Ihre Wahl: Herausragende Figuren der Schweizer Geschichte

Albert Einstein (1879–1955) entwickelte seine wichtigsten Theorien 1905 in Bern. Foto: Keystone

Die wenigsten haben einen blassen Schimmer, was die allgemeine und die spezielle Relativitätstheorie eigentlich sind. Den meisten ist fremd, wie sich die Physik im 20. Jahrhundert entwickelt hat. Dennoch haben Sie Albert Einstein auf den Sockel gelupft: In unserer Umfrage über die wichtigsten Schweizer der Geschichte holte der Physiker am meisten Stimmen – gut 11 Prozent –, gefolgt von Henry Dunant, dem ersten Friedensnobelpreisträger und Erfinder des Roten Kreuzes, sowie von Gottlieb Duttweiler, dem Gründer der Migros.

Das ist interessant. Der Sinn solch eines Rankings liegt ja weniger darin, eine tatsächliche historische Bedeutung einzelner Personen auszumessen; sondern es geht um deren symbolische Ausstrahlung. Wen wir als wichtig, als vorbildlich, als herausragend, gar als gross erachten, besagt etwas darüber, wie wir uns die Schweiz vorstellen und wünschen.

Dann aber deutet das Ergebnis dieser Umfrage an, dass wir uns stark als Land der Forschung und Wissenschaft verstehen, als Land der tätigen Hilfe, auch als Land der Entrepreneurs.

Kapital, aber sozial

Vielleicht ist es bezeichnend, dass Gottlieb Duttweiler unter den Unternehmern mit Abstand am meisten Stimmen holte – klar mehr als Alfred Escher und enorm mehr als Henri Nestlé, obschon dieser, streng ökonomisch betrachtet, ein viel wichtigeres Unternehmen gegründet hatte. Aber «Dutti» profilierte sich eben nicht bloss als Firmenpatron, sondern auch mit seiner Idee, dass es ein «soziales Kapital» geben müsse; sowie mit einem Schuss Anarchie. Auch Albert Einstein holte vielleicht den einen oder anderen Sympathiepunkt, weil er sich auch für Völkerverständigung engagierte – und ebenfalls gern den Sonderling spielte.

Das Bild wird noch klarer, wenn man die Ergebnisse ein bisschen gruppiert. Fast ein Fünftel der Stimmen entfiel auf Persönlichkeiten, die dank ihrem Einsatz für andere Menschen in Erinnerung geblieben sind: Neben Henry Dunant dürften etwa Johann Heinrich Pestalozzi, die Frauenrechtlerin Marie Goegg-Pouchoulin und Menschenretter Carl Lutz unter diesem Aspekt ihre Stimmen geholt haben. Weitere eifrig gewählte Kategorien bilden Denker und Intellektuelle, Unternehmer sowie Wissenschaftler. Sie versammelten jeweils über 15 Prozent der Stimmen.

Dufour vor Guisan

Das heisst andererseits: Die Monumente aus dem politisch-militärischen Komplex wiegen weniger als auch schon. Im Jahr 2017 schafft es ein General Henri Guisan bei solch einem Voting nicht einmal mehr in die Top Ten – womit er sogar von Guillaume-Henri Dufour überholt wird, dem General des Sonderbundskrieges. Das Beispiel zeigt, dass Geschichtsvorstellungen, die tief ins nationale Bewusstsein eingeschrieben schienen, recht rasch wieder verdampfen können.

Dabei scheinen die Bemühungen von liberaler wie linker Seite, die Gründung des Bundesstaates 1848 wichtiger zu nehmen als die Hellebardentaten der alten Eidgenossen, langsam Wirkung zu zeigen. General Dufour und Alfred Escher stellen auch Heiligkeiten wie Bruder Klaus und Wilhelm Tell – den wir als nationale Ur-Figur ebenfalls auflisteten – locker in den Schatten.

