Die Reichen waren auch schon reicher
Schön ist es im Rieterpark, gerade im Spätherbst. Über dem Nordeingang thront das klassizistische Herrschaftshaus der Villa Wesendonck, daneben träumt ein Backstein-Schloss unter Efeuranken und Zypressen, und wer weiterspaziert durch den englischen Rasen, bekommt nach einigen Minuten einen fabelhaften Fernblick über Zürichsee und Glarner Alpen.
Gehen Sie nur rein, Sie können das. Die Parklandschaft gehört der Stadt Zürich, also allen. Doch vor hundert Jahren gehörte das Gelände, rund 70’000 Quadratmeter gross, der Industriellenfamilie Rieter-Bodmer: Zutritt für Unbefugte verboten. Derweil konnten die Grossfamilien der Arbeiter im Chräis Chäib froh sein, wenn es einen Abtritt in der Mietskaserne gab oder die Einraumwohnung einen Holzofen aufwies.
Die grandiose Grünanlage in Zürich-Enge lehrt, wie begrenzt das Gerede von den «Superreichen» ist, die immer reicher werden, von der Ungleichheit, die stetig weiter klafft, von den Armen, die mehr und mehr unter Druck kommen. Das hat zwar etwas, wenn man eher kurzsichtig zurückblickt, aber es übersieht, dass die Schweiz noch ganz andere Zustände erlebt hat.
Wie Ebbe und Flut
Den Blick weiten Daten, die zwei HSG-Ökonomen soeben veröffentlicht haben. Reto Föllmi und Isabel Martínez durchstöberten dazu Steuerstatistiken über Jahrzehnte zurück, und heraus kam: Sowohl bei den Einkommen wie bei den Vermögen war die Schweiz unserer Väter, Grossväter und Urgrossväter nicht besser, sprich: ausgeglichener. Die Grafiken, welche Föllmi und Martínez vorlegen, zeigen im Grunde eine Wellenbewegung: Mal ist die Ungleichheit mässiger, mal schroffer, auf Ebbe folgt Flut. So betrug der Anteil des reichsten Prozents am Gesamteinkommen in den 1970er-Jahren rund 11 Prozent, dann sackte er in den 1980ern ab auf 8,5 Prozent, dann stieg er in den 1990ern stetig an und erreichte 2008 erneut die Marke von 11 Prozent.
Ähnlich gewellt verlief die Kurve bei der Vermögensverteilung. In der Schweiz besitzt das reichste Prozent der Menschen heute zusammen etwa 40 Prozent der Werte. Dieser Anteil ist tatsächlich seit der Jahrtausendwende gestiegen, nachdem er zuvor seit den frühen 1970er-Jahren abwärts getrudelt war. Doch in der – vermeintlich heileren – Papa-Moll-Schweiz der 1950er- und 60er-Jahre hatten die Krösusse im Land zusammen noch knapp 45 Prozent aller Vermögen besessen. Und noch früher war es noch frappanter: 1913, so zeigen die Kurven von Föllmi und Martínez, hatte dem reichsten Prozent der Menschen fast die Hälfte des Gesamtvermögens in der Schweiz gehört. Zum Beispiel der ganze Rieterpark.
Wir sind nicht die USA
Für Experten sind solche Einsichten nicht weiter verblüffend. Schon vor fünf Jahren hatten Forscher der Uni Lausanne unter der Leitung von Marius Brülhart festgestellt, dass sich bei der Ungleichheit in der Schweiz im letzten Vierteljahrhundert im Grunde wenig bewegt hatte. «Die langfristige Entwicklung der Einkommensverteilung in unserem Land ist verhältnismässig stabil», schrieben sie: «Die in der jüngeren Vergangenheit für schweizerische Verhältnisse rekordhohen Ungleichheiten von 2008 lagen immer noch unter dem Niveau der frühen 70er-Jahre.» Denn die Daten besagten eben nicht nur, dass die Reichtumsschere à la longue in einem begrenzten Winkel herumruckelte, sondern auch, dass sie hierzulande tendenziell enger ist als in den meisten anderen Staaten, insbesondere den USA.
