
Bowling for Marzili
Die regnerischen Tage überwiegen in den letzten paar Wochen. Da stellt sich die Frage: Was tun bei diesem Hundewetter, wenn im Kino keine guten Filme laufen? Bowling ist immer wieder eine gute Abwechslung. Der Hauptstädter hat den Test im Bowlingcenter Marzili gemacht.
Einen regnerischen Nachmittag mit dem Laptop auf dem Sofa verbringen und lustige Videos auf reddit.com entdecken, hat seine Reize. Aber irgendwann – unglaublich aber wahr – sind auch die Youtube-Videos langweilig. Das Kino-Thema wäre damit schon halbwegs angeschnitten. Das Sommerloch gibt es auch in der Filmindustrie. Deshalb hat sich der Hauptstädter für Sie raus beziehungsweise reinbegeben, um eine spannende Aktivität bei diesem Wetter zu finden. Wie wäre es mit einer Partie Bowling?
Schnell per Telefon eine Bahn beim Bowlingcenter Marzili reserviert und schon steht dem Spass nichts mehr im Weg. Dort angekommen, muss man feststellen, dass es für einen Werktag erstaunlich viele Besucher hat. Das muss wohl daran liegen, dass zurzeit Schulferien sind. Noch kurz eine Motivationszigarette rauchen und dann geht es schon los mit dem Wurf-Spiel. Für etwaige falschen Termini soll jetzt schon um Verzeihung gebeten werden.
An der Kasse erhält man die geliebten Stink-Schuhe, die mehr Füsse gesehen haben als Quentin Tarantino. Da der letzte Anlaufschritt ein Gleitschritt ist, hat der Schuh eine sogenannte Gleitsohle, die aus Teflon besteht. Das ist verständlich. Aber warum müssen die Schuhe rot-blau sein? Als Hauptstädter und YB-Fan ist es schon fast eine Zumutung, diese hässlichen Schuhe anzuziehen. Mit Widerwillen in die Schuhe geschlüpft, fällt auf der Bahn zunächst der Anzeigebildschirm oberhalb der Bahn auf. Mit einer kleinen Tastatur kann der Name für die nächsten paar Stunden verewigt werden. Der Druck, gut zu spielen, steigt dadurch natürlich, denn die Bahnnachbarn können live mitverfolgen, ob man reüssiert oder sich blamiert.
Nun fehlt nur noch der wichtigste Bestandteil der Ausrüstung für das Spiel: Der Ball. Dieser gibt es in verschiedenen Varianten. Das Spielgerät ist nach Grösse beziehungsweise Gewicht eingefärbt und (für Farbenbline?) nach Zahlen eingeteilt. Je schwerer der Ball, desto höher die Zahl. Der Hauptstädter versucht sich mit den Bällen 11, 12, 14 und 15. Wie ein Gewichtsheber fängt der Hauptstädter im ersten Spiel mit leichtem Gewicht an – mit den Bällen 11 und 12 – und steigert sich im Verlauf des Wettkampfes. Die ersten paar Würfe sind vielversprechend: Nach drei Runden zeigt der Bildschirm noch keinen Nuller und gar einen «Strike» an. Das restliche Spiel wird in knapp 15 Minuten beendet. Die selbstgesteckte 70-Punkte-Hürde wird überraschend mit Leichtigkeit überwunden. Ganze 93 Punkte sind es am Ende.
Doch werden einige Sachen klar. Erstens macht alleine zu spielen nur halb so Spass wie in Gesellschaft. Zweitens transpiriert der Körper aufgrund der Dauerbelastung rapide. Und drittens schmerzen Finger und Arme aufgrund der physikalischen Einwirkungen der Bälle. Die letzten beide Punkte können vermieden werden, indem man Punkt eins vermeidet. Die kurzen Pausen, bis man wieder zum Zug kommt, sind elementar. Und der Konkurrenzkampf mit den besten Kollegen oder mit der Verabredung kann spannende Momente kreieren.
Aufgrund der guten Leistung in der ersten Runde sind nun die Schwergewichte unter den Bällen dran. Der Blick auf den Bildschirm nach den ersten drei Runden ist diesmal aber niederschmetternd. Zwei von drei Runden sind Nuller-Runden. Die schweren Kanonen 14 und 15 sind schlecht kontrollierbar. Man ist froh, wenn den Bällen genug Schwung mitgegeben werden kann. Der Rest ist reines Hoffen. Das Spiel wird konsequent mit den schweren Bällen weitergespielt. Dies wirkt sich auf die Gesamtpunktezahl aus: nur noch 73 Punkte – satte 20 Punkte weniger als im vorherigen Spiel. Auch die verschiedenen Wurf-Techniken, auf Wikipedia unter Bowling zu finden sind, probiert man in diesem Spiel aus. Vielleicht kann so die schon geglaubte Niederlage abgewendet werden. Aber der Erfolg bleibt aus.
Die Rückkehr zu den alten Bällen ist die logische Konsequenz. Das letzte Spiel beendet der Hauptstädter mit unglaublichen 100 (!!!) Punkten. Für all diejenigen, die regelmässig diesen Sport betreiben und weitaus mehr Punkte erzielen, sei gesagt: «Ist mir egal. Die Freude ist gross.» Nach drei intensiven Spielen werden die vollgeschwitzten Schuhe dem netten Herren hinter der Kasse wieder zurückgegeben. Der Schuh-Spray kommt schon bald zum Einsatz. Mit dem Wissen, dreistellig gepunktet zu haben, verlässt der Hauptstädter lächelnd das Bowlingcenter. Das nächste Mal aber sollen Freunde und Bekannte diese Herkules-Leistung live mitverfolgen dürfen.
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