Eine Biografie, die passt

Als wir diese Umfrage starteten, kam vereinzelt die Kritik auf, dass Albert Einstein kaum auf die Liste passe; er sei ja Deutscher gewesen, und in seinem Leben führte er allerlei Pässe. Tatsächlich wurde er in Ulm geboren und war ursprünglich Württemberger, aber klar ist auch, dass er nicht nur 1901 in Zürich eingebürgert wurde, sondern seine grössten wissenschaftlichen Erfolge in der Schweiz feiern durfte. Der Physiker war ein Einwanderer, der dann, als Teil der globalen Scientific Community, eben auch wieder zum Auswanderer wurde.

Solch eine Biografie passt doch ganz gut zu diesem Land. Welche Figuren unserer Geschichte sind herausragende Vertreter und Vertreterinnen der Schweiz? Das haben wir Sie gefragt. Natürlich darf man solche Polls nicht überschätzen. Aber man kann wohl sagen, dass die Rückschau, die ein paar Tausend Leute hier machten, eine durchaus moderne und aufklärerische Vorstellung von diesem Land ans Licht gebracht hat.

52 Kommentare zu «Ihre Wahl: Herausragende Figuren der Schweizer Geschichte»

  • Lionel Scheffer sagt:

    Der hergelaufene Massenmörder Calvin war kein Schweizer, sondern Franzose.

  • Isidor Knickli sagt:

    Jetzt würde mich noch sehr interessieren, was dabei herauskäme, wenn jeder dieser „Wähler“ auch einen zweiseitigen Aufsatz über die von ihm auserwählte Person schreiben müsste – warum genau diese Person eigentlich so bedeutend sein soll.

    • Karl von Bruck sagt:

      Bei zurecht Auserwaehlten reicht ein kurzer Absatz: Vor Dunant wurden verwundete Soldaten auf Schlachtfeldern hoechstens ausgepluendert, und dann liegen gelassen, bis sie starben. Gefangene oft ermordet. Den Unterschied zwischen den „Dunant“-Vertragsstaaten und anderen konnte man im zweiten Weltkrieg „studieren“. Die Sowjets hatten nicht ratiiziert, also waren auch die Nazis bei diesem Feind entbunden. Die Verlustraten bei den Kriegsgefangenen lagen im skandaloes hohen zweistelligen Prozentbereich, derweil sie bei den abkommensgedeckten Kriegsgefangenen im niedrigen einstelligen Prozent- ode gar Promillebereich lagen….

  • Nicolas W. Müller sagt:

    Die Hälfte der Liste ist mir unbekannt????
    Ach Schrader sie sollten ihr fehlendes Allgemeinwissen nicht verallgemeinern. Und über ihre restlichen sinnleeren Kommentare schweigt des Sängers Höflichkeit.

  • Marianne Wright sagt:

    was mit allen mutigen Schweizerinnen? Emilie Kempin-Spyri (1.juristin der Schweiz), Elisabeth Kübler-Ross, Carla Ponti?? sicher noch viel andere die etwas Grosses geleistet haben !

    • Isidor Knickli sagt:

      Niemand kennt diese Personen und sie haben auch nichts derart ausserordentliches geleistet, um damit zu den bedeutendsten Schweizern zu gehören. Sie kennen sie ja offenbar nichtmal selber – mit „Carla Ponti“ meinen Sie doch ganz offensichtlich „Carla del Ponte“.

      • Roland K. Moser sagt:

        kübler-Ross ist international bekannt.

      • V. Lehman sagt:

        @Isidor: Ich nehme an, mit „Niemand“ bezeichnen Sie sich selbst. Nur weil Sie keine kennen, bedeutet es nicht, dass es keine bedeutenden Schweizerinnen gab oder gibt.

  • Peter Beutler sagt:

    Interessant. Gut, dass Albert Einstein an der Spitze ist. Und Max Frisch weit vorne, weit vor Guisan. Einstein und Frisch waren übrigens Pazifisten. Tell? Auch in der Auswahlsendung. Aber ein Schweizer war der nicht, nein, eine dänische Märchenfigur. Man stelle sich das mal vor: Und so einer wird als Freiheitsheld auf das Podest gestellt.