Entwicklung der Einkommensschere seit 1981 – gemessen am Gini-Koeffizienten: je höher der Wert, desto ungleicher die Gesellschaft. Quelle: Our World in Data | Oxford University
Dasselbe untermauern jetzt, fünf Jahre später, Reto Föllmi und Isabel Martínez aufs Neue: «Obwohl die Einkommensungleichheit und Topeinkommen immer wieder zu regen Diskussionen rund um Verteilungsfragen geführt haben, ist die Schweiz, was die Einkommensungleichheit der breiten Bevölkerung angeht, ein Hort der Stabilität, gerade auch in internationaler Hinsicht.»
Die Heidi-Welt in unseren Köpfen
Kein Zweifel: Auch die Daten belegen erhebliche Gräben zwischen denen da oben und denen ganz unten. Aber in der allgemeinen Wahrnehmung wird daraus ein viel krasserer Gegensatz – und vor allem einer, der stetig wächst. Denn die spektakulären Milliardensummen, welche die «Bilanz»-Liste der reichsten Familien alljährlich verkündet, fegen den trägeren Eindruck jeder Statistik hinweg. Obendrein konnten sich die Reichsten in den letzten drei Jahrzehnten tatsächlich etwas stärker abheben, auch in der Schweiz, und dies wiederum färbt die politische Debatte ein: In unserem kollektiven Kurzzeitgedächtnis erinnern wir uns bestenfalls zurück über eine Generation, also über zwanzig oder dreissig Jahre, und falls sich in dieser Phase etwas eher verschlechtert hat, dann bilden wir uns ein, dass es davor besser gewesen sein muss.
So einfach ist das. Wenn also ein Politiker der Linken die immer ärgere soziale Ungleichheit anprangert, tut er eigentlich dasselbe wie ein Konservativer, der sich eine heile Heidi-Heimat zurückwünscht: Beide finden, in der Vergangenheit sei es besser gewesen, irgendwie. Beide politisieren mit viel Nostalgie.
- Reto Föllmi, Isabel Martínez, «Die Verteilung von Einkommen und Vermögen in der Schweiz», UBS International Center of Economics in Society, Public Paper #6, November 2017.
- Marius Brülhart, «Land der begrenzten Ungleichheiten», in: Batz, April 2012.
- Christoph A. Schaltegger, Christoph Gorgas, «The Evolution of Top Incomes in Switzerland over the 20th century», Crema Working Paper No. 2011-06, Juni 2011.
44 Kommentare zu «Die Reichen waren auch schon reicher»
Es gibt mit 37 Mio eben viel zu wenig Millionäre. Gäbe es deren 750 Millionen, so könnte jede Millionärsfamilie zusammenaddiert Arbeit für 2-3 Menschen geben, von Hausangestellten, Kindermädchen, Yogaleherer, Manicüre, Gärtner, Pool-Boyz, Chauffeuren und so weiter und sofort – Jobs für persönliche Dienste.
Das wären dann zw. 1.5 bis 2.25 Mrd Jobs, der Rest der Werktätigen wäre in Produktion, Logistik und Handel, sowie öffentlicher Verwaltung tätig.
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Dann könnte man echt mal von einem Trickle Down Effekt sprechen, aber mit den relativ wenigen Millionären weltweit, ist dieser angebliche Effekt nur eine Propagandaübung neoliberaler Think Tanks!
Das ist ein interessanter Punkt, Frau Schweizer. Früher war tatsächlich mehr Trickle-down, obwohl der Begriff erst durch die Neoliberalisierung inflationär wurde. Es gäbe gerade auch heute wegen der Asylimmigration viele Leute, für welche die von Ihnen aufgezählten Berufe passend und im Bereich der Möglichkeiten wären.
Allerdings ist heute ein Milionär längst kein Millionär von früher mehr. Mit einer Million kann sich niemand Hausangestellte leisten. Heute müsste es also mehr „Cash-Multimillionäre“ geben, mit liquiden Vermögen ab etwa 5-10 Millionen Franken. Dann liegen Hausangestellte und Chauffeure drin.
