
Trinken gegen Links
Die SVP verteilte Bier an der Uni Bern. Eine nette Aktion, die aber am völlig falschen Ort stattfand.
Sie hatten schon wesentlich schlechtere Ideen, die Jungs von der SVP. Bier an der Uni zu verteilen, ist nun wirklich clever. Nur damit die Hintergründe klar sind: Die süffige Aktion war nicht als nette Geste ohne Hintergedanken und schon gar nicht als Botellón gegen den Erasmus-Blues gemeint. Nein, mit dem leckeren Lockvogel, übrigens ein Eigenbräu, wollte man «
Gegensteuer gegen das linke Gedankengut geben», wie SVP-Mann und Jus-Student Lukas Lanzrein den Kollegen von «20 Minuten» verriet.
Nun stellt sich aber die Frage, ob bei den Studenten Hopfen und Malz nicht schon längst verloren ist. Denn einige, die genug alt sind, um sich immatrikulieren zu lassen, dürften schon so etwas wie eine gefestigte politische Meinung haben, so dass selbst Starkbier zu schwach ist, um an dieser etwas ändern zu können. Deshalb ist es fragwürdig, ob das Trinken gegen Links an der Uni tatsächlich funktioniert.
Wäre die Aktion doch bloss mit Rudolf Friedli, Präsident der städtischen SVP, abgesprochen worden. Er hätte sofort erkannt, dass es bei der Idee in der Ausführung hapert. Schliesslich wäre es viel effektiver, wenn das linke Problem an der Wurzel gepackt würde. Die SVP kann froh sein, dass ihr Präsident herausgefunden hat wo diese liegt – im Kinderparlament.
Friedli weiss ganz genau, was in dieser Schmiede sozialistischer Gedanken vor sich geht. «Die Kinder werden dort aufs Gröbste manipuliert», gab er kürzlich bekannt. Höchste Zeit also, dass die SVP ihre Harassen vom Unigelände abzieht und bei der nächsten Kinderparlaments-Sitzung positioniert. Das dürfte wiederum den Elternrat empören. Kinder mit Bier zu verköstigen, wäre vielleicht etwas der Zeit voraus.
Nur gut, dass man bei der SVP völlig immun gegen Empörung ist. Grundsätzlich hält man es so wie bei der Debatte um die Ausländermotion – es ist eigentlich egal, was die anderen sagen. Es dürfen also ruhig die Kronkorken von den Hälsen gerissen werden, um mit den schon etwas manipulierten Junior-Parlamentarier anzustossen. Während der Raucherpause wird dann in einem lockeren Gespräch erklärt, dass an den Anstehzeiten vor Rutschbahn und Schaukel einfach dieser Dichtestress schuld ist.
Natürlich braucht es seine Zeit, bis sich der Kinderparlament-Stammtisch auszahlt. Dafür werden die künftigen SVP-Topshots eine extreme Standfestigkeit an den Tag legen, egal ob am Rednerpult oder beim Apéro.
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