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  • Sie alle wollen in Alexander Tschäppäts Fussstapfen treten.

  • und Mike Shiva.

  • Natalie Rickli...

  • Yvette Estermann,...

  • Oskar Freysinger,...

Frotzeln mit Freysinger

Das Zelt, die tingelnde Kleinkunstfesthütte der Schweiz, steckt nach der Italienerwitz-Affäre um Comedian Tschäppät nicht den Kopf in den Sand. Im Gegenteil: Im neuen Comedyprogramm finden sich so aufgestellte Zeitgenossen wie Oskar Freysinger, Natalie Rickli oder Mike Shiva.

Was kommt nach Tschäppät? Die Stadtberner Linke wird sagen: Ursula Wyss. Die Bürgerliche weiss auf diese Frage zu ihrem Leidwesen noch keine schlüssige Antwort. Abseits stadtpolitischer Belange hat nun Das Zelt, die grösste mobile Kleinkunstbühne der Schweiz, ihre Kandidatenliste bekanntgegeben. Wer davon ausging, dass die Veranstalter nach Alexander Tschäppäts Comedyauftritt Vorsicht walten lassen, hat geirrt: Als neue prominente Spezialgäste des Comedy Clubs in der laufenden Saison sind so schillernde Figuren wie Oskar Freysinger, SVP-Nationalrat und Walliser Staatsrat oder die SVP-Nationalrätinnen Natalie Rickli und Yvette Estermann angesagt, ebenso der SP-Chefzündler Cédric Wermuth oder der hellsichtige Mike Shiva.

Legt es Das Zelt auf einen neuen Comedy-Skandal nach dem Kaliber von Tschäppäts staubigen Italienerwitzen an, weil ja bekanntlich jede Presse gute Presse ist? «Wir hatten ein grosses positives Echo auf Herrn Tschäppäts Auftritt, erst nach der zunehmenden Medienberichterstattung erreichten uns auch negative Reaktionen», ist von Seiten der Zelt-Eventabteilung zu erfahren. Dass das Aufgebot auf einige potentielle Zelt-Gäste abschreckend wirken könnte, davor hat man offenbar keine Angst. «Die eingeladenen Persönlichkeiten sind ja lediglich ein Bestandteil unter vielen weiteren Programmpunkten.»

Zudem ist nicht zu erwarten, dass beispielsweise der provokationslustige Oskar Freysinger ein eigenes Comedyprogramm präsentieren wird, wie das bei Tschäppät der Fall war. «Die Spezialgäste werden ins Programm integriert und von Satireprofis wie Birgit Steinegger, Michael Elsener oder Andreas Thiel parodistisch interviewt – nur wenn jemand explizit darauf besteht, ein eigenes Programm zusammenzustellen, rücken wir vom Konzept ab.» Dies war letztmals bei Tschäppät der Fall – samt anschliessender Anzeige wegen Verletzung der Rassismusstrafnorm und einer nationalen Komik-Debatte. Bislang habe erst Yvette Estermann angekündigt, ihre Viertelstunde eigenständig gestalten zu wollen. Ein Vorsprechen vor dem Comedy-Ausschuss des Zelts mit etwaigen inhaltlichen Zensurbalken wird auch Estermann nicht durchlaufen müssen. «Wir sind nicht verantwortlich für den Inhalt der Darbietungen», so die Auskunftsdame des Zelts, «der liegt ganz im Ermessen des Auftretenden».

Man darf also gespannt sein, welche sauglatten Einfälle im Zelt heuer präsentiert werden. In Bern zumindest ist so bald nicht wieder mit einer Staatsaffäre zu rechnen. Mit dem Politologen und gfs-Chef Claude Longchamp ist am 18. Dezember ein Gast geladen, dessen etwaig geäusserten Unsäglichkeiten zumindest nicht untrennbar mit dem Image der Stadt verknüpft sind. Und sein komisches Potenzial? Die Fliege selbstverständlich, Longchamps Markenzeichen. Diese wird unweigerlich rotieren müssen, unter Pfeifgeräuschen wie an einem Kindergeburtstag. Dieser Witz ist fast so alt, aber so viel origineller als jener über die Arbeitsmoral südländischer Einwanderer.

Hanna Jordi

Hanna Jordi lebt in Bern seit 1985. Etwas anderes hat sich bislang nicht aufgedrängt.


Publiziert am 21. Februar 2014

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