Suter: Für CH Verhältnisse mögen ihre Bemerkungen allenfalls zutreffen, aber in Asien, Afrika, Lateinamerika etc kann man sich mit einem Vermögen von einer Mio und noch entsprechend gutem Einkommen locker 2-3 Hausangestellte leisten.
Herr Pöhner gibt die Studie pointiert wieder, unterschlägt aber einen zentralen Aspekt: Die Umverteilung von Vermögen fiel in den letzten 50 Jahren in der Schweiz „eindeutig geringer“ (so die Studie) aus als im internationalen Durchschnitt. Die Reichen waren also auch schon reicher, ja, aber im internationalen Vergleich sind sie in der Schweiz besonders reich geblieben. Einzig wenn die Vermögen aus Pensionskassen und freiwilliger Vorsorge eingerechnet werden, verbessert sich das Bild etwas.
Es scheint mir also durchaus gerechtfertigt, die schärfer werdende Ungleichheit anzuprangern – allerdings nicht unbedingt innerhalb der Schweiz, sondern im Vergleich zum Ausland.
Ja wir wissen, dass es schon viel schlimmer war. Deshalb gab es auch die französische Revoltion, die russische Revolution, Streiks, Unruhen und Kriegen. Leider ist die Entwicklung in den letzten 20 Jahren so, dass es schon bald wieder soweit sein könnte. Also besser die Umverteilung zu den Reichen stoppen, bevor alle verlieren.
Wenn wir von gerechteren Zeiten reden, meinen wir die Zeit vor den Deregulierungs- und Globalisierungswellen seit den 90er Jahren.
Vergleichen Sie z.B. einmal den Gini-Koeffizienten in den späten 70ern, anfangs 80er Jahre mit dem von heute! Da sehen Sie, dass die Welt gerechter war.
Wir vergleichen unsere moderne Medizin auch nicht mit den Quacksalbern im späten Mittelalter, das wäre widersinnig.
……und man erdreistet sich als Madame und fragt beim Tagi nach, ob die Hausangesrellte denn auch noch das
herrschaftliche WC benützen dürfe…..
Ach ja, Neid und Missgunst befeuern Zeitungsartikel.
Das Mantra: „Reiche werden immer reicher, Arme immer ärmer* wird im westeuropäischen umverteilungsaffinen Politbetrieb betmühlenartig wiederholt, denn davon lebt eine ganze Industrie. Wir haben beispeilsweise die reichsten Armen der Welt, wenn man das Konsumniveau der Schweizer Armen anschaut, nicht in Franken, sondern in Realien.
Zudem verstösst das dauernde Beneiden/Beschimpfen der Reichen gegen das biblische Zehnte Gebot: Du sollst nicht begehren, was dein Nächster hat.
Was mit der Steuerprogression bereits gesetzlich nicht eingehalten wird.
Die Fakten sind das eine, deren Wahrnehmung das andere! Dies nennt sich sozialer Wandel…
Nur wieso benutzt der Autor hier eine interaktive Graphik über den Einkommens-Gini, wenn es sich um einen Artikel über Reichtum und Vermögen handelt? Der Vermögens-Gini wäre doch da angebrachter gewesen.
Wie hiess es vor kurzen in der Billanz über die 300 Reichsten? Sie besitzen zusammen 670 Mia. Das seien etwa 60 Mia. mehr also vor 12 Monaten. Nun mal eine Frage: Welcher normale Mensch hat eine Gehaltserhöhung von gegen 9% erhalten? Oder noch besser, wer hat einen Kapitalrendite die so hoch ist? 9%? Das ist ein weiteres Indiz, dass nun mal einfach die Reichen reicher werden und der Mittelstand auf der Strecke bleibt. Des weiteren glaube ich die angegebenen Zahlen der HSG so schlicht nicht. Ich habe anderes Zahlenmaterial.
Und der Gini-Koeffizient ist wenig sagend, da er alle in den Topf schmeisst. Die Unterteilung 1/9/40/50% macht die Kuchenverteilung viel besser sichtbar.
Und btw. die Länder im Norden schneiden leider auch noch besser ab beim nichtsagenden Gini…
Das ist erstens nicht zwingend die gleiche Gruppe von Menschen und zweitens gibt es sehr wohl Regionen in der Welt und Projekte, die derartige Renditen und noch viel höhere abwerfen.
