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  • Subway verspricht: «eat fresh».

  • «The best sandwiches in town»: Slogan von Hollyfood.

  • Das Testobjekt von Hollyfood

  • Das Testobjekt von Subway

Kampf der Sandwich-Buden

Sandwichs nach dem Baukasten-Prinzip. Was Subway jetzt im Wankdorf Center anbietet, gibt es in der Berner Altstadt bei Hollyfood schon lange. Der Sandwich-Test mit Direktvergleich.

«Wir wollen ein Subway in Bern!!!»: So tönte der Schlachtruf gewisser Anhänger der Ketten-Gastronomie bereits vor vier Jahren. Nun wurde ihr Wunsch erhört. Nicht nur im Wankdorf Center wurde jüngst eine Filiale des amerikanischen Fast-Food-Anbieters eröffnet, nein, der US-Konzern fährt eine aggressive Expansionsstrategie. Noch dieses Jahr will Subway in der Stadt Bern zwei weitere Filialen eröffnen, wie letzte Woche publik wurde.

Sandwichs nach dem Baukasten-Prinzip – das kennen die Bernerinnen und Berner doch von irgendwoher? Durchaus, und zwar nicht nur aus dem unvermeidlichen Metropolen-Urlaub. In der Berner Innenstadt, an der Kramgasse 34, frönt der Take-Away-Imbiss Hollyfood seit einer guten Dekade dem kunstvoll Eingeklemmten mit Einlage nach Wunsch. Die sympathischen Betreiber rühmen sich mit den «best sandwiches in town». Ob die ausländische Konkurrenz (Slogan: «eat fresh») mit den Lokalmatadoren mithalten kann?

Der Direktvergleich:

Auswahl

Subway hat es seit der Gründung 1965 auf das stattliche Angebot von 17 Sandwiches gebracht, von Poulet Teriyaki über Fleischbällchen bis hin zur vegetarischen Lösung. Dazu kommen ein Dutzend verschiedene Saucen sowie diverse Brotsorten von hell bis dunkel.

Hollyfood führt – der überschaubaren Ladengrösse angemessen – nur neun Sandwiches im Angebot. Mit dabei sind die Klassiker Thon, Schinken und Käse sowie etwa das warme Pouletschnitzel. Dazu kommen diverse selbstgemachte Saucen – aber nur ein Brot, nämlich das klassische Baguette.

Ambiente

Subway läuft unter dem Namen Restaurant – und entsprechend lässt sich das Sandwich vor Ort verspeisen. Es ist, klar, ein Schnellrestaurant in einem Einkaufszentrum und insofern nichts zum Sitzenbleiben.

Hollyfood schürt in dieser Hinsicht keine falschen Hoffnungen: Im engen Lokal hat es gar keinen Platz für Tische. Die Kunden verziehen sich zum Essen nach draussen, auf einen der zahlreichen Sandsteinsitzplätze in der Altstadt.

Service

Licht in die Blackbox der Fastfood-Zubereitung bringen, das muss sich Subway-Gründer Fred de Luca vorgenommen haben, als er in seinen Restaurants die Sandwichs vor den Augen der Kunden zusammenbauen liess. Das ist zwar löblich, doch die Schattenseite von so viel Transparenz liegt auf der Hand: Nicht jedes Lebensmittel sieht nach Stunden in der offenen Auslage noch so schön aus wie frisch aufgeschnitten. Gerade der vorgebratene Speck macht hier einen besonders schlechten Eindruck. Dafür: Der Angestellte lässt einen freigiebig Saucen degustieren und ist dabei noch ausnehmend freundlich. Extra-Käse und Gemüse nach Wahl gibts umsonst.

Den Kühltheken-Einblick gewährt man dem Kunden auch bei Hollyfood. Hygienetechnisch vertrauenserweckend: die Metalldeckel über den Esswaren. Geduldig erläutert die Angestellte die Vorzüge der verschiedenen Saucen, Gemüse gibts obendrauf.

