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  • Ferkel im Stapel.

  • Tanz mit dem Hund.

  • Kulinarisches Wunder. Ambrosia. A.k.a. frittierte Champignons.

  • Der Messe-Teil der BEA: Laaangweilig.

Bekenntnisse einer BEA-Liebhaberin

Ferkel im Stapel, Frauen, die mit Hunden tanzen und – natürlich – Ambrosia in Form frittierter Champignons: Die BEA war toll.

Der BEA-Neuling der «Hauptstädter»-Redaktion war wenig begeistert von der kommerzialisiertesten aller Berner Messen und leidet körperlich nach wie vor unter der unsanften Behandlung eines BEA-Massagesessels. Mit ganz anderen Augen wird die BEA aber betrachtet, wenn man schon in frühester Kindheit unwillige Eltern, Tanten, und Paten zum Messebesuch gezwungen hat, und auch als Erwachsene immer noch mit Freuden hingeht.

Es muss einfach mal gesagt werden: Die BEA ist toll. War toll. Und wird es auch wieder sein. Denn auch wenn die Veranstalter mal mit angeblich entflohenen Kühen werben, mal mit solchen, die eine Löwenmähne tragen: Eigentlich ist die BEA, Kuh hin oder her, jedes Jahr so ziemlich dasselbe. Wunderbar bieder, ungeniert auf Kommerz aus. Und obendrein bietet sich die Möglichkeit, Jungtieren jeder Art weitab von landwirtschaftlichem Ungemach zu begegnen.

Mit einer gewissen BEA-Routine lernt man schnell, dass der eigentliche Messe-Teil der Veranstaltung links liegen gelassen werden kann. Massagesesseln sollte man ohnehin mit Vorsicht begegnen, Verkäufern von Gesundheits-Salzen erst recht, und die zig Aussteller von Gartengrills, Pferdehalftern und hässlichen Plastiksofas sind im besten Fall in Bezug auf die angebotenen Gratisbonbons interessant. Die BEA-«Wildnis» ist so wild wie eine Ansammlung an Topfpflanzen und einigen Plastik-Wildtieren inmitten einer Landwirtschaftsmesse eben ist. Egal. Spannend wird es erst bei den alten, jedes Jahr zurückkehrenden Freunden, den echten Tieren.

Die Kühe lassen sich getrost überspringen, hat man eine gesehen, hat man so ziemlich alle gesehen, einzig die Namen («Madonna», «Planta» und ähnliche Originalitäten) bieten ein bisschen Entertainment. Eine Halle weiter dagegen gibt es Baby-Zicklein, Baby-Hasen und Baby-Schafe zu bewundern, kleine Kinder, die sich kreischend auf die Streicheltiere stürzen inklusive. Die Ferkelchen rühren dieses Jahr auch den Menschen das Herz, die sie eigentlich lieber mit einem Apfel in der Schnauze auf einem Tisch angerichtet sehen würden: Die Viecher liegen, man kann es nicht anders sagen, gestapelt neben dem höchst umfangreichen Mutterschwein.

Höhepunkt dieses Jahr ist zweifellos der Dogdance: Ja, wirklich, eine Dame mittleren Alters lässt sich zu «It’s a Wonderful World» von ihrem Labrador umtänzeln, der sogar das Kunststück fertigbringt, durch ihre zum Reif gebogenen Armen zu springen. Aus ihren Augen spricht die tiefe Verbindung zum Tier und der Welt der Musik. Aus den Augen des Labradors spricht die Begeisterung für die Trainings-Brekkies.

Eine Halle weiter gäbe es ähnliche Kunststücke mit Pferden zu sehen, wie jedes Jahr zwingen Hungergefühle aber zum Besuch der «Grünes Zentrum» genannten Institution. Dem poetischen Namen zum Trotz schlägt Besuchenden beim Eintritt der Halle als Erstes ein Schwall Rauch der Grillwürstchen entgegen. Ziel ist aber der Stand von Champignon Suisse, der Stand, der noch über Jahre hinaus einen BEA-Besuch rechtfertigen wird. Es ist ein kulinarisches Wunder, das Ambrosia der Messe, die BEA-Liebe, die durch den Magen geht: Im Bierteig frittierte Champignons. Sie schmecken wie damals, als man sie als Zehnjährige erstmals verköstigt hat. Und sie allein sind es wert zu sagen: Die BEA ist toll.


Dogdance gibt es wirklich. Dieses Youtube-Video des internationalen Wettbewerbs 2014 in Winterthur beweist es.

Gianna Blum

Gianna Blum hat 2006 das Land- gegen das Stadtleben eingetauscht und sucht immer noch nach dem Unterschied. Für Hinweise ist sie dankbar.


Publiziert am 5. Mai 2014

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