schliessen

Versprechen oder Versprecher?

Manchmal ist es schwierig zu kapieren, was uns Politiker sagen wollen. Wir haben zu verstehen versucht.

Wann haben Sie das letzte Mal geweint? Wenn Sie nahe am Wasser gebaut sind, dann dürfte das erst kürzlich gewesen sein. Sie wissen schon, Bärenbegräbnis, YB nicht gewonnen, Gölä schon wieder Vater. Wenn Sie sich nun aber nicht zu den Memmen zählen, dann dürfte Ihr letztes Tränenvergiessen schon etwas weiter zurückliegen. Wo waren Sie am Abend des 25. Mais vergangenen Jahres? Als kulturaffiner Stadtmensch irrten Sie wahrscheinlich mit von Augenwasser verschmiertem Gesicht durch die Innenstadt, um der Reizgas gefüllten Luft zu entfliehen.

Ja, «Tanz dich frei» liess niemanden kalt. Deshalb dürfte es Sie nun auch brennend interessieren, ob auch dieses Jahr wieder in der Innenstadt gefeiert wird. Das Internet schweigt dazu. Auf Facebook gibt es zwar eine Veranstaltung die «Tanz dich frei» heisst, deren Teilnehmer aber hauptsächlich dazu eingeladen werden, ihren inneren Impulsen zu folgen und ihre Gefühle zu tanzen. Das ganze findet in Regensburg statt und bisher nehmen drei Personen teil. Rein impuls- und gefühlsmässig ist von dieser Veranstaltung abzuraten.

Wenn Sie nun fürchten, dass das Berner Original dieses Jahr ausfällt, können Sie beruhigt sein. Denn es gibt ein klares Anzeichen dafür, dass es auch dieses Jahr zur Strassenparty kommen wird. Der entscheidende Hinweis erreicht uns aus unerwartetem Lager. Er kommt von Sicherheitsboss Reto Nause höchstpersönlich. Denn nach der letzten innerstädtischen Tanzveranstaltung sagte er: «So eine Demo wird es nicht mehr geben».

Nun muss man nicht Claude Longchamp heissen, um diese Aussage richtig interpretieren zu können. Denn spätestens nach Nauses Fanmarsch-Entscheid ist klar, dass seine Aussagen immer gegenteilig zu verstehen sind. Es dürfte sich also nur noch um Tage handeln, bis Nause Datum und Marschroute bekanntgibt.

Da nun Nauses rhetorische Taktik aufgeflogen ist, haben wir Ihnen ein paar Originalzitate von ihm zusammengestellt, damit Sie sich ein Bild über seine wahre politische Ausrichtung machen können. Die Übersetzungen haben wir gleich mitgeliefert.

«Von den Klubs und der Fanarbeit erwarte ich ein deutliches Zeichen gegen Pyrotechnik.»
Übersetzung: Wir sehen uns in der Kurve.

«Die Spiele der Schweizer Nationalmannschaft werden sicherlich gezeigt.»
Übersetzung: Ich habe Brasilien nie eine Spielbewilligung ausgestellt.

«Für mich ist 2012 nicht der richtige Zeitpunkt für eine Kandidatur ins Stadtpräsidium».
Übersetzung: Für einen Polizeiputsch habe ich leider zu wenig Personal.

«Die Clubs sollen am Wochenende selber entscheiden, wann sie schliessen».

Übersetzung: Wenn ich will, könnte ich auch einfach Wochenenden verbieten lassen.

Martin Erdmann

Martin Erdmann


Publiziert am 16. April 2014

1 Kommentar

Alle Kommentare zeigen

Verbleibende Anzahl Zeichen:

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.