
Neue Feste braucht die Stadt
Alexander Tschäppät plant ein Stadtfest in Bümpliz. Zu weit weg gelegen, mosern da die einen. Mit dem Buskers gebe es schon ein Stadtfest, die andern. Das Stadtfest hat in Bern einen schweren Stand.
Wer es nicht geschafft hat, sich schon kurz nach sechs am Donnerstag ins Buskers zu stürzen, dem wird der Anblick von vielen, vielen Hinterköpfen inzwischen vertraut sein. So ab und zu blitzt zwischen den Menschenmassen etwas feurig aussehendes hervor, und nur mit konsequenten Herumhüpfen ist ein Blick auf die Darbietenden zu erhaschen. Gemütliches Herumschlendern am Buskers, mal hier, mal da in eine Darbietung reinschauen? Das war einmal, heute ist das Buskers längst zum Grossanlass geworden – inoffizielles Stadtfest wird das Strassenmusikfestival gar genannt. Und bei aller Liebe zum Buskers: Es kann schon verdammt eng werden.
Höchste Zeit also für ein offizielles Stadtfest, findet auch Stadtpräsident Tschäppät, fand das letzte offizielle Fest – damals zum 800-Jahr-Jubiläum – doch im fernen 1991 statt. Nur: Seine Idee eines Stadtfestes in Bümpliz stösst auf wenig Begeisterung. Zu sehr ein Aussenquartier, finden die einen, Bümpliz habe mit der Bümplizer Chilbi schon genug zu feiern, finden die andern.
«Stadtfeste sehen schweizweit alle ziemlich ähnlich aus: Es gibt Riesenrad, Tombola, und am Abend spielt Marc Sway», schrieb die «Berner Woche» einst. Keines der drei sollte allzu schwer zu organisieren sein, doch in Bern schlägt der Stadtfest-Idee ein rauer Wind entgegen. 2011 etwa schlug der Gemeinderat vor, die 500-jährige Tradition der Bärenhaltung zu feiern, was rechts auf Kritik wegen den Kosten stiess, und Links auf Unbill, weil das Jahr auch ein Schlachtjubiläum sei, das es sich nicht zu feiern gehöre.
Allen Anzeichen nach könnte es also noch eine Weile dauern, bis Bern wieder ein Stadtfest hat. Als definitives Jahr kann man dann wohl 2091 zum 900-Jahres-Jubiläum der Stadt zählen, vielleicht ist sogar Marc Sway dabei. Und bis dahin bleibt nichts anderes übrig, als zumindest auf ein Wiederauferstehen des Mattefests zu hoffen und sich ansonsten ins Buskers-, Gurten- und Shnit-Gedränge zu stürzen.
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