
Konfetti und andere Fasnachts-Fressalien
Auf der Suche nach Fasnachtsküchlein in der Berner Altstadt.
Sind wir ehrlich, wenn man es genau nimmt, gibt es an der Fasnacht genau ein Grundnahrungsmittel. Nein, nicht Bier ist hier gemeint, auch nicht Kafi-Lutz oder Holdrio, sondern: Konfetti. Denn es gibt sie immer wieder, diese schrecklichen kleinen Kinder, die auf den Schultern ihrer noch schrecklicheren Eltern sitzen, und dann diese Pole-Position nutzen, um nichtsahnenden Passantinnen, die gerade am Reden schwingen sind – und ergo den Mund offen haben – eine tüchtige Ladung diekt ins Gesicht zu werfen. Die Band Die Ärzte hatte wohl kaum kleine Kinder und Konfetti-Attacken im Sinn, aber sie hatte da einst eine ganz treffende Liedzeile , wie sich das anfühlt. Kleine Kinder anschreien ist nicht so die feine Art, bleibt also nichts anderes übrig, als Konfetti zu spucken und blöde dreinzuschauen.
Nicht Konfetti, sondern die echte kulinarische Seite der Berner Fasnacht gilt es aber auszutesten. Ziel wäre eigentlich, ganz traditionsgemäss, ein Testessen der Fasnachtsküchlein. Nur: Trotz Kampf durch die Menschenmassen und genauer Untersuchung jedes einzelnen Standes lässt sich in den Gassen der Altstadt beim besten Willen kein Fasnachtsküchlein finden. Weshalb sind die eigentlich abwesend? Zugegeben, ursprünglich hat das Gebäck vor allem in Basel Tradition, und hat in dem Sinne wenig mit Bern zu tun. Allerdings können das wohl weder Döner noch Churros von sich behaupten, und beide gibt es an jedem zweiten Stand zu haben.
In Abwesenheit der Fasnachtsküchlein werden also die Churros getestet, an einem Stand, der eine interessante Kombination aus Samosas, indischem Curry und eben Churros anbietet. Die eloquent als «spanische süss» beworbenen, frisch frittierten Teigstangen schmecken wunderbar; der Teig leicht salzig und mit der genau richtigen Menge Zucker daran. Die Süssigkeit ist auch bestens geeignet, um schlendernd und knabbernd das Fasnachtstreiben zu beobachten. Es gibt einiges zu sehen: Da wären Pippi Langstrumpf (5 Jahre), Pippi Langstrumpf (15 Jahre), und Pippi Langstrumpf (mindestens 50 Jahre), genug Scheiche, um die Wüste Gobi zu füllen und jede Menge Super Marios. Nur Luigi bleibt der ewige Sidekick, er wird nur ein einziges Mal gesichtet. Darüber hinaus lässt sich die irritierende Erfahrung machen, von einer (männlichen) schwangeren Nonne zweideutige Komplimente zu erhalten, sowie die Beobachtung, dass es sehr witzig aussieht, wenn sich ein dicker Mann in ein Superman-Kostüm zwängt, das mit falschen Muskeln protzt.
Ein kleines kulinarisches Wunder lässt sich an einem anderen Stand entdecken. Es ist die simpelste Idee der Welt, doch die Wirkung ist durchschlagend: Man nehme diverse Früchte, stecke sie auf einen Holzstab und tauche sie in Schokolade. Die Bananen-Erdbeer-Kombination punktet darüber hinaus noch mit gemahlenen Nüssen auf der noch warmen Schokolade. Ein bisschen Vitamin und tüchtig Süssigkeiten lassen sämtliche Currywurst-, Bier- und Asiastände um Längen hinter sich.
Das war ja gar nicht so schlimm, denkt sich da die Fasnachts-Abstinenzlerin. Nur, als dieses Wissen der Welt mitgeteilt werden soll, kreuzt der eigene Weg doch tatsächlich eines der eingangs genannten kleinen Kindern, hoch zu Ross auf elterlichen Schultern und bewaffnet mit giftgrünen Konfetti. Die Ärzte lassen grüssen.
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