Ebbe und Flut… Schöne biblische Anlehnung eines tief sozialen Problems. Falls diese Aussage stimmen sollte, steigt in mir eine andere, viel beunruhigendere Frage auf: Ist das denn gewollt, das wir seit Dekaden keinen sozialen Fortschritt erzielen? Sollen wir allen Ernstes stolz darauf sein, dass wir das gleiche Ungleichgewicht wie vor 50 Jahren hatten? Meine Güte… Ich hoffe doch, dass ich meinen Kindern keine Tendenz einer kleineren Verteilungsschere hinterlasse, mit derer Wirtschaftsmasturbateure ihr Modell befeuern können, sondern tatsächlich eine gerechtere Welt.
Schöner Traum, oder?
Es geht im Artikel nicht darum, ob die Vermögensverteilung schlecht und die Ungleichheit gross ist. Es geht darum, ob sie schlechter geworden ist in den letzten hundert Jahren. Es gibt diverse wissenschaftliche Studien, die das verneinen. Dummerweise dient die Mär von den Reichen, die immer reicher und von den Armen, die immer ärmer werden seit den Zeiten von August Bebel den Sozis als Begründung, mehr Umverteilung zu fordern. Linke Parteien und Medien stricken munter weiter an diesem Märchen. Sie tun das so erfolgreich, dass es schon als allgemeingültiges Dogma gilt. Daran zu zweifeln ist reine Blasphemie. Es ist dem Tagi hoch anzurechnen, dass er diesen Artikel publiziert, obwohl er eher nicht der Meinung der Redaktion entspricht.
es ist also nicht wert, etwas skandalöses zu bekämpfen? und nur darum, weil es angeblich nach hsg-geister, notabene einer libertären elite-schmiede, nicht skandalöser wird?
falls Sie es schon vergessen haben sollten, erinnere ich Sie gerne an die panama- und paradise-papers. da wird der skandal der reichen wichtigen und ihr verweigern der übernahme der verantwortung gegenüber der gesellschaft auch für Ihresgleichen offensichtlich dokumentiert.
Das rund 16 Mrd $ grosse Vermögen, welches Rockefeller 1937 hinterliess, würde heutzutage einem Vermögen von rund 340 Mrd $ entsprechen, bei Andrew Carnegie würde sein damaliges Vermögen heute sogar 372 Mrd $ entsprechen. Bei den Rothschilds geht man davon aus, dass ihr damaliges Vermögen heute mind 350 Mrd $ entsprechen würde (andere Schätzungen gehen sogar von einer Billion aus). Als reichster Mann aller Zeiten gilt Mansa Musa, König von Mali der im 14. Jh. lebte und inflationsbereinigt ein Vermögen von rund 400 Mrd $ besessen haben soll.
Reichtum war noch nie, und ist leider immer noch nicht gerecht verteil.
Ist nicht lange her, da konnte man wieder lesen, um wie viele Milliarden die paar Milliardäre in diesem Jahr reicher geworden sind – schwindelerregend viel!
Ich weiss nicht, was daran so falsch zu verstehen ist, wenn das Vermögen dieser Milliardäre in den letzten 20 Jahren um einen Faktor 10 gestiegen ist. Ich wiederhole: Verzehnfacht! Von 0,6 auf 6,0 Billionen (6’000 Milliarden). Alleine im letzten Jahr stieg das Vermögen um 17%.
Und: „Einige wenige der Reichsten der Welt besitzen mehr als die Hälfte der Menschen“ (Oxfam-Bericht). Alles zu lesen hier im Tagi am 27.10.2017.
Süss: Die 2043 Milliardäre 2017 gemäss Forbes besitzen sogar 7.7 Billionen $ – das sind 2.75% der weltweiten Nettoprivatvermögen und in etwa gleichviel wie die 5.9 Mrd (knapp 80% der Menschheit inkl. Kinder und Jugendliche) ärmsten Menschen auf der Welt besitzen.