    • Karl von Bruck sagt:

      Hat der „Pazifist“ Einstein Rosenfeld nicht das Wissen fuer die Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki geliefert? Dass der noch vor dem Humanitaetsfuerst Henri Dunant auf Platz eins gelandet ist laesst tief in die Wirksamkeit der Hirnwaesche oder der Umfragenmanipulation (oder beidem) blicken….

  • theodor Rickli sagt:

    Typisch für die Rechtsnationalen, dass sie sogar Einstein verleugnen. Die Wahl ist super für mich. Ich habe Dutti gewählt, ein Mensch der nicht „Geiz ist Geil“ für sich beanspruchte, sondern langfristig Arbeitsplätze schaffte und das Unternehmen in eine Genossenschaft überführte. Es sind heute weit über 100’000 Mitarbeiter. (EMS hat ca. 2’8000 aber nicht nur in der Schweiz). Dieses positive Denken „für die Schweiz“ finde ich hervorragend und nicht Tell oder Marignano-Verehrungen

  • Peter Müller sagt:

    Albert Einstein war ein überzeugter Schweizer, der nicht nur mit Mme Curie im Wallis wanderte, sondern seinen schweizer Pass auch in den USA nicht abgab. Er dürfte der einzige Mensch sein, der offiziell seinen Pass behalten konnte, obwohl er US-Bürger wurde. Präsident Roosevelt hat für ihn eine Ausnahme geschaffen, weil er ihn unbedingt als Bürger haben wollte, Einstein aber zur Bedingung machte, seinen CH-Pass zu behalten. Er legte Wert darauf zeitlebens Schweizer zu sein – ab seiner Einbürgerung.
    Interessant, dass auch eine deutsche Umfrage ihn zum wichtigsten Bürger Deutschlands machte, obwohl er nur kurz für seine Lehrtätigkeit in Berlin einen deutschen Pass bekam. Dieser wurde ihm kurz danach rückwirkend von der D-Regierung aberkannt. Also war er rechtlich nie Deutscher 😉

    • Ralf Schrader sagt:

      Einstein ist in Deutschland geboren, als Kind deutscher Eltern. Folglich ist seine Nationalität Deutsch. Staatsbürgerschaften bleiben von der Nationalität völlig unberührt. Die Briten und die BRD handhaben das korrekt. Man wird in Bautzen als deutscher Staatsbürger sorbischer Nationalität geboren, in London als Brite englischer Nation.

    • Peter Müller sagt:

      Einstein war eben nicht Preusse, sondern Würtemberger. Das war damals noch nicht Deutschland, Herr Schrader.
      Man könnte auch sagen, er war Jude, da seine Mutter Jüdin war. Ers sollte sogar nach Gründung des Staates Israel Staatspräsident werden, was er jedoch dankend ablehnte. So viel zur sogen Korrektheit 😉

      • Ralf Schrader sagt:

        Preussen und Würtemberg waren Staaten, keine Nationen. Die Nationalität der Preussen, Thüringer, Weimaraner, Mecklenburger, … war deutsch.

        Einstein wurde 1879 geboren, das Zweite Deutsche Kaiserreich datiert ab 1871. Also ist Einstein als deutscher Staatsbürger geboren, was aber für seine Nationalität keine Rolle spielt.

      • Rolf Bombach sagt:

        Natürlich war Württemberg seit 1871 im Deutschen Kaiserreich. Vorübergehend war Einstein sogar staatenlos, bevor er Schweizer wurde. In seiner Zeit in Österreich-Ungarn war er angeblich Österreicher. Zwischenzeitlich wieder in Berlin war er erneut Preusse. Später dann noch Amerikaner.
        Ach ja, die Puristen hier fordern doch Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft; merkwürdigerweise gilt das offenbar nicht für Einstein.

      • Nicolas W. Müller sagt:

        Oh je Schrader haben sie aber Probleme (mit sich selbst?)

      • Roland K. Moser sagt:

        @ Nicolas.
        Finde ich überhaupt nicht.
        ich finde es interessant, wie es seinerzeit gehandhabt wurde.

