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Etwas Schadenfreude, bitte!

Sie freuen sich darüber, dass der SC Bern die Playoffs verpasst hat und fragen sich nun, ob Sie ein schlechter Mensch sind? Keine Sorge, mit Ihnen ist alles in Ordnung.

Sind Sie heute mit einem Lächeln aufgewacht, mit der wohligen Gewissheit aufgestanden, dass heute ein guter Tag wird? Denn egal was auch passieren mag, schlechter als der SCB Eishockey spielt, kann es wohl nicht kommen. Ja, solche Tage sind selten und sollten daher intensiv ausgekostet werden.

Vielleicht sind Sie aber auch mit gedrückter Stimmung aufgewacht. Dann mögen Sie entweder den SCB irgendwie oder Ihre innere Dienststelle für moralische Angelegenheiten hat Alarm geschlagen. Vielleicht finden Sie es etwas fies, Ihr Seelenwohl am Misserfolg von anderen zu steigern.

Schliesslich wurde viel Geld investiert, damit der SCB Erfolg haben kann und die Spieler haben womöglich hart dafür trainiert. Aber macht das die Sache nicht noch komischer? Der SCB ist unter dem Strich (ha!) immer noch ein erfolgreicher Verein, deshalb mögen ihn irgendwie so viele. Erfolg macht Spass, aber auch arrogant. Und das gibt denen, die den SCB irgendwie nicht so mögen die Legitimation zur Schadenfreude.

Es ist also ethisch völlig vertretbar, sich am SCB zu belustigen. Zudem hat der Club durch die spektakulär schwache Saison auf gewisse Weise sein Image aufpoliert. Vielleicht nicht unbedingt bei den Fans, die hauptsächlich aus Gewinnsucht hinter dem SCB stehen. Für manche Sportfans ist aber Gewinnen nicht unbedingt sexy. Gute Clubs verlieren manchmal auch – fragen Sie YB.

Daher dürfte der SCB für manche noch nie so sympathisch gewesen sein wie jetzt. Der SCB ist gerade so etwas wie der abgehobene Millionärs-Sohn, der plötzlich merkt, dass Dussligkeit in den besten Familien vorkommen kann. Als guter Sportsmann nimmt man diesen dann mit auf ein Bier und erklärt ihm, dass es auch noch ein Leben unter dem Strich gibt. Bleibt nur noch offen, was sich der SCB für die nächste Saison ausdenkt. Vielleicht schafft der aufstrebende Underdog dann sogar den Abstieg.

Martin Erdmann

Martin Erdmann


Publiziert am 5. März 2014

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