verschwörungsthese.
Allerdings ist die Zyklenlänge in einem gewissen Mass variabel.
Einer der unzähligen Versuche der Komplexitätsreduktion. Die Welt, das Weltgeschehen mit einer Formel erklären zu können, ist der Traum. Dabei werden einzelne Phänomene, die durchaus Korrelationen, zT sogar Kausalitäten aufweisen, zu einem Welterklärungsmodell aufgebauscht. Bei einem älteren weissen Mann mit einer zeittypischen Sozialisierung kommt zudem noch der kürzer werdende und das Konservative begünstigende eigene Zeithorizont dazu, im Verbund mit typischen traditionellen Mustern von Männlichkeit wie Härte und Kriegsbereitschaft. Wenn jemand dann noch eigene Härten in der Biografie erlebt hat wie Bannon, potenziert sich das u. U. zu einem düsteren Epos. Die USA setzt noch einen drauf mit altestamentarischer puritanischer Religiosität. Zum Glück ist Trump zu feige und zu bequem!
Oswald Spengler ist und bleibt einer der grossen Geschichtsphilosophen Europas (neben Ernst Jünger).
Es ist äusserst ehrenrührig, ihn als „Vordenker und geistigen Vater der Nazis“ zu bezeichnen. Solch eine Zuschreibung (gegen die sich Spengler nicht mehr wehren konnte) beruhte lediglich auf dem Wunsch führender Nationalsozialisten.
Die Zyklentheorie Spenglers sei heute „überholt“, heisst es. Da muss man aber genau hinschauen wer denn dieses Urteil fällt…
Da hat der Verfasser das Werk von Spengler nicht richtig verstanden. Spengler beschreibt nicht den Zyklus von Zivilisationen, sondern von Kulturen; das ist nicht das selbe. Er sagt, eine Kultur, die, wie jetzt die abendländische, an ihrem Ende angelangt sei, existiere noch als Zivilisation weiter, „wie ein erloschener Stern“.
Schon Nostradamus hat an die ständige Wiederholung der Ereignisse geglaubt. In seinen Voraussagen bezieht er sich fast stets auf frühere Natur-Ereignisse und Ereignisse, die vor hunderten Jahre vor seiner Zeit passierten. Seiner Auffassung sind die Zyklen aber wesentlich länger als nur einige Jahrzehnte.