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Die Oxfoam Zahlen sind sogar noch viel zu „schönfärberisch“, gemäss meinen Berechnungen auf Basis CS Wealth Report 2017 ist alles noch viel viel übler wenn man die globale Vermögensverteilung in Betracht zieht!
Sind jetzt die Breitbart /Fake News -Jünglinge nun auch nach Europa und in die Schweiz übergeschwappt?
Und ist der Tagi jetzt zum CH Fox-News Propagandablatt der Rechten geworden??
DIese lächerlichen Behauptungen sind grundfalsch und wissenschaftlich klar widerlegt. Das Vermögen der 1 % Reichsten heute ist weit mehr als unsere gesamte Gesellschaft vor 50 Jahren an Reichtum insgesamt besessen hat.
Zudem ist in einer Wertegemeinschaft einer egalitären Gesellschaft Ungleichheit ganz anders zu bewerten als einer , die diese Ideale noch nicht kannte.
Das Ganze wirft gar kein gutes Licht auf den Tagi, wenn derartig unseriöse Artikel und Fake News so unkritisch übernommen werden
Gemäss dem letzten CS Global Wealth Report besitzen die Top 1% der 4.95 Mrd Erwachsenen 50.1% der globalen total Net Assets (inkl. Immobilien & Mobilien) der Privaten von akt. 280 Billionen $ Nettoprivatvermögen.
Die Top Ten 495 Mio Erwachsenen besitzen 87.8% der globalen Privatvermögenswerte.
Den Rest von 12.2% können sich die übrigen 4.5 Mio Erwachsenen und 2.4 Mio Kinder und Jugendliche teilen.
Die untersten 1.5 Mrd Erwachsenen haben gemäss CS Wealth Report 2017 übrigens insgesamt rund 560 Mrd Schulden (0.2% der 280 Bio), zusammen mit den Kindern und Jugenglichen haben also rund 3.9 Mrd Menschen wenig bis nichts und viele davon Schulden.
Wer heute vorgibt, Vermögen und Einkommen der Reichsten unter uns zu kennen glaubt entweder an den Weihnachtsmann oder lügt bewusst. Wer kennt beispielsweise den wirklichen Wert der privaten Kunstsammlung, seien es nun Hodler oder Picasso, wenn damit gerechnet werden kann, dass für ein einziges Bild eine halbe Milliarde bezahlt werden könnte. Wer kennt heute noch die wahren Besitzverhältnisse von international tätigen Unternehmen. Das Einrichten einer Briefkatenfirma in Panama, sagt unser Finanzminister mit treuherziger Mine, ist nicht verboten. Wer mehr als ein Semester an einer Handelshochschule absolviert hat, müsste längst wissen, dass das heute übliche Geflecht von Offshore-Firmen die Identifikation der wirklichen Besitzer gar nicht mehr zulässt. Ach wie gut, dass niemand weiss…
Es gibt doch wohl kein Grillenhirni,, das die sozialen Erungenschaften seit dem 2WK in ganz Europa aberkennen kann. Die Gewerkschaften und die Post-Kommunisten sind ewig am stänkern, aber das liegt in der Natur der Menschen. Wie Macchiavelli schon sagte: Ein Schütze, der will, dass sein Pfeil bei 50 Metern landet, muss auf 100 zielen. In Wahrheit wird praktisch jeder 3. Franken sozial umgesetzt. Meiner Meinung nach sind wir bereits zu weit gegangen. Es fehlt derweilen die Motivation, um hart zu arbeiten, denn wenn ich hart arbeite und viel verdiene, nimmt mir der Staat so viel weg, dass ich mich frage, warum ich das überhaupt mache. Wenn ich nicht arbeite, sorgt der Staat so gut für mich, dass der Unterschied zwischen arbeiten und schmarotzen sehr klein ist.
Gyger: Erzählen Sie das doch mal all den Working Poor, die oft in zwei oder drei Jobs vermutlich noch viel härter arbeiten als Sie und am Ende doch nur mit grösster Mühe über die Runden kommen, weil ihnen nicht der Staat, sondern der Unternehmer mit Hungerlöhnen schon viel zu viel abgeschöpft hat – das ist auch ein Form von „Schmarotzerei“!