    • Patrik Peter sagt:

      Diese Pseudodifferenzierungen machen doch har keinen Sinn. Als ob Ahmed mit Schweizer Pass plötzlich Türke ist, weil aus Gründen. Als ob der Hans aus Argentinien plötzlich Schweizer ist.

      Nein, Tatsache ist, das es mit den dunkelsten (komplett unnötigen) Stunden der Deutschen Geschichte zu tun hat, dass Einstein jetzt als Schweizer gilt.

      Dem heutigen Deutschland ist nichts vorzuwerfen, dem verblödeten 30ger Jahre Deutschland aber auch diese dumme Ausbürgerung (weil Religion, pha)

    • Roland K. Moser sagt:

      Und welchen Pass hatte er vor dem Deutschen?

  • Max Bader sagt:

    Es ist schwierig, gewisse Personen einzuordnen, weil sie z.B. in verschiedenen Ländern gelebt haben oder ihre Heimat noch nicht zur Schweiz gehörten.
    Bei Einstein ist für mich klar, dass dieser nicht als Schweizer angesehen werden kann bzw. wird. Wenn schon als Amerikaner. Rousseau ist auch ein schwieriges Thema, ebenso wie Calvin aus anderen Gründen. Tell ist zudem wohl eher ein Mythosfigur.

    • Ralf Schrader sagt:

      Man muss nur definieren, was man unter ‚Schweizer‘ versteht. Meint man die Nationalität oder die Staatsbürgerschaft?

      Staatsbürgerschaften kann man wechseln und kumulieren, die Nationalität wird einmalig per Geburt vergeben. Einsteins Nationalität war zweifelsfrei Deutscher. Er war auch mal Schweizer Staatsbürger, aber eben nur ‚auch‘, neben anderen Staatsbürgerschaften. So konnte Einstein vor Jahren auch in die Liste der berühmtesten Deutschen gewählt werden. Die USA könnte ihn ebenfalls für sich reklamieren.

      Staatsbürgerschaft und Nationalität sind eben grundverschiedene Kategorien.

      • Peter Müller sagt:

        Stimmt, aber Einstein wurde in Würtemberg – nicht Deutschland – geboren. Als Sohn einer jüdischen Mutter, was ihn nach Israelischem Verständnis zu einem Juden macht. Also nix mit Deutschland 😉

      • Ralf Schrader sagt:

        Siehe oben. Würtemberg war 1879 Deutsches Reich und seit 955 Deutscher Nation.

      • Ralf Schrader sagt:

        @Peter Müller

        Einstein hätte aber Jude werden können. Aber so wie ich seine Biographie überblicke, ist er es nicht geworden. Seine Muttersprache war deutsch und das ist das Leitmerkmal der Nationalität. Eine Nation ist eine Bevölkerungsgruppe gleicher Sprache, gleicher Kultur, gleicher Sitten und Bräuche.

        Und nur noch mal zur Vollständigkeit: Es gibt keinen Zusammenhang, nicht einen einzigen klitzekleinen, zwischen der Staatsbürgerschaft und der Nationalität eines Menschen.

      • Max Bader sagt:

        Aber deswegen ist alles nicht so einfach. Rousseau oder Einstein könnte man heute auch als Schweizer bzw. Deutscher sehen, aber von ihren Zeitgenossen wurde weder der eine als Schweizer noch der andere als Deutscher gesehen.

      • Roland K. Moser sagt:

        Meines Wissens wird Jude zu sein, mit der Mutter genetisch vererbt. Dann ist man richtiger Jude.
        Natürlich kann man auch konvertierten, aber ein richtiger Jude ist dann man nicht.
        Das passt zur Herren-Rassen-Theorie der Juden: „Nur die Juden werden von Gott geliebt“, „Die Juden sind das auserwählte Volk“, „Nur die Juden werden von Gott errettet.“

      • Martin sagt:

        @Roland K. Moser: Ihre Aussage ist bedingt richtig. Die Erblinie geht bei den Juden über die Frauen und nicht wie bei den Christen über die Männer. Es gibt Juden, welche behaupten, die Juden wären eine Rasse. Es gibt sogar eine Rassentheorie dazu. (Dann hätten die Nazis recht gehabt.) Es gibt aber auch Juden, welche das Judentum als Religion verstehen. Das Judentum, der Islam und das Christentum beruhen alle auf Abraham.