Das Sandwich

Was wählen, wenn so viel Auswahl vorhanden ist? Bei Subway wird es ein Roastbeef-Sandwich im Vollkorn-Brot mit Frischkäse, Tomaten, Salat und Gurken. Die Sauce: eine scharfe Chili-Mayonnaise. Das Brot ist leider nicht so knusprig, wie es den Anschein macht. Die Vorliebe für eine gute Kruste ist schliesslich etwas erz-schweizerisches: Die Amerikaner schneiden ja sogar vom Toastbrot gern den Rand ab. Dafür schmeckt das Roastbeef, das offenbar aus der Schweiz stammt, die pfeffrige Süsse der Sauce passt hier hervorragend. Die drei Scheibchen kommen allerdings etwas einsam daher – hier dürfte mehr geklotzt werden.

Bei Hollyfood kommt die vegetarische Variante zum Zug: Ein Falafel-Sandwich soll es werden. Zu den frisch frittierten Kichererbsenbällchen wird die Café-de-Paris-Sauce empfohlen, was sich im Nachhinein als guter Entscheid herausstellt: Die buttrige Sauce, die sonst eher zu Fleischgerichten gereicht wird, harmoniert zu den Falafel. Dazu gibt es frische Tomaten und – gute Idee – gebratene Auberginenscheiben. Fast wollte man noch protestieren, als Essiggurken in die Komposition eingepackt wurden, doch hier lohnt es sich, auf die Expertise der Sandwichbauer zu vertrauen, es schmeckt nämlich sehr gut. Und ja, die Baguette-Kruste braucht sich nicht zu verstecken.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Klar, ein schwieriges Thema, schliesslich lässt sich Qualität nicht in Zentimetern messen. Dennoch: 8.90 Franken kosten bei Subway 15 Zentimeter Sandwich.

Hollyfood bietet ganze zehn Zentimeter mehr Sandwich für weniger Geld: 25 Zentimeter gibts hier für 8 Franken.

Gesundheitsfaktor

Alles, was Salat enthält, ist auch irgendwie gesund? Um sich vom frittierfreudigen Grosskonkurrenten McDonald’s abzuheben, schreibt sich Subway die gesunde Ernährung auf die Fahne. Auf der US-Homepage lässt sich der Kaloriengehalt des verspiesenen Sandwichs gleich berechnen: Mit 360 kcal schlägt das Sandwich zu Buche. Das ist zwar mehr als ein Cheeseburger mit rund 250 kcal, doch dafür hält die Sättigung sicher länger an.

Hollyfood bietet natürlich keinen Online-Kalorienrechner an – warum auch. Wenn sich die Kundin schon für frittierte Kichererbsenkugeln entscheiden, muss sie auch mit den Folgen leben. Dafür wiegt die Rohkost im Brot nicht weiter schwer.

Lokalkolorit:

Subway ist zwar die Filiale eines US-Konzerns, deshalb muss sie aber nicht ohne Lokalbezug auskommen. Im Franchise-System von Subway führt ein selbstständiger, lokaler Unternehmer die Filiale, der das Risiko mitträgt.

Eine kleine Imbiss-Bude bewährt sich seit einer Dekade neben teuren Boutiquen und Juwelieren und sorgt mit seinen Sandwichs für volle Mägen in der Altstadt. Der Sympathiebonus ist den Berner Sandwich-Pionieren von Hollyfood sicher.


Fazit:
Die Berner Subway-Filiale liefert ein überraschend gutes Sandwich im Vergleich mit den lieblos zusammengebastelten Broten, die in New-Yorker-Subway-Filialen verkauft werden. Doch der Traditionsbetrieb in der Berner Altstadt braucht die anrollende Konzern-Konkurrenz bestimmt nicht zu fürchten, die unschlagbar günstigen Sandwichs haben einen treuen Kundenstamm. Vielleicht wirkten die Betreiber beim Testbesuch auch deshalb so entspannt.

Hanna Jordi

Hanna Jordi lebt in Bern seit 1985. Etwas anderes hat sich bislang nicht aufgedrängt.


Publiziert am 14. Juli 2014

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