So toll ist glaub das Leben auf Sozialhilfe auch wieder nicht wie Sie sich das so vorstellen. Viele wären froh, wenn sie nicht mehr aufs Sozialamt angewiesen wären, und der Anteil echter Schmarotzer dürfte sich im tiefen einstelligen % Bereich bewegen. Die CH ist ja diesbezüglich noch vergleichsweise grosszügig, aber schon in D ist Hartzler zu sein echt kein Zuckerschleck – zum Glück gibt’s dort noch Pfandflaschen, die man sammeln kann.
Ich habe nicht gesagt dass es toll sei, das mit der Sozialhilfe, und und und, aber ich behaupte dass es den „Armen“ heute besser geht als den „Armen früher, im Mittelalter z.B. in der Sklaverei, im alten Ägypten, im Imperialen China, usw. Wir sind sozial – das müssen Sie doch zugeben. und für mich „zu sozial“ und ich stehe zu meiner Meinung.
Irgendwie hat dieser Blogeintrag keinerlei Relevanz, denn es geht mitnichten darum ob es „früher“ besser war, sondern alleinig darum dass die Ungleichheit der Besitzverhältnisse sehr gross ist.
Da können konservative Kreise noch so maulen man wäre ja nur neidisch. Nein, meinetwegen nutzt die Ressourcen um einen weltweiten Standard mit Möglichkeit zur Entfaltung einzurichten. Sprich zusätzliche Leistung soll Anerkennung bedeuten, aber nicht in den aktuell hirnrissigen Vergütungen für Positionen, anstatt für Leistungen.
So ei8n Unsinn, der hier wieder einmal beruhigen und irreführen soll.. Wir leben in einer Zeit der Steuerminimierung, Steuervermeidung und Steuerhinterziehung. Wie reich die heutigen Superreichen wirklich sind, darf niemand wissen. Sie müssten sonst viel zu viel Steuern bezahlen. Irgendwie kommt es mir vor, wie wenn an der Hochschule St. Gallen nicht gelesen werden könnte. Sowohl die Panama- wie auch die Paradise-Paper zeigen eine ganz andere Wirklichkeit, von der man in St. Gallen und offenbar auch beim Tages- Anzeiger einfach nichts wissen will!
Es ist der *Trend*, der – zu jeder Zeit – hellhörig machen muss. Geht die Schere auseinander, darf man nicht glauben, dass sie sich aus historischer Erfahrung von selber wieder schliesst. Die Statistik besagt ja nicht, warum sich die Schere in der Vergangenheit immer wieder etwas schloss. Gegenkräfte wie etwa der Aufstand der Weber (Uster, 1831), der Generalstreik 1918 und die Furcht vor dem Kommunismus während des kalten Krieges haben für Ausgewogenheit gesorgt. Der Niedergang der sowjet-sozialistischen Staaten wurde als Beweis für den allein selig machenden Kapitalismus gefeiert – und die Schere begann sich wieder zu öffnen. Das Friedensabkommen von 1937 hat wesentlich dazu beigetragen, dass Begierden der Reichen und Forderungen der Arbeiterschaft in einer erträglichen Balance blieben.
Geschichte wird von den Siegern geschrieben und ist als solche nicht geeignet Vergangenheit mit der Gegenwart zu vergleichen. Ausserdem wird auch die Gegenwart von den Siegern erklärt, beschrieben, definiert… aber schon das sich alle hier so schön einig sind mit dem relativieren. Man möchte ja sollte am besten rein gar nichts anders haben wollen da es ja eh allen besser geht als je zuvor. Ausser den Reichen die ja wie beschrieben gar nicht so viel haben wie man sich denkt und also viel schlechter dastehen heute als früher… also man könnte in der Tat feststellen das die Erzählung mit dem Trickle Down effektiv stimmt.
Das ist nur, weil diese Hausangestellten heute so unverschämt viel verdienen – einige sicher fast 20 Franken pro Stunde. Schön waren die Zeiten, als man noch wirklich privilegiert war als Privilegierter …
……und man erdreistet sich als Madame und fragt beim Tagi nach, ob die Hausangesrellte denn auch noch das
herrschaftliche WC benützen dürfe…..