    • Martin sagt:

      @Bader: Für mich ist Einstein auch kein Schweizer. Amerikaner? Haben Sie Ihn mal Englisch reden hören? Da ist mein Englisch um Längen besser als seines! Er gilt immerhin als Supergenie, aber Sprachen waren wohl nicht so sein Ding.

      • Karl von Bruck sagt:

        Als Einstein noch als Experte fuer Patente fuer den Bund arbeitete, musste er weder sein Pult aufreumen, oder gar Abfall trennen, Reinschriften selber erstellen oder ueberfluessige Fremdsprachen beherrschen. Er konnte sich auf das konzentrieren, was er konnte. Fuers Aufreumen, Kaffeekochen, Reinschriftenbastelungen und -Versand sowie Uebersetzungen gabs ExpertInnen in diesen Fachbereichen….

      • Karl von Bruck sagt:

        Zivilisation und Wohlstand fussen auf der Arbeitsteilung. Deren GAU darauf, dass jede(r) wieder fast alles selber machen muss….

      • Martin sagt:

        @Karl von Bruck: Ihnen fehlt wohl auch gerade die Sekretärin? Aufräumen schreibt man mit ä (ae).

  • Peter Beutler-Beatenberg sagt:

    Interessant! Aber Willhelm Tell? Das war eine dänische Märchenfigur, den Friederich Schiller abgekupfert und in die Schweiz verlegt hat. Ist irgendwie mit dem 1. August 1291 verbunden. Ein willkürlich festgelegtes Datum, das mit dem Geburtstag der Eidgenossenschaft schon gar nichts zu tun hat. Man ist auf diesen Tag lange nach 1848 gekommen, das eigentliche Gründungsjahr der Schweiz. Es macht sich halt gut, dieses über 500 Jaher zurückzuversetzen…

    • Peter Müller sagt:

      Die 1291 ist eine Berner Erfindung. Die Urkantone sehen ein anderes Gründungsjahr. Dieses steht auf dem Tell-Monument in Altdorf 😉

    • Max Bader sagt:

      Der 1. August markiert das Datum, um welches der Bundesbrief datiert wurde. Es ist somit nicht völlig willkürlich. Aber man hätte z.B. auch den 2. August nehmen können.

      • Peter Müller sagt:

        Ich schrieb nicht vom 1. August, sondern von 1291, also dem Jahr.
        Der Bundesbrief ist nicht mit „1.August“ datiert, sondern lediglich von „Anfang August“ und auch nicht mit 1291.

    • Roland K. Moser sagt:

      Auf dem Bundesbrief von 1291 steht etwas von „Anfang August“.
      Man hat dann später den 1. August als offizielles Datum erklärt.

  • Yvonne sagt:

    1919 schrieb Einstein in einem Artikel der Times: «
Noch eine Art Anwendung des Relativitätsprinzips zum Ergötzen des Lesers: Heute werde ich in Deutschland als ‹Deutscher Gelehrter›, in England als ‹Schweizer Jude› bezeichnet; sollte ich aber einst in die Lage kommen, als ‹bête noire› präsentiert zu werden, dann wäre ich umgekehrt für die Deutschen ein ‹Schweizer Jude›, für die Engländer ein ‹deutscher Gelehrter›.
»

  • Alex Rotter sagt:

    Tragisch für Michel Servet, dass er sich da hineininterpretieren ließ, das bekam ihm nicht gut.
    Wenn Päpste morden, darf Calvin auch.
    Es gab leider keinen Schweizerpapst den wir verherrlichen könnten.