Zwei Punkte sind interessant: 1. stoppt er Autor seine Betrachtungen im Jahr 2008 – also vor der Finanzkrise, welche ja einen neuen Schub der Umverteilung auslöste.
2. Nur weil früher noch grössere Ungerechtikgiet herrschte, werden diese nicht besser. Realt ist es doch so, das 1865 die einkommensverteilung ungefähr gleich war wie heute. Bis nach der Jahrtausendwende wurden diese Ungleichheiten immerhin teilweise vermindert. Nicht zuletzt Dank dank dem Einsatz der SP und der Gewerkschaften. In den letzten 15 Jahren sind diese Anstrengungen wieder
zunichte gemacht worden. Herr Pöner blendet diese Fakten aus. Niemand sehnt sich nach den Verhältnissen des ausgehenden 19. Jahrhunderts zurück. Ausser vielleicht die Auftraggeber von Herrn Pöner….
Die Frage ist, womit man vergleichen will. Lieber mit den „goldenen Jahren“ oder lieber mit den „dunklen Jahren“. Richtig, die Unterschiede sind kleiner, als in den dunklen Jahren vor dem ersten Weltkrieg. Aber sie sind grösser, als in den goldenen Jahren der 70er bis 90er. und sie entwickeln sich in Richtung der dunklen Jahre. Wollen wir das? Kann das irgendwer wollen, ausser vielleicht den paar Prozent, die vielleicht davon profitieren? Ist es nicht besser, ein Wirtschaftssystem anzustreben, in dem alle vom Produktivitätszuwachs profitieren, statt nur platt darauf hinzuweisen, dass es ja schliesslich Zeiten gab, in denen es noch schlimmer war?
das schlimme ist, dass auch die patrons von kleinen/mittleren schweizer firmen dafür null gehör haben, stattdessen den gewinn einstreichen und den angestellten seit jahren von „schwierigen“ zeiten erzählen.
die kohle sprudelt, aber nur das kader nimmt teil am grossen fressen.
Na ja… im Mittelalter war die Differenz zwischen Reich und dem Rest noch bedeutend grösser.. dafür gab’s auch bedeutend mehr Volksaufstände und Revolutionen als heute! Und ja.. dem Mittelstand und den Armen geht’s heute besser als im Mittelalter! Hoffen wir mal.. dass einige Reiche nicht wieder das mittelalterliche Selbstverständnis aus der Schublade holen und den Bogen nicht (weiter) überspannen.. sonst wär’s dann irgendwann wohl auch mal mit der heutigen Akzeptanz und Ruhe im Volk vorbei!
Sehen Sie, mit der Ruhe ist es vorbei. Nicht umsonst wurde an einem der letzten WEF in Davos als grösste kommende Gefahr „für das System“ erkannt das dies innere Unruhen sein werden. Demonstrationen, Proteste, Streiks, Aufstände, Revolutionen, Umsturzversuche alleine hervorgerufen durch diese unerträglich ignorante Gier der Reichen und komplette rücksichtslose Plünderung der Armen. Dies führte in vielen Staaten dazu das die Budgets für die Bekämpfung der aufbegehrenden erhöht, Gesetze die den Menschen massiv Rechte nehmen eingeführt wurden.
Wenn man von „reich“ spricht, meint man in der Regel Leute, die viel Geld in Form von Unternehmens-Beteiligungen besitzen. Wem jedoch das Kapital gehört, ist grundsätzlich egal, so lange nur genägend verschiedene Köpfe entscheiden. Staaten wie die Sowjetunion hatten alles Kapital in „einer“ Hand, wirtschaftete durch Fehl-Allokationen den Staat in Grund und Boden. Ob aber Produktionsmittel (sprich Aktienkapital) in Händen von 10’000 Superreichen weltweit liegt oder in Händen von 1 Milliarden Menschen, ist ziemlich unerheblich. Die 10’000 Superreichen haben jedoch einen Vorteil: sie können grosse Risiken eingehen, während 1 Mia. Kleinsparer nie so viel riskieren könnten.
So lange die Einkommen stimmen, so lange ist Eigentum egal. Doch grosse Vermögen führen zu rascherem Fortschritt.