    • Rolf Bombach sagt:

      Mit viel Aufrunden könnte man sich Pius II reklamieren; er war, allerdings noch nicht als Papst, am Basler Konzil. Und ausserdem gibt es in Basel eine Aeneas Silvius-Strasse, und er hat die Universität gestiftet. Allerdings war er einer der ersten Europa-Militärpolitiker, das ist nicht gut, andererseits war die Armee gegen die Islamisierung des Abendlands gerichtet, hmm, … schwierig, wohl politisch alles zu brisant.

  • Alex Rotter sagt:

    Noch einmal:
    Jean Calvin, der wortbrüchige Mörder seines Religionsgegners Servet is also ein Vorbild. Die Intoleranz in Person wird verehrt. Das passt leider schon in unsere Zeit.
    Der Gosse Diktator wird’s demnächst auch bald schaffen, er hat ja auch einiges bewegt.

    • Ralf Schrader sagt:

      Herausragend bedeutet nicht im positiven Sinnen herausragend. Ausserdem gilt für alle Wahlen, die Besten gewinnen nie und die, welche gewinnen, sind meist nicht die Besten. Calvin ist schon einer der Bedeutendsten, aber im wertmässig inversen Bereich. Kein Reformator hat mehr Schaden angerichtet.

      Die Hälfte der Listen ist mir vollständig unbekannt, während mein Top 3 nicht genannt sind.

      • Peter Saller sagt:

        Ich lehne mich mal weit hinaus und behaupte, dass ihre Top 3 wie folgt lauten:
        1. Blocher
        2. Schwarzenbach
        3. Wille

      • Ralf Schrader sagt:

        @Peter Saller

        Nein, da liegen Sie deutlich daneben. Aber ich korrigiere mich. Die Frage lautet ja, wer die Schweizer Geschichte am bedeutendsten geprägt hat und nicht, wer der bedeutendste Schweizer war.

        Das ist dann tatsächlich Calvin, obwohl er kein Schweizer war. Ansonsten wären bei mir nur Künstler im oberen Bereich, allen voran der Schriftsteller und Psychiater Walter Vogt und dein Pendant, der Psychiatriepatient und Schriftsteller Friedrich Glauser.

        Im Gegensatz zu Dürrenmatt und Frisch haben die Beiden typisch schweizerische Literatur geschrieben, nicht vorrangig internationale deutschsprachige Werke.

    • Patrik Peter sagt:

      Auf sowas kann auch nur ein Katholik kommen. Sorry aber Katholiken mit dem Papst als Vorbild sind für Millionen von Toten in Südamerika verantwortlich, für die unsäglichen Kreuzzüge und extremer Verschwendungssucht, und den 30 jährigen Krieg mit Millionen toten.

      Das alles und mehr führte zur Abspaltung. Da in Relation irgendwas an Calvin oder Zwingli reinzuinterpretieren empfinde ich als sehr befremdend. Bitte lassen Sie das.

      • Roland K. Moser sagt:

        Europa wurde zwangschristianisiert. Schon vergessen?
        Und das Christentum stammt aus dem Nahen Osten. Von dort ergiesst sich nur Müll über den Planeten.

    • Max Bader sagt:

      Wenn man Calvin als Schweizer betrachtet, so ist er sicher derjenige, welcher mit Abstand am meisten Einfluss auf die Weltgeschichte gehabt hat.

      • Ralf Schrader sagt:

        Calvin war ein überwiegend in Genf lebender und wirkender Franzose. Zu seinen Lebzeiten war Genf unabhängig und nicht Teil der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

      • Max Bader sagt:

        Herr Schrader, da haben Sie recht, wobei er auch länger in Basel gewirkt hat. Aber ich sage, wenn man ihn als Schweizer sieht, so gehört er sicher zur Aufzählung, da er einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der Geschichte ist.

      • Ralf Schrader sagt:

        Der Titel lautet ‚Herausragende Figuren der Schweizer Geschichte‘ und das müssen dann nicht unbedingt auch Schweizer sein. Calvin und Einstein waren das sicher nicht, haben aber Spuren in der Schweizer Geschichte hinterlassen.

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