Herr Rotacher, die Sowjetunion wurde durch den Westen absichtlich zerstört. Seien Sie froh, dass es sie gegeben hat, denn sonst müssten Sie jetzt „Heil“ ans Ende ihres Kommentars setzen. Dadurch, dass die Sowjetunion, deren Produktivität in den 30ern ja weit über den serbelnden USA lag, mit einem enormen Blutzoll für uns den Krieg gewonnen hatte, startete sie mit einem enormen Handicap in die neue Epoche. Die USA, die nichts geleistet hatten, konnten mit einem Land starten, wo kein Kinderzeit umgeblasen worden war.
Auch die Zahlen tragen dazu bei. War in der „Heidischweiz“ ein Millionär noch ein schwerreicher Mann hat die Inflation bis heute dafür gesorgt dass man mit einem Millönchen nur noch Mittelstand ist. Der „Milliardär“, eine Zahl mit der der Durchschnittsmensch kaum je zu tun hat, eignet sich da deutlich besser für Neiddebatten. Die goldene „Bilanz“ gibt es ja schon viele Jahre. Interessant wäre eine Grafik die die Summe der Vermögen der x Reichsten im Vergleich zur Geldmenge zeigt…
Das Problem ist weniger, dass man mit einem Milliönchen nicht mehr auskäme, als dass Millionäre der Meinung sind, man käme mit einem Milliönchen nicht mehr aus. Die Mehrzahl derjenigen, die ein schweizerisches Durchschnittseinkommen verdienen, sind durchaus auch heute noch der Meinung, dass ihnen ein Milliönchen ein ganzes Stück weiter helfen würde…
Surlemur: Es gibt aber „nur“ rund 37 Mio $ Millionäre auf der Welt (inkl. Immobilien) – das sind 0.5% der Weltbevölkerung!
Wenn Sie also in der CH eine Mio besitzen, dann gehören Sie nach wie vor zu den 0.5% reichsten Menschen der Welt!
Das ist den meisten Schweizern mit einer Mio wohl gar nicht bewusst und sie stufen sich dann zum Mittelstand herunter – gut innerhalb der CH mag das sogar noch in etwa stimmen – oberer Mittelstand allerdings!
Vor hundert Jahren hatte das privilegierte Bürgertum, (Arzt, Anwalt, Unternehmer) mindestens zwei Hausangestellte. Heute können sich dies nur noch sehr wenige leisten, allenfalls reicht es für externe Kinderbetreuung und einmal zwei Stunden pro Woche putzen lassen.
Dafür hätte sich vor hundert Jahren auch ein Rockefeller kein annähernd so komfortables Auto oder Haus leisten können, wie ich. Und das privilegierte Bürgertum hätte sich niemals Reisen leisten können, wie sie für die heutige Mittelschicht selbstverständlich sind. Wir sind, gemessen an früheren Generationen, heute fast alle unfassbar reich. Dennoch ist die wachsende Kluft zwischen denen, die immer noch mehr für sich beanspruchen und denen, die sich den schrumpfenden Rest teilen müssen, eine soziale Zeitbombe, nach deren Explosion dann vermutlich wieder eine Zeit des ausgeglichenen nicht-mehr-so-grossen Wohlstands folgen wird.
Weil sich die heutige Mittelschicht so viel leisten kann, sind die zu teuer als Dienstboten für die Oberschicht. Der Unterschied zu früher liegt allenfalls bei den Superreichen: Khashoggi beschäftigt alleine auf seiner Yacht mindestens 10 „Dienstboten“, vom Kapitän über die Deckshand bis zum Kindermädchen. Vor hundert Jahren waren erfolgreiche Unternehmer lokale Grössen, dann kamen die nationalen Grössen (Schmidheiny z.b) heute sind es globale Grössen. Rockefellers (Öl) waren doch fast die ersten, (Ostindische Kompanien: niederländische, britische vielleicht vorher), welche global mächtiges Kapital unter Beherrschung einer einzigen oder weniger Personen brachten. Bei den Superreichen sehe ich die Kluft immer schneller wachsen: Was nur einfacher